Autor: Rudolf
Fischer
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Aber am Pavillon hing eine Karte aus, in der der Pilgerweg eingezeichnet war. Ich hatte eine Michelin-Karte (441, 1:400.000) sowie ein Messtischblatt (Oviedo 7-2, 1:100.000) von R.W.. Meine Vermutung bestätigte sich: Der Pilgerweg folgt i.W. der kleinen Straße, die südlich von Villaviciosa von der Richtung Valdediós (AS-113) nach Westen abzweigte (erst VV-10, dann VV-9, ab Peón AS-331); nur zwei große Serpentinen kürzt er ab. Sehr gut. Als Dörfer waren angegeben: Amadi, La Parra, La Casquita, Grases, Niévares, Peón. - Nun war das nicht unbedingt sehr hilfreich. Zum einen haben die Dörfer meist keine Ortsschilder (deshalb muss man oft einfach Einwohner fragen, wo man ist), zum andern kamen die Namen des alten Messtischblattes auf der neuen Michelin-Karte fast alle nicht vor. Das war nicht nur eine Frage des Maßstabes, sondern wohl eher der Historie. Irgendwann hatte eine Gemeindereform einfach eine andere Gruppe von Bauernhäusern zum "Ortskern" der Streusiedlung bestimmt. Im Grenzfall bestand der "Ort" aus einem einzigen Hof. Zur weiteren Verwirrung trug oft bei, dass auf der Karte der Name einer Samtgemeinde angegeben war, die es physisch nirgends gab, da auf den Ortsschildern, so denn vorhanden, nur der Name des jeweiligen Ortsteils stand ... Na, mit diesen Schwierigkeiten muss man sich in Asturien und Galicien eben herumplagen. (Rozadas und Peón stehen auf der Michelin-Karte).
8h42 (0 min) ging's los. Der N-632 nicht um die nahe Rechtskurve folgen, sondern geradeaus (Calle Valle Ballina y Foez) in die Altstadt, dann rechts parallel zur N-632 durch die Calle Sol. Hinter der Kirche links in die Calle Cabamilles in Richtung Oviedo bis zur nächsten Kreuzung. Dort rechts in die Calle Pedro Pidal Arroyo. Diese Landstraße AS-113 könnte man eigentlich bis zur endgültigen Abzweigung nach rechts in die VV-10 (Wegweiser: Rozadas), die wesentlich später kommt, laufen. Aber der Pilgerweg macht bis dahin einen hübschen Linksschwenk an der Kirche von Amandi vorbei.
Deshalb verlässt man die Straße vor der Brücke mit dem Schild Ría de Villaviciosa links, indem man einige Stufen hinuntergeht, die zu einem Privatgelände mit Hochhäusern zu führen scheinen. Zwischen den Häusern und dem Fluss geht aber offiziell der Paseo de la Alameda vorbei, dem man bis zu einem Park am Fluss folgt. Erstaunt sah ich hier eine Muschel. (2001 dachte ich, dass sich Michael Kasper diesen Umweg ausgedacht hatte.) Auch gelb-weiße Wanderwegmarkierungen weisen geradeaus. Am Ende erreicht man eine Straße, geht etwas rechts weiter, bis die gelb-weißen Wanderzeichen und ein gelber Pfeil eine Betonpiste links hinaufzeigen. Nach 250 m biegt man rechts zur Kirche San Juan ab. (9h22, 0.40) (Auf dem Messtischblatt war wohl die Kirche eingezeichnet, aber nicht der zugehörige Ort Amandi.) Die Kirche war geschlossen.
Es geht rechts hinunter bis zur Straße, dort links (leider ohne Seitenstreifen), bis Wegezeichen einen halbrechts abbiegen lassen, dann geradeaus bis zu einer Kapelle. Dort muss man nach rechts weiter. Michael Kasper warnt vor irreführenden Pfeilen, die geradeaus zeigen. Sie führen nach Covadonga und kommen einem noch oft an diesem Tage entgegen. Leider sind sie auch gelb. Also nicht beirren lassen!
Nun folgt eine alte schöne Brücke über den Río Valdediós, und dann stößt man etwas später wieder auf die AS-113. Diese geht man ein Stück links, bis man die schon erwähnte Abzweigung nach rechts in die VV-10 erreicht (Wegweiser: Rozadas). Etwa 1 km geht es das Sträßchen entlang bis zu den Ortsschildern von Grases und La Casquita. Hier kommt die Verzweigung der Pilgerwege. (9h56, 1.14) Eine Muschel weist nach links, die andere nach rechts. Wer wie wir in Richtung Gijón weitergehen will, bleibt einfach auf der Straße; in Richtung Oviedo zweigt man links ab. Bis hier waren wir schon 2001 gekommen und nach Oviedo weitergegangen.
In diesem Jahr folgten wir also der Straße weiter geradeaus.
Es geht immer geradeaus einen schönen Fahrweg in halber Höhe das Tal entlang, in dem weiter unten Bauernhöfe liegen. Am Weg selbst gelegentlich ein Gebäude. Einmal ein Muschelstein an einem Pfosten. Bei einem Rechtsabzweig gibt es eine Unsicherheit, aber geradeaus ist richtig: 20 m weiter steht ein Haus mit einem Muschelstein. Endlich läuft der Weg direkt auf einen großen Bauernhof zu; man selbst folgt einem Muschelstein in eine Rechtsabzweigung; 50 m weiter halblinks. Der Fahrweg folgt nun einem Bach mit milchigem Wasser, der links von ihm daherrauscht. Der Feldweg wächst langsam zu, lässt den Bach links liegen und geht in einem Rechtsbogen in ein Eukalyptuswäldchen. Rechts liegt eine merkwürdige turmförmige Ruine. Dann kommt eine Verzweigung. Es geht nach rechts (Muschelstein), schon nach 30 m nochmal nach rechts (Muschelstein). (10h40, 1.58)
50 m weiter verließen wir den Wald und standen vor dem Zaun einer riesigen Baustelle. Man kann sich unsere Verblüffung vorstellen. Natürlich kein Zeichen weit und breit. Die Arbeiter, die wir ca. 150 m links sahen, hatten wir schon zwei Abzweigungen vorher sprechen und rumoren hören. Ich dachte, da seien Bauern auf einem Feld. - Rechts ging es den Zaun hinab in eine Senke hinunter, das war wenig vielversprechend. Also nach links, bis zu den Arbeitern hin am Zaun entlanggestolpert. - Die Arbeiter nahmen von uns keine Notiz. Wir sahen links einen Weg einmünden, den wir auch hätten herauskommen können. Mit demselben Ergebnis natürlich. Aber hier war wenigstens der Zaun unterbrochen.
"Der Camino ist wohl futsch!" sprach ich einen älteren Mann an. "Nein," sagte der auf einmal ganz zugänglich, "geht die Baustelle nach rechts und dahinten im Linksbogen über die Brücke. Dann findet ihr ihn schon wieder." - Ohne ihn wäre ich eher nach links weitergelaufen. - Die Baustelle gehörte zu einem Autobahndreieck der Richtungen Villaviciosa - Gijón und Villaviciosa - Oviedo. Wir folgten also der noch nicht geschotterten Straße nach rechts. Sie stieg an und führte im Linksbogen über die genannte Brücke. Ringsum weiteres Baugelände, etwas weiter schon die nächste Brücke. Wir blieben auf unserer Fahrspur, die zu unserem Leidwesen weiter einen riesigen Linksbogen machte, so dass wir bald parallel zur ursprünglichen Richtung auf der anderen Seite der im Bau befindlichen Autobahn zurückliefen. Der Bauzaun ließ uns nicht ausbrechen. Aber ich bildete mir ein, jenseits des Zaunes, etwa 100 m weg, eine Kreuzung zu sehen, an der ein Muschelstein stand. Also brav gelaufen, bis der Zaun zu Ende war, und dann rechts herum spitzwinklig wieder zurück auf die gesichtete Landstraßenkreuzung zu. (Ein großer Hund versuchte, sich von seinen Besitzern loszureißen und uns anzugreifen. Aber sie hielten ihn erfolgreich fest.)
Wer beschreibt unsere Freude, als wir die Kreuzung erreichen. Von rechts kommt die VV-10, die wir verlassen hatten. Links liegt ein Ort, wohl Rozadas. Geradeaus geht die VV-9 nach Peón und El Pedroso, und tatsächlich weist ein Muschelstein diesen Weg. (Die VV-9 schwingt in einer riesigen Serpentine fast bis El Pedroso, das schon an der N-632 liegt; dort waren wir mit dem Bus durchgekommen. Dann geht die VV-9 fast spitzwinklig zurück, um die Höhe zu gewinnen. Das alles kürzt der Pilgerweg ab, dafür geht es steil hoch.)
Man geht nun auf der Straße nach links weiter (Muschelstein), bis man eine scharfe Rechtskurve erreicht. Dort machten wir (12h46, 4.04) Mittagspause auf einigen Felsbrocken. Ein frischer Wind pfiff über diese (höchste) Höhe und kühlte uns ab. 13h06 gingen wir weiter.
Nun folgt man der Straße bergab, bis man links das Tal einsehen kann. Baulärm links: Dort entsteht ein Tunnel für die Autobahn nach Gijón. Eine Baustraße führt spitzwinklig links ins Tal, alles staubverkrustet. Oh, ein Muschelstein links? Müssen wir etwa die Baustraße entlang? Das ist unmöglich. - Nein, zum Glück zweigt ein Hohlweg, der steil nach unten führt, ebenfalls spitzwinklig links ab, aber rechts neben der Baustraße. Entkommen!
(13h55, 4.53) Die Sonne kommt raus, es wird heiß. Wir gehen immer noch das Tal hinunter. Auf einmal sehen wir hinter uns Rucksackgestalten. Es sind zwei junge Pilger: Nere (w) sowie David aus der Gegend von Bilbao. (David ist Italiener, wie wir später erfahren.) Der Pilgerweg kommt von links wieder dazu, die anderen haben auch keine Abzweigung gesehen. Gemeinsam erreichen wir eine versetzte Landstraßenkreuzung: zuerst kommt die VV-7 als Querverbindung von der N-632 von rechts, etwas weiter die AS-331 von links aus Richtung Oviedo. Sie "übernimmt" sozusagen unsere VV-9 und führt geradeaus nach Gijón.
(14h20, 5.18) Wir kehren in der Bar Casa Pepito ein, (Menü 5,40 EUR im Angebot) trinken aber nur etwas. 14h50 geht's weiter. Die nächste Streusiedlung ist Peón. Vor einer Fabrik eine Wasserstelle. 200 m weiter halbrechts, dann im Zickzack das Tal hoch, den Muscheln und Pfeilen folgen. (So kürzt man die zweite auf der Karte gesehene Serpentine ab.) An den letzten Häusern endet das Asphaltsträßchen. Geradeaus einen Fahrweg hoch, der wird zum Fußpfad, im Wald später zum (trockenen) Bachbett. Es geht sehr steil hoch.
(15h21, 5.49) Asphaltstraße erreicht, links weiter hoch. Hier treffen wir wieder auf Nere und David, die am Straßenrand Pause machen. Wir sehen sie heute nicht wieder. -
(16h01, 6.29) Dem Camin del Charcu, einer Piste, folgen, an Häusern vorbei bis zu einer Asphaltstraße. Einen Fußpfad geradeaus. (16h10, 6.38) Nach 200 m wird eine Piste erreicht, rechts geht es abwärts, etwa 1 km. Noch einmal etwas Natur. Die Piste wird immer breiter. Links taucht ein Campingplatz auf. Sein Eingang liegt schon an der N-632.
(16h30, 6.58) Gegenüber diesem Eingang die N-632 überqueren und ein Asphaltsträßchen entlang, links große Parks. Auf einem Kinderspielplatz rechts noch einmal eine kurze Pause. 16h45 weiter. An der nächsten Kreuzung geradeaus (keine Zeichen), etwa 500 m der Straße in gleicher Höhe folgen bis zu einer Linkskurve (links an Hausmauer Muschelstein). (16h54, 7.15)
Es folgt nun ein sehr ermüdendes Stück durch die Vorstädte von Gijón. Die Beschreibung ist schwierig. Die folgenden Hinweise sollen nur zur Kontrolle sein (für die Richtigkeit bürge ich nicht). Die Auszeichnung ist fast durchweg gut. - Der Linkskurve folgen und ca. 600 m der Straße nach; sie schlängelt sich an Häusern vorbei (rechts eines mit Wappen, Schwert und Muscheln). An der nächsten Kreuzung links (Schilder nach Somió und Fuente El Guegu). (17h01, 7.22) Links dem Straßenverlauf folgen bis zu einem Abzweig rechts (Schilder Cimadevilla, Cimavilla, usw.) = Ortsteil Cabueñes. (17h07, 7.28) Caleya Conde. Nach 300 m links verblichener blauer Pfeil am Baum, 10 m weiter Muschelstein. Nach 100 m: links (Pfeil), Kreuzung, links halten (Kneipe). (17h13, 7.34) Camin de la Fronteira.
(17h22, 7.43) Nach etwa 500 m Ende der Straße, dort nach rechts (Muschelstein, Pfeil). Nach 50 m Bar La Fontaine. 100 m weiter die nächste Bar. Kreuzung (keine Zeichen). Links Kirche, kleiner Park mit Bushaltestelle. Hier ist eine Übersichtskarte, aus der man sieht, wie weit man noch vom Zentrum entfernt ist. Sehr weit! - Man geht rechts an Park und Bushaltestelle vorbei 150 m geradeaus; an nächster Verzweigung halbrechts. (Links liegt ein riesiger Gebäudekomplex, die Universität?) Camino de las Azaleas (Hunde hinter Mauer). Nach 100 m rechts Camino de las Claveles. Links kommt dann ein Altersheim. Rechts die Bar El Limonar.
(17h50, 8.11) An Y-Kreuzung halblinks, 100 m an der nächsten rechts (links liegt ein Restaurant).
Gäste und Wirt des Restaurants (Tische und Stühle auf der Straße) sehen uns laufen und stecken die Köpfe zusammen. Wir erreichen nach 100 m die Plaza de Villamanín, mit Kreisverkehr und einem Rastplatz als Insel in der Mitte. Hier hören die Pilgerwegzeichen unvermittelt auf!
(18h43, 8.39) kommen wir an einen großen Kreisverkehr, hinter dem ein Fluss, teils mit kanalartigen Zweigen, verläuft. Es ist der Rand der Innenstadt, aber noch nicht der Altstadt. Wenigstens weiß ich seit der Straße "Prof. Pérez Pimentel", wo wir auf dem Stadtplan sind, und kann uns so direkt und sicher die Boulevards entlang zur Altstadt führen. Ein langer, schweißtreibender und ermüdender Weg. (19h30, 9.26) erreichen wir unsere Pension. Wir sind ziemlich fertig.
Später gehen wir noch auf einen Schlummertrunk in eine Eckkneipe an der unweit gelegenen Plaza del Instituto. Aufmerksame Bedienung, gutes Bier zum fairen Preis. Ich brüte wieder über dem Stadtplan, winke der Bedienung, die gerade nicht so viel zu tun hat. "Wo geht hier der Pilgerweg nach Santiago de Compostela durch die Stadt?" Sie weiß es nicht, aber an der Theke unter den Stammgästen sitzt ein "Spezialist", der schon einmal auf dem Camino Francés unterwegs war. Mit überlegenem Gesicht kommt sie zurück und händigt mir den Stadtplan wieder aus: "Den Camino de Santiago gibt's hier nicht." Ich platze fast vor Lachen heraus, gebe ihr dann meinen Pilgerausweis, auf dem auch die Nordwege deutlich eingezeichnet sind; ein Ast geht unübersehbar über Gijón. Wie ich schon einmal sagte, "hilfreiche" Spanier haben es nicht gern, wenn sie bei einer falschen Auskunft erwischt werden. Sie geht etwas beleidigt mit dem Ausweis zu dem "Spezialisten" und hält ihm das Ding unter die Nase. Er muss passen. Na, wenigstens kann sie jetzt auf ihn verweisen. Wenn selbst ein "Spezialist" es nicht weiß, kann sie es schon gar nicht wissen... O Gijón, du kümmerst dich wirklich einen Dreck um den Pilgerweg.
Offiziell, so hieß es im Informationskiosk, geht der Pilgerweg am Stadtstrand entlang und dann am Hafen. Nein, leider keine Auszeichnung. Auch keine Idee, wo es denn wohl am anderen Ende der Stadt weitergeht. Nur allgemein: "An der Küste die Hafenstädte hoch"; das war jedenfalls falsch, wie ich von R.W. wusste. Nach seinem Bericht ging es später nicht direkt am Hafenrand weiter, und man muss rechtzeitig nach Westen abbiegen. Das sollten wir morgen schon finden!
Etwas weiter schwingt sich von der Straße ein Viadukt hoch, da quer voraus ein Höhenzug liegt. R.W. ist dem Viadukt gefolgt. Wir bleiben vorsichtshalber unten und laufen auf das Dorf Veriña, das rechts liegt, zu. Müssen wir nach rechts durchs Dorf? Oder geradeaus durch den engen Tunnel? Wir sehen keine Zeichen, laufen auf Verdacht längs unter dem Viadukt her und lassen das Dorf rechts liegen. Als wir uns unter dem Viadukt dem "Tunnel" nähern, stellt sich dieser nur als Bahnunterführung heraus. Und 100 m vor ihm sehen wir auf der linken Straßenseite einen gelben Pfeil nach links in ein kleines, bisher verborgenes Sträßchen weisen. Außerdem weiß-rote Wanderzeichen.
Freudig überqueren wir die Straße und biegen dort nach links ab, entkommen so dem Industriegebiet und der Fernstraße. Schilder Poago-Montiana, dann Poago-Zarvacina. Es geht hoch und in einem Rechtsbogen über eine Brücke (unten verläuft die Eisenbahn) durch den kleinen Ort, in Serpentinen immer höher.
Wir liefen in praller Sonne die steile Asphaltstraße weiter hoch. Rechts ein Haus mit Pilgermuschel und schönen Verzierungen darum. (12h36, 3.19) Rast auf der Höhe am Wald neben einem Muschelstein. Ein frischer Wind sorgt für baldige Erholung. 12h50 geradeaus weiter auf einer Piste, die sich bald schon wieder etwas senkt. Angenehm zu laufen. (13h26, 3.55) An einer T-Kreuzung links ab (Pfeil), Wegweiser: "Dolmen San Pablo".
(50 m weiter links nochmal ein Wegweiser zum Dolmen, leider ohne Entfernungsangabe. Wir gingen probeweise ca. 300 m in die Richtung, gaben dann aber auf und liefen zur Abzweigung zurück. Dort in der ursprünglichen Richtung geradeaus weiter.)
Man erreicht einen Pferdehof rechts. Dort konnte ich meine Pfefferspritze einweihen. Ein Kläffer sauste durch das Tor auf uns zu und hörte auch nicht auf seine Besitzerin, die ihn zurückrief. Kaum war er in Reichweite, bekam er eine Ladung ab, ziemlich gut getroffen. Er blaffte noch einmal verblüfft auf, zog sich dann aber hastig zurück. - Ich war nicht so ganz zufrieden, hatte erwartet, dass er sich jaulend überschlagen würde. Naja, die Spritze wirkte ja auch so, und ich will ja den Hunden nichts wirklich Übles.
Es geht lange weiter geradeaus auf der Höhe durch schöne Natur. Wegen der vielen Bäume hat man leider selten eine schöne Aussicht. - Schließlich kommt eine Gärtnerei. Tobende Hunde, aber angebunden. Dann geht der Wanderweg nach links, der Pilgerweg rechts weiter eine Asphaltstraße entlang. (13h41, 4.10) Nach 100 m scharf links ab und steil nach unten, rutschig. Es geht ins Tal hinunter, das R.W. gemütlich entlanggegangen ist. In der Nähe einiger Bauernhöfe verzweigt sich der Weg dreifach, die mittlere Alternative ist die richtige. (14h10, 4.39) Man kommt zu einem Dörfchen hinunter, überquert eine Landstraße und erreicht die Kirche Santa Eulalia.
(15.54, 5.53) Rechts an der Straße eine Bar. Ortsteil Tamoa, wie der Wirt auf meine Frage sagt. Wir trinken genüsslich Kaltes. Der Wirt plaudert etwas mit uns. Die Ruhe tut gut. Hätten wir gewusst, dass nun der mieseste Teil unserer diesjährigen Pilgertour folgte, wären wir nicht so gelassen gewesen.
Na gut, also bis zum Kreisverkehr. Die Pfeile weisen nach links, 40 m über ein Stück alte Straße, Leitplanke überklettern, laut Pfeil nach links, nach 20 m Straße überqueren und laut Muschelstein rechts hoch: Fußpfad an Häusern vorbei, Asphaltsstraße, dann scharf links auf einer Brücke über die Autobahn. (Das war wohl der schwierige Abschnitt, den uns das Mädchen erläutern wollte. Na, ging doch.)
Meine Frau weist auf den großen Hügel vor uns. Da müssen wir doch nicht drüber, oder? Ich wiegele ab, es geht sicher parallel zur Autobahn entlang. Warum müssen wir diese eigentlich überqueren? Die Schnellstraße führt schnurgerade nach Avilés! Ja, "warum" fragen die Pilger oft. - Vor einigen Häusern geht es rechts in einen Waldweg, sieht doch bestens aus. Hinter einem Linksbogen, nur 50 m weiter, ist abrupt erstmal Schluss: Rechts geht's auf eine Wiese, halbrechts in einen halb zugewachsenen, matschigen Hohlweg (o nein), geradeaus ganz steil den großen Hügel hoch. Keinerlei Zeichen, nichts. - Wir schwärmen aus. Meine Frau stapft tapfer den steilen Weg hoch. Ich erkunde die Wiese, was den Fußspuren nach schon viele gemacht haben, komme unverrichteter Dinge zurück. Der Hohlweg ist ebenfalls so gut wie unpassierbar. Also auf Verdacht den Hügel hoch, obwohl meine Frau, die inzwischen zurückgekommen ist, auf den nächsten 300 m ebenfalls kein Zeichen gesehen hat. Das kostet Kraft und Nerven!
(16.52, 6.25) Tatsächlich: oben auf der Höhe wieder ein Pfeil. Geradeaus, rechts (Pfeile auf dem Boden), bergab, rechts, lassen wir uns wieder zur Autobahn führen. Ein gerölliger, tückischer Abwärtsweg. Urplötzlich rutschen mir beide Füße weg, und ich schlage schwer auf. Meine Frau läuft erschrocken auf mich zu. Ich habe mir aber nichts getan, bin nur etwas geschockt, dass ich überhaupt nicht mehr reagieren konnte. Ganz vorsichtig weiter nach unten. - Die Autobahn dröhnt und dröhnt, und wir müssen viele Kilometer direkt neben ihr entlang. Der Lärm ist schlimm, beeinträchtigt mich sehr. Wir laufen in eine Baustelle; vor uns einfach eine tiefe Grube, die den Weg zerschneidet. Über Stock und Stein müssen wir sie in einem Linksbogen umgehen. Einer Brücke über die Autobahn folgen wir nicht. Jenseits liegt ein Industriegebiet, das auch nicht verlockend aussieht. Tatsächlich ist diese ganze Seite von Avilés mit Industrie vollgestopft, und wohl deshalb haben die Planer keine bessere Route für den Pilgerweg gefunden. (17.28, 7.01) 8 Minuten Pause, ich bin ziemlich erschöpft. Gut, dass wir zu essen und zu trinken dabei haben, Früchte und Wasser.
Etwas später erreichen wir die Vorstadt Trasona. Die Straße macht einen großen Bogen, dann geht es durch eine Unterführung, hinter ihr rechts bis zu einem Kreisverkehr. (17h46, 7.11) Am Kreisverkehr links, an einem Parkplatz vorbei, am Ende nach rechts versetzt ein Sträßchen runter in ursprünglicher Richtung. Zwei mittelgroße Hunde folgen uns, sind aber nur neugierig. In einer Linkskurve gehen wir geradeaus ab, quetschen uns zwischen Friedhof und Autobahn durch. Dann geht es lange Zeit parallel zur Autobahn immer geradeaus auf Asphaltsträßchen weiter. (18h17, 7.42) Es geht über einen Hügel. (18h34, 7.59) Wir haben die Bebauungsgrenze von Avilés erreicht. Aber wie in Gijón: Bis zum Ziel ist es noch weit. Jetzt geht es im Zickzack den Pfeilen und Muscheln nach, kaum zu dokumentieren. Man bleibt aber immer in der Nähe der Autobahn, die hier zur Schnellstraße wird. Ich wusste, dass wir ganz im Süden waren. Wann ging es denn endlich nach Norden? Nun, die breite Ría von Avilés erzwingt diesen Bogen durch den Süden. Aber die Zeit verrann, und unsere Kräfte schwanden auch. Die Ohren halb taub von dem Dauerlärm.
Weitere Wegbeschreibung: Vom Kreisverkehr kleinen Weg geradeaus, dann links in die Calle Río Agreira, rechts in die Calle Río Cares, links, dann rechts in einen Park. Hier kurze Pause. Wasser, aber sehr gechlort. Ein paar Jungen fragen uns, ob wir Pilger sind. (19h00, 8.15) weiter, ich habe die Schnauze ziemlich voll. Durch den Park, rechts bis zur Schnellstraße (die die Verlängerung der Autobahn bildet), links, dann auf einer Brücke hinüber (endlich nach Norden!). Kurz hinter der Brücke wieder ein Pfeil nach links. Ich vermute verärgert, dass der Pilgerweg wieder einen unnötigen Extraschwenk macht. Ich will weiter geradeaus nach Norden. Ich frage zwei Männer nach der Pilgerherberge. Noch weit weg, da hinten links zur Hauptstraße und dann rechts, verstehe ich. Also bis ans Ende der Straße, dann kurz links. Hier geht eine Brücke über die Eisenbahn - und zu ihr führt von der anderen Seite (uns entgegenkommend) ein gelber Pfeil! Wir hätten also genausogut doch den Pfeilen folgen können, denn über diese Brücke muss man auf jeden Fall.
(19h17, 8.32) Es geht über die Brücke ins Tal hinunter auf die querende Hauptstraße zu, die nach Norden ins Stadtzentrum führt. Also auf ihr nach rechts weiter, aber schon nach 100 m zweigt halbrechts eine Straße ab, die einen Bogen der Fernstraße abkürzt und nach einigen 100 m wieder auf diese zurückführt. Wir laufen ergeben weiter. Mir spukt im Kopf herum: Es gibt zwei Herbergen. Bei einer musste Pilgerfreund R.W. stundenlang warten, bis jemand mit dem Schlüssel kam. Ich habe zwei Adressen, aber jetzt wird die nächste Herberge, die wir finden, angesteuert, mir ist schon alles egal. (Man muss berücksichtigen, dass dieses unsere zweite Etappe war, und das nach einer recht langen ersten; ich war einfach noch nicht "eingelaufen".) Rechts in einem Laden Wasser gekauft, was als Dringendstes fehlt. Immer geradeaus, bis wir einen breiten Boulevardring erreichen, der anzeigt, dass hier die Altstadt beginnt. Gottseilob! Jetzt muss die Suche nach der nächsten Herberge folgen, denn das Oficina de Turismo hat garantiert schon geschlossen, ein Gedanke, der mich seit Stunden plagt. Einen Stadtplan habe ich auch nicht.
Jenseits des großen Ringes schauen wir uns suchend nach Muscheln um, vielleicht führen die ja zur Herberge. Schon sprechen uns hilfsbereite Leute an. "Wollt ihr zur Herberge?" (Ja, egal, zu welcher der beiden.) "Na, die ist doch da vorn!"
Gern zahlen wir den Übernachtungspreis von 3 EUR pro Kopf. Das ist völlig in Ordnung. Dafür ist die Herberge sauber und ordentlich. Die Hospitalera gibt uns einen Stadtplan von Avilés; ferner den Tipp, dass wir die weite Etappe zwischen Soto de Luiña und Almuña durch eine Übernachtung in der Bar Gayo in Santa Marina, etwa auf halbem Weg, also sehr günstig gelegen, überbrücken können. Wir erhalten sogar einen Prospekt. Die Besitzer seien pilgerfreundlich, sagt die Hospitalera weiter, es gäbe sogar für Vollpension einen unglaublich niedrigen Pilgersonderpreis. Eine der Helferinnen, wohl ihre Tochter, mischt sich ein. Nein, zu essen gäbe es da nichts, weil ... (ich verstehe die Erläuterung nicht). Die Hospitalera ist etwas verwirrt. Na, ich notiere mir im Geiste: Also, besser Lebensmittel mitbringen. Das stellte sich als goldrichtig heraus, aber ansonsten war der Tipp wirklich sehr hilfreich.
Die Hospitalera wird später von anderen Pilgern als "Drachen" bezeichnet; zu uns war sie freundlich und sehr hilfsbereit, diese Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Sie gibt uns nach anfänglichem Zögern sogar einen Schlüssel zum Hoftor, den wir beim Abrücken am nächsten Morgen hinterlegen sollen. Kein Problem. Wir wollen nämlich noch in die Stadt, einkaufen (für den Proviant am andern Tag) und zu Abend essen. Nach dem Duschen wird die Zeit sehr knapp. Wir rennen zur Hauptstraße zurück, auf der 21h00 die Geschäfte schließen. Sonst haben wir morgen nichts für unterwegs. Es klappt soeben noch. Die Geschäfte lassen oft auch noch direkt vor Geschäftsschluss ein, ohne dass man böse angeschaut wird wie in Deutschland.
Es ist schon dunkel, als wir durch die Altstadt schlendern. Ich bin immer noch erschöpft, während meine Frau sich wie üblich nach einer Pause schon völlig wieder erholt hat und am liebsten die ganze Stadt durchstreifen möchte. - Nun, wir kehren am Rathausplatz wieder um. Eines habe ich noch vor: Bei der Bar Gayo anzurufen und für Freitag auf Samstag ein Quartier zu reservieren. Auf Spanisch telefonieren! Immer noch ein Albtraum für mich, aber es muss sein. Also die Nummer von dem Prospekt gewählt, eine Frau meldet sich. Ich sage mein Sprüchlein. Bitte jetzt keine Rückfragen oder Probleme! - Leider doch, sie macht irgendwelche unverständlichen Einwände. "Completo?" Nein, aber ... Ich habe einen Sprachblock, sie ruft immer nur "diga me" (Sagen Sie's doch), ja, was denn? Ich wiederhole stur, dass wir deutsche Pilger sind und ein Doppelzimmer von Freitag auf Samstag reservieren wollen. Wo wir denn jetzt seien? (Himmel, was tut das zur Sache?) "In Avilés!" - "In Avilés?" Sie findet das aus einem mir unersichtlichen Grund merkwürdig oder bedenklich, wie ich am Tonfall höre. Mir reißt der Geduldsfaden: "Vale, o no?" Da sagt sie endlich dreimal "vale" (ok) und hängt auf. Ich bin schweißüberströmt. Aber es müsste eigentlich geklappt haben, oder? Ich bin mir erst nicht sicher. - Wir kehren noch in der Calle Ribero in einer Bar ein, wo man mit einem Standardmenü lockt (Teller mit Salat, Pommes und "pollo"). Servieren sie tatsächlich noch nach 22 Uhr? - Doch, es essen dort auch noch einige andere, und so bekommen wir noch alles, was das Herz begehrt, einschließlich des Schlummertrunks. Als wir in die Herberge zurückkehren, brauchen wir unseren Schlüssel, denn die Hospitalera und die Helfer haben selbstverständlich längst Feierabend. Es ist auch niemand mehr eingetroffen.
(10h24, 0.15) ging es also weiter: Marcos del Torniello, links ab in die Av. del Alemania (oh, erfreut!) und diese immer entlang, dabei hochsteigend, bis es an einer Y-Verzweigung halblinks in die Carcedo geht. Immer noch durchgehende Bebauung, aber kurz darauf bleibt diese zurück, als die Carcedo in die Landstraße nach Coto übergeht.
Ein steiles Sträßchen rechts hoch. Nach 200 m Ortsschild San Martín de Laspra. 50 m weiter halblinks abbiegend eine steile Betonpiste hoch. Hunde blaffen hinter Zäunen und Mauern. Dann erreicht man die Hauptstraße durch den Ort. Man folgt ihr nach links hoch. Sie macht dann einen Rechtsbogen. Am Weg eine Bar: wohl endgültig geschlossen. (Diese Etappe hat u.a. den Nachteil, dass man nirgendwo einkaufen kann.) Einige Häuser weiter kommen Leute aus einem Laden. Als ich einschwenke, wird der Laden hastig von außen geschlossen. Ich gehe auf die Besitzer zu und frage, ob wir nicht doch noch wenigstens Wasser bekommen können. Schroff: "Hier ist kein Laden. Das ist ein Privathaus." - Aha, Abwehrlüge, der Verkauf ist illegal. Ich habe ganz deutlich gut gefüllte Regale gesehen ... 12h44 (2.25) endet die Dorfstraße auf der Höhe an einer T-Kreuzung. Keine Zeichen! Es geht links weiter. Abwärts zu einem Friedhof, rechts liegt eine Kirche, die meine Frau unbedingt inspizieren muss. Links am Friedhof vorbei hinunter, nächste Straße rechts. Vor einem taucht im Tal ein größerer Ort auf, es ist wohl Piedras Blancas. (12h48, 2.29) Ortsschild El Pontón. Die Straße hinunter. Unten kurz nach rechts, um eine größere zu erreichen. Auf dieser links und (12h58, 2.39) eine Vorfahrtstraße überqueren. (Hier ginge es nach links nach Piedras Blancas, und hier käme man wohl auch aus der Stadt heraus, um auf dem Pilgerweg weiterzugehen. Ca. 100 m in Richtung Stadt links ein Gebäude, das eine Bar sein könnte, aber ich habe weder Zeit noch Lust, diesen Abstecher zu machen.)
Also die Straße überqueren und dann lange an einer großen Mauer entlang, die zu einem Gutshof gehört, den man bald oben rechts liegen sieht. Man hält dann rechts auf eine Anhöhe zu.
Ein Ehepaar spricht uns an. Er ist Deutscher, in Spanien verheiratet. Sie fragen wie üblich nach dem Pilgerleben. Ich bringe vergeblich die Sprache darauf, dass wir heute nicht wissen, wo wir unterkommen sollen. Wäre gern einer Einladung gefolgt.
(13h16, 2.57) Calle Juan sin tierra. Natürlich klettert der Pilgerweg die schon gesichtete Anhöhe wieder steil hoch, aber es weht ein frischer Wind. Auf halber Höhe geht mir trotzdem die Puste aus, und wir rasten von 13h37 bis 14h12 (3.18) vor einem Schatten spendenden Busch. Unten im Tal liegt wieder ein größerer Ort, aber keine Ahnung, welcher das ist. Oben auf der Höhe erreichen wir den Stadtteil (Barrio) La Cruz. Es geht versetzt (rechts - links) zwischen Häusern auf der Höhe weiter. (14h21, 3.27) Die Piste ist gut zu laufen. Eine junge Frau wartet am Wegesrand und grüßt freundlich, sieht aus wie eine Zigeunerin. -
Aufpassen: In Konkurrenz mit dem Pilgerweg läuft hier ein Wanderweg, der mit roten Pfeilen markiert ist. Unbedingt diese Pfeile ignorieren! An einer folgenden Y-Kreuzung zeigt ein roter Pfeil nach rechts, ein Muschelstein aber nach links: also links weiter. Es geht etwas hinunter, dann wieder aufwärts. Man hält sich rechts (unten wird eine größere Straße sichtbar). (15h02, 4.08) Rechts (aber so gut wie nicht sichtbar, nur einige Baken) liegt der Flughafen "Asturias" von Oviedo/Avilés. Seit geraumer Zeit hören wir Flugzeuge, zuweilen sehen wir auch eins.
Achtung: Jetzt folgt eine Dreifachverzweigung. Links geht das Sträßchen weiter, rechts weist ein roter Pfeil hinunter. Der Muschelstein ist unklar gesetzt. Richtig ist, geradeaus einem Geröllweg durch einen Eukalyptuswald abwärts zu folgen. Es geht lange bergab. An einer Y-Kreuzung (15h22, 4.28) den Pfeilen nach halbrechts folgen.
Zum Glück (und das haben wir heute auch mal) erweist sich diese Fehldeutung am Ende als gar nicht schlimm. - Wir gehen also fälschlicherweise nicht rechts auf der Straße weiter, sondern folgen dem Muschelstein nach oben. Vor einem Haus steht ein Mann, der uns signalisiert, dass irgendwas problematisch ist. Wir verstehen ihn aber nicht und laufen weiter. Wir erreichen in einem Rechtsbogen oben auf der Höhe einen Bauernhof, hinter dem der Pilgerweg bislang links abbog (Muschelstein). Hier aber hängt ein umissverständliches Schild: "Durchgang verboten", und das ist diesmal leider nicht zu ignorieren, denn dahinter türmt sich die Baustelle der Autobahn. Wir sitzen fest.
Frustriert setzen wir uns auf einen Stein. Wie soll es weitergehen? (Wir haben immer noch nicht kapiert, dass die Umleitung unten über die Straße führt.) Jetzt winkt uns das Glück. Zwei Männer fahren in einem Auto vor. Der eine, wohl ein Makler, zeigt dem anderen den Bauernhof. Der Mann scheint sich auszukennen. Ich spreche ihn wegen dem Pilgerweg an. Ausnahmsweise mal jemand sehr Kompetentes: Er zeigt mir von der Höhe die Straße, von der wir hochgekommen sind, sowie eine Abzweigung von ihr nach links in der Ferne. Das sei die Straße nach La Arena, und die sollte man gehen. Wir könnten aber einfach weiter hier geradeausgehen, dann würden wir sie auf kürzestem Wege erreichen. Mann! Ich bedanke mich herzlich, habe die Orientierung wieder.
Wir folgen der Piste, die bald zu einem Grasweg wird. Voraus Geräusche schwerer Lastwagen. Noch einmal mache ich ein bedenkliches Gesicht, als wir einen geschlossenen Schlagbaum überwinden müssen. Kann das richtig sein? Oder laufen wir wieder nur in die unpassierbare Autobahnbaustelle?
Als die Sandberge der Baustelle vor uns in Sicht kommen, erscheint aber auch die gesuchte Landstraße, die quer vor der Baustelle herführt. Sie ist so breit, dass sie sicher nicht zerschnitten als Sackgasse endet. Gottseilob! Also, Volldampf voraus, links auf ihr entlang in Richtung La Arena! - Etwas weiter ist eine riesige Brücke im Bau. Bauarbeiter winken uns anzuhalten, weil Bagger queren. Aber die Straße führt wirklich immer weiter. Wir sind sehr erleichtert.
Die Dame fragt, ob wir Wasser möchten. Ich nicke. Vielleicht gibt's ja sogar ein Quartier, habe ich im Hinterkopf. Sie führt uns in den Hof. Neben einer Mauer, die einen herrlichen Ausblick über die Ría bietet, sitzt noch eine weitere ältere Dame. Wir bekommen Wasser, meine Frau darf sich setzen. Ein Angestellter und seine Frau nähern sich neugierig und hören zu, was wir sagen. Die Damen lauschen interessiert einer Einfachversion unserer Abenteuer. Wo wir heute übernachten? Tja, das wissen wir noch nicht ... Die bedeutungsvolle Pause hat leider nicht die gewünschte Wirkung. Ich merke einer der beiden Damen an, dass sie eine Einladung auf der Zunge hat, aber die andere scheint die Besitzerin zu sein. -
18h04 laufen wir weiter. Der Weg ist schön, dicht an der Ría auf die große Brücke zu, durch Soto de Castillo mit einer alten Burgruine. Am Ortsausgang scheuchen drei alte Leute die Hunde weg. Wir bekommen gute Wünsche mit auf den Weg, und dann sagt eine der beiden Frauen noch: "Betet für uns." - Ein Pilgerauftrag! Ich verspreche es und habe es auch gehalten. So als Pilger erkannt, anerkannt und mit einem Auftrag geehrt, laufen wir frohgemut weiter in Richtung der großen Brücke, die über die Ría führt.
So laufen wir nach spitzwinklig Muros gleich eine andere Landstraße zurück. (Die beiden Straßen haben keine Querverbindung, da sie auf ganz verschiedenen Höhen verlaufen.) Ein Auto kommt uns schlingernd und mit kreischenden Reifen entgegen. Wir gehen in Deckung. Am Steuer eine Frau. Eine Viertelstunde später kommt sie ebenso zurück, scheint den Wagen zu testen, sieht aber darauf, uns nicht zu gefährden. - Insgesamt haben wir so einen Umweg von ca. 5 km gemacht (und einen großen Teil der Ría von beiden Seiten gesehen). -
Ich ruhe mich aus, während sie einkauft, darunter eine Literflasche San Miguel, denn es sieht so aus, als würden wir heute Abend den Schlummertrunk im Freien einnehmen. Danach die Straße zum Ortskern hoch (bald kommt der Pilgerweg von rechts dazu). Insgesamt haben wir (den Umweg und wie üblich die Pausen nicht gerechnet) ca. 7 3/4 Stunden reine Wanderzeit gebraucht. - Wir halten eifrig nach Hinweisen auf Unterkünfte Ausschau, aber nirgendwo ein blaues H- oder P-Schild. Auf dem zentralen Platz an der Kirche sitzen viele Touristen und Einheimische im Freien und genießen den lauen Sommerabend. Wenigstens ist das Wetter einwandfrei. Um die Ecke ist noch ein Platz mit Bänken, und dort lassen wir uns nieder. - Meine Frau schickt mich noch einmal in die nahe Bäckerei, um nach Informationen zu Quartieren zu fragen. Das Mädchen, das bedient, nickt eifrig und schickt mich die Straße zurück. Sei ganz einfach zu finden, da, wo wir hergekommen seien. - Ich suche vergeblich auf der Straße, die zum zentralen Dorfplatz hochführt, und vorsichtshalber auch noch in den Nebengassen. Auf einmal stehe ich vor einem Maklerbüro, das ich schon zweimal passiert habe. Ja, da gibt's "apartamentos", aber zu kaufen oder langfristig zu mieten, aber keine "habitaciones", nach denen ich das Mädchen gefragt habe. Offensichtlich meint sie dieses Büro. Kennt sie den Unterschied nicht, oder hat sie mich foppen wollen? Ich komme zu dem Schluss, dass sie wohl etwas einfältig sein muss. - Also, außer Spesen (Rumgestiefel) nichts gewesen!
Gegen 23h00 gehen wir zu dem erwähnten Park. Er ist von Straßen eingerahmt, die gut beleuchtet sind, warmes gelbes Licht, das ein Sicherheitsgefühl vermittelt. Aber o je: Als meine Frau dort war, fand sie den Park menschenleer; jetzt ist ein großer Trupp Jugendlicher dort. Das kann ja eine kurze Nacht werden! Wir lassen uns auf einer Bank nieder und essen zu Abend. Die Jugendlichen schauen rüber; ein gegenseitiges Lächeln, da droht wohl keine Gefahr. Es sind sowieso fast nur etwa 16jährige Mädchen, nur 2-3 Jungen dabei. (Im linken Park scheinen die Jungen zu sein. Dort geht es lauter zu. Ab und zu kommt oder geht jemand mit einer "Zwiebacksäge" - diese wahnsinnig lauten Roller - aber niemand behelligt uns.)
Auf einmal fährt ein junger Mann, etwa Anfang 30, im Trainingsanzug, auf einem Tretroller vor. Es muss der Dorfdepp sein. Die Jugendlichen begrüßen ihn erwartungsvoll. Er stellt sich in Rednerpose, schaut streng um sich und beginnt einen Vortrag über Vor- und Nachteile diverser Autotypen, jedenfalls soweit ich es verstehe. Alles kichert, wir lachen. Er schaut verweisend zu uns herüber. Dann wechselt er auf das Thema "Sexualleben der Politiker". Die Heiterkeit nimmt zu. Ich nuckele an meiner Flasche San Miguel und komme immer mehr in Stimmung. - Die Mädchen bitten den Redner, Proben seiner Imitationskunst von modernen Popgruppen zu präsentieren. Geschmeichelt ist er einverstanden. Nun beginnt er, in allen Tonlagen zu singen, zu kreischen und zu brummen, dass alle Zuhörer, einschließlich meine Frau und ich, sich vor Lachen auf die Schenkel schlagen. Einer der Jungen, ich nannte ihn bei mir den "Eintänzer", nutzt die Chance, sich zu produzieren, stellt sich neben den Vortragskünstler und legt eine bühnenreife Schau an Pantomimen hin: Schlagzeuger, Gitarrist, er hat alles drauf. Die Mädchen jubeln und klatschen, wir auch. Meine Frau und ich schauen uns an: Nachts in Spanien im Park, nicht zu fassen, was einem da geboten wird! - Als der Dorfdepp heiser wird, hält er ein, nimmt noch einmal Beifall entgegen, und nach einem majestätischen Blick in die Runde und zu uns rüber, steigt er auf seinen Tretroller und fährt würdevoll davon. Kurz darauf trollen sich auch die Jugendlichen.
6h12 stehen wir auf. Waschen und Kaffee ist nicht. Wir sind natürlich müde, aber nicht kaputt. Heute wollen wir bis hinter Cudillero nicht dem Pilgerweg folgen (der wahrscheinlich am Park entlang geradeausführt), sondern zunächst einen Abstecher zum Strand von Muros zu machen, der sich laut R.W. empfiehlt. Die Straße dorthin führt rechtwinklig von der Hauptrichtung rechts ab, genau an unserem Park. 6h37 (0.00) ziehen wir los. Wir verlassen die bequeme, abwärts führende Asphaltstraße nicht. 7h03 (0.26) erreichen wir das Meer. Rechts liegt eine kleine Bucht, tief eingeschnitten zwischen Felsen, eine Treppe führt hinab. Links ein Parkplatz und ein großes Toilettengebäude, voraus die sehr große Hauptbucht mit Sandstrand und Bar. Aber wo ist das Hotel, das mir die Frau empfohlen hat? Gut, dass wir uns nicht darauf verlassen haben!
Zwei Autos fahren vor. Ein Mann inspiziert das Toilettengebäude. Dann folgt er den anderen zum Strand: Teersammler! Der ganze Strand muss von Teer gesäubert werden, bevor die Touristen eintreffen. In der rechten Bucht unten zeigen die Felsen deutlich, dass sie teerbedeckt gewesen sind. Eine Tragödie! - Als Pilger freuen wir uns über die Toiletten. Sogar Wasserhähne (aber kaum zum Trinken). Wir frühstücken und schauen uns in Ruhe die schöne Landschaft an. An Baden ist natürlich nicht zu denken, es ist noch viel zu kalt. - Dieser nicht sehr weite Umweg ist jedenfalls lohnend.
(9h29, 1.20) Es geht rechts ab (kein Zeichen), denn ein Schild sagt "Cudillero 1,5 km". Nach 500 m folgt rechts ein Schloss mit dazugehörigem Park, dann links eine Kirche und eine geschlossene Bar. 150 m danach ein Zeichen, das halblinks ab auf einen Weg hinter Häusern und Gärten entlang verweist. Ich denke, das ist eine schöne Parallelverbindung nach Cudillero, aber das ist ein Irrtum.
Weiter. Die enge, viel befahrene Straße (es ist die Hauptrichtung nach Luarca) mündet in eine, die von rechts kommt. Hier wären wir von El Pito heruntergekommen. Wir merken uns wieder diese Abzweigung für den Rückweg. - Also links weiter zum Hafen. Die Straße führt steil hinunter, wird immer enger - und nimmt kein Ende. Hinter jeder Kurve erwarten wir das Meer, aber sehen nur - Autos ausweichend - die nächste Biegung. Bürgersteige gibt es nur abschnittsweise und dann sind sie sehr schmal. Mit unseren sperrigen Rucksäcken fühlen wir uns nicht sehr wohl, aber Umkehren kommt nicht in Frage. Wir merken uns links ein Polizei- und Verwaltungsgebäude. Dort wollen wir auf dem Rückweg nach einem Stempel fragen, denn von Muros haben wir ja nichts.
Am Ende der o.e. Piste schauten wir umher, wo es weiterging. (Hier zeigt angeblich auch ein gelber Pfeil nach links, mit weiteren Zeichen in der Folge, wobei man aber zum Schluss nur auf dem Gipfel des benachbarten Berges landet und wieder zurück muss. So erzählte Rainer später, der hier Stunden verloren hat.) Richtig ist: Rechts eine Unterführung (Eisenbahn?) - und ein Muschelzeichen, also dort durch. Dahinter die alte N-632, die überquert wird.
(15h44, 6.15) Links taucht im Tal eine Ortschaft mit Kirche auf, na also! Aber der Weg schwenkt nicht ein. Das gibt's doch gar nicht! Die Ortschaft bleibt zurück, es war immer noch nicht Soto. Weitere Häuser werden sichtbar. Auf einmal doch ein Abzweig halblinks (gelber Pfeil am Baum, ein weiterer kleiner und ein Muschelstein). Nach 200 m erreicht man die Straße im Tal, geht durch einen kleinen Vorort und ist nach 400 m am Anfang von Soto de Luiña.
An der Theke frage ich nach dem Schlüssel der Herberge. Sie suchen etwas herum, dann: Ist in der Bar Ecu. Wir sollen ihn dort holen und morgen früh ab 8 Uhr hier im Hotel abliefern, ab 9 Uhr, wenn die Bar geöffnet hat, direkt dort. Na schön. Also die Hauptstraße zurück, an dem roten Wohnblock, dem Supermarkt und der Kirche vorbei zu der Bar Ecu, die ich ja schon gesehen habe. An der Theke bedient ein gelangweilt aussehendes Mädchen. Nach ein paar Minuten bin ich dran. Ich sage, dass ich den Schlüssel zur Herberge möchte. Sie zuckt nicht mit der Wimper, holt ein Anmeldebuch hervor, in das ich mich eintrage, drückt einen Stempel in unsere Credenciales (die ich natürlich immer dabei habe, und zwar beide) und rückt den Schlüssel raus. Alles nicht sehr freundlich, sondern routiniert, ohne Interesse. Na, spielt ja keine Rolle. Die Unterkunft in der Herberge ist übrigens kostenlos.
Die Herberge hat einen großen Schlafsaal (ca. 20 Betten) und ist allgemein in gutem Zustand, allerdings bei unserer Ankunft sehr staubig. Außerdem haben unsere Vorgänger jede Menge Tüten Abfall hinterlassen. In der Nähe des roten Wohnblocks stehen Container. Die Abfalltüten dort hinzubringen, ist ein Klacks. Beschämend, dass Pilger sich davor drücken. Also putzen und duschen. Meine Frau hängt Wäsche auf, die im frischen Wind flattert und gut trocknet.
19h50 kommen David, den wir vor Gijón getroffen haben, und ein weiterer Pilger an. Letzterer hat den ganzen Weg von Avilés hierher gemacht und stöhnt über seine kaputten Füße. - Einkaufen im Supermarkt an der Straße. - Später kommt noch ein Pilger, ein Engländer, der in Madrid wohnt und Englischunterricht gibt. - Wir wollen zum Abendessen, aber das Hotel hat auf einmal geschlossen. Deshalb suchen wir die Hauptstraße ab und landen, fast am Ortseingang, im Casa de Comidas, wie schon erwähnt. Das Essen ist nicht billig, kein Menü. Ich nehme ein Tellergericht: Pommes, Spiegelei und Paprikawurst. Letztere schmeckt mir nicht besonders. - Zurück zur Herberge. Dort trifft gegen 23h00 noch ein ganzer Trupp Radfahrer ein. Naja, Platz ist ja genug, und sie machen auch nicht zu viel Krach, so dass wir zur rechten Zeit ans Schlafen kommen.
Also weiter geradeaus. Ca. 400 m später durch eine Unterführung unter der N-632 her, nicht geradeaus auf ein Fabrikgelände. Jetzt bleibt man mehrere Kilometer auf der alten N-632, passiert Albuerne und (9h42, 1.27) Novellana. Die Skizze gab ausnahmsweise mal zu viele Kilometer an, nämlich 11 km, während es bis Novellana nur 7 km sind. (Das sieht man an der Wanderzeit sehr deutlich.) Rechts eine geschlossene Bar. (Ich missverstehe den Anschlag auf der Tür, dass man hier nicht um Wasser bitten dürfe, aber es ist nur eine Warnung vor Wasserverschwendung, wie mein Wörterbuch enträtselt.) Wir pausieren kurz auf einer Bank und legen unsere feuchten Handtücher zum Trocknen aus, denn die Sonne scheint schon warm. Etwas weiter die Bar Casa El Roxu, gegenüber ein Kramladen. An der Kirche spricht uns ein Mann an. Er ist US-Amerikaner, und sein Sohn (etwa 10 Jahre), der dabei steht, möchte so gern selbst einmal Pilger sein.
Einige 100 m weiter liegt Castañeras. Am Ortsende die zweite Abkürzung. Ein Schild zeigt rechts zur Playa de Silencio, die ersten Badegäste biegen mit ihrem Auto schon auf den Weg ein. Es scheint mich doch etwas zu wurmen, dass ich vorher so leicht aufgegeben habe. 11h00 (2.45) "Komm, hier versuchen wir es mal!" sage ich zu meiner Frau, denn auch der Pilgerweg biegt in Richtung Playa ab. 300 m weiter hat man von oben einen ersten schönen Blick auf die wild zerklüftete Steilküste. Gleichzeitig zweigt der Pilgerweg als Fußpfad links nach unten ab. Eine schöne braune Ziege grast 100 m weiter auf dem Weg und will sich vor Angst schier erdrosseln, als wir uns nähern. Wir reden ihr gut zu und kommen vorbei, ohne dass sie Harakiri macht. Es geht steil hinunter, der Weg wird immer schmaler, feuchter und schwieriger. Wieder müssen Dornengewächse (Brombeeren und Stechginster) weggehauen werden. Ich habe keine Lust zurückzugehen, kämpfe mich vorwärts. Das hier ist wieder das Letzte, unzumutbar! Endlich gelangen wir auf dem Grund des Einschnitts an den erwarteten Bach. Eine Holzbrücke geht hinüber, ist aber nur noch Ruine. Die Deckbohlen sind weggefault, 10 Zentimeter lange rostige Nägel ragen aus den Balken. Meine Frau streikt. Dort auszurutschen und in die Nägel zu fallen! Recht hat sie. Zum Glück ist wenige Meter weiter links eine Stelle, wo wir den Bach mühelos überschreiten können. Auf der anderen Seite geht es wieder einen nahezu zugewachsenen Pfad weiter. Dann endlich ein Fahrweg und rechts durch den Eukalyptuswald hoch. 11h55 (3.40) Endlich sind wir oben. Wir haben ganze 55 min für etwas mehr als 1 km gebraucht. Dabei zittern mir vor Anstrengung alle Knochen. Nie wieder so eine Abkürzung, schwöre ich. Die Asturier mit ihren Pilgerwegen können mich mal ... Ab jetzt wird der Landstraße gefolgt, ich bin doch nicht blöd.
Oben ist ein Flur mit 4 einfachen Doppelzimmern. Toilette und Bad am Ende des Korridors. Alles prima für Pilger. Da wir strahlen, ist sie auch zufrieden. Wohlweislich frage ich nicht nach dem Preis, da vertraue ich ihr. - Unten in der Bar gibt's tatsächlich nichts zu essen. Also hatte ich das in Avilés richtig verstanden. Warum, blieb unklar, denn draußen flatterte weiterhin eine riesige Markise "Restaurante-Bar". Es kamen bis abends noch viele Touristen und wurden enttäuscht. Tütenweise gingen Kekse und Knabbersachen über die Theke. Am Spätnachmittag gab's auch keine Zimmer mehr. Junge, hatten wir Glück gehabt, so früh da zu sein (und reserviert zu haben)!
Die Sonne schien immer noch, und so fragten wir den Mann hinter der Theke nach dem Weg zum Strand. Nun, außer unbestimmtem Händewedeln erreichte ich nichts. Der Wirt schien mir auch irgendwie sprachbehindert zu sein. Wir gingen auf gut Glück direkt hinter dem Haus zu einigen Bauernhöfen, mussten später aber an der Steilküste umkehren. Von dort hatten wir aber den richtigen Weg gesehen. Etwas die Straße zurück, da wo der Pilgerweg herauskam, rein und zu dem blauen Haus. An diesem ging es links vorbei durch die Felder.
Als wir in der Bar auf unserem Zimmer zurück waren, bewölkte es sich, und bald prasselte ein Wolkenbruch hernieder. Um so mehr genossen wir unser Quartier. In so einem Wetter möchte ich nicht im Park schlafen. - Am Abend aßen wir von unseren Vorräten auf dem Zimmer. Den Schlummertrunk gab's unten. Ich sagte der Wirtin, dass wir schon das Zimmer bezahlen möchten. "15 Euro," sagte sie da, "Pilgersonderpreis." - Ich war ganz baff und bedankte mich sehr.
(9h36, 1.36) Tablizo (die Ortschaft hinter der Kapelle) (10h00, 2.00) Nächstes Dorf Ribon, steht weder auf meiner Skizze noch auf meiner Karte. 30 m vor Kilometerstein 153 senkt sich der Pilgerweg rechts nach unten, einen passablen Waldweg hinab. Aber wir wissen, dass der sehr bald in nassem Gebüsch enden kann und ignorieren diese wie auch weitere Abzweigungen auf dieser Strecke. (10h45, 2.45) Ortseingangsschild Cadavedo. Es geht eine Serpentine hoch ins Dorf. Der Pilgerweg muss mehr zum Meer hin verlaufen, denn hier hat man die Enge zwischen Bergen und Meer hinter sich. Die Karte verzeichnet schöne Strände. Vielleicht gibt es ja schon hier einen ausgeschilderten Wanderweg am Meer entlang, wie wir das später antreffen werden. Dann könnte das eine Alternative sein. So sind wir ganz froh, durch diese etwas größere Ortschaft zu gehen, denn sie hat einen Supermarkt, an dem wir auf dem Pilgerweg nicht vorbeigekommen wären.
Doch zuvor (10h50) greift uns bei den ersten Häusern von rechts ein Kläffer quer über die Straße an. Eine Frau schaut von einem Grundstück links zu, was wir machen. Ich bringe ruhig die Pfefferspritze in Anschlag und verpasse dem Biest aus 5 m Entfernung einen Volltreffer ins Gesicht. Der Hund prallt zurück, schüttelt den Kopf, läuft zu seinem Haus und versucht, das Zeug im Gras abzuwischen. Er taumelt etwas. Die Frau von gegenüber grinst schadenfroh.
Etwas weiter geht es rechts in eine Straße rein, an der nach 30 m ein Supermarkt liegt. Nicht schwer zu finden, denn überall laufen Leute mit Einkaufstaschen rum. Wir kaufen ausführlich ein, denn in der nächsten Herberge gibt es nichts. Ein Stromer mit drei Hunden und einer Katze mustert uns neugierig. Er bettelt uns aber nicht an. Wir machen Pause auf einer Bank an der Straße, unter einem Baum, denn es regnet etwas.
(11h46, 2.55) weiter durch den Ort. Straßenabzweigung nach Luarca links ignorieren, geradeaus weiter. Rechts folgt eine Bar, links liegt eine ALSA-Haltestelle. (Wir nennen die Busse nach ihrer Farbe immer die "blaue Versuchung".) Man erreicht Villademoros. Hier führt die Straße urplötzlich auf die neue N-632. Rechts liegt ein Kirchlein. Wir "flüchten" von der Schnellstraße dorthin und - oha - finden einen gelben Pfeil. Also nach links, parallel zur Straße, zwischen einigen Bauernhäusern hindurch. (12h15, 3.24) kommen wir zu einem Restaurant "Cas Daniel". Hier könnte man zu Mittag essen. Ein Muschelstein weist geradeaus eine Piste hinunter. Es geht zunächst immer geradeaus, Bauernwege entlang. Einmal schleicht sich doch glatt ein mittelgroßer Hund von hinten an, ich erschrecke furchtbar, als er direkt hinter mir losbellt. (12h46, 3.55) Die Richtung "geradeaus" wird zum Wiesenweg. An einer Rechtsabzweigung kein Zeichen. Es geht geradeaus, wie kurz darauf ein gelber Pfeil auf einem Stein zeigt. 30 m weiter Linksabzweigung, wieder kein Zeichen. Wenn sich ein Weg so teilt, dass beide Fortsetzungen gleich breit und begangen/befahren scheinen, hat man das Problem, dass man die "Hauptrichtung" nicht erkennen kann. Hier geht es geradeaus, wie wir nach einigem Rumlaufen und Suchen feststellen. Etwas abwärts, ab hier der Hauptwegespur nach. Vor sich hört man die Schnellstraße.
(13h07, 4.17) Der Weg ist patschig und sehr feucht. Wir kommen an Häusern neben der Schnellstraße (die links liegt) heraus. Ortschaft Quervas Hinter der Leitplanke ein Stück rechts die Schnellstraße entlang, dann rechts in den Ort abbiegen. Pfeile führen einen zunächst sicher, erst geradeaus, dann eher links, sich wieder der Schnellstraße nähernd. Telefonzelle. (13h25, 4.35) Am Dorfrand neben einem Speicher fehlt ein Zeichen. Richtig ist, links weiterzugehen. Auf die Schnellstraße zu. An einer T-Kreuzung geht's rechts weiter. Von links kommt die Abfahrt Canero von der N-632. Das Ankündigungsschild haben wir schon vor der Ortschaft auf der Schnellstraße gesehen. (13h31, 4.41) Man unterquert nun nach links die Schnellstraße. 20m hinter der Einmündung der Abfahrt rechts ab. 200 m weiter, am Stromhäuschen, hinter dem ersten Haus schräg links in Richtung einer Kirche im Tal. (13h40, 4.50) Alte N-632 erreicht. Hier ist der Pilgerweg ziemlich skurril ausgezeichnet. Zunächst an einem uralten Baum die Böschung nach links hinunter, dann noch steiler zu einem Bauernhaus hinab. Dort toben Hunde. Dann wieder steil zur alten N-632 hoch. Da kann man besser auf ihr bleiben und oberhalb des Bauernhofes durch die Linksserpentine gehen. Nach 100 m rechts zur Kirche hoch. Oben muss man sich etwas orientieren, um die Fortsetzung zu finden. Es geht nicht den breiten Betonweg entlang, sondern einen sehr schönen Hohlweg, später Waldweg hinunter. (13h52, 5.02) Der Weg ist zum Schluss etwas zugewachsen. Er kürzt eine große Rechtsserpentine der alten N-632 ab, auf die wir um 14h04 (5.14) wieder stoßen. Rechts auf ihr entlang bis zum Kreisverkehr. Streusiedlung Canero. Links liegt eine Bar, aber dort läuft ein riesiger Hund rum. Die Pfeile wollen einen wieder über Leitplanken klettern lassen. Wir verzichten darauf, weil wir jenseits des Kreisverkehrs (etwas links) eine Brücke sehen, und da geht's bestimmt rüber. Stimmt. 500 m laufen wir nun die alte N-632 bei sehr mäßigem Verkehr weiter, parallel zum Fluss rechts, auf das Hostal Canero zu. Hier hat R.W. übernachtet und war des Lobes voll.
(14h25, 5.35) Es ist Mittagessenszeit, und das einsam liegende Hostal ist rappelvoll mit Ausflüglern. Wir setzen unser Gepäck im Gastraum ab und gehen gleich in den Speisesaal. Korrekt gekleidete Touristen mustern uns abschätzend. Gut, dass hier auch Kinder sind, da geht's nicht ganz so vornehm zu. Wir nehmen uns einen kleinen Tisch, die Bedienung nickt uns zu. Es gibt rasch und routiniert ein sehr gutes Menü zu 9 EUR. Mir schmeckt es herrlich. (Rainer berichtet später, hier herablassend behandelt worden zu sein. Das können wir nicht bestätigen.) Nach dem Essen lassen wir unser Gepäck im Gastraum (man erlaubt es freundlich) und erkunden die Umgebung. Rechts am Hostal vorbei geht es zur Flussmündung ins Meer, ein wunderschöner Platz. Es sind allerdings ca. 15 Minuten zu gehen. Wir merken uns, dass 200 m hinter dem Hostal ein Muschelstein links ins Gebüsch weist. Es sind viele Ausflügler am Strand (der überwiegend aus Kieseln besteht), aber zum Baden ist es zu kalt. Hinter uns die gewaltige Talbrücke der neuen N-632. Ausgeruht gehen wir zurück. (Die alte N-632 vereint sich übrigens in Canero an dem erwähnten Kreisverkehr mit der von Süden kommenden N-634 - die uns 2001 lange begleitet hat - und übernimmt deren Nummerierung. Ich rede deshalb im Folgenden von der "alten N-634", die also einfach die Fortsetzung der alten N-632 ist und hinter Almuña auf Luarca abdreht und dort endet.)
16h21 Abmarsch, rechts am Hostal vorbei, dem Muschelstein danach links auf einen Wiesenweg folgend. Wenig später wächst der Weg zu. Ja, spinnen die denn, die Asturier? Ringsum steile Anhöhen, die alte N-634 nimmt sie in einer langen Rechtsserpentine. Da kann man doch nicht hoch! Wir kehren um.
(16h56, 6.03) Die Straße geht in eine Linksserpentine und kreuzt unter der neuen N-634 her. Rechts liegt jetzt unten die Bucht mit der kleinen Ortschaft. Die Straße steigt langsam weiter. Links arbeitet ein Bauer auf einem Feld und ruft uns an. "Schlecht, die Straße laufen, was?" Wir nicken. "... dem Präsidenten schreiben, dass die Pilgerwege gesäubert werden" ruft der Bauer erregt weiter, "es ist ein Skandal!" Wer da schreiben soll, verstehe ich zwar nicht, wir stimmen aber lauthals zu. Hier solidarisiert sich jemand mit den armen Pilgern, die so übel über Stock und Stein geschickt werden. Er fragt dann noch, ob wir Engländer seien. Nein, Deutsche. Da ruft er: "Die Deutschen sind die größte Macht in Europa." - Naja, die neuen Autobahnen haben die Spanier wohl beeindruckt. Ich will jedenfalls nicht die größte Macht sein. "Nein, wir sind alle Europäer!" rufe ich zurück.
(17h06, 6.13) Ortseingang Caroyas. Hier kommt die kleine Asphaltstraße, die ich als Weg empfehle, von der Bucht hoch. Rechts eine Bar. Weiter die alte N-634 entlang. (17h30, 6.35) Kurz hinter Kilometerstein 499 kommt der Pilgerweg in einer S-Kurve links raus. Wir folgen ihm rechts ab und laufen über ein Stück überwachsene alte Fahrbahn. (Das unterstützt meine Theorie, dass diese Serpentinenstraße mal ganz erneuert wurde.) 5 Minuten später ist man wieder auf der Landstraße. 200 m weiter ähnlich ein paralleles Stück. Hier haben die lieben Spanier Berge von Sperrmüll "entsorgt". Die ersten Häuser von Barcia kommen in Sicht. Der Pilgerweg zweigt rechts von der Straße ab. Irgendwo vor uns müssen Luarca und Almuña, unser heutiges Ziel, liegen. Leider endet genau hier meine Karte 1:100.000, und auch aus dem Bericht von R.W. kann ich nichts über die Lage der Herberge erfahren, da er dort nicht übernachtet hat. Sehr schade für uns, denn wir wären dann nicht so arglos abgebogen!
(18h51, 7.46) Nahe dem ALSA-Busdepot (das ich oben bei den Alternativen erwähnt habe) erreichen wir endlich wieder die alte N-634. Zu allem Überfluss: Keinerlei Hinweis auf die Herberge. Wir laufen auf Verdacht nach rechts. (War richtig.) Ortsschild Almuña. Links liegt eine auffällige Villa mit Palmen und hohen Gittern. Ich frage den Gärtner, ob wir auf dem richtigen Weg zur Herberge sind. Ja, geradeaus und dann links. Nach 250 m auf der viel befahrenen Straße links eine Abzweigung: AS 220, 17 km nach Meras, 22 km nach Parades. Auf der Ecke eine Bar. Und ein Schild "Refugio 400 m". Also links ab, 500 m weiter auf einer Brücke über die neue N-634 (die sich irgendwo hinter dem Ort mit der alten vereint), an der einen oder anderen Gabelung halblinks halten. Ein kleiner Junge zeigt auf mich und sagt seiner Mutter: "Guck mal, der hat ein ... am Mund." Leider habe ich das entscheidende Wort nicht verstanden. Seine Mutter lacht und sagt: "Nein, das ist doch ein Bart."
David begrüßt uns; er macht den Ersatzherbergsvater. Er ist etwas beklommen: "Alles voll, Leute!" Wie bitte? Gut, die Herberge hat nur 16 Plätze, aber wir haben den lieben langen Tag niemanden gesehen. Wo sollen die auf einmal alle herkommen? Ich sage das auch zweimal laut. Da ist er noch mehr betreten. (Er selbst, so erfahren wir später, ist nämlich schon den zweiten Tag hier und hat seiner italienischen Freundin, die noch später eintrifft, ein Bett reserviert. Gleich zwei Verstöße gegen die Regeln.) Naja, später gäbe es Matratzen. - Dann ist es ja gut, winke ich ab. Matratzen reichen vollkommen, und ein wenig Platz. Innen ist geradeaus ein großer offener Raum, wo zwei Bettgestelle und ein Haufen Decken gestapelt sind. Ich kümmere mich gar nicht um die anderen Pilger und Zimmer, will erstmal unser "Reich" in einer Nische durch zwei Stühle abtrennen. Jetzt brauchte ich die Matratzen. Meine Frau ist verschwunden. Sie schwatzt in einem der Schlafzimmer mit Annette und Ute. Endlich wieder Deutsche, da hat sie einiges an Kommunikation nachzuholen.
Drei weitere Pilger, Italiener, treffen ein. Jetzt ist meine Nische in Gefahr. Wo bleiben die versprochenen Matratzen? Ich sehe den Italienern an, dass sie der Ansicht sind, meine Frau und ich (weitaus die Ältesten) könnten doch nicht auf den Fußboden. Man tuschelt. Ich will ja gar keine Privilegien, ich will die Matratzen. Die anderen deuten meine wachsende Nervosität falsch, denken, ich sei unzufrieden, weil wir keine Betten haben. Unter den Spaniern ist ein junges Paar, Javier und Reyes, die wir am nächsten Tag wiedersahen. Die übrigen liefen wohl schneller oder waren nur "Wochenendpilger".
Da trifft Ihro Souveränität, der Hospitalero, ein. Etwas dick, selbstbewusst, jovial. Seine Gelassenheit erhält einen Sprung, als er an die 25 Leute herumwuseln sieht. Und genau in diesem heiklen Moment frage ich ihn nach den Matratzen. "Matratzen?" schnappt er, "Es gibt keine Matratzen!" - David im Hintergrund staunt offensichtlich, ist verwirrt. Da ist etwas oberfaul, das rieche ich sofort. "Nehmt euch die Decken" - an die Italiener gerichtet. Dann bleibt sein Blick auf uns Alten hängen. Er hat ein Problem. Wir sollen alle unsere Ausweise vorzeigen. Er trägt uns in das Pilgerbuch ein. (Jetzt weiß ich auch, warum David von Selbstbedienung abriet, obwohl der Stempel daneben lag.) Fragt nach dem Woher und Wohin und auch nach dem Wie. Aha, zwei junge Radfahrerinnen aus Oviedo, die heute von Avilés gekommen sind. "Fußgänger haben Vorrecht" sagt der Hospitalero wichtig. Die beiden hatten ein Zweibettzimmer. Jetzt müssen sie die Betten an uns abtreten und selber auf den Fußboden. Wenigstens für die eine gibt es von irgendwoher doch noch eine Matratze. Klar, dass die Mädchen uns nicht gerade freudestrahlend in ihr Zimmer aufnehmen; die eine sprach kein Wort mehr. (Nachts kam noch mein Schnarchen dazu!) Die Italiener richten sich mit Decken auf den erwähnten Bettgestellen in dem offenen Raum ein. Der Herbergsvater teilt jetzt Wasser aus und fragt alle, ob sie zufrieden sind. Alle sind vorsichtshalber zufrieden ;-) Aber geduscht werden darf nur im Ausnahmefall, da nur ein einziges Bad für alle vorhanden ist (also 1 Raum mit Dusche, Klo und Waschbecken). Auch kann man keine Wäsche waschen. Ansonsten ist die Herberge gut in Schuss. Der Hospitalero, der in der Nähe wohnt, schart uns alle auf der Veranda vor dem Haus um sich und hält Reden. Dass er alles ehrenamtlich mache und im Verband der Hospitaleros sei und viel Arbeit habe ... Wir klappern pflichtschuldigst bewundernd mit den Augendeckeln, wobei ich vor Hunger doch schon mal mein Abendessen rauskrame. Wieder bekomme ich gleich Wasser dazu. Er hat einfach ein schlechtes Gewissen, warum nur?
Das klärt sich später nach und nach auf. Er hat nämlich offensichtlich einer ganzen Gruppe von Leuten, die in der Nähe an einem Familienfest teilnehmen, zugesagt, in der Herberge auf Matratzen (aha, nicht wahr?) unterzukommen. Platz ist noch in einem großen Raum links, auf dessen Tür "privat" steht. Abends kommen diese Gäste, die in einer Pilgerherberge gar nicht aufgenommen werden dürften, mit Autos vorgefahren und verschwinden hinter der Privattür, nicht, ohne dass ich einen Blick hineingeworfen und die angeblich nicht existierenden Matratzen entdeckt hätte. So sieht's aus!
Nun konnte sich ja nach diesen Bemühungen des Hospitaleros wirklich keiner mehr beklagen, auch wenn das einzige Bad jetzt für ca. 35 Leute reichen musste. Er erzählte weiter und lieferte jede Menge Informationen, gewünschte und nicht gewünschte. So solle man um Gottes Willen nicht von der N-634 abweichen, um Piñera zu erreichen. Das ginge so durch die Wildnis, dass er selbst sich dort schon "sechzig Mal" verlaufen habe... Noch wichtiger: Man solle unbedingt über Ribadeo gehen, also nicht vorher nach Süden abzweigen, denn die Herbergen von Tol und Santiago de Abres seien geschlossen. - Nun, R.W. war in Santiago de Abres schon abgewiesen worden, weil - was für ein Skandal - der Wirt, der den Schlüssel hatte, aus regionalpolitischen Gründen "streikte". Tol hatte den Nachteil, dass der Schlüssel nur in Castropol (5 km dahinter) zu haben war. Diese ganzen Schwierigkeiten hatten jetzt wohl zur Schließung geführt. Damit meldet sich Asturien immer mehr vom Pilgerweg ab, denn auch das bislang östlichste Refugio in Asturien, Piñeres, ist schon seit Dezember 2001 endgültig zu (siehe unseren Bericht von 2001).
Um einen Schlummertrunk einzunehmen, gingen meine Frau und ich mit Ute und Annette zu der Bar an der alten N-634, obwohl es hieß, dort sei man abweisend Pilgern gegenüber. Nun, der Speisesaal war rappelvoll mit Einheimischen, eine Empfehlung. Wir tranken aber nur vorne im Gastraum etwas, ohne unfreundlich behandelt zu werden, und gingen schnell wieder zurück, denn der Hospitalero hatte einen strengen Zapfenstreich angekündigt. Tatsächlich kontrollierte er noch, ob alle in den Betten (und "zufrieden") waren und machte selbst das Licht aus.
Wir gehen zunächst, oben bleibend, nach rechts bis zu einer Kirche und einem sehr malerischen Friedhof, dahinter liegt die Landspitze mit dem Leuchtturm. Unterhalb des Friedhofs runter in die Stadt. Alles ist noch halb verschlafen. Um so schöner. Das Wetter ist sonnig und schön. Wir klappern die Innenstadt ab, trinken Kaffee in einer Bar. Im Zentrum, links von der Calle de la Iglesia, ein kleiner Park mit Bänken und Brunnen. Jenseits des Flusses die Plaza de Alonso X, wo wir uns umschauen. Zum Oficina de Turismo (Öffnungszeiten: mo-fr 11-14, 16-20, sa/so 11-14, 17-20) müssen wir über die Brücke in die Altstadt zurück und halbrechts wieder hoch, in Richtung des östlichen Hochufers, wo wir hergekommen sind. Erst denken wir, das Touristenbüro sei ein Haus rechts, aber es liegt links, etwas abseits der Straße. Außerdem ist es noch geschlossen.
(12.31, 0.53) Wir überqueren also den Fluss und laufen geradeaus weiter. Erst sehen wir noch eine Muschel. Wir müssen in die Calle de la Peña, sehen aber kein Zeichen, das dorthin verweist.
(13h50, 1.57) Irgendwo, wahrscheinlich gleich nach Erreichen der N-634, müsste der Pilgerweg links abzweigen, aber wir haben es nicht gesehen. Nach der vollen Herberge in Almuña sitzt uns auch wieder etwas das Gespenst "completo" im Nacken. Eigentlich unnötig, denn die meisten werden von Almuña aus weiter als bis Piñera gehen, und Langläufer, die Almuña überschlagen, gibt es aus Entfernungsgründen wohl nicht.
Wir laufen im Pilgereilschritt die Straße entlang und kommen so sehr schnell vorwärts. Die erste Ortschaft heißt Santiago. Links steigt die Landschaft an, und es liegt eine Kette von Häusern in halber Höhe. Dort müsste/könnte der Pilgerweg entlangführen (stimmt!). Alles bewegt sich auf einen größeren Höhenzug zu, der quer vor uns aufragt, mit drei Antennen besetzt. Die nächste Ortschaft Otur zieht sich sehr lange hin. (14h40, 2.47) Ortsendeschild. Irgendwo ein Pfeil nach links. Wir ignorieren ihn, denn wir sind kurz vor dem Höhenzug, und man kann ahnen, dass der Pilgerweg den überquert. Das wird auch die Gegend sein, wo sich der Hospitalero schon "sechzig Mal" verlaufen hat. 14h45 Mittagspause. Die N-634 ist hier einfach durch den Höhenzug gesägt worden. Die alte Kurve, die weiter ausholte, liegt als toter Arm da. Der Fleck Erde dazwischen mit steilen Abhängen bietet für uns einen willkommenen Lärmschutz. Ein Sträßchen führt in Richtung Meer, einige Autos mit Wasserhungrigen fahren langsam an uns vorbei. Ein Hündchen kommt vom nahe gelegenen Haus, schnüffelt aber nur.
(15h17, 2.52) weiter. Wir überqueren einen Fluss. Der Pilgerweg scheint hier herauszukommen. (Später erzählen uns andere Pilger, die dem Weg über den Höhenzug gefolgt sind: Es sei das Letzte gewesen. Die ursprüngliche Flussüberquerung war eine Ruine, unpassierbar. Also musste man sich am Fluss entlang zur N-634 durchschlagen. Genauso hatte ich mir das gedacht.) (15h51, 3.26) Ortsschild Villapedre. Etwas weiter Bar El Pinar mit Zimmern. (16h08, 3.44) Bar Villapedre mit Menüs (ein Caminoschild im Fenster und Muschelstein in der Mauer). Kurz danach Ortsende. (16h14, 3.50) Wir ignorieren eine Pilgerwegabzweigung nach rechts. Restaurant El Crucero, Menü und Speisekarte. Kurz vor Piñera kommt der Pilgerweg von rechts wieder auf die Straße. (16h26, 4.02) Ortsschild Piñera. Wo der Pilgerweg ist, fragt meine Frau einige Leute. Alles zeigt Riesenbögen nach links und rechts. Nein, das war die falsche Frage. Ich frage noch einmal, diesmal nach der Herberge. Ach so, ein Stück die Straße weiter hinauf, dann links. - Der Pilgerweg geht irgendwie noch im Zickzack durchs Dorf, dessen Kern mit Kirche links oberhalb der Straße liegt. Annette und Ute haben jedenfalls oben an der Kirche gelbe Pfeile gesehen.
Über Nacht lege ich meine Matratze in den Vorraum, damit die anderen wenigstens ein bisschen vor meinem Schnarchen geschützt sind. Kaum liege ich so gegen 22h00 auf der Matratze, wummert eine Faust an die geschlossene Vordertür. Ich hole Javier aus dem Bett, denn jemand ruft auf Spanisch. Von innen lässt sich die Tür öffnen. Draußen steht ein etwas merkwürdiger junger Mann (aber sind wir Pilger nicht alle merkwürdig?). Javier legt ihm auf, sich den Stempel in der Bar zu holen. Macht er glatt, schon 15 Minuten später ist er wieder da. Auffällig: Er schleppt außer einem Fotoapparat noch ein ganzes Stativ mit sich herum. Deshalb nennen wir ihn nur den Fotopilger. (Später werden wir seinen Namen erfahren und noch gute Freunde werden.)
Die Pläne des Fotopilgers kannten wir nicht. Er saß morgens auf dem Bett, starrte vor sich hin und ignorierte sogar meinen Gruß. Er machte schon einen sehr seltsamen Eindruck. Die anderen zogen in die Bar zum Frühstücken und brachten daher auch den Schlüssel weg.
Javier und Reyes steuern einen Park geradeaus an, wo sie rasten wollen. Sie winken uns, aber wir müssen zuerst einkaufen. Nach etwas Fragen gehen wir in Richtung Hafen. Dort ist ein kleiner Platz mit Bänken und Bäumen. (10h25, 1.42) Ich lasse mich nieder, als Ute und Annette aus dem benachbarten Supermarkt kommen. Auch Reyes und Javier gesellen sich dazu. Wir machen noch ein paar Abschiedsfotos. Dann rücken die andern über die große Ríabrücke ab. Sie wollten evtl. weiter als La Caridad, unserem heutigen Ziel, je nachdem, wie sich Reyes' Blasen machen ... Meine Frau kauft im Supermarkt nebenan ein, und wir essen und trinken nochmal gemütlich.
(11h38, 1.42) weiter, über die schon erwähnte Brücke die N-634 entlang. Hinter der Brücke die 2. Straße links ab. Schöner Blick nach links auf die Ría und die Stadt. Nach 500 m Asphalt- bzw. Betonsträßchen rechts steil hoch (Schild "Hotel/Restaurante"). Achtung: (11h53, 1.57) Wir folgen automatisch dem einladenden Weg, aber bald rufen uns Einheimische zurück. Denn schon nach 80 m geht es urplötzlich halbrechts und sofort wieder links einen Wiesenpfad hoch. Diesem folgt man aufwärts. (12h01, 2.05) Es geht nun immer weiter in derselben Richtung über Wiesenpfade und Fahrwege, wobei man ab und an eine Straße überquert. Rechts unten im Tal liegt die N-634 mit riesigen Baustellen. An einer Y-Kreuzung links. Kurz darauf schwenkt der Feldweg nach links, man selbst geht aber geradeaus ab und überschreitet eine Eisenbahnlinie. Leicht rechts um ein Maisfeld herum zu einem Feldweg auf Bauernhöfe zu. (12h14, 2.18) Zwischen diesen weiter, auf eine Kapelle zu (der Vorbau lädt zum Rasten ein). Halbrechts von ihr in einen Hohlweg, am Ende rechts auf eine Asphaltstraße. Nach 50 m Vorfahrtstraße überqueren (Muschelstein am Schulgebäude). (12h20, 2.24) Nach 80 m halbrechts auf eine Fahrspur. 80 m weiter auf einem Wiesenpfad geradeaus. 30 m wieder Fahrspur, rechts an einer Mauer entlang. An einem Haus Wiesenpfad immer geradeaus (rechts ist die Fernstraße sichtbar), links zu einem Asphaltsträßchen, zu dem man schon lange parallel lief. Lastwagen nerven hier, sie fahren zu einer riesigen Baustelle im Tal. (12h29, 2.33) auf dem Asphaltsträßchen nach rechts weiter. (12h36, 2.40) Ortsschild Torce. Nach 80 m halbrechts eine Piste abwärts. An T-Kreuzung rechts zu einem roten Haus. (12h46, 2.50) Auf einer Asphaltstraße geradeaus an Haus vorbei. Man nähert sich der Schnellstraße. Kurz vor ihr T-Kreuzung, kein bzw. nicht deutbarer Pfeil. Hier verloren wir ca. 10 Minuten. Richtig ist: Rechts zur N-634 und auf ihr links weiter. (12h56, 3.00)
Das machten wir zunächst auch, bis wir links auf den Weiden einen Masten mit Pilgerzeichen sahen und diesen leider missdeuteten. Wir dachten, dass dort, links von der Straße der Pilgerweg verläuft. Deshalb gingen wir zu der T-Kreuzung zurück und gingen diesmal in die andere Richtung bis zu einem Bauernhof links. Dort, etwas hinter einem rechts abseits liegenden Hof, ging ein Asphaltsträßchen rechts ab, an dem Bauernhof vorbei, in Richtung Straße. Kurz vor der Straße sahen wir wieder den Masten mit dem Pilgerzeichen, und er wies nach links auf einen Feldweg, nämlich für diejenigen, die richtig hier von der N-634 kamen.
Richtig wäre also gewesen: Auf der N-634 ca. 200 m weiter, dann links ab (wo der Mast ist), nach 80 m rechts rein. (13h13, 3.10) Kurz darauf erreicht man schon wieder die Straße. - Dieses Herumschlängeln um die N-634 ist typisch für diese Etappe. Nach jedem Schwenk fragt man sich, ob sich das gelohnt hat. Aber man verliert nicht sehr viel an Zeit, und es ist doch abwechslungsreicher als nur auf der N-634 mit ihrem dichten Verkehr zu laufen.
Die N-634 überqueren und zur Abwechslung mal rechts von ihr weiter. Ortsschild Cartario. Wiesenpfad. An Y-Kreuzung links, bis (13h23, 3.20) wieder über Pisten und Feldwege links die N-634 erreicht wird. Nach rechts weiter. Wo die Straße von Jarrio rechts rauskommt, Straße überqueren und links rein. An Y-Kreuzung rechts, gleich wieder rechts und zwischen Häusern hindurch parallel zur Straße weiter geradeaus. (13h32, 3.29) Asphaltstraße . Nach ca. 500 m rechts ab auf die N-634. (13h38, 3.47)
Bevor wir die Straße erreichten, machten wir lieber nochmal Mittagspause an einer Wieseneinfahrt. (14h15, 3.47) weiter. Als wir gerade die Rucksäcke schultern, kommt ein Pilger angetrabt, kahlköpfig, nicht sehr groß, aber von beträchtlichem Körperumfang. Aus der Nähe erkenne ich, dass es eine Frau ist. Wegen des kahlen Kopfes tippe ich zunächst auf eine Krankheit, doch die Haare sind wohl nur abrasiert. Wir nennen sie daher die Buddhistin. Sie begrüßt uns freundlich, hat etwa unsere Geschwindigkeit und schließt sich uns daher an. Neugierig fragt sie mich aus, woher wir kommen usw. Sie benutzt einen Pilgerstock, hat aber noch zwei Teleskopstöcke auf den Rücken geschnallt ...
Wir laufen also gemeinsam weiter. Hinter einer Unterführung geht es nach rechts. Man bleibt nun oberhalb der Straße, also nicht den Abzweigen zur Straße folgen. (14h29, 4.01) Hier fehlen Kennzeichnungen. Einmal hält die Buddhistin einen Wagen an und fragt nach dem Weg.
Die Herberge hat 24 Plätze in zwei Schlafräumen. Der erste liegt direkt hinter dem Eingang und dient zugleich als Aufenthaltsraum. An der Decke ein selbst gebastelter Lüster mit Pilgermännchen darauf, lustig! Meine Frau und ich beziehen den zweiten Schlafraum, der schlauchartig hinter dem ersten liegt. Dort haben wir nicht nur ein Eckchen für uns, sondern liegen auch an einem kleinen Fenster, das nächtens Frischluft verspricht. Links von beiden Räumen liegen 4 Duschen und 2 Toiletten, alles in nicht sehr gutem Zustand. Die Türen so verzogen, dass sie kaum schließen, geschweige denn abschließbar sind, große verbleibende Ritzen gewähren Einblick. Die Wassertemperatur ist praktisch nicht regulierbar. - Nun, wir sind ja nur zu dritt, da stört das alles wenig. Man kann Wäsche waschen und draußen aufhängen.
Wir haben noch viel Zeit und beschließen, den ca. 2 km entfernten Strand zu besuchen. Also den Betonweg hoch, an dem Haus, wo es den Schlüssel gab, vorbei. Oben erreicht man eine Straße in den Ortskern. Man muss sich die Einmündung gut für den Rückweg merken, denn sie ist als Abzweigung zur Herberge recht unscheinbar (kein Zeichen). Kommt man aus der Stadt und nicht über den Pilgerweg, ist es sicher schwierig, die Herberge zu finden. - In der Stadt Läden und Bares. Auch ein Hostal. Etwas weiter liegt links ein Gemeindezentrum, wo es auch einen Imbiss gibt. Rechts die Kirche. Der Pilgerweg führt die Straße weiter geradeaus, merken wir uns. Zum Strand weist ein Schild nach rechts von der Straße ab. Wir laufen also in diese Richtung und sind bald am Ziel. Die Stadt hat den Strandbereich aufwändig gestaltet. Links liegen zwei Badebuchten, leider Steinstrand. Rechts Toilettenhäuser und eine weitere, wenig einladende Bucht. Dazwischen eine Bar, viele Tische und Stühle. Wir laufen zu einer der Buchten links und treffen auf die Buddhistin, die uns wie alte Bekannte begrüßt. Sie lupft ihr Badeanzugoberteil und weist auf einen Teerflecken, den sie abgekriegt hat. Na, da war für mich kein Gedanke mehr an Baden. - Eine Weile schauten wir dem familiären Treiben zu. Dann wollte meine Frau sich noch etwas umschauen; auch schnitt die Flut unsere Bucht ab. Ich ging oben zur Bar, holte mir ein schönes kühles Bier und ruhte mich an einem der Tische aus. Es war Platz genug, und niemand sagte was, wenn man nichts oder lange nichts verzehrte. Sowas kennt man in Deutschland gar nicht, wo man immer zum Konsum gedrängt wird. Später brachte ich Flasche und Glas an die Theke zurück, wo sich die Bedienung überrascht bedankte. Das Wetter blieb gut, und es waren erholsame Stunden.
Wir sitzen vor dem Refugio und schreiben, als zwei Männer mit einem Kombi vorfahren. Sie laden die Bettgestelle und Matratzen auf. So, so, also kümmert sich doch jemand um die Herberge. Die Betten drinnen waren neu, das war mir schon aufgefallen. - Gleich sieht die Herberge nicht mehr so heruntergekommen aus. (Außer dem kleinen Schild um die Ecke gibt es übrigens sonst keinerlei Kennzeichen.) -
(21h10) Der Fotopilger trifft ein. Der hat's wohl immer mit den Nachtstunden. Er schwankt furchtbar, hat sich dauernd verlaufen. Diesmal nackter Oberkörper, auf dem die Rucksackgurte wie Hosenträger wirken. Selbst die Spanier schmunzeln. Als er hört, dass es Platz genug gibt, strahlt er übers ganze Gesicht. Den Stempel oben im Haus holen? Ist ihm ein Spaß! Bald ist er wieder da. Ich habe hier notiert "Ohne 'vieira' läuft gar nichts", verstehe aber nicht mehr, was ich damit meinte. Eine vieira, eine Jakobsmuschel, baumelt ihm um den Hals. Vielleicht meinte ich, dass er ohne sie für einen Strauchdieb gehalten werden könnte. Aber die schleppen kein Fotostativ mit sich rum ... Seine gute Laune steckt an, und jetzt unterhält er sich auch mit uns, als hätte er alte Freunde wieder getroffen. Alle essen und trinken etwas, die Stimmung ist bestens. Da keine Touristen unter uns sind, geht auch alles früh zu Bett, und die Nacht ist ruhig. - Ich habe La Caridad so in ganz guter Erinnerung, R.W. hatte die Stadt mit einer abfälligen Bemerkung abgetan. Nun, er war im April hier; bei gutem Wetter sieht alles anders aus.
Tipp: Ich habe hier in Erinnerung (das steht nicht in meinen Notizen), dass wir vor der Kapelle Holzpfähle mit Hinweisen auf einen Wanderweg antrafen. Hier sind Annette und Ute wohl abgebogen, denn im Refugio von Tapia berichteten sie, dass sie die Küste entlang einem wunderschönen Wanderweg gefolgt sind.
(Hinweis von 2013: Wikiloc
zeigt, dass sie hier den Wanderweg AS-19 (= E-9) erreichen konnten. Ca. 5 km Umweg.
Hinweis von 2014: In diesem Jahr sind wir selbst dem Weg gefolgt, wunderbar!)
Anderntags sind wir hinter Tapia de Casariego ebenfalls die Fortsetzung dieses Wanderwegs gelaufen, denn die Route ist ungleich schöner als der straßennahe Pilgerweg. Man muss nur genügend viel Zeit haben. - Man könnte das auch schon ab Luarca machen, aber dann verpasst man die Herberge in Piñera und muss zur Übernachtung spätestens in Höhe von La Caridad wieder landeinwärts. Insgesamt aber eine reizvolle Möglichkeit, denn außer den Städten Luarca und Navia gibt es unterwegs nichts Besonderes auf dem Pilgerweg zu sehen. In Tapia de Casariego erreicht man wiederum die Herberge, die direkt am Meer liegt, automatisch, wie wir erleben würden. Ebenso kommt man automatisch an die Brücke nach Ribadeo. - Dieser Weg ist ein großer Fortschritt für das Wandern in Spanien.
Wir bogen also zögernd rechts ab und liefen parallel zur N-634, rechts von ihr, weiter. Kurz darauf trafen wir einen alten Bauern und fragten nach der Herberge. Er sagte nur: "Immer weiter geradeaus." Na gut. Man erreicht eine Kirche und geht rechts-links leicht versetzt weiter. (10h42, 2.04) Nieselregen setzte ein. Wir erreichen das Dorf Salave. Man überquert die Straße und umrundet einen Kinderspielplatz nach rechts. Kleine Asphaltstraße, etwa in Richtung Küste. (10h50, 2.12) Aufgepasst, jetzt kommt ein völlig unnötiger Linksschwenk: Nach 200 m geht der Pilgerweg an einem Bauernhof links ab. Dort nicht dem Zeichen folgen, sondern geradeaus auf der kleinen Asphaltstraße weiterlaufen. Nach gut 600 m kommt nämlich der Pilgerweg wieder von links auf sie.
Was soll dieser Unsinn? - Wir gingen nämlich links ab (obwohl ich von der Richtung schon schwor, dass geradeaus doch wunderbar passte), kamen an die N-634 und liefen dort nach rechts, neben ihr auf einer Piste her, die etwas später in einem Rechtsbogen die Schnellstraße verlässt, um wenige 100 m später wieder auf die kleine Asphaltstraße zu stoßen. Zurück, in der Ferne, lag klar der Bauernhof, wo wir links abgebogen waren. Die einzige Erklärung für diesen Umweg ist, dass das Stück Straße von dem Bauernhof bis zur Wiedervereinung der beiden Routen neu war, also zur Zeit der Auszeichnung des Pilgerweges noch nicht bestand.
Der Asphaltstraße geradeaus bis zur N-634 folgen. 11h15 (2.37) kamen wir dort an und ließen uns regengeschützt in einer überdachten Bushaltestelle zu einer Trinkpause nieder. 11h25 (2.27) weiter. Gleich wieder rechts eine kleine Asphaltstraße rein, immer geradeaus auf den Kirchturm von Tapia zu. 11h53 (2.55) erreichten wir die Küste bei einem Rastplatz. (Hier müsste auch der Küstenwanderweg von rechts hinzustoßen.) Unten auf dem Kies Teersammler in weißen und grünen Schutzanzügen. Ansonsten ein sehr malerisches Bild der zerrissenen Steilküste. - Der Regen hat aufgehört.
Im Pilgerbuch des Refugios grüßen uns Ute und Annette und berichten, wie schon erwähnt, dass sie den Küstenweg gegangen sind. Ich merke mir das.
Tapia de Casariego hat uns ausnehmend gut gefallen. Cudillero und Luarca wären schöne Städte, aber Tapia hat diese großen Sandstrände direkt vor der Tür. Es ist alles überschaulich und anheimelnd, nicht so überlaufen wie Gijón und Avilés. Wenn wir einmal Urlaub an der Nordküste machen wollten, wäre Tapia de Casariego ein heißer Kandidat.
Wir haben uns vorgenommen, heute Morgen die ganze Küste vor der Stadt entlangzugehen. Also erst nach rechts und dann in einem großen Linksbogen weiter, oberhalb des Leuchtturms vorbei, zum Hafen über eine kleine Brücke, jenseits des Hafens wieder hoch und dann zu den Stadtstränden von Ost nach West. Das Wetter ist gut, alles liegt in freundlichem Sonnenschein, aber es ist sehr frisch, und ein kühler Wind weht. - Am Ende des letzten großen Strandes erreicht man die übliche Flussmündung. Hier kommt die Av. General Primo de Rivera von der Stadtkirche her und geht in Richtung Ribadeo weiter. Ein großes Informationsschild zeigt den Küstenweg AS-19/E-9. Diesen wollen wir heute gehen, und nicht den Pilgerweg, denn das Geschlängel um die N-634 haben wir satt und möchten an diesem Tag noch einmal richtig Abschied vom Meer nehmen.
Wir haben uns nämlich entschlossen, von Ribadeo aus dem Pilgerweg nach Südwesten zu folgen, also nicht weiter am Meer entlang und erst bei Foz nach Süden, wie ich geplant hatte. Dafür gab es drei Gründe: 1. Das nicht so tolle Wetter. 2. Die teerverseuchte Küste. (Das war mein Hauptgrund.) 3. weil wir dann auch den Pilgerweg bis Lourenzá erleben und dokumentieren konnten.
Zunächst entdeckten wir hinter der Brücke gleich links eine Muschel. Links lag auch die Stadt, die man ja von der Brücke aus schon gut sehen kann. Also: links den schmalen Weg hinunter! Aber: Die Muschel zeigte "verkehrt herum", d.h. mit ihrer Basis nach rechts statt nach links. Ich dachte schulterzuckend: "Naja, ist eben so ein Fall, wie er schon mal vorkommt, dass die Muschel falsch eingesetzt ist." Wäre der schmale Weg nämlich nicht richtig, hätte hier ja gar kein Muschelstein stehen müssen. - Wir steigen also 15h28 (5.47) parallel zur Brücke zum Ufer hinunter. Unten quert die Flusspromenade, und eine Muschel zeigt mit ihrer Basis nach rechts. Na also, ab in die Stadt! - Meine Frau hält mich zurück. Sie glaubt, dass es links zum Refugio geht. Aus der Stadt heraus? Unter der Brücke hindurch? Also, sie hat manchmal schon seltsame Ideen! - Eine hilfreiche Spanierin mischt sich ein: "Zur Herberge? Nach links!" - Ich glaube, ich spinne. Ein wenig später fällt der Groschen:
War die Strenge, aber auch der Einsatz hier ein Zeichen dafür, dass es in Galicien anders zugeht als in den übrigen Provinzen? Nun, in etwa schon. Der Pilgerweg war nämlich ab jetzt gut ausgezeichnet, und mit den Wegen durch Dornen und Gestrüpp war es vorbei. Auch erhielt man viele nützliche Informationen in den Herbergen. Nur innerhalb der größeren Städte haperte es noch mit der Auszeichnung des Pilgerweges.
Zwei junge Pilger, Marta und Alejandro, doktern an ihren Füßen herum. Besonders Alejandro hat's schlimm erwischt. Ich kann's nicht mit ansehen, biete nachdrücklich mein "Wunderpflaster" an. Sie akzeptieren. Jetzt habe ich das Kommando. Weg mit den unnützen Compeed-Streifen, die schon übereinander geklebt, aber doch verrutscht sind. Eine Blase schaut darunter hervor. Marta sticht Alejandro mit einer abgeflämmten Nadel in die Blasen und drückt sie aus. Er nimmt's sehr tapfer hin. Dann klebe ich großflächig mein Wunderpflaster (Elastoplast) darauf. Sie können gar nicht glauben, dass das tagelang helfen soll und auch nicht beim Duschen abgeht. Ich prophezeie dem jungen Mann, dass er morgen wieder laufen kann, als sei nichts gewesen. Ohne Schmerzen. Sie glauben es nicht, hoffen es aber. |
![]() Blasen versorgen ... |
Gegen 20h30 wieder in die Stadt zu dem ausgemachten Restaurant. Dort riss der Wirt die Augen auf: Wir wollten schon was zu essen haben? Nicht vor 21h45, sie wären knapp an Bediensteten. - Das kam nicht in Frage, viel zu spät. Also im Galopp zur Av. de Rosalia de Castro zurück und gerade vor Geschäftsschluss noch was zum Abendessen eingekauft. Auf dem Rückweg regnet es heftig. - In der Herberge gibt's dann eine Suppe und ein Fertiggericht. Meine Frau hat Mühe, bei der vielen Konkurrenz der Kochenden einen Topf und eine freie Herdplatte zu erwischen. Aber es geht. - Der "Schleicher" schleicht weiter herum, sagt keinen Ton, guckt nur überall. Was will der? Felipe und ein paar andere sprechen ihn an. Ob er Hunger hat? Ob er ein Bett will? (Es ist jetzt nahezu alles belegt.) Nein, will er alles nicht. - Nachts liegt er doch in einem Bett, weil ein Radfahrer lieber bei seinem Fahrrad im Vorraum schläft. So sehr müssen die Radfahrer in Spanien befürchten, dass man ihnen ihr Stahlross klaut! (Die Radfahrpilger nahmen auch anderenorts die Räder möglichst mit in die Herbergen, war mir schon aufgefallen.)
Abends sitzen wir zu viert (Felipe, Sabine, meine Frau und ich) vor der Herberge auf dem Rasen, klönen auf Deutsch und sprechen reichlich dem Rotwein zu. Felipe ist ein Veteran des Pilgerweges, trotz seines Alters (älter als wir) praktisch dauernd unterwegs. Sein Gepäck zieht er auf einem kleinen zweirädrigen Karren hinter sich her. Muss bei manchen schmalen Fußpfaden und in matschigem Gelände sehr mühsam sein.
Pilgertratsch: Hinter uns kommt eine Gruppe von 40-45 Pilgern aus Kantabrien. Sie laufen demonstrativ den Pilgerweg, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass viele Wege in Kantabrien und Asturien in unmöglichem Zustand sind. Können wir nur unterstreichen. Wir hatten von ihnen schon Tage vorher gehört (in Almuña?) und auch in einer Zeitung gelesen, dass sie vom Bischof von Oviedo empfangen worden sind. Sie waren zuerst etwa 5 Tage hinter uns, holen inzwischen aber wegen unserer kurzen Etappen langsam auf. Mit Felipe sprechen wir erstmalig mit jemanden, der die Gruppe schon kennen gelernt hat. Er ist ihnen davongelaufen, denn parallel zu ihnen muss man immer befürchten, Schwierigkeiten mit der Übernachtung zu haben. Zurzeit sind sie noch 2 Tage hinter uns. Ich kann mir ausrechnen, dass sie uns einholen werden. Wir haben mit Lourenzá - Mondoñedo noch einmal eine Kurzetappe, wo sie 1 Tag näherrücken werden, und da für diese Gruppe eine Übernachtung in Miraz nicht in Betracht kommt (das Pfarrhaus ist zu klein), werden sie voraussichtlich eine Doppeletappe bis Sobrado dos Monxes laufen und uns damit einholen. - Na, aber an dem Tag haben wir einen gehörigen Vorsprung und sollten wesentlich eher da sein ...
Felipe hört, welche kurzen Etappen wir die letzten Tage gelaufen sind, und unterschätzt uns deshalb total. Nein, die nächste Etappe nach Lourenzá schafften wir "10-km-Pilger" niemals. Es seien über 40 Kilometer, aber (er zwinkert vertraulich) er kenne eine Schule, 25 km entfernt, wo wir uns bei der Betreuerin, seiner Bekannten, melden sollten. Mit einem schönen Gruß von ihm könnten wir da auf gut halber Strecke unterkommen. Meinen zaghaften Einwand, dass nach den Angaben auf dem Schwarzen Brett des Refugios Lourenzá nur 28 km entfernt sei, wischt er beiseite. (Auch 28 km traut er uns nicht zu, will uns davor bewahren, unterwegs zusammenzubrechen.) Gut, es könnte sein, dass die offiziellen Kilometerangaben mal wieder zu niedrig angesetzt sind. Trotzdem, meine Frau und ich schauen uns in wortlosem Einverständnis an: Das Thema fallen lassen, aber wir gehen morgen nach Lourenzá. Felipe weiß ja nicht, was für Mammutetappen wir schon gelaufen sind, und zurzeit sind wir ausgeruht, bei bester Gesundheit und vollen Kräften. Nur, wie schwierig das Gelände sein wird, das wissen wir nicht, und unser Kartenmaterial ist sehr dürftig. (R.W. ist ja, wie gesagt, diesen Abschnitt nicht gegangen, sondern hat den Abzweig vor Ribadeo benutzt.) In der Herberge hängt die Route durch die Stadt aus, und ich zeichne sie mir in meinen Übersichtsplan. So werden wir den Weg wohl anderntags finden.
8h05 (0.00) los, zuerst den schon beschriebenen Weg in die Innenstadt. Also, am Hafen entlang, an der Kapelle vorbei (Morgengebet), dann an der Kreuzung wie gestern die Av. de L. Calvo Sotelo halbrechts hoch. Aber an der großen Querstraße diesmal nicht links in Richtung Rathaus, sondern eine Kreuzung weit nach rechts, wo rechts auch die Av. de Rosalia de Castro rauskommt. An dieser Kreuzung links in die Ramón González. Immer geradeaus (Rua da Pega) bis zur T-Kreuzung. Dort rechts in die Rua San Lazar, die auf meiner Übersichtskarte mit Diputación beschriftet ist. Etwas merkwürdig. Nach 100 m links eine Kapelle. Kurz darauf der erste gelbe Pfeil geradeaus. (8h32, 0.27) Nach weiteren 50 m Pfeil und Muschelstein (ca. 194 km bis Santiago) links ab.
Man überquert, parallel zur Straße, eine alte und schöne Brücke und geht dann auf den Ortskern zu. Achtung: Zum Schluss schwenkt die Straße in der Altstadt rechtwinklig nach links, direkt auf Kirche- und Klosteranlage zu, die vor einem auftauchen. Hier sagten uns die Gaffer nicht, dass wir geradeaus gehen mussten, also nicht der Kurve nach links folgen, sondern zwischen einem Schuhgeschäft und einer Bank die Straße rein.
Felipe begrüßt uns leicht erstaunt. Haben wir es also doch geschafft! Auf seine übertriebenen Kilometerangaben angesprochen, meint er: Nun, er sei in Galicien zu Hause, und da achte er nicht auf Entfernungen, habe sie nur nach Gefühl eingeschätzt. - Nun ja, aber nur gut, dass er uns keine Angst einjagen konnte.
Kloster und Kirche in der Altstadt sind nur zu "Unpilgerzeiten" geöffnet, meine Frau muss also auf eine Besichtigung verzichten. Mich betrübt etwas, dass das ganze Kloster nur Museum ist, keine Mönche mehr da. Unweit finden wir an der Hauptdurchgangsstraße Geschäfte zum Einkaufen. Da die Herbergsküche Teller und Besteck hat (eine Seltenheit), möchte meine Frau kochen. Wer wird ihr da in den Arm fallen? - Wir erleben noch einen ruhigen Abend und eine ruhige Nacht. Unsere Tür lässt sich nicht abschließen; deshalb hänge ich unsere Edelstahltassen mit den Löffeln drin an die Klinke. Da der Fußboden aus Naturstein besteht, löst jeder, der die Klinke runterdrückt, einen Höllenlärm aus. Ich weiß halt gerne nachts, ob jemand unser Zimmer betritt, und wenn es Pilgernachzügler sind!
Nachtrag von September 2004:
In Mondoñedo soll eine neue Herberge gebaut werden. Fast möchte ich
"schade" sagen. Sie wird nicht so weit aus der Stadt heraus liegen, in derselben
Richtung wie die bisherige Herberge, etwa den halben Weg (also doch immerhin
etwa 1 km vom Zentrum), an einem Platz mit einem Denkmal; an beides erinnere ich mich dunkel. - 11 Jahre später haben wir die sehr gute neue Herberge
"ausprobiert".
Dort hält bei unserem Kommen ein strammer Polizist Wache. Ich spreche ihn höflich an. Er lädt uns gleich in die Wache ein, stempelt unsere Ausweise und gibt uns den Herbergsschlüssel. (Wir sind also die ersten, die eingetroffen sind.) Freundlich erklärt er uns, dass wir am Morgen den Schlüssel in die Wache zurückbringen sollen. Ich verspreche es.
Der Weg zur Herberge führt zum Rathausplatz zurück, dann nicht nach links, wo wir hergekommen sind, sondern nach rechts bis zur nächsten T-Kreuzung. Dort links in die Rúa Sarmiento, später Av. das San Lucas und immer geradeaus, fast 2 km lang. Dabei kommt erst rechts ein Supermarkt, dann eine Kirche, ebenfalls rechts. Links Bares. Endlich kommt die N-634 von rechts dazu, und man folgt ihr geradeaus. Hinter dem Ortsendeschild ist die Herberge das zweite Haus rechts, ein altes, weißes Bauernhaus, angebauter Hof mit hohen Mauern. Es ist schon ein rechtes Stück Weges.
Nun kommt eine blöde Szene. Der Schlüssel öffnet nicht. Ich murkse herum. Auf einmal bewegt sich etwas im Haus. Jemand versucht die Tür, von innen zu öffnen, aber es gelingt ihm nicht. Man ruft mir unterdrückt etwas auf Spanisch zu, ich verstehe nichts. Dann, verständlich, ich solle den Schlüssel durch einen Spalt zwischen oberer und unterer Hälfte der Tür hindurchwerfen. Ich zögere. Den Schlüssel hat mir die Polizei gegeben, ohne zu sagen, dass schon welche da sind. Vielleicht sind das irgendwelche Gauner, die sich eingeschlichen haben. Ohne Schlüssel, für den ich verantwortlich bin, stehe ich dann doppelt dumm da. Man redet mir gut zu. Meine Frau zuckt mit den Schultern. Also werfe ich den Schlüssel rein, und nach 1 Minute öffnet sich die Tür. Es ist ein junges Pilgerpaar, das wir von Ribadeo her schon kennen. Sie sind mit dem Fahrrad unterwegs und haben hier nur Pause gemacht. Erleichterung! - Warum ging die Tür mit dem Schlüssel nicht auf? Nun, Künstlerpech: Erstens war die Tür gar nicht verschlossen, nur zugezogen, und zweitens öffnete der Schlüssel linksherum und nicht rechtsherum, wie gewohnt. (Das muss einem doch gesagt werden!) Ich hatte deshalb die offene Tür abgeschlossen, so dass sie auch von innen nicht mehr mit Zurückziehen des Schubriegels geöffnet werden konnte.
Nach und nach treffen weitere Pilger ein, bekannte wie Javier, Marta und Alejandro, und unbekannte, darunter Johanna, eine lebhafte, attraktive Studentin. Sie wohnt in Madrid, kommt aus Kolumbien und ist deutscher Abstammung, kann auch noch gut Deutsch. Sie ist allein unterwegs, scheint vor nichts Angst zu haben. Ein Polizist fährt vor, schaut nach dem Rechten und sagt, ich könne den Schlüssel ruhig auf dem Tisch in der Diele liegen lassen (die Haustür konnte man wohl von außen zuziehen). Wir verabreden mit Javier, Johanna, Marta und Alejandro, gemeinsam etwas einzukaufen und dann abends hier groß zu kochen und zu essen. Wer Spanien kennt, weiß, dass sowas (aus deutscher Sicht) in großem Chaos endet. Wir gehen getrennt in die Stadt. Ein mittelalter Pilger, schlank, sportlich, aber mit kurzen grauen Haaren, kommt mir halben Wegs entgegen. Ich rede ihn an, weise in Richtung Herberge. Das war Javi, den wir einige Tage lang wiedersehen werden.
Aber jetzt sind sie offensichtlich mit dem Auto unterwegs und machen alles andere als pilgern. Die Spanier sind verlegen. Sie wollen nicht zustimmen, aber man geht ja bekanntlich in Spanien jedem Konflikt gern aus dem Weg. Als sie noch unschlüssig einander ansehen und mit den Köpfen wackeln, saust ein mittelgroßer Hund ins Zimmer und inspiziert unsere wohlgedeckte Tafel. - "... und ein liebes Hündchen", meint Blondi. - Der Hund verschwindet in den Schlafzimmern. Das ist den Spaniern doch zu viel. "Nein, kommt nicht in Frage." "Den Hund raus" klingt es durcheinander. Die beiden Schnorrer (denn nichts anderes waren sie) flink ins Haus und den Hund ins Auto gesperrt. Ebenso flink in das größere Schlafzimmer links und sind schon zur Dusche, ehe die anderen Papp sagen können. (Na, wenigstens sind sie nicht zu uns ins Zimmer gekommen, das haben die andern noch verhindert.) Hat man Töne? Kurz darauf fragen sie, wo der Schlüssel ist. Ja, das fehlte noch! Gerade will einer antworten, dass ich den Schlüssel habe, als ich mit "policía" dazwischenfahre. Absichtlich nur dieses eine Wort. Zum einen soll es die Gauner etwas erschrecken, und zum andern erinnert es meine Mitpilger daran, dass ich den Schlüssel von der Polizei bekommen habe. Also bedauert man allgemein, und ich kann kein Spanisch mehr. - Mir ist klar, dass die beiden den Schlüssel haben wollen, um sich morgen hier ungestört loslassen zu können. Aber das will ich ihnen versalzen. (Es könnten übrigens Vater und Tochter sein, aber die Blondine sieht eher wie eine Dänin als wie eine Spanierin aus.) - Man muss den Schnorrern eines lassen: Sie verhielten sich unauffällig und passten sich an. Das Auto war alt. Meine Frau meinte, sie hätten einfach kein Geld. So kam ich ohne zu viel an Alkohol ins Bett, und die Nacht verlief ruhig, trotz der N-634 vor dem Haus. Dieses lag, im Gegensatz zu der Herberge von Piñera, doch etwas von der Straße weg, und außerdem waren die Schlafzimmer nach hinten raus. Das half schon gegen den Lärm.
Auf dem Tisch in der Küche verblieb einiges an Vorräten, darunter ein nicht angebrochenes Literpack Wein. Das will viel besagen! ;-)
Zunächst in die Stadt. Ich hatte mir überlegt, den Schlüssel entgegen der Empfehlung der Polizei zurückzubringen und das damit zu erklären, dass sich in der Herberge zwei nicht ganz koschere "Pilger" herumtreiben. Außerdem wollen wir auf dem Pilgerweg weiter, und der geht, wie schon erwähnt, ab dem Platz vor der Kathedrale los.
Zu spät fiel mir ein, dass Samstag war. Die Polizeiwache ist geschlossen, als wir gegen 8h40 dort auftauchen. Marcos telefoniert etwas rum, erreicht aber niemanden, dem man den Schlüssel geben könnte. Das Oficina de Turismo ist natürlich auch geschlossen, das Rathaus ebenfalls. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als den Schlüssel zur Herberge zurückzubringen. Marcos und meine Frau bleiben mit dem Gepäck am Rathausplatz. Ich stiefele los, natürlich ziemlich sauer. Unterwegs kommen mir die letzten Mitpilger entgegen; jedem muss ich erklären, warum ich zurücklaufe. Das hebt meine Stimmung keineswegs. - An der Herberge angekommen sind die Schnorrer verschwunden, wenigstens das! Ich lasse den Schlüssel auf dem Tisch und ziehe die Tür hinter mir zu. (Vorher habe ich der Versuchung widerstanden, die Tüte Rotwein mitzunehmen, die immer noch auf dem Tisch in der Küche stand. 1 Liter = 1 kg, das gab den Ausschlag.)
"Sag mal, kommt sowas in Deutschland auch vor?" fragt Marcos mich. Ich lache mich immer noch kaputt. "Doch, doch," beruhige ich ihn, "frag nie einen Einheimischen, und wenn ausnahmsweise mal doch, dann die richtige Frage." Es ist schon nicht zu fassen, dass die Frauen nicht wissen, dass hier der Pilgerweg vorbeiführt. Läuft denn sonst immer alles die N-634?
Ruckzuck, sind wir den Hohlweg hoch und haben von oben durch einen Zaun einen sehr schönen Blick auf die Stadt. 100 m weiter oben ein paar Bauernhöfe: San Cayetano, noch in Reichweite der Stadt. Man erreicht eine Asphaltstraße und folgt ihr nach links, viele Kilometer lang. Diese Straße führt parallel zur N-634 (links von ihr) durch ein atemberaubend schönes Tal. Deshalb ist dieser Weg unbedingt zu empfehlen. Auch wenn man sich bei einer Übernachtung in der Herberge damit ca. 4 km Umweg einhandelt. Es kommt im ganzen weiteren Verlauf des Pilgerwegs nur noch ein ähnlich schönes Teilstück, nämlich zwischen Baamonde und Miraz. Da man sich nicht verlaufen kann, enden nun vorerst die Skizzen auf meinem Informationsblatt, und es sind nur die Orte genannt, die man passiert. Ich halte es hiermit genauso. Also:
(10h05,0.39) Barbeitas, (10h23, 0.57) Maariz, Brunnen bei km 155,8. (10h43, 1.17) Paadin, (10h56, 1.30) Casabella, (10h59, 1.33, 153,3) Pacios. - Tief unten fließt links ein Fluss, der das Tal ins Gebirge gesägt hat. Links begleiten einen Schroffen, die dabei entstanden sind. Alles ist grün und üppig, die kleinen Dörfer liegen halb versteckt, sie stören kaum. (11h20, 1.54, 151,7) sind wir am Friedhof von San Vicente, das für uns unsichtbar, hoch über uns an der N-634 liegt. (Hier ist R.W. von oben dazugekommen.)
Marcos ist gut mit uns ausgekommen. Er drängt sich nicht auf, läuft oft weit voraus, wartet dann, bis wir wieder aufgeholt haben. Am Friedhof treffen wir auf Javier und Javi. Später kommen vier weitere Pilger, die wir noch nicht kennen, drei Männer und ein Junge. 11h35 weiter. (11h50, 2.09) Ortsschild Lousada. In Höhe des Ortes Brunnen oberhalb der Straße rechts. Dann kommt ein großer Schwenk nach unten, den wir trotzdem gehen. (R.W. hatte darauf verzichtet, denn man weiß genau, dass man alles, was man da hinuntergeht, am Ende zum Pass wieder hinauf muss.) (12h08, 2.27, 146,4) also links ab. An einer ehemaligen Marmorfabrik vorbei. (12h34, 2.53) geht es wie erwartet, rechts herum und sehr steil hinauf zum Pass. Ich bleibe ein-zweimal keuchend stehen. Das ist wirklich ein Hammer. Nach meinem Notizbuch waren es ganze 4 Minuten, aber sie sind mir sehr lange vorgekommen.
(13h44, 3.13, 146,4) Überqueren der N-634. (14h15, 3.44) Ortsschild Gontán. (14h28, 3.57, 142,9) Ein Ort kommt unten unten in Sicht; ich denke, es ist Abadín, aber es ist noch Gontán. (14h31, 4.00) erreichen wir am Ortseingang die Café-Bar Casa Requeira. Javier und Javi sind auch dort. Wir machen eine Cola-Pause. Ich dachte, dass es die Bar sei, wo R.W. eingekehrt ist und wo es den Schlüssel gibt, aber wir sind ja noch gar nicht in Abadín. Das ist noch ein ganzes Stück weiter an der N-634. Und ein Refugio ist leider auch noch nicht gebaut oder eingerichtet, wir müssen immer noch in die Turnhalle, die bei R.W. ziemlich schlecht weggekommen ist. 14h43 weiter. Ich trotte nur hinter den anderen her, brauche mich ja um nichts zu kümmern. Außerdem fühle ich mich immer noch ziemlich kraftlos, und es ist verdammt heiß.
Am Dorfplatz (der liegt links) vorbei halbrechts über einen weiteren Platz (links ein Brunnen) zur alten N-634 hoch (schöne rote Straßenlaternen). Dann zur neuen N-634 (rechts halten) hoch. Oben auf ihr nach rechts. 14h56 (4.10) Ortsschild Abadín. Supermärkte rechts. Die N-634 entlang, bis links ein Schild Zona de Deportivos auftaucht. (Ich übersetze zynisch: "Ghetto der Verschleppten", das sind die Pilger ;-)) - An einem Laternenpfahl hängt ein Zettel: Marta und Alejandro lassen uns grüßen. Sie sind gleich bis Villalba weitergezogen. - Ja, das Wunderpflaster, mit dem ich Alejandros Blasen kuriert habe, hat seinem Namen wieder alle Ehre gemacht.
Eine schlechte NachtDie Turnhalle von Abadín ist schrecklich: stickig, laut, schmutzig. Ein paar Pilger ziehen lieber weiter. Wir sind fast die ersten, erkunden die Einrichtungen. Toiletten in Ordnung, aber nicht abschließbare, große Gemeinschaftsduschen. Wir kriegen den Warmwasserboiler nicht in Gang. Trotzdem, bevor andere kommen und sich unter die Duschen zu uns gesellen :-), lieber kurz und kalt. Rechts und links schließen sich einige kleine Räume an. Wir beschließen, einen davon ganz rechts zu beziehen. Er liegt halb mit Holzpaletten voll, die ich unter dem Fenster stapele. Wir holen uns von nebenan eine kleine Bank dazu. Dann müssen wir unsere Sachen nicht auf den dreckigen Boden legen. Der ist auch noch dreckig, nachdem wir gefegt haben. Unsere Schuhe vor die Tür, das signalisiert: belegt. - Ein Pilgerpärchen bezieht nebenan sogar den Umkleideraum vor den Duschen. Keine tolle Privatatmosphäre, aber wir müssen ja da nicht mehr rein. Auch die anderen Pilger flüchten aus der Halle, in der von Zeit zu Zeit eine laute Ventilatoranlage gegen die Hitze ankämpft. Abends wird es damit besser. Irgendwer hat den Warmwasserboiler dazu gebracht zu funktionieren. Oder hatte er einen Zeitschalter? Wir haben es nicht herausgefunden.Rings um die Turnhalle keine Möglichkeit, sich auf der Isomatte niederzulassen. Als Tipp habe ich nur den erwähnten Kinderspielplatz. - Vorne neben dem Eingang gibt es eine Theke und dabei ein Waschbecken. Das kann man zum Wäschewaschen benutzen. Aber Wäscheleinen gibt es gar nicht; wir sind froh, dass wir eine eigene mithaben. Marcos macht es sich ebenfalls in einem separaten Raum "bequem". Der Arme hat nicht mal eine Isomatte mit, sammelt Pappkartons als Unterlage. Javi und Johanna haben sich zusammengetan, erklären, lieber draußen übernachten zu wollen und ziehen ab. Einer von den beiden hat ein kleines Zelt mit. Ich bin unruhig, fühle mich unwohl, nicht nur wegen der ungemütlichen Halle. Etwa 20h30 frage ich im Restaurant Niza, ob es was zu essen gibt. Vor 22h00 nicht. Die spinnen wirklich. Wir holen was aus dem Supermarkt. Ich bin sauer und grantig, nörgele rum. Eigentlich habe ich nämlich gar keinen Hunger, und was da in meinem Innern so grummelt und kneift, ist nicht der Magen, sondern der Darm. Ich habe Angst, wieder eine Darmgrippe zu bekommen. Die Symptome sind eigentlich da: Erschöpfung, kein Appetit, erste Koliken. Ein Gang zur Toilette bringt Gewissheit: Mich hat's mal wieder erwischt. Sch...! Diesmal nehme ich gleich eine Anti-Durchfall-Tablette, will nicht wie vor zwei Jahren tagelang dauernd in die Büsche. Das Lager auf der Isomatte ist hart, besonders an Hüfte und Schulter, wenn ich auf der Seite liege. Tipp: Sämtliche Kleidung noch als Polster verwenden, obwohl die dann natürlich schlimm zerknittert. - Irgendwann muss ich nachts noch einmal raus, aber wenigstens nicht dauernd. Man wird ja so bescheiden ...
24.08.2003, Sonntag: Von Abadín nach Villalba, 18 km (282 km)(In der Entfernung ist berücksichtigt, dass die Herberge 2 km vor der Stadt liegt, bis Villalba selbst sind es also 2 km mehr.) Morgens sitzen alle ziemlich zerdrückt in der Halle. Marcos hat fast gar nicht geschlafen, sagt er. Ohne Matratzen ist es einfach nichts. Man begreift nicht, warum die Stadt nicht wenigstens ein paar ausrangierte Matratzen hier in einem der kleinen leeren Räume deponiert. So ist Abadín mit Abstand die schlechteste Übernachtung in Galicien, ja - nach unserer Parknacht in Muros - für uns die zweitschlechteste überhaupt.Statt Berge nun BrückenWir erzählen Marcos, dass ich krank bin und nur sehr langsam laufen werde. Er will trotzdem bei uns bleiben. - Ich horche in mich hinein, was mein Körper zum Frühstück will. Zwieback und Tee. Erstaunlich, bekommt er. Zum Trinken unterwegs gibt's Wasser mit ausgepresster Zitrone drin.8h45 ziehen wir langsam los. Meine Frau hat sich unsere gesamten Vorräte aufgeladen, um mich zu entlasten. Ich spüre das deutlich, sie sicher auch. Ich bin ihr sehr dankbar. Für die heutige Strecke habe ich eine Kartenkopie aus einem spanischen Pilgerführer von R.W. bekommen. (8h57, 0.12, 141,8) Brücke über den Río Abadín. (9h08, 0.23, 139,4) Ortschaft Os Castros. Nach ca. 5 km um 9h45 (0.50) kleine Ruhepause. 9h58 weiter. 10h15 (1.07) eine mittelalterliche Brücke (laut Karte über den Río Portela). 10h50 (1.42) kommen wir wieder zur N-634, in Höhe der Alto de Martiñán. Links (etwa 150 m) zwei Bares, sogar am Sonntag offen. 10h54 bis 11h14 (1.46) kurze Kaffeepause. Ein böser SturzUnweit liegen ein Restaurant, eine Bar und ein Hostal "Helvetia". Wir überqueren die Straße und gehen zur Kirche. Dort lasse ich mich erschöpft im Vorbau nieder. 14h31 rechts der Straße weiter. Schmaler Fußweg hinter Bauernhäusern, dann geht der Weg sogar über eine Wiese. (14h40, 3.36) Ich kann mir vorstellen, dass der Bauer nicht begeistert ist, dass die Pilger über seine Wiese trampeln. Sicher will er dort auch mal Kühe grasen lassen. Deshalb gibt's einen Elektrodraht, aber den haben die Pilger am Ende der Wiese links heruntergetreten. Dahinter liegt ein Feldweg mit knöcheltiefem Matsch und Pfützen. Der Draht ist im Gras kaum sichtbar, hängt etwa 15 cm über dem Boden. Ich bin erster (man lässt ja den Langsamsten immer vorangehen) und steige automatisch über ihn hinweg. Meine Frau sieht ihn nicht, evtl. ist sie dazu zu dicht auf, und ich hätte auf jeden Fall wie bei anderen Hindernissen (Zweigen, Dornen, usw.) warnen müssen. Ich mache zwei Schritte durch die Matsche, als hinter mir meine Frau aufschreit. Sie ist mit einem Fuß an dem Draht hängen geblieben und versucht vergeblich, die Balance zu halten: der heute besonders schwere Rucksack reißt sie nach vorn, und sie schlägt der Länge nach in den Matsch.Erschrocken springen Marcos und ich hin, und wir hieven sie hoch. Sie sieht furchtbar aus, alles schlammverkrustet. Aber: Gottlob hat sie sonst nichts abgekriegt. Wäre sie auf einen Stein gefallen, hätte sie sich leicht was brechen können. (Später schreibt mir eine Pilgerin, dass sie ebenfalls dort gestürzt ist.) Auch mischt sich nur 2 m weiter Jauche in den Matsch; wenigstens ist ihr das erspart geblieben. Rechts steht eine Viehtränke, an der sich meine Frau notdürftig säubert. "Kann man ja alles waschen!" Ja, sie ist nicht tot zu kriegen. Ich spüle ihren Wanderstab ab, möchte irgendwie nützlich sein. Dann hat sie den Schrecken überwunden. Ca. 20 Minuten später erreichen wir die Vorgeplänkel von Villalba, Betonstraßen, dann Industrie. Die N-634 biegt in einem riesigen Linksbogen ab. Wir laufen die alte Strecke geradeaus in Richtung Stadt. Zwischendurch tauchten Javi und Johanna auf, wollten duschen und dann wieder weiter, weil sie am Übernachten in der Natur Gefallen gefunden hatten. Der gute Javi! In Mondoñedo hatte er noch wie geleckt ausgesehen, fast nicht wie ein "echter" Pilger. Jetzt war er glücklich und zerknittert. Wir schmunzelten. Jenseits der Kreuzung - in Richtung Stadt - eine Bar mit Grill. (Wir sind dort aber nicht eingekehrt, wie man sich denken kann.) - Supermarkt am Stadtrand. Am schnellsten läuft man einfach die Straße entlang. Die verläuft schnurgerade, und man merkt, dass es 2 km sind. Na, das Hin und Zurück zum Einkaufen schaffte ich gerade noch. Abends wusste niemand, wie man das Licht löschen konnte. Erst die Aufsicht unten, ein junges Mädchen, zeigte uns einen Sicherungskasten. Normale Lichtschalter gab's nicht. - Nachts musste ich trotz der Tabletten gegen 2h30 dringend raus. Man glaubt es nicht, aber um diese Zeit trafen noch Radfahrer ein. Andererseits zogen die ersten Knistertüten schon wieder vor 6 Uhr los, ich kam nicht zur Ruhe. Schrecklich müde und immer schwächer.
25.08.2003, Montag: Zwangspause in Villalba, (282 km)Morgens um 7h22 versuchte ich aufzustehen. Ich saß auf der Bettkante und wusste nicht mehr, was zu tun war. Eigentlich war ja alles Routine, längst in einer festen Reihenfolge, vom Weckerabstellen zum Waschengehen, usw. Verinnerlicht, fest eingebrannt. Denkste! Ich fühlte mich, wie sich sonst nur ein geistig Behinderter fühlen muss: Die Schuhe vor mir, die musste ich anziehen. Ich wusste nicht mehr, was man dazu in welcher Reihenfolge machen musste. Meine Frau schaute mich erschrocken an. "Mit dem Hubschrauber nach Hause" murmelte ich. Langsam, ganz langsam einen Handgriff nach dem andern. Als letztes den Schlafsack zusammenrollen. Das war nie ganz einfach gewesen, aber jetzt wurde es zum Kampf. Nur mit äußerster Konzentration und Anspannung der verbliebenen Kräfte gewann ich ihn.Frühstück und Beratung mit dem ebenfalls geschockten Marcos. "Ich muss zum Arzt, wahrscheinlich ins Krankenhaus." murmelte ich. Ich schaute Marcos hilfesuchend an. "Dafür sorge ich", sagte er sofort. "Kannst du laufen?" Ich konnte, wenn auch mühsam. Wir ließen unsere gepackten Rucksäcke zurück, nur Marcos schulterte seinen. Der Aufsicht teilten wir mit, dass wir wegen meiner Krankheit nicht endgültig gingen. Wir wiesen auf die sichtbar abgestellten Rucksäcke, man möchte bitte nicht die Herberge abschließen. Das junge Mädchen versprach es. Wir liefen in die Stadt. Ich war etwas besser drauf. Laufen, das kannte mein Körper. Etwa 2,5 km zum Gesundheitszentrum und Krankenhaus. Wenn wir jetzt Marcos nicht gehabt hätten, wären wir in große Schwierigkeiten gekommen. Als erstes überzeugte er die Aufnahme, dass ich krank war und sofort einen Arzt für eine Untersuchung brauchte. Als ich meine ADAC-Unterlagen für die Auslandskrankenversicherung vorwies, zuckte die Frau hilflos mit den Schultern. Ohne spanische Versicherungsnummer akzeptierte ihr Computer nichts, ich passte nicht in die Routine. Doch sollten wir zum Untersuchungszimmer 15 gehen. Dort warteten einige wenige Patienten. Ein Arzt kam aber erst nach einer Viertelstunde, in mittlerem Alter, einen kompetenten Eindruck verbreitend. Eine Hilfskraft erschien und heftete die Liste mit den zu untersuchenden Patienten an. Marcos kontrollierte: Ich war nicht darunter. (Klar, ohne spanische Versicherungsnummer kommt man wahrscheinlich nicht mal unter die Erde.) Als danach ein Patient aus dem Untersuchungszimmer kam und der Arzt den nächsten laut Liste ausrufen wollte, lief Marcos zu ihm hin und drang in ihn, mich sofort dranzunehmen. Nach einem prüfenden Blick auf mich nickte der Arzt zustimmend mit dem Kopf. Da sprang eine ältere Frau auf und beschwerte sich keifend. Sehr krank war sie wohl nicht, jedenfalls im Vergleich zu mir, der ich wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl hockte. Da ging ein Ruck durch den Arzt. Seine Augen schossen Blitze, als er sie andonnerte: Wenn ihr was nicht passe, solle sie sich anderswo untersuchen lassen, und sie könne ja auch zum Klinikdirektor gehen und sich dort beschweren ... Dann besorgten wir uns einen Stadtplan, wobei wir nochmal auf Javi und Johanna stießen. - Das Rezept, das mir der Arzt aufgeschrieben hat, lautet auf - Aspirin (die Packung 0,30 EUR!). Ich lache ungläubig auf; Aspirin hatte ich selbst von zu Hause mit. Aber nun nehme ich sie mehrere Tage lang regelmäßig, die Anti-Durchfall-Tabletten nur, wenn es "einen gegebenen Anlass" gibt. Für die Herberge kauften wir aus Dankbarkeit Teller und Besteck, denn das fehlte in der Küche, wie bekanntlich nahezu überall. Als wir auf dem Rückweg sind, so gegen 14 Uhr: Wer kommt uns da wie immer strahlend entgegen? Der Fotopilger! Er erzählt fröhlich, er käme von Mondoñedo. Damals habe ich das nicht geglaubt, aber wenn er von der Herberge dort die Straße entlang direkt nach hier gelaufen ist: ca. 32 km, naja, bisschen knapp, aber machbar. Hier erwähnt mein Notizbuch die kantabrische Pilgergruppe. Ich weiß nicht mehr, ob der Fotopilger sie nach Abadín hat ziehen sehen. Jedenfalls sind sie nur noch einen Tag hinter uns und werden uns in Sobrado dos Monxes einholen, wie schon geahnt. In der Herberge ist alles klar. Die Aufsicht weiß Bescheid, dass ich krank bin. Ich ruhe und schlafe ausgiebig, fühle mich nachmittags schon etwas besser. Später kommen zwei Mädchen dazu, die sich einfach in einer anderen Ecke unseres Schlafsaales einrichten. Sie merken, dass ich krank bin. Wir machen einen "Probegang" in die Stadt, um gleichzeitig den Pilgerweg zu erkunden, bis zur jenseitigen Altstadtgrenze, wo die Kennzeichnungen etwas spärlich sind. Auf dem Kirchplatz stoßen wir auf zwei neue Pilger: Jimmy, den Engländer, der von Barcelona aus zu Fuß unterwegs ist, und Carlos aus Bilbao. Erst bin ich sauer, dass Jimmy immer gleich auf Englisch umschaltet, weil ich ihn für einen Spanier halte. Er spricht nämlich auch fließend Spanisch, auch etwas Deutsch und manches andere. Auch Carlos spricht gutes Englisch. Ich versuche aber, so gut es geht, doch mein Spanisch zu verwenden. Wir gehen zur Kirche hinüber und schauen hinein: Messe. Oh gut, gleich hinein, denn gestern am Sonntag war damit nichts. Wie in Gijón: Wir sind ganze 6 Minuten zu spät, und sie sind schon beim Evangelium... Jimmy hat seinen Credencial verloren (mit all den schönen Stempeln). Er kennt auch die große kantabrische Pilgergruppe. Evtl. haben die ja seinen Ausweis gefunden. Er will in Villalba bleiben und sie morgen erwarten. Für alle Fälle will er aber auch den Pfarrer bewegen, ihm einen neuen auszustellen. Deshalb lungert er jetzt hier auf dem Kirchplatz rum. Der Pfarrer wird wohl sobald nicht kommen, denn die Gemeinde versammelt sich nach der Messe oft in einem Gemeindesaal ... Wir merken uns den weiteren Pilgerweg (Beschreibung siehe unten) und gehen die Hauptstraße zurück. Der nächste Pilgerschwung ist eingetroffen, darunter viele Radfahrer. Dass wir die zweite Nacht hier sind, fällt überhaupt nicht auf. Platz ist genug. Nachts wache ich ein paarmal auf und merke, dass ich wieder bei Kräften bin.
26.08.2003, Dienstag: Von Villalba nach Baamonde, 19 km (301 km)(Entfernung einschließlich 2 km bis zur Stadt Villalba.)Der Weg durch VillalbaMeine Frau ist sehr erleichtert, als ich morgens sage: "Alles klar. Ich kann laufen." Trotzdem nahm sie wieder den Großteil der gemeinsamen Vorräte auf sich. Ich habe an diesem Tag nicht gewusst, dass wir die 300-km-Marke überschritten. Die Entfernungen sind ja auch ein wenig wackelig.Nach einem herzhaften Tee-und-Zwieback-Frühstück ;-) machen wir uns fertig. Ein Auto mit zwei Männern fährt vor. Ich spreche sie an, vermute etwas. Es stimmt: Es sind Quartiermacher der großen kantabrischen Pilgergruppe. Mir war schon klar gewesen, dass die mit Begleitfahrzeugen unterwegs sein mussten. Sonst geht das gar nicht als Gruppe. 8h51 (0.00) auf den Weg. Der Pilgerweg geht in Richtung Stadt, biegt aber an den Strommasten rechts auf eine Piste ab. (Dieser Schwenk lohnt.) Kurz darauf links ab, also parallel zur N-634. Die Piste, später Asphaltweg, kommt kurz vor dem Supermarkt wieder auf die Hauptstraße. Etwas weiter, an der ersten großen Kreuzung, setzt sich der Weg halbrechts versetzt in eine schmale Straße hinein fort. Geradeaus sieht man die Pfarrkirche. (Danach kommt eine Stelle, wo man rechts wenige Schritte zu einem Aussichtspunkt gehen kann. Da war ein kleiner Kläffer angeleint, der sich schäumend so erregte, dass er sich fast mit dem Halsband erwürgte. Ich fragte mich, wie ein Hund so werden kann. Wir waren immerhin mitten auf dem Weg und nicht auf seinem Terrain.) Die Straße könnte die alte Hauptstraße sein, mit schönen alten Häusern. 9h22 (0.31) erreichten wir wieder den Kirchplatz. Dort ist kein Zeichen. Links liegt der Parador mit einem alten Festungsturm. Man geht versetzt links weiter, also rechts an Turm und Parador vorbei. Zeichen. Am Ende wieder auf die von links kommende N-634. Ungefähr geradeaus über die Kreuzung hinweg sieht an ein großes Pilgerschild, das den weiteren Verlauf anzeigt. (Man kann vom Kirchplatz auch etwa parallel hierhin laufen.) Wieder N-634-Geschlängel9h29 (0.38) Ein großer Lastwagen versperrt die Straße. Wir können uns nicht einmal vorbeiquetschen. Der Fahrer sieht es und rührt keinen Finger, könnte ja wohl eben zwei Meter zurücksetzen. Blödhammel! Wir müssen zurück und sehen, wie wir durch Nebenstraßen den Pilgerweg wieder erreichen.11h30 zur nahen Fernstraße. Wer nicht den Friedhof betrachten will, kann sich das zweimalige Überqueren der N-634 ersparen. Hinweis auf eine ca. 200 m entfernte Bar rechts der Straße. (11h47, 2.35) Nach 150 m geht es von der N-634 rechts ab. (12h21, 3.09, 113,7) Brunnen. Kurz danach überquert man zweimal die N-634. 12h41 (3.29) Bar. 13h05 (3.53, 111,1) Abermals Straße überqueren. 2 km weiter vor einem Bauernhof an einer Kreuzung, von der mehrere große Steinmauern abzweigen, Mittagspause. 13h26 - 14h31 (4.14, 109,6) Währenddessen läuft Carlos vorbei. 14h53 (4.38) Abzweigung ohne Zeichen. Es geht geradeaus, nicht links in Richtung Fernstraße. Kurz vor der N-634 links, dann (15h01, 4.46, 107,6) die Straße überqueren. Etwas später rechts ein einladender Rastplatz am Bach auf einer Wiese; man muss allerdings etwas "Kuhflair" in Kauf nehmen. (15h28, 5.13) Zum ersten Mal in diesem Jahr ein frei laufender Schäferhund, der uns nachsetzt, aber ehe die Pfefferspritze in Aktion treten kann, lässt er schon wieder von uns ab. (15h34, 5.19, 105,4) N-634 erreicht und rechts auf ihr weiter. In der Ferne die Autobahnbrücke vor Baamonde, unserem heutigen Ziel. Durch die Unterführung muss man auf jeden Fall, aber der Pilgerweg ziert sich und weicht noch ein paarmal links aus. (15h48, 5.33, 104,4) In Sicht der Autobahnbrücke links ab. Kreuzung an Bauernhöfen: Ein kleines Schild mit "Santiago" (kaum zu sehen) weist nach rechts zur Fernstraße hin. Man hat sie fast erreicht, da geht's noch zweimal nach links, bis man am Straßentunnel rauskommt. (16h05, 5.50) Tipp: Vor dem Tunnel die Straße überqueren und rechts bleiben. So vermeidet man hinter der Unterführung auf der linken Seite die großflächige Kreuzung einer Autobahnauffahrt, bei der man über einige Leitplanken klettern muss. - Also rechts bleiben, denn es ist gar nicht mehr weit bis zur Herberge, die ebenfalls rechts, direkt an der Straße liegt. Wir hätten sie fast übersehen, obwohl ein Schild auf sie hinweist. (16h11, 5.56) Wir haben unser Ziel erreicht. Nun, die Etappe war sehr leicht. Keine Steigungen, gute Wege. Das schaffte ich auch als Noch-Kranker. Eine tolle Herberge mit nur einem Nachteil: die HospitaleraDie Herberge ist bei unserer Ankunft geschlossen, obwohl im Hof Wäsche hängt. Da muss doch jemand sein. Carlos kommt. Er hat die angegebene Telefonnummer angerufen: nichts. Da fährt ein Auto vor. Ein alter Mann steigt aus - und Jimmy! Sieh an, der Langstreckenpiler von Barcelona! Der Mann geht mit uns in die benachbarte Bar. Er sei ein Freund der Hospitalera und bekäme dort wohl den Schlüssel. Nun, wir sitzen da und trinken etwas. Aber niemand reicht den Schlüssel über den Tresen. Auf einmal sagt unser Freund und Helfer "Vamos" und geht voraus zum benachbarten Refugio, schließt die grüne Gittertür zum Hof auf. (Hier kam mir der Verdacht, dass er den Schlüssel längst hatte, aber uns aus irgendeinem Grunde vorspielte, ihn in der Bar bekommen zu haben.)Uns fällt auf, dass für spanische Verhältnisse ziemlich viel Verbots- und Gebotsschilder rumhängen. Nun, das weiß ich aus mehreren Pilgerberichten, u.a. von R.W.: Hier herrscht "Conchi", die bekannteste Person auf diesem Abschnitt der Nordroute. 17h20, vermerkt mein Notizbuch, taucht Conchi auf, und vorbei ist's mit der Gemütlichkeit. Grauhaarig, etwas kantiges Gesicht, mit Augen, die je nach Situation freundlich oder zornig funkeln. Sie muss etwa in unserem Alter sein, irgendwo in den 50ern. Zurzeit funkeln die Augen zornig. "Wer hat sich in dem rechten Zimmer eingerichtet? Der muss da sofort raus." - Wir sind gemeint. Erst bekomme ich rote Ohren, dann werde ich auch wütend. Was haben wir denn getan? - "Por qué?" frage ich grimmig-freundlich. Sie schnappt nach Luft, ihren Anweisungen wird normalerweise ohne Rückfrage Folge geleistet. (Sie wäre im letzten Weltkrieg wahrscheinlich eine sehr tüchtige Feldlazarettleiterin gewesen.) "Weil - weil das das Behindertenzimmer ist" schwallt sie los. Meine Frau schiebt sich vor: "Das ist gut. Mein Mann ist nämlich krank, sozusagen behindert." Die anderen Pilger nicken bestätigend mit dem Kopf. Ich setze mich prompt auf einen Stuhl. "Nichts da" Sie wird immer wütender. - Ich lenke ein. "Gut, wir ziehen um." Wir holen unsere Sachen und ziehen zu Carlos und Jimmy. Dann lasse ich mich "erschöpft" nieder und zücke mein Notizbuch. Die beiden Mädchen, die mit uns in Villalba übernachtet haben, sind auch inzwischen da und bestätigen der Hospitalera, dass ich sehr krank gewesen sei. Carlos fügt hinzu, dass ich ein bekannter Pilgerwegspezialist bin, jetzt unterwegs, um im Netz für die deutschen Pilger über den Jakobsweg auf dieser Route zu berichten. Conchi schaut zu mir rüber: Da ist sie ja wohl fein ins Fettnäpfchen gelatscht! Ich weiß, was sie denkt, schaue nur kurz auf und mache dann angelegentlich weitere ausführliche Notizen. Ich spüre direkt auf fünf Meter, wie es in ihr brodelt. Sie weiß genau, dass sie in meinem Bericht schon durchgefallen ist, und knirscht innerlich. Aber zurück kann sie ohne Gesichtsverlust nicht mehr. Mir ist eingefallen, dass sie mich an eine Bekannte erinnert, und damit kann ich sie mit einem Schlag genau einschätzen. Normalerweise ist sie die Güte und Freundlichkeit selbst, solange sie die Leute dazu bringen kann, alles zu tun, was sie sagt. Aber wehe dem, der sich ihrer "Fürsorge" entziehen will, der Rückfragen wagt oder gar sich weigert, in ein allgemeines Dankbarkeits- und Loblied für sie einzustimmen... Jemand fragt Conchi, ob wir einen Stempel bekommen können. "Um 7h30!" (fauch) "Und gleich zwei!" (säusel) Hier herrschen geordnete Verhältnisse, und sie tut ja alles für die Pilger! Die anderen gehen in die Stadt, weil der alte Herr, der uns aufgeschlossen hat, ihnen die örtlichen Sehenswürdigkeiten zeigen will. Ich bin wirklich noch sehr schlapp und lege mich hin. Zwei Minuten später steht Conchi an meinem Krankenbett und säuselt "Gute Besserung", lässt mir den Schlüssel fürs Gittertor da. (Das Haupttor, man ahnt es schon, wird nie benutzt.) Ich nehme den Schlüssel und seufze ein wenig leidend. Dann habe ich meine Ruhe. Einiges über die Stadt BaamondeSehenswert sind die Kirche, davor eine 1000-jährige Kastanie mit eingearbeiteten Schnitzereien. Geht man die Nebenstraße an der Kirche hoch, findet man das Regionalmuseum mit Skulpturen des Künstlers Victor Corral, der hier auch wohnt. Außerdem das Restaurant "Labrego", das preiswert und gut sein soll. - Restaurant Galicia an der Hauptstraße.Dann hält sie Reden wie der Herbergsvater von Almuña. Da ist sie in ihrem Element. Meine Frau, die ja nichts versteht, macht einmal einen schüchternen Versuch, sich zu entfernen, aber gleich bannt sie ein Blitz aus Conchis Augen: Da verschwendet sie sich an uns, und da wollen wir uns gelangweilt davonstehlen? Das kommt nicht in Frage! Von Sobrado nach Arzúa oder nach Pedrouzo?Zum Beispiel sollten wir auf keinen Fall nach Arzúa gehen: Alles überlaufen! Nein, nach Pedrouzo, das sei doch viel besser. - Dies Lied hatte ich auch schon anderswo gehört und auf Hinweiszetteln gelesen. Man will die Pilger um jeden Preis nach Westen vom Camino Francés abdrängen. Carlos fragte mich, was ich davon hielte. "Nichts," sagte ich. "Du läufst 40 Kilometer, die vielleicht gar nicht gut gekennzeichnet sind, denn das ist nicht der normale Pilgerweg. Gut, Pedrouzo ist groß, ca. 130 Betten, aber die können teils durch Jugendgruppen belegt sein, und wenn du dann wegen der Entfernung spät am Tag eintriffst, hast du dasselbe Problem wie angeblich in Arzúa." (Allerdings können die, die zeitlich knapp dran sind, einen Tag sparen.)
Nachtrag von 2004:
Nachtrag von 2009:
Notlüge und ein gelüftetes GeheimnisSpäter am Abend machte meine Frau ein leckeres Essen (im Ort gab's alles zu kaufen). Danach traf Jimmy ein und verwandelte die Küche in einen Saustall. Als wir schon abgeräumt hatten, gesellte sich Conchi zu Jimmy. Ich brauchte noch eine Information, die sie wahrscheinlich gleichzeitig ärgern würde. Etwas hinterlistig verlockte ich sie zu einer Lüge, sie fiel prompt darauf rein. Ich habe im Netz gehört, sagte ich (ohne zu erwähnen, dass ich das auch von R.W. wusste, dem sie es selbst gesagt hatte), dass auf der nächsten Etappe ein Grundbesitzer die Pilger mit der Flinte bedroht. Wie steht's denn damit? (Sie hatte das bei ihrem Vortrag ja mit keiner Silbe erwähnt.) - Wie erwartet, ging sie hoch. "Blödsinn! Das hat's nie gegeben." (Lüge) "Das hat mal einer im Scherz erzählt." (Ja, und warum hatte sie dann R.W. noch vor einem Jahr explizit gewarnt und einen anderen Weg empfohlen?) Anscheinend war das Problem inzwischen behoben, und dann wird im konfliktscheuen Spanien einfach behauptet, es habe nie existiert. - Nun, ich hatte so meine Auskunft, dass uns anderntags kein Ungemach drohte, und außerdem die Genugtuung, sie dabei zu ertappen, mir direkt ins Gesicht zu lügen. (Machte meine o.e. Bekannte notfalls auch genauso.) Abends wurde noch das Geheimnis gelüftet, warum wir nicht im "Behindertenzimmer" bleiben durften und sie deshalb keinen Rückzieher hatte machen können: Als wir alle im Bett waren und die Luft rein war, wie sie ausspionierte, schlich sich der merkwürdige alte Mann in dieses Zimmer und übernachtete dort, einschließlich Benutzung von Dusche und Toilette nebenan. Nicht nur das: Er gehörte ebenfalls zu der kantabrischen Gruppe und war Quartiermacher. Nach den Regeln der Refugios hätte er als Fahrer eines Begleitfahrzeugs auf keinen Fall hier übernachten dürfen. Das alles wollte Conchi verbergen und deshalb ihr Theater. - Überflüssig zu sagen, dass sie das alles hätte ganz anders regeln können. Ein offenes Wort zu uns, und wir hätten dem Pilgerveteran (der sicher fast an die 80 Jahre alt war) gern sein Reich gegönnt und hätten von uns aus die Betten geräumt. Aber so war's hinterfotzig von ihr. (Und ich hatte auch nicht gerade mit christlicher Duldsamkeit reagiert.)
27.08.2003, Mittwoch: Von Baamonde nach Miraz, 16 km (317 km)Durch Heide und EinsamkeitAm andern Morgen regnete es, so dass wir uns nicht beeilten. Erst 9h26 (0.00, 102,8), immer noch Nieselregen, verließen wir das warme Nest. Von der Herberge geht man bis zur querenden Fernstraße und läuft diese dann nach rechts weiter. Da wir an der Kirche und der sehenswerten Kastanie vorbeikamen, sprachen wir noch unser Morgengebet, und ich konnte die Schnitzereien in dem Baum bewundern. Dann ging es aber los. Links Eisenbahnschienen, auf denen wir von La Coruña aus zurückfahren würden, was ich aber an diesem Tag noch nicht wusste. Wir liefen sehr schnell, um diesen Abschnitt hinter uns zu bringen.Falls mal ein Zeichen fehlt, geradeaus! - Den ersten Zweifel gibt es, wenn ein grün-weiß gekennzeichneter Wanderweg links in Richtung Toar abbiegt: auch hier geht es noch geradeaus, auf einige Bauernhöfe zu. (11h18, 1.52, 97,7) Hinter den Höfen auf der Asphaltstraße links hoch. (11h35, 2.09, 96,9) Kleine Landstraße wird überquert. (Ich wundere mich heute über die vielen kleinen Straßen, eine einzige davon steht in der Michelin-Karte.) 12h00 (2.34) erreichen wir eine kleine Ortschaft und hören ein Glockenspiel, sehen aber keine Kirche oder Kapelle. Zwischen den Häusern läuft ein Schäferhund, ist aber harmlos. Auf dem Dorfplatz steht ein Pavillon für gelegentliche Feiern. Unter dessen Dach lassen wir uns nieder und machen Mittag. Das Wetter wird besser. 12h40 (2.37, 94,7) weiter. Hinterm Dorf in eine Piste nach links ab. Auf einer Wiese rechts steht ein großer Baum; dort wär's für die Pause schöner gewesen... Wir passieren weiter namenlose Siedlungen und kreuzen Sträßchen, die auf keiner Karte stehen. Ein überraschender Kramladen14h24 (4.21, 89,8), Ortsschild Laguna. Mein geschärftes Auge sieht links ein "verdächtiges" Haus mit einem Lieferwagen davor. Das Auto ist mit "Lebensmittel Laguna" beschriftet. Das Haus ist ein Kramladen, der die Umgebung versorgt, wetten? Er liegt direkt an der Abzweigung, wo es links nach Miraz abgeht. Wir kaufen nichts, denn in Miraz soll es in der Bar, wo es den Schlüssel gibt, Essen geben. An der nächsten Kreuzung kurz darauf geht es an einer stinkenden Hühnerfarm laut Wegweiser rechts ab nach Miraz. Man läuft dieses kleine Sträßchen entlang, bis man kurz vor dem Ziel noch einmal auf einen Feldweg halbrechts abbiegt.Man könnte auf der Straße bleiben, was sogar ein wenig kürzer ist. In diesem Fall erreicht man erst die Mauer eines Gutshofes rechts, dann ein Ortsschild Laxes (nicht beirren lassen, es ist Miraz), und dann folgt links die Bar, wo es den Schlüssel zum Pfarrhaus gibt. Wir bogen jedoch dem Pilgerweg nach brav halbrechts ab und liefen über angenehme Feldwege durch viel Grün auf den schon genannten Gutshof zu, erreichten ihn aber an seiner rechten Seite. 14h53 (4.50) kamen wir zu einem wuchtigen Wehrturm. Hier begann der Ort. Einige halbgroße Hunde liefen auf uns zu und bellten, ich zückte meine Pfefferspritze und lauerte auf einen Einsatz, aber die feigen Tölen wichen aus. Warnung: Die Hunde von Miraz sind teilweise bissig. Einen Tag später wurde ein Pilger von hinten ins Bein gebissen. Also auch etwas wachsam nach hinten schauen. Die Regel "einfach stur weitergehen und sich nicht umsehen" hat hier versagt. - Man kann die Hunde vermeiden, indem man auf der Landstraße bleibt. Unser Weg mündete auf eine Straße. Es ist die Landstraße, die links von Laguna kommt. Schräg links gegenüber lag die gesuchte Bar. Kein Schild, aber eine Weinrankenlaube mit vielen leeren Getränkekisten. (15h02, 4.59) Eine Frau begrüßte uns und gab uns den Schlüssel zum Pfarrhaus. Die Bar sei leider später wegen einer "Familienfeier" geschlossen. (Hinterher sagte mir ein Dorfbewohner, es sei eine Beerdigung gewesen.) Ich nahm an, dass es um den nächsten Morgen ging, denn wir sollten die Schlüssel ins Fenster legen. Leider stellte sich heraus, dass die Bar schon an diesem Nachmittag schloss und wir so nichts zu essen bekamen. Im Pfarrhaus von MirazVon der Bar aus die Straße halbrechts ab. Links liegt ein modernes Haus auf den bekannten "Stelzen", rechts die Ruine einer Bushaltestelle. Das Haus dahinter rechts ist das Pfarrhaus.Nachmittags entdecke ich, dass die Bar geschlossen ist, stehe ratlos auf der Straße rum. 17h45, ein Auto mit drei Männern fährt vor. Einer von ihnen ist der Pilgerveteran aus Baamonde. Sie zeigen auf das Pfarrhaus. Ich kann raten, was sie sagen: Zu klein für ihre riesige Truppe, höchstens Mittagspause hier. Auf einmal entdecken sie mich. Der Veteran deutet mit dem Finger: "Da, da ist ja ein Pilger." Sie wollen nur noch ein paar Einzelheiten über das Haus wissen. Nein, den Pfarrer habe ich nicht gesehen. - Später treffen zwei neue Pilger ein. Wir unterhalten uns etwas mit ihnen. Einen unserer beiden Schlüssel geben wir an sie ab. Sie beziehen eines der übrigen Zimmer. Das war's, es blieb bei uns vieren. - Aber der Hunger! Ich schlage vor, dass wir zu dem gesichteten Kramladen zurückgehen und versuchen, dort etwas zu bekommen. 2 km für einen Weg, etwas riskant, da wir keine Ahnung haben, ob der Laden geöffnet ist. Doch ich brauche Kalorien. Also stiefeln wir los. Im Eiltempo ohne Gepäck, aber mit Stöcken und Pfefferspritze, einfach die Landstraße nach rechts zurück. Ich weiß inzwischen, dass es die ist, die von Laguna kommt. - Bald sind wir am Ziel, etwas verschwitzt. Der Laden ist geöffnet, Gottseilob. (Man ist erst sicher, nachdem man die Klinke betätigt hat.) Drinnen eine Einrichtung wie eine Bar, aber dazu links einige Kisten Obst. Im Hintergrund ein Lagerraum. Wir kaufen etwas ein. Dann nehme ich mir ein Herz und frage, ob die Wirtin uns etwas zu essen machen kann. Sie lehnt spontan ab, zögert dann. Warum wir denn nicht in Miraz ...? Der einzige Gast an der Theke kommt uns zu Hilfe: "Die Bar dort ist heute geschlossen." sagt er. Die Wirtin ist erstaunt. Jetzt weiß sie, dass wir wirklich in Verlegenheit sind. Gut, sagt sie, ob wir Zeit hätten? "Pilger haben immer viel Zeit" strahle ich sie an. - Wir dürfen uns an einen winzigen Tisch setzen. Erst mal was trinken. - Nach einiger Zeit tischt sie auf. Ich weiß nicht mehr was, aber es schmeckte herrlich nach dem langen Zwangsfasten. Da mein Appetit zurück war, hatte ich sicher das Schlimmste überstanden. Wir freuten uns sehr und dankten ihr, und auch der Preis war wie immer auf dem Land erfreulich niedrig. So liefen wir später frohgemut den Weg zurück. Unsere zwei Pilgerkameraden berichteten, dass inzwischen der Pfarrer höchstpersönlich nach dem Rechten geschaut hatte. Das überraschte uns positiv, denn was hätten wir gemacht, wenn wir erst nach Schließenszeit der Bar eingetroffen wären? So hatte sich der Pfarrer vergewissert, dass niemand verzweifelt vor der verschlossenen Tür saß. Im Unterstand draußen neben der Garage hätte man nicht nächtigen können. Dort hatten irgendwelche Sauigel ihre Notdurft verrichtet. (Ging das denn nicht in dem großen Garten?)
28.08.2003, Donnerstag: Von Miraz nach Sobrado dos Monxes, 26 km (343 km)Irrigerweise hatte ich bei den Vorbereitungen angenommen, dass der Pilgerweg über Miraz einen großen Umweg bedeutete und er früher diesen Ort nicht passierte. Tatsächlich ging man früher wohl über Guitiriz. (Dorthin waren auch Javi und Johanna gelaufen, damit Johanna anderntags ihren Bus bekam.) Inzwischen ist aber der Weg über Miraz markiert. Er ist allein schon wegen seiner landschaftlichen Schönheit ein Gewinn, und länger ist er auch nicht, im Gegenteil. - Nun hörte ich, dass es auch noch eine Alternative an Miraz vorbei gäbe, wenn man dort nicht übernachten will, aber mir ist dazu nichts Näheres bekannt. Es fällt nur auf, dass in mehreren Berichten erzählt wird, dass man sich in der Gegend von Miraz verlaufen habe, aber wo genau, wussten die Leute selbst nicht.Immer am Gebirge langWir kamen in ein Gebiet, wo große Erdbewegungsmaschinen breite neue Pisten durch die Heide gescharrt hatten, eine traurig anzuschauende Landschaftszerstörung. Meine Frau vermutete allerdings, dass es Brandschneisen sein sollten. Immerhin waren es erstaunlich viele, die sich kreuzten und sogar die nahen Hügel zerschnitten. Man muss also aufpassen, hier den Pilgerweg nicht zu verlieren. Wolken zogen auf. Bald war die Sicht weg, und Nieselregen ging nieder. Also wieder einmal die Umgänge übergezogen. An einer Abzweigung hält man sich links (Steinmännchen) und strebt auf die wuchtige Steinmauer eines Landguts zu. (8h54, 0.39) An der Mauer nach links entlang, weiter links um das Gut herum, bis eine schöne Mauer aus aufgestellten Steinplatten geradeaus führt. Man selbst geht rechts an ihr entlang (kein Zeichen). Zum Glück auch keine Hunde. Nach ca. 300 m bleibt die Mauer langsam links zurück, weil der Pilgerweg halbrechts weitergeht. (9h04, 0.49) Blasser Pfeil auf dem Felsboden. Um 9h17 (1.02, 85,0) ein Muschelstein. 9h36 (1.21) kleine Asphaltstraße, Schild Camino Norte. Ortsschild Braña. Wir gingen nach links an einem einsamen Haus vorbei (83,5), zwei kleine Kläffer blieben auf Abstand. Das Haus war der ganze Ort! (9h58, 1.43) Auf etwas größerer Asphaltstraße weiter, rechts liegt der Höhenzug. Einmal lag links ein weiteres 1-Haus-Dorf, ein großer Bauernhof auf einem Hügel. (10h08, 1.53) rechts ab auf kleine Asphaltstraße, (10h14, 1.59) geradeaus auf Feldweg weiter, (10h24, 2.09) wieder eine Asphaltstraße erreicht. Abzweig nach Mantelle. 10h27 - 10h37 (2.12) kurze Ess- und Trinkpause, da es im Moment nicht mehr regnet.Etwas die Straße weiter hält ein Auto neben uns. Zwei Männer grüßen und winken. Es ist ein Begleitfahrzeug der Pilgergruppe, ich erkenne die Männer wieder, und sie uns auch. Zum Leidwesen der Pilger sind jetzt auch einige Höhenmeter rauf und runter zu bewältigen. 11h14 (2.49) Ortsschild Roxicu. 11h25 (3.00, 77,1) Cabana, ein paar Häuser mehr als heute gewöhnlich. Die Straße schwenkt vor der Ortschaft her nach links, und man folgt ihr, an einem Wehr mit Ruine vorbei. Nach 100 m geht es rechts ab eine Piste hoch (76,9), nach 50 m links herumbiegend, dann geradeaus, bis wieder zu einer Asphaltstraße. (11h41, 3.16) Auf dieser nach rechts weiter. (11h45, 3.20) Ortsschild Travesa. Ich zweifelte schon etwas an dem Bericht von R.W., der eine Ortschaft Marcela mit Kramladen erwähnt. Einmal wies ein Schild mit einem ähnlichen klingenden Namen links ab. War es eine galicische Variante von "Marcela"? - Wir blieben auf der Straße, und das war richtig, denn nachdem wir Baumwuchs hinter uns gelassen hatten und über eine Art fast baumlose Hochebene gingen, kam wieder eine dieser winzigen Ortschaften in Sicht: ein weißes Haus rechts an der Straße, irgendwo eine Scheune und ein Rohbau. Das war Marcela. (12h02, 3.37) Getränkekästen wiesen das Haus als Bar aus. Drinnen saßen die beiden Fahrer des Begleitfahrzeugs und auch unsere beiden Pilgerkameraden von gestern. Alle begrüßten uns mit Hallo, fanden das gut, wie wir zwei Alten tapfer unseren Weg machten. Den Fahrern war deutlich am Gesicht abzulesen: Also, für mich wäre das nichts! Es gab Grundnahrungsmittel, Konserven und Getränke zu kaufen. Leider kein Obst! Die Wirtin freute sich natürlich auch durch den Umsatz, den ihr der Pilgerweg bescherte. Sie kredenzte uns handgemachten cafe con leche. Man diskutierte über den Pilgerweg. Ich verstand, dass die Wirtin den anderen einen schöneren Weg übers Gebirge erklärte. Aber das war nichts für uns. Zu riskant, ich wollte den Pfeilen folgen. Die beiden Pilgerkameraden liefen dann los, kurz darauf auch wir. Die Fahrer hatten Zeit ... Ein schwer zu findender AbschnittErst hatten wir weit im Süden noch eine rotweiße Antenne gesehen, sie aber nicht weiter beachtet, sondern gedacht, es ginge mehr oder minder geradeaus über den Höhenzug, unweit der Antenne auf der höchsten Spitze. Das war, wie wir inzwischen wussten, ein Irrtum. Inzwischen hatten wir ein Bündel rotweißer Antennen in Reichweite, wahrscheinlich dieselben, die ich von weitem als einen einzigen Mast angesehen hatte. Daran sah man, wie weit man uns vor dem Gebirge her nach Süden führte.Jetzt kam auch noch hinzu, dass der Weg auf diesem Abschnitt schwieriger zu finden war. Zunächst 12h36 (3.37) die Straße weiter, dann rechts ab, über einen Bach, mit Rechtsschwenk links in ein Dörfchen hoch. Achtung: Am letzten Bauernhaus dieses Dörfchens treibt ein Rudel frei laufender, mittelgroßer Hunde sein Unwesen. Dort gingen auf der Straße Hunde auf uns los, ich zückte meine Pfefferspritze. Aber im selben Augenblick verließen der junge Bauer und (wahrscheinlich) seine Mutter aus zwei verschiedenen Türen das Haus, weil das Bellen sie alarmiert hatte, und riefen die Hunde scharf zurück. Diese gehorchten sofort, und ich hatte Mühe, etwas verlegen meine Spritze zu verbergen. - Rainer erzählte später (er war nur einige Stunden hinter uns, direkt aus Baamonde), dass seine beiden Pilgerkameraden und er übel ins Schwitzen geraten seien: von den geifernden Hunden umringt, die aber nicht bissen, bis jemand kam und die armen Pilger erlöste. Ganz schöne Schweinerei, muss doch praktisch jeden Tag passieren. Unverständlich, dass die Hunde nicht eingesperrt oder besser erzogen werden. Jetzt kommt etwas weiter eine Stelle, wo man sich leicht verlaufen kann. Man strebt wieder mal direkt auf die Bergkette zu, die jetzt fast greifbar nahe ist. Vor einem geht der Feldweg einladend durch Wiesen hoch. Man muss aber nach links, zwischen Wald links und einer Wiese rechts einen Hohlweg hinein. Wohl sieht man einen Pfeil, aber es ist nicht klar, ob er geradeaus oder links ab zeigt. Mit etwas mulmigem Gefühl folgten wir dem Hohlweg, keine Zeichenwiederholung, wie üblich. (13h03, 4.04, 72,9) Sobald man Weg und Wald verlässt, endet rechts die Wiesenumzäunung, und man muss steil rechts hoch. (Muschelstein) Es ist ein halb zugewachsener Pfad, aber mit harmlosen Pflanzen, kein Stechginster. Links und rechts hat man jetzt weitläufige Weiden. Oben angekommen, bog der Pfad rechts um die Wiesenumzäunung herum und verlief dann geradeaus weiter. Hier verloren wir einige Minuten, denn gleich hinter dem Rechtsknick lag ein halb zerstörter Pfeil aus Zweigen auf dem Pfad. Er schien nach weiter oberhalb zu weisen, durch die Büsche hindurch. (Das war richtig. Nachdem wir mehrere 100 m weiter fälschlicherweise dem Pfad gefolgt waren, gingen wir zurück, stellten den Pfeil wieder her und liefen nun richtig.) Man folgt also nicht dem Pfad weiter, sondern geht nur wenige Meter hinter dem Rechtsknick wieder links, also zur ursprünglichen Richtung, die man hangauf gekommen ist, versetzt nach rechts weiter nach oben - und trifft sofort auf eine breite Asphaltstraße: die ersehnte Landstraße LU-233 aus Richtung Friol. Erst jetzt wusste ich, wo wir auf der Michelin-Karte waren, nämlich direkt östlich vom Pass. Leider gibt es keinerlei Zeichen, auch nicht, dass man oben auf der Straße nach rechts weiter muss. Erst ein Stück später folgt ein Muschelstein (13h22, 4.23, 72,5). R.W. schimpft auf diesem Abschnitt über fehlende Zeichen, zum Teil sicher zu Recht. Aber aus seiner Beschreibung geht hervor, dass er den Pilgerweg schon früher verloren haben muss (evtl. unten vor dem Hohlweg), und rätselhafterweise geht er links auf der Straße weiter. Irgendwas stimmt da nicht. Wir passieren einen Kilometerstein 12 (Sind es noch 12 km bis Sobrado?). Mein Notizbuch sagt nun lakonisch "13h31". Evtl. haben wir zu diesem Zeitpunkt den Pass erreicht. Na, das war ja leicht. Zwar sind wir auf den letzten Kilometern immer wieder gestiegen, aber nie sehr steil, nur dieses Stückchen die Wiese entlang. Also tatsächlich kein Vergleich zum Camino primitivo, wie ich es vermutet hatte. Hinweis von 2006: 2006 sind wir ein Stückchen hinter dem Pass links vom Camino Primitivo hergekommen. Den Rest der Strecke bis Santiago kann man daher zum Vergleich im Bericht von 2006 nachlesen. Hinweis von 2009: In diesem Jahr lief ich mit Hans den Camino Primitivo. Wir liefen vor dem Pass aber eine etwas kürzere Variante (ich variiere ja gern, um zu berichten) und kamen in Meson heraus. Durchaus zu empfehlen. Der Weg bis Sobrado dos MonxesNun ging es im Pilgereiltempo die Landstraße entlang. Schon 13h56 (4.57, 70,2) kamen wir zu Kilometerstein 8. (Also, das konnten aber keine 4 km gewesen sein, wer weiß, welches Längenmaß die Steine anzeigten.) Abzweigung nach Melide. Das hörte sich sehr vertraut an! - 14h26 (5.29, 67,8) in der größeren Ortschaft Meson rechts ab. Immer geradeaus. (Wir wurden einmal nervös und untersuchten einen vielversprechenden Weg nach links zwischen den Häusern.) Erst am Ende der Bebauung - die Straße macht eine Rechtskurve - am letzten Haus links und danach gleich wieder rechts. (14h45, 5.48) Ein schöner Weg durch die Natur, rechts Felsen und Ausblick hinunter ins flachere Land. Das lohnt schon. Am Ende eine Asphaltstraße an einem Bauernhof. Hinter dem Hof halbrechts von der Straße herunter. (14h53, 5.56) Gehöftgruppe erreicht. Richtung beibehalten, aber etwas rechts versetzt weiter, also links am rechten Gehöft vorbei in einen Hohlweg. (15h07, 6.10) Verblichene Pfeile. An der nächsten Y-Kreuzung 4 min später halblinks.An dieser Kreuzung weist ein gelber Pfeil nach halbrechts. Geht auch, man kommt etwas später auf die Landstraße. (15h16, 6.19) Landstraße wieder erreicht, auf ihr nach rechts weiter. (15h42, 6.35) Ortsschild Sobrado dos Monxes. Man läuft den Stausee entlang. 4 min später schräg links ab, schon Bebauung. Sicht auf das Kloster geradeaus. Letzter Muschelstein, leider ohne Entfernungsangabe. (Aber mit 26 km kommt man insgesamt bei dieser Etappe wohl ziemlich gut hin.) (15h59, 6h52) Wir erreichen den zentralen Platz, links liegt das Kloster. Etwas mühsamer EinlassEin renoviertes Vorgebäude mit Aufschrift "Casa de las audiencias". Hier, hatte ich in einem Pilgerbericht gelesen, ist das Refugio. Das stimmte nicht. Es ist zwar eine Herberge, aber für Klostergäste. Zu unserer Freude trafen wir etwas später Carlos wieder, der sich hier ein paar Tage ausruhte und etwas Luxus gönnte, indem er in der Klosterherberge mit Vollverpflegung unterkam. Ist durchaus zu empfehlen.Ein großer Schlaf- und Aufenthaltsraum, links Duschen und Toiletten (aus einfachem Holz, ziemlich vermodert und daher nichts abschließbar). Rechts eine Küche. Oben eine große Galerie mit weiteren Betten und weiteren Duschen/Toiletten. Na, da war genug Platz für die große Pilgertruppe, die ja auch jeden Moment eintreffen musste. Ich hatte sie schon ganz vergessen. Also hatten auch ihre Schnellläufer unseren Vorsprung von Baamonde aus nicht einholen können... Miese TricksEtwas ratlos stand der gute Pater unten vor den ca. 6 Doppelstockbetten. Alles schien belegt. Tja, er zuckte mit den Schultern, kein Doppelstock mehr frei, wir sollten mal sehen ... Weiteren Entscheidungen entzog er sich eilenden Schrittes. Klar, waren wir selbst Manns und Fraus genug. Da lag doch nur Jimmys Illustrierte, die wir schon kannten. Weg damit aufs Nachbarbett, und schon war ein Doppelstock frei. Später stellte sich heraus: Es waren nur etwa sechs Betten wirklich belegt, aber zwei-drei Pilger"kameraden", darunter Jimmy (aber nicht Carlos, der schlief ja woanders), hatten - garantiert absichtlich - ihre Habseligkeiten so verteilt, dass es aussah, als sei alles belegt. So schafft man sich Platz für die Nacht; die besten Nachbarn sind die, die man nicht hat... Sauerei! Ich hatte diesen Trick schon 2000 in Puertomarin kennen gelernt. Deshalb gibt es in manchen Refugios den Hinweis, dass ein Bett nur dann als belegt gilt, wenn ein Schlafsack draufliegt. Tatsächlich schaffte Jimmy es so, dass niemand über ihn zu liegen kam. Ansonsten liefen hier noch zwei ganz üble Burschen herum, beide pausenlos betrunken. Der eine machte sogar meine Frau an und sagte mir, dass er scharf auf sie sei. Sollte ich da im Kloster den Pilgerstock schwingen? Meine Frau und ich sagten ihm beide, er solle uns in Ruhe lassen. Drogen nahmen sie auch noch, wie sich herausstellte, besuchten heuchlerisch morgens während der letzten 5 Minuten die Messe, um dann in einem geübten Auftritt beim Pater zu erbetteln, weiter hierbleiben zu dürfen. Man bezahlte nämlich keinen Cent für die Unterkunft. So wird manchmal christliche Barmherzigkeit und Duldsamkeit ausgenutzt!Hoher BesuchIn einer Regenpause erkundeten wir die Stadt, suchten eine günstige Möglichkeit zum Abendessen. Hm, die Restaurants sahen zu teuer aus, kein Angebot draußen. Aber am Ende des Platzes, links die Hauptstraße nach Arzúa weiter, zwei Supermärkte. Im Kloster zurück (es regnete schon wieder) trafen wir auf einen aufgeregten Carlos. Ich verstand nur "König". Da war doch glatt in unserer Abwesenheit der spanische König mit Gefolge hier gewesen und hatte sich das Kloster angeschaut. Dieses war nämlich erst kürzlich renoviert worden, wobei die große Hallenkirche (bis auf ein riesiges Modell der Kathedrale von Santiago) noch leer war. Auch gab es Mönche hier und - meine Frau stieß mich an und zeigte auf eine Gruppe von ihnen - sogar eine Mönchin. Donnerwetter, hier waren wir wohl auf eine Fortschrittsinsel des spanischen Katholizismus gestoßen. Unser junger Pater, der die Pilger betreute, gab uns hinter der Hand einen Tipp: Wenn man im Refugio zur Hintertür hinausschaute, sah man jenseits des Flusses oben auf der Höhe eine Gaststätte. Dort könnte man gut zu Abend essen. (Merkwürdig, sagte er, da habe ich fließend Deutsch gelernt und rede jetzt Spanisch zu Deutschen. Ich nahm's als Kompliment, konnte sein gebildetes Spanisch gut verstehen.) Nach dem Abendgebet in der Ersatzkirche zogen wir also im Dunkeln los. Richtung Arzúa, links am Fluss entlang, gegenüber dem Kloster, dann rechts am Postamt schräg hoch. (Hier verlief auch der Pilgerweg.) Oben die Straße einige 100 m weiter bis zum Gasthaus, dem Restaurant Real. Es regnete in Strömen. - Das Gasthaus ist fast 1 km entfernt, aber das lohnt sich: Drinnen war alles voll mit Pilgern, die uns willkommen hießen. Es gab ein Standardmenü für 6 EUR. Ich bestellte glatt nur eines, dazu einem Salat für meine Frau. Die Wirtin guckte etwas erstaunt, akzeptierte aber. So haben wir uns wieder ein Menü geteilt und sind beide schön satt geworden. Reelle Abrechnung (1/2 Flasche Wein extra zu bezahlen, die andere Hälfte im Menüpreis inbegriffen.)Abends tafelten und tranken Javi, der auch eingetroffen war, Jimmy und die Schnorrer in der Küche. Aber nichts war aufgeräumt, alles gebrauchte Geschirr usw. lag und stand herum, Essensreste, Kippen dazwischen, eine ziemliche Schweinerei. So hatte niemand anders mehr eine Chance, was zuzubereiten. Es war natürlich keine Absicht, einfach Gedankenlosigkeit. - Direkt neben der Tür kamen noch drei weitere Pilger unter. Ich wettete darauf, dass einer ein Deutscher war, hörte ihn aber nur Englisch reden. Nun, das war Rainer, von dem schon mehrfach die Rede war, den wir aber erst ab Arzúa anderntags richtig kennen lernen würden. Die drei waren abends auch noch lange laut in der Küche zugange, aber danach schlief doch alles friedlich. Die große Gruppe störte auch nicht weiter, die waren alle sehr müde.
29.08.2003, Freitag: Von Sobrado dos Monxes nach Arzúa, 22 km (365 km)Rennen und RegenMorgens früh auf. In der Küche ein grauenhaftes Chaos: Essensreste, Weinflaschen, Zigarettenkippen, Abfälle überall. Wir räumten einen halben Tisch und frühstückten, so gut es ging. Einige weitere Pilger schauten herein, zogen sich aber hastig zurück, als sie die Unordnung sahen. Um 7h30 - Ehrensache - in den Laudes und der anschließenden Messe. Wie auch anderswo gab es nicht viele Mönche hier, etwa ein Dutzend, darunter wohl ein paar Novizen. Meine Frau behauptete, eine zweite Mönchin gesehen zu haben. Der Pater verabschiedete uns wie alte Freunde. 8h49 (0.00) bei strömendem Regen los. Das erste Zwischenziel hieß Corredoiras, ein Name, den ich mir absolut nicht merken konnte...Wir hatten heute einen besonderen Plan, nämlich in unserem schnellsten Tempo direkt auf der Landstraße Arzúa anzusteuern, um die Chance auf ein Bett zu vergrößern. (Zu der Alternative, direkt nach Pedrouzo zu gehen und einen Tag zu sparen, siehe meine Bemerkungen oben unter "Baamonde".) Der Pilgerweg ging, wie schon erwähnt, an der Post halbrechts hoch, am Restaurant Real vorbei. Dort gingen auch zwei unserer Pilgerkameraden gerade hoch, aber wir blieben unten auf der Straße. Die Michelin-Karte gab eine Abzweigung etwa 2 km hinter Sobrado an. Danach wollte ich mich orientieren, dass wir die richtige Landstraße erwischt hatten und nicht etwa nach Süden liefen. Die Abzweigung kam nicht, ich wurde nervös. Kein Mensch, den man fragen konnte. Doch, dann eine Frau. Nun stolperte ich mit der Zunge über diese verd... Corredoiras. Ja, ja, sagte sie, weiter geradeaus. Es klang aber nicht überzeugend. Bald ging es durch Eukalyptuswälder im Zickzack über ein Flüsschen, auch etwas hoch. War das alles richtig? Die Abzweigung hätte längst kommen müssen. - Eine Ortschaft. Bauarbeiter arbeiten lustlos im Regen an einem Graben. Ich sage ganz deutlich "Corredoiras", aber sie behaupten doch glatt, dass sie es nicht kennen. Ich fange unter dem Umhang an zu schwitzen. Aber etwas weiter sei der Pilgerweg ... Ja doch! Den wollen wir ja gar nicht, mit seinem Geschlängel um die Landstraße herum, wie ich vermute. Etwas später kommen weit vor uns zwei Gestalten in Sicht. Langsam rücken wir näher. Es sind unsere beiden Pilgerkameraden, die an der Post hochgegangen waren. Also schlängelt der Pilgerweg tatsächlich wieder, und wir sind richtig, hurra! (Die Abzweigung haben wir also nicht gefunden, vielleicht war sie noch im Stadtbereich. Solche Karten sind ja nie sehr genau.) Nein, nicht nach Pedrouzo und auch nicht nach RibadisoEin Wagen fährt auf uns zu, hält. Es ist eines der Begleitfahrzeuge. In der nächsten Ortschaft sollen wir rechts abbiegen. Sie glauben, wir laufen jetzt mit der Gruppe, die wohl direkt auf Pedrouzo zuhält. Da versorgen sie uns ebenfalls mit Informationen. Ist ja gut gemeint. Wir erklären ihnen, dass wir nach Arzúa wollen. Sie schütteln den Kopf, begreifen es nicht. - Ein dicker gelber Pfeil nach links: "Ribadiso". Wieder will man die Pilger abfangen. Wir stürmen unbeirrt weiter. 10h40 (1.51) sind wir in Corredoiras. An der zentralen Straßenkreuzung gingen wohl die meisten Pilger rechts ab in Richtung Pedrouzo, während es nach Arzúa geradeaus weitergeht. - In der Bar an der Ecke machen wir Kaffeepause, haben schon etwa 9 km hinter uns, sehr gut. Weitere Pilger kommen und ziehen weiter. 10h56 (1.51) nehmen wir den Weg wieder auf. Es geht schnurgerade die breite Straße entlang. Vor uns mehrere Pilger in Sicht. (11h27, 2.22) Boimorto-Vilanova, ein größerer Ort. Rastplatz mit Brunnen. Hier biegen alle halbrechts auf den Pilgerweg ab, nur wir laufen weiter. 11h49 (2.44) das nächste Dorf, Viladoniga. An einer Bushaltestelle machen wir Mittag mit Obst. 12h10 (2.44) weiter. - Wir behalten die Nerven, auch wenn abermals gelbe Pfeile nach Ribadiso locken wollen. Dieses sehr schöne Refugio liegt 2 km vor Arzúa, aber ich kenne es gut und will den Umweg nicht. Ca. 2 km vor Arzúa der letzte Umweg: Der Pilgerweg biegt von der Straße wieder nach links ab ins Tal. Man denkt, es geht parallel nach Arzúa weiter, aber Rainer, der diesem Pfeil gefolgt ist, sagt: Nein, er sei irgendwo auf die Straße von Ribadiso herausgekommen. Nicht mit uns: Wir sehen, dass es erheblich ins Tal runtergeht, und das muss man nachher wieder hoch, um Arzúa zu erreichen. Wir bleiben auf der Straße und damit auf der Höhe, auch wenn wir so von einer ziemlich hässlichen Seite nach Arzúa hereinkommen. Mitten in schon älterer Bebauung gehe ich versetzt nach links, da ich da einen Park sehe. Es ist aber nicht der von der Hauptstraße. Die haben wir noch nicht erreicht und gehen deshalb rechts weiter, parallel zu unserer ursprünglichen Richtung. Tatsächlich kommen wir direkt im Zentrum raus, wo wir uns ja auskennen. Gleich über den Platz, hinter der Kirche links und zum nahegelegenen Refugio. 14h00, 4.34 für 22 km, sehr gute Leistung, ich bin zufrieden. Drinnen empfängt uns die Hospitalera ohne Aufregung. Betten? Kein Problem um diese Zeit! Juchhu! - Also wirklich alles Blödsinn, dass sie vor Überfüllung warnen, man muss nur rechtzeitig da sein, und - sicherlich - es war auch schon relativ spät im Sommer. Wir haben auch diesen Zweig der Nordroute geschafft. Fast kommt es uns vor, als seien wir mit dem Erreichen des Hauptweges "nach Hause" gekommen. Aber wir haben noch längst nicht genug. "Gottseilob" soll es ja noch bis Muxía gehen, und da ich völlig von meiner Darmgrippe kuriert bin, freue ich mich auf die neue Herausforderung.
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