Im Jahre 2003 auf Nebenstrecken des Jakobswegs in Nordspanien:
Auf dem Camino del Norte,
von Villaviciosa über Ribadeo nach Arzúa

Autor: Rudolf Fischer
Meine Netzadresse: Rudolf.Fischer@Esperanto.de
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Ab Avilés gibt es einen aktuelleren Pilgerbericht von 2014.
Das Wichtigste im Telegrammstil (Stand September 2003):
Villaviciosa-Gijón: Pilgerweg durch Autobahnbaustelle unterbrochen.
Avilés: Es gibt nur eine Pilgerherberge.
Vor Muros: In San Esteban (ca. 2,5 km entfernt) Jugendherberge.
Hinter Soto de Luiña: Bar Gayo in Santa Marina (mit Pilgerspezialpreis)
Südabzweigung vor Ribadeo: Pilgerherbergen in Asturien (einschließlich Tol) geschlossen!
Vor Arzúa: Sich nicht nach Ribadiso abdrängen lassen!
(Die Zeitangaben in Klammern geben zuerst die Tageszeit, danach die Marschzeit in Std.Min an.;
in Galicien dahinter evtl. die Restentfernung bis Santiago laut Muschelsteinen in km)
Mit "Handbuch" ist im Folgenden immer das Handbuch "Nordspanien: Jakobsweg - Der Küstenweg" (erschienen Sept. 2003) von Michael Kasper gemeint.

11.08.2003, Montag: Von Villaviciosa nach Gijón, 32 km (32 km)

Der erste Stempel

Da standen meine Frau Hedwig und ich nun gegen 8h00 vor dem Rathaus in Villaviciosa. Wir wollten gern einen Stempel für unseren Pilgerpass, um den Beginn unseres Weges aktenkundig zu machen. Das Rathaus war geschlossen, der Info-Pavillon im nahen Park ebenfalls. (mo-fr 10-14, 16-19, sa 17-20. so 10-14)

Aber am Pavillon hing eine Karte aus, in der der Pilgerweg eingezeichnet war. Ich hatte eine Michelin-Karte (441, 1:400.000) sowie ein Messtischblatt (Oviedo 7-2, 1:100.000) von R.W.. Meine Vermutung bestätigte sich: Der Pilgerweg folgt i.W. der kleinen Straße, die südlich von Villaviciosa von der Richtung Valdediós (AS-113) nach Westen abzweigte (erst VV-10, dann VV-9, ab Peón AS-331); nur zwei große Serpentinen kürzt er ab. Sehr gut. Als Dörfer waren angegeben: Amadi, La Parra, La Casquita, Grases, Niévares, Peón. - Nun war das nicht unbedingt sehr hilfreich. Zum einen haben die Dörfer meist keine Ortsschilder (deshalb muss man oft einfach Einwohner fragen, wo man ist), zum andern kamen die Namen des alten Messtischblattes auf der neuen Michelin-Karte fast alle nicht vor. Das war nicht nur eine Frage des Maßstabes, sondern wohl eher der Historie. Irgendwann hatte eine Gemeindereform einfach eine andere Gruppe von Bauernhäusern zum "Ortskern" der Streusiedlung bestimmt. Im Grenzfall bestand der "Ort" aus einem einzigen Hof. Zur weiteren Verwirrung trug oft bei, dass auf der Karte der Name einer Samtgemeinde angegeben war, die es physisch nirgends gab, da auf den Ortsschildern, so denn vorhanden, nur der Name der Ortsteile stand ... Na, mit diesen Schwierigkeiten muss man sich in Asturien und Galicien eben herumplagen. (Rozadas und Peón stehen auf der Michelin-Karte).


Polizeistation in Villaviciosa Durch Anklicken vergrößern Erst einmal in die Bar gegenüber und einen Kaffee getrunken. (Mit Brioche 2,60 EUR). Eigentlich wollten wir nur einen Stempel. Den hatten sie angeblich nicht. Gegen 8h30 gingen wir ins Rathaus, wo die Polizeistelle inzwischen geöffnet hatte. Die Beamtin war etwas erstaunt, aber als ich unseren Wunsch begründet hatte, drückte sie uns bereitwillig einen Stempel in die Credenciales. Na bitte!

Der Pilgerweg bis zur Verzweigung

8h42 (0 min) ging's los. Der N-632 nicht um die nahe Rechtskurve folgen, sondern geradeaus (Calle Valle Ballina y Foez) in die Altstadt, dann rechts parallel zur N-632 durch die Calle Sol. Hinter der Kirche links in die Calle Cabamilles in Richtung Oviedo bis zur nächsten Kreuzung. Dort rechts in die Calle Pedro Pidal Arroyo. Diese Landstraße AS-113 könnte man eigentlich bis zur endgültigen Abzweigung nach rechts in die VV-10 (Wegweiser: Rozadas), die wesentlich später kommt, laufen. Aber der Pilgerweg macht bis dahin einen hübschen Linksschwenk an der Kirche von Amandi vorbei.

Deshalb verlässt man die Straße vor der Brücke mit dem Schild Ría de Villaviciosa links, indem man einige Stufen hinuntergeht, die zu einem Privatgelände mit Hochhäusern zu führen scheinen. Zwischen den Häusern und dem Fluss geht aber offiziell der Paseo de la Alameda vorbei, dem man bis zu einem Park am Fluss folgt. Erstaunt sah ich hier eine Muschel. (2001 dachte ich, dass sich Michael Kasper diesen Umweg ausgedacht hatte.) Auch gelb-weiße Wanderwegmarkierungen weisen geradeaus. Am Ende erreicht man eine Straße, geht etwas rechts weiter, bis die gelb-weißen Wanderzeichen und ein gelber Pfeil eine Betonpiste links hinaufzeigen. Nach 250 m biegt man rechts zur Kirche San Juan ab. (9h22, 0.40) (Auf dem Messtischblatt war wohl die Kirche eingezeichnet, aber nicht der zugehörige Ort Amandi.) Die Kirche war geschlossen.

Es geht rechts hinunter bis zur Straße, dort links (leider ohne Seitenstreifen), bis Wegezeichen einen halbrechts abbiegen lassen, dann geradeaus bis zu einer Kapelle. Dort muss man nach rechts weiter. Michael Kasper warnt vor irreführenden Pfeilen, die geradeaus zeigen. Sie führen nach Covadonga und kommen einem noch oft an diesem Tage entgegen. Leider sind sie auch gelb. Also nicht beirren lassen!

Nun folgt eine alte schöne Brücke über den Río Valdediós, und dann stößt man etwas später wieder auf die AS-113. Diese geht man ein Stück links, bis man die schon erwähnte Abzweigung nach rechts in die VV-10 erreicht (Wegweiser: Rozadas). Etwa 1 km geht es das Sträßchen entlang bis zu den Ortsschildern von Grases und La Casquita. Hier kommt die Verzweigung der Pilgerwege. (9h56, 1.14) Eine Muschel weist nach links, die andere nach rechts. Wer wie wir in Richtung Gijón weitergehen will, bleibt einfach auf der Straße; in Richtung Oviedo zweigt man links ab. Bis hier waren wir schon 2001 gekommen und nach Oviedo weitergegangen.

In diesem Jahr folgten wir also der Straße weiter geradeaus.


Der im Folgenden geschilderte Teil ist wegen der Autobahnbaustelle nicht zu empfehlen. Man folge einfach der VV-10 Richtung Rozadas weiter, bis (rechts von der Autobahn) die VV-9 in Richtung Peón, El Pedroso abzweigt. Irgendwo wird man dabei unterwegs die Autobahn queren.

Durch viel Grün bis zum Ende in der Großbaustelle

Nach ca. 250 m geht es an einer Gutshofruine links hoch, rechts von der Straße rauscht ein Bach. Eine alte Frau warnte uns vor irgendetwas, vielleicht nur, dass auf dem schmalen Weg gelegentlich Firmenwagen fuhren; etwas weiter wurden nämlich einige einzelne Häuser renoviert.

Es geht immer geradeaus einen schönen Fahrweg in halber Höhe das Tal entlang, in dem weiter unten Bauernhöfe liegen. Am Weg selbst gelegentlich ein Gebäude. Einmal ein Muschelstein an einem Pfosten. Bei einem Rechtsabzweig gibt es eine Unsicherheit, aber geradeaus ist richtig: 20 m weiter steht ein Haus mit einem Muschelstein. Endlich läuft der Weg direkt auf einen großen Bauernhof zu; man selbst folgt einem Muschelstein in eine Rechtsabzweigung; 50 m weiter halblinks. Der Fahrweg folgt nun einem Bach mit milchigem Wasser, der links von ihm daherrauscht. Der Feldweg wächst langsam zu, lässt den Bach links liegen und geht in einem Rechtsbogen in ein Eukalyptuswäldchen. Rechts liegt eine merkwürdige turmförmige Ruine. Dann kommt eine Verzweigung. Es geht nach rechts (Muschelstein), schon nach 30 m nochmal nach rechts (Muschelstein). (10h40, 1.58)

50 m weiter verließen wir den Wald und standen vor dem Zaun einer riesigen Baustelle. Man kann sich unsere Verblüffung vorstellen. Natürlich kein Zeichen weit und breit. Die Arbeiter, die wir ca. 150 m links sahen, hatten wir schon zwei Abzweigungen vorher sprechen und rumoren hören. Ich dachte, da seien Bauern auf einem Feld. - Rechts ging es den Zaun hinab in eine Senke hinunter, das war wenig vielversprechend. Also nach links, bis zu den Arbeitern hin am Zaun entlanggestolpert. - Die Arbeiter nahmen von uns keine Notiz. Wir sahen links einen Weg einmünden, den wir auch hätten herauskommen können. Mit demselben Ergebnis natürlich. Aber hier war wenigstens der Zaun unterbrochen.

"Der Camino ist wohl futsch!" sprach ich einen älteren Mann an. "Nein," sagte der auf einmal ganz zugänglich, "geht die Baustelle nach rechts und dahinten im Linksbogen über die Brücke. Dann findet ihr ihn schon wieder." - Ohne ihn wäre ich eher nach links weitergelaufen. - Die Baustelle gehörte zu einem Autobahndreieck der Richtungen Villaviciosa - Gijón und Villaviciosa - Oviedo. Wir folgten also der noch nicht geschotterten Straße nach rechts. Sie stieg an und führte im Linksbogen über die genannte Brücke. Ringsum weiteres Baugelände, etwas weiter schon die nächste Brücke. Wir blieben auf unserer Fahrspur, die zu unserem Leidwesen weiter einen riesigen Linksbogen machte, so dass wir bald parallel zur ursprünglichen Richtung auf der anderen Seite der im Bau befindlichen Autobahn zurückliefen. Der Bauzaun ließ uns nicht ausbrechen. Aber ich bildete mir ein, jenseits des Zaunes, etwa 100 m weg, eine Kreuzung zu sehen, an der ein Muschelstein stand. Also brav gelaufen, bis der Zaun zu Ende war, und dann rechts herum spitzwinklig wieder zurück auf die gesichtete Landstraßenkreuzung zu. (Ein großer Hund versuchte, sich von seinen Besitzern loszureißen und uns anzugreifen. Aber sie hielten ihn erfolgreich fest.)

Wer beschreibt unsere Freude, als wir die Kreuzung erreichen. Von rechts kommt die VV-10, die wir verlassen hatten. Links liegt ein Ort, wohl Rozadas. Geradeaus geht die VV-9 nach Peón und El Pedroso, und tatsächlich weist ein Muschelstein diesen Weg. (Die VV-9 schwingt in einer riesigen Serpentine fast bis El Pedroso, das schon an der N-632 liegt; dort waren wir mit dem Bus durchgekommen. Dann geht die VV-9 fast spitzwinklig zurück, um die Höhe zu gewinnen. Das alles kürzt der Pilgerweg ab, dafür geht es steil hoch.)


Über den größten Höhenzug vor Gijón

(11h33, 2.51) (Wer die VV-10 nicht verlassen hat, muss hier also rechts in die VV-9 abbiegen.) Jetzt brauchten wir auch die Beschwingtheit des Erfolges, denn nun kam die längste und härteste Steigung des Tages. Zunächst die Landstraße entlang. 200 m weiter zweigen rechts gelbe Pfeile ab: wieder dieser Covadongaweg! Davon ließen wir uns nicht beirren. Oben sah man die Straße die erwartete Serpentine nach rechts gehen, wie ich es auf der Karte gesehen hatte. Ich schaute also nach einer abkürzenden Abzweigung nach links aus. In der nächsten (steilen und scharfen) Rechtskurve kam sie auch: also links (Muschelstein) ein Asphaltsträßchen hoch, aber schon nach 30 m rechts, links an einem Haus vorbei und dahinter gleich wieder rechts eine Betonpiste steil hoch bis zu einem Haus La Piñera. Ab da wird die Piste zum Feldweg und geht weiter steil hoch. An einer T-Kreuzung (rechts ein Bauernhof) geht es links den Betonweg weiter hoch (roter Pfeil). (Mehrere Male kommen einem die ganze Zeit die Covadongapfeile entgegen.) Weiter heißt es steigen, bis endlich die Landstraße wieder erreicht wird. (12h33, 3.51)

Man geht nun auf der Straße nach links weiter (Muschelstein), bis man eine scharfe Rechtskurve erreicht. Dort machten wir (12h46, 4.04) Mittagspause auf einigen Felsbrocken. Ein frischer Wind pfiff über diese (höchste) Höhe und kühlte uns ab. 13h06 gingen wir weiter.

Nun folgt man der Straße bergab, bis man links das Tal einsehen kann. Baulärm links: Dort entsteht ein Tunnel für die Autobahn nach Gijón. Eine Baustraße führt spitzwinklig links ins Tal, alles staubverkrustet. Oh, ein Muschelstein links? Müssen wir etwa die Baustraße entlang? Das ist unmöglich. - Nein, zum Glück zweigt ein Hohlweg, der steil nach unten führt, ebenfalls spitzwinklig links ab, aber rechts neben der Baustraße. Entkommen!

Begegnung mit den ersten zwei Pilgern

Eine S-Kurve um einen Bauernhof herum. Nun fehlen im weiteren Verlauf Wegekennzeichnungen. Wir gingen auf gut Glück immer abwärts und hielten uns rechts. Wenn wir ein Schild "Camino de Covadonga" uns entgegenweisen sahen, wussten wir uns auf dem richtigen Weg. Aber irgendeinen Abzweig zur Dorfkirche haben wir doch verpasst. (Die Streusiedlung ist evtl. Niévares.)

(13h55, 4.53) Die Sonne kommt raus, es wird heiß. Wir gehen immer noch das Tal hinunter. Auf einmal sehen wir hinter uns Rucksackgestalten. Es sind zwei junge Pilger: Nere (w) sowie David aus der Gegend von Bilbao. (David ist Italiener, wie wir später erfahren.) Der Pilgerweg kommt von links wieder dazu, die anderen haben auch keine Abzweigung gesehen. Gemeinsam erreichen wir eine versetzte Landstraßenkreuzung: zuerst kommt die VV-7 als Querverbindung von der N-632 von rechts, etwas weiter die AS-331 von links aus Richtung Oviedo. Sie "übernimmt" sozusagen unsere VV-9 und führt geradeaus nach Gijón.

(14h20, 5.18) Wir kehren in der Bar Casa Pepito ein, (Menü 5,40 EUR im Angebot) trinken aber nur etwas. 14h50 geht's weiter. Die nächste Streusiedlung ist Peón. Vor einer Fabrik eine Wasserstelle. 200 m weiter halbrechts, dann im Zickzack das Tal hoch, den Muscheln und Pfeilen folgen. (So kürzt man die zweite auf der Karte gesehene Serpentine ab.) An den letzten Häusern endet das Asphaltsträßchen. Geradeaus einen Fahrweg hoch, der wird zum Fußpfad, im Wald später zum (trockenen) Bachbett. Es geht sehr steil hoch.

(15h21, 5.49) Asphaltstraße erreicht, links weiter hoch. Hier treffen wir wieder auf Nere und David, die am Straßenrand Pause machen. Wir sehen sie heute nicht wieder. -

Durch die Vorstädte bis zum Ende der Pilgerwegauszeichnung

Oben eine weitere Straße (wohl wieder die AS-331), 50 m nach rechts, Bar El Curbiellu. Dort ist die Höhe, die zweite und letzte vor Gijón, erreicht. (15h30, 5.58). Es geht nun die Asphaltstraße hinunter. Man passiert eine Schule und hinter einer Linkskurve geht's rechts ab (Muschelstein neben einem Schild "Müll abladen verboten"). (15h41, 6.09) Breite Piste bis zu einer Asphaltstraße hinunter. Man überquert diese und erreicht 6 min später den Ortsteil Deva. Nach 200 m geht es wieder links eine Piste hinunter bis zur Autobahn, die dort in einem Tunnel verschwindet. Man überquert die Autobahn und geht gegenüber halblinks hoch. Nun hat man die lockere Bebauungsgrenze von Gijón erreicht, ist aber längst noch nicht am Ziel.

(16h01, 6.29) Dem Camin del Charcu, einer Piste, folgen, an Häusern vorbei bis zu einer Asphaltstraße. Einen Fußpfad geradeaus. (16h10, 6.38) Nach 200 m wird eine Piste erreicht, rechts geht es abwärts, etwa 1 km. Noch einmal etwas Natur. Die Piste wird immer breiter. Links taucht ein Campingplatz auf. Sein Eingang liegt schon an der N-632.

(16h30, 6.58) Gegenüber diesem Eingang die N-632 überqueren und ein Asphaltsträßchen entlang, links große Parks. Auf einem Kinderspielplatz rechts noch einmal eine kurze Pause. 16h45 weiter. An der nächsten Kreuzung geradeaus (keine Zeichen), etwa 500 m der Straße in gleicher Höhe folgen bis zu einer Linkskurve (links an Hausmauer Muschelstein). (16h54, 7.15)

Es folgt nun ein sehr ermüdendes Stück durch die Vorstädte von Gijón. Die Beschreibung ist schwierig. Die folgenden Hinweise sollen nur zur Kontrolle sein (für die Richtigkeit bürge ich nicht). Die Auszeichnung ist fast durchweg gut. - Der Linkskurve folgen und ca. 600 m der Straße nach; sie schlängelt sich an Häusern vorbei (rechts eines mit Wappen, Schwert und Muscheln). An der nächsten Kreuzung links (Schilder nach Somió und Fuente El Guegu). (17h01, 7.22) Links dem Straßenverlauf folgen bis zu einem Abzweig rechts (Schilder Cimadevilla, Cimavilla, usw.) = Ortsteil Cabueñes. (17h07, 7.28) Caleya Conde. Nach 300 m links verblichener blauer Pfeil am Baum, 10 m weiter Muschelstein. Nach 100 m: links (Pfeil), Kreuzung, links halten (Kneipe). (17h13, 7.34) Camin de la Fronteira.

(17h22, 7.43) Nach etwa 500 m Ende der Straße, dort nach rechts (Muschelstein, Pfeil). Nach 50 m Bar La Fontaine. 100 m weiter die nächste Bar. Kreuzung (keine Zeichen). Links Kirche, kleiner Park mit Bushaltestelle. Hier ist eine Übersichtskarte, aus der man sieht, wie weit man noch vom Zentrum entfernt ist. Sehr weit! - Man geht rechts an Park und Bushaltestelle vorbei 150 m geradeaus; an nächster Verzweigung halbrechts. (Links liegt ein riesiger Gebäudekomplex, die Universität?) Camino de las Azaleas (Hunde hinter Mauer). Nach 100 m rechts Camino de las Claveles. Links kommt dann ein Altersheim. Rechts die Bar El Limonar.

(17h50, 8.11) An Y-Kreuzung halblinks, 100 m an der nächsten rechts (links liegt ein Restaurant).

Gäste und Wirt des Restaurants (Tische und Stühle auf der Straße) sehen uns laufen und stecken die Köpfe zusammen. Wir erreichen nach 100 m die Plaza de Villamanín, mit Kreisverkehr und einem Rastplatz als Insel in der Mitte. Hier hören die Pilgerwegzeichen unvermittelt auf!

Das Ende trägt die Last

Jetzt verlieren wir mit Suchen viel Zeit. Wir laufen rund um den Platz, teilen uns jenseits auf zwei Straßen auf und gehen bis zu einem Park, Bushaltestelle und Kirche: nichts! Am Ende zurück zu dem erwähnten Restaurant, wo an der Mauer gegenüber die letzte Muschel nach rechts wies. Der Wirt redet auf mich ein, ich verstehe fast nichts außer seiner Handbewegung (Linksbogen) und "abajo, abajo" (runter, runter). Also zurück zum Platz, dort links herum und in die erste Straße, halblinks von unserer ursprünglichen Richtung. Sie ist breit und geht tatsächlich immer abwärts, bis wir (18h25, 8.21) ein Straßenschild "Prof. Pérez Pimentel" sehen - und einen letzten gelben Pfeil. Dann geht es immer geradeaus auf den Stadtkern zu. Nein, Wegezeichen gebe es nicht mehr, hatte der Wirt auf meine Frage gesagt. Toll!

(18h43, 8.39) kommen wir an einen großen Kreisverkehr, hinter dem ein Fluss, teils mit kanalartigen Zweigen, verläuft. Es ist der Rand der Innenstadt, aber noch nicht der Altstadt. Wenigstens weiß ich seit der Straße "Prof. Pérez Pimentel", wo wir auf dem Stadtplan sind, und kann uns so direkt und sicher die Boulevards entlang zur Altstadt führen. Ein langer, schweißtreibender und ermüdender Weg. (19h30, 9.26) erreichen wir unsere Pension. Wir sind ziemlich fertig.

Eine Überraschung zu "Feierabend"

In unserem Zimmer reißen wir die Augen auf: Das sind doch nicht unsere Sachen. Es ist aber unser Zimmer! Auweia, hat man uns etwa ausquartiert? Zwar sind wir mit Gepäck abgerückt, aber es war doch klar, dass wir wiederkamen. Hatten doch genug zurückgelassen und auch noch nicht bezahlt. Wir klingeln nach den Wirtsleuten. Diese entschuldigen sich tausend Mal. Sie konnten unser Zimmer mit 3 Betten vermieten und haben uns in Abwesenheit in ein anderes 2-Bett-Zimmer umquartiert. Naja! Tatsächlich haben sie sorgsam jedes Teilchen unserer Habe, samt dem letzten ungewaschenen Socken in das neue Zimmer gebracht, nichts fehlt. Nur etwas Abfall gehört uns nicht. Das war ja nochmal gutgegangen.

Pilgerweg? - Den gibt's hier nicht!

Am Abend essen wir noch einmal in dem China-Restaurant, in dem es uns schon tags zuvor gut gefallen hatte. Man erkennt uns wieder und freut sich. Die Bedienung, deren Spanisch ich kaum verstanden habe (und sie meines nicht), erscheint diesmal gleich mit einem Dolmetscher, der Englisch kann. Na, das muss doch nicht sein! Wir bestellen zusammen nur ein Menü, dazu Reis und Getränke sowie eine Vorspeise. (Gestern haben wir die Portionen einfach nicht bewältigen können, und mir widerstrebt es sehr, halbvolle Teller zurückzugeben.) Ich formuliere alles in langsamem, deutlichem Spanisch. Diesmal versteht die Bedienung sofort. Der Dolmetscher ist erstaunt, fragt nochmal auf Spanisch zurück, ob es wirklich einfacher weißer Reis dazu sein soll. Es soll! - Ich bin zufrieden, dass es auch ohne Englisch ging. Am Nachbartisch nimmt ein Paar in mittlerem Alter Platz. Wir sind so gut gelaunt, dass wir ihnen lächelnd zunicken. Sie schauen neugierig. Etwas später fragt uns die Frau, ob wir Pilger seien. Als ich ihr Spanisch offenbar verstehe und auch antworten kann (und kurz einiges erzähle), fragt sie doch glatt, ob wir eine Unterkunft suchen; wir könnten dann privat bei ihnen übernachten. Na, das ist mir noch nicht vorgekommen! Wir bedanken uns sehr und erzählen, dass wir in einer Pension gut untergekommen sind. - Sie glaubte, dass wir nichts gefunden hätten, weil ich die ganze Zeit im Stadtplan rumgesucht habe, während wir aufs Essen warten. Ich forschte aber nur nach dem möglichen Verlauf des Pilgerweges durch Gijón. Sicher hätten wir sonst um diese Zeit (ca. 21h00) auch wohl kaum mehr eine Chance gehabt, ein freies Zimmer zu finden.

Später gehen wir noch auf einen Schlummertrunk in eine Eckkneipe an der unweit gelegenen Plaza del Instituto. Aufmerksame Bedienung, gutes Bier zum fairen Preis. Ich brüte wieder über dem Stadtplan, winke der Bedienung, die gerade nicht so viel zu tun hat. "Wo geht hier der Pilgerweg nach Santiago de Compostela durch die Stadt?" Sie weiß es nicht, aber an der Theke unter den Stammgästen sitzt ein "Spezialist", der schon einmal auf dem Camino Francés unterwegs war. Mit überlegenem Gesicht kommt sie zurück und händigt mir den Stadtplan wieder aus: "Den Camino de Santiago gibt's hier nicht." Ich platze fast vor Lachen heraus, gebe ihr dann meinen Pilgerausweis, auf dem auch die Nordwege deutlich eingezeichnet sind; ein Ast geht unübersehbar über Gijón. Wie ich schon einmal sagte, "hilfreiche" Spanier haben es nicht gern, wenn sie bei einer falschen Auskunft erwischt werden. Sie geht etwas beleidigt mit dem Ausweis zu dem "Spezialisten" und hält ihm das Ding unter die Nase. Er muss passen. Na, wenigstens kann sie jetzt auf ihn verweisen. Wenn selbst ein "Spezialist" es nicht weiß, kann sie es schon gar nicht wissen... O Gijón, du kümmerst dich wirklich einen Dreck um den Pilgerweg.

Offiziell, so hieß es im Informationskiosk, geht der Pilgerweg am Stadtstrand entlang und dann am Hafen. Nein, leider keine Auszeichnung. Auch keine Idee, wo es denn wohl am anderen Ende der Stadt weitergeht. Nur allgemein: "An der Küste die Hafenstädte hoch"; das war jedenfalls falsch, wie ich von R.W. wusste. Nach seinem Bericht ging es später nicht direkt am Hafenrand weiter, und man muss rechtzeitig nach Westen abbiegen. Das sollten wir morgen schon finden!


12.08.2003, Dienstag: Von Gijón nach Avilés, 23 km (55 km)

Der Weg aus Gijón heraus

Erst (9h20, 0.20) haben wir den Boulevard Rodriguez San Pedro am Hafen erreicht und ziehen aufmerksam nach Westen. Wann werden wir den ersten gelben Pfeil sehen? Nun, sobald nicht. Links taucht der Nordbahnhof auf. Wir folgen nun der Av. Juán Carlos I bis kurz vor ihrer Einmündung in eine noch breitere Hauptstraße, die von schräg links kommt. Ich habe in der Nase, dass wir eher eine Straße, etwas nach rechts versetzt, weiter müssen. Es ist die Calle de Mariano Pola. Und tatsächlich: Vor unseren Füßen weist ein gelber Pfeil am Bürgersteigrand nach rechts. Also zur Calle rüber und in ihr nach links eingebogen. Da kommt Freude auf, dass wir den Pilgerweg gefunden haben. Es geht ca. 1,5 km geradeaus: Av. de Galicia, Av. de República Argentina. Am Ende ein Kreisverkehr: Umleitung der AS-19 (wohl die alte N-632, die heute Autobahn ist), da geradeaus (wo der Pilgerweg hergeht; jedenfalls keine Zeichen, dass wir abzubiegen haben) eine Baustelle ist, die die ganze Straße einnimmt, soweit das Auge reicht. (10h29, 1.29) Erstmal Pause auf dem Kinderspielplatz (kurz davor eine Bar). 10h46 weiter. Wir versuchen, die Baustelle rechts durch Seitenstraßen zu umgehen, landen aber nach 500 m wieder in der Baustelle, haben keine 100 m gewonnen. Also auf die "spanische Weise" weiter: Einfach die Baustelle entlang, zwischen den Baggern und Verbotsschildern hindurch; alle Arbeiter grüßen freundlich zurück. Rechts am Mast ein Pfeil geradeaus. Na bitte. Kurz hinterm Ortsendeschild von Gijón sieht man weit vor sich riesige Schornsteine und Gasbehälter.

Mitten durch ein Industrieviertel

In einer leichten Linkskurve zweigt der Pilgerweg geradeaus ab. Die Herrlichkeit währt nicht lange. Nach 50 m überquert man hüpfend die S-Bahn-Gleise, folgt einem Weg geradeaus - und ist nach 150 m wieder auf der Fernstraße. Auf der folgenden großen T-Kreuzung steht ein Muschelstein auf der Insel und weist nach rechts. Wir folgen mit etwas mulmigem Gefühl der befahrenen Schnellstraße, gottlob auf einem breiten Seitenstreifen (rechts).

Etwas weiter schwingt sich von der Straße ein Viadukt hoch, da quer voraus ein Höhenzug liegt. R.W. ist dem Viadukt gefolgt. Wir bleiben vorsichtshalber unten und laufen auf das Dorf Veriña, das rechts liegt, zu. Müssen wir nach rechts durchs Dorf? Oder geradeaus durch den engen Tunnel? Wir sehen keine Zeichen, laufen auf Verdacht längs unter dem Viadukt her und lassen das Dorf rechts liegen. Als wir uns unter dem Viadukt dem "Tunnel" nähern, stellt sich dieser nur als Bahnunterführung heraus. Und 100 m vor ihm sehen wir auf der linken Straßenseite einen gelben Pfeil nach links in ein kleines, bisher verborgenes Sträßchen weisen. Außerdem weiß-rote Wanderzeichen.

Freudig überqueren wir die Straße und biegen dort nach links ab, entkommen so dem Industriegebiet und der Fernstraße. Schilder Poago-Montiana, dann Poago-Zarvacina. Es geht hoch und in einem Rechtsbogen über eine Brücke (unten verläuft die Eisenbahn) durch den kleinen Ort, in Serpentinen immer höher.

Über den Höhenrücken des Monte Areo

(11h50, 2.33) Sobald die Straße sich wieder abwärts neigt, geht es scharf rechts ab (Muschelstein, Pfeil): Camin Rebesosu, später Camin Real.
Achtung: Nach 100 m weist ein Muschelstein auf eine Abzweigung nach links auf einen Bauernhof zu, aber gelbe Pfeile und ein roter dazu weisen weiter die Straße hoch. Den Pfeilen folgen!

Wir liefen in praller Sonne die steile Asphaltstraße weiter hoch. Rechts ein Haus mit Pilgermuschel und schönen Verzierungen darum. (12h36, 3.19) Rast auf der Höhe am Wald neben einem Muschelstein. Ein frischer Wind sorgt für baldige Erholung. 12h50 geradeaus weiter auf einer Piste, die sich bald schon wieder etwas senkt. Angenehm zu laufen. (13h26, 3.55) An einer T-Kreuzung links ab (Pfeil), Wegweiser: "Dolmen San Pablo".

(50 m weiter links nochmal ein Wegweiser zum Dolmen, leider ohne Entfernungsangabe. Wir gingen probeweise ca. 300 m in die Richtung, gaben dann aber auf und liefen zur Abzweigung zurück. Dort in der ursprünglichen Richtung geradeaus weiter.)

Man erreicht einen Pferdehof rechts. Dort konnte ich meine Pfefferspritze einweihen. Ein Kläffer sauste durch das Tor auf uns zu und hörte auch nicht auf seine Besitzerin, die ihn zurückrief. Kaum war er in Reichweite, bekam er eine Ladung ab, ziemlich gut getroffen. Er blaffte noch einmal verblüfft auf, zog sich dann aber hastig zurück. - Ich war nicht so ganz zufrieden, hatte erwartet, dass er sich jaulend überschlagen würde. Naja, die Spritze wirkte ja auch so, und ich will ja den Hunden nichts wirklich Übles.

Es geht lange weiter geradeaus auf der Höhe durch schöne Natur. Wegen der vielen Bäume hat man leider selten eine schöne Aussicht. - Schließlich kommt eine Gärtnerei. Tobende Hunde, aber angebunden. Dann geht der Wanderweg nach links, der Pilgerweg rechts weiter eine Asphaltstraße entlang. (13h41, 4.10) Nach 100 m scharf links ab und steil nach unten, rutschig. Es geht ins Tal hinunter, das R.W. gemütlich entlanggegangen ist. In der Nähe einiger Bauernhöfe verzweigt sich der Weg dreifach, die mittlere Alternative ist die richtige. (14h10, 4.39) Man kommt zu einem Dörfchen hinunter, überquert eine Landstraße und erreicht die Kirche Santa Eulalia.

Durch ein grünes Tal

Mittagspause im Schatten unter Bäumen auf dem Gras neben der Kirche. Leider kein Wasser. Ein Hund gegenüber bellt erst, gibt es dann aber auf. Himmlische Ruhe, ich mache ein Schläfchen. 14h40 geht's weiter. Die Kirche rechts liegen lassend 300 m in Richtung Perendes, bis zu einer querenden Asphaltstraße, der man links zu zwei Bauernhöfen folgt. Am zweiten (Hundezucht) geradeaus auf einen Feldweg. Man sieht längst, dass man weit voraus einen kleinen Sattel erreichen muss, der das Tal abschließt. So ist es auch. Man geht also in Richtung dieses Geländeeinschnittes, immer den Muschelsteinen folgend. Noch einmal geht es rechts ab, dann nach 50 m unerwartet links über eine Wiese an einem wegen der Vegetation unsichtbaren Bach entlang. (15h15, 5.14) Am Ende der Wiese erreicht man eine Fahrspur und geht rechts über eine Brücke. Hinter ihr links weiter. Es folgt nun eine schöne, einsame Strecke, parallel zu dem immer noch unsichtbaren Bach, der nun links liegt. Die Fahrspur wird zum Fahrweg, der in eine von links kommende Piste mündet. Auf ihr geht es wie erwartet durch den Geländesattel. Eine breite Piste hinunter auf eine Kirche zu. Vorher erreicht man einen Wasserlauf. Vor sich sieht man quer ein Tal mit Autobahn, Eisenbahn und Fernstraße. Durch eine Unterführung erreicht man die Fernstraße, die Kirche liegt gegenüber. Evtl. gehört dieser Ortsteil noch zu Tabaza, dessen Zentrum aber schon zurückliegen muss. Keine Zeichen! Ein Mädchen sagt uns: Weiter die Straße lang. Dass noch was Kompliziertes kommen muss, sieht man ihr an. Ich verstehe aber nicht was, nur, dass es mit einem Kreisverkehr zu tun haben muss ...

(15.54, 5.53) Rechts an der Straße eine Bar. Ortsteil Tamoa, wie der Wirt auf meine Frage sagt. Wir trinken genüsslich Kaltes. Der Wirt plaudert etwas mit uns. Die Ruhe tut gut. Hätten wir gewusst, dass nun der mieseste Teil unserer diesjährigen Pilgertour folgte, wären wir nicht so gelassen gewesen.

Ein übler Abschnitt des Pilgerweges bis Avilés

Gleich zu Anfang ging es schon damit los, dass wir wie selbstverständlich die große Unterführung links durchqueren wollten, weil ich einen gelben Pfeil falsch interpretiert hatte. - Der Wirt läuft hinter uns auf die Straße und brüllt "Geradeaus!" (Ich hasse das, wenn die hilfreichen Spanier mich tatsächlich bei einem Fehler ertappen :-))

Na gut, also bis zum Kreisverkehr. Die Pfeile weisen nach links, 40 m über ein Stück alte Straße, Leitplanke überklettern, laut Pfeil nach links, nach 20 m Straße überqueren und laut Muschelstein rechts hoch: Fußpfad an Häusern vorbei, Asphaltsstraße, dann scharf links auf einer Brücke über die Autobahn. (Das war wohl der schwierige Abschnitt, den uns das Mädchen erläutern wollte. Na, ging doch.)

Meine Frau weist auf den großen Hügel vor uns. Da müssen wir doch nicht drüber, oder? Ich wiegele ab, es geht sicher parallel zur Autobahn entlang. Warum müssen wir diese eigentlich überqueren? Die Schnellstraße führt schnurgerade nach Avilés! Ja, "warum" fragen die Pilger oft. - Vor einigen Häusern geht es rechts in einen Waldweg, sieht doch bestens aus. Hinter einem Linksbogen, nur 50 m weiter, ist abrupt erstmal Schluss: Rechts geht's auf eine Wiese, halbrechts in einen halb zugewachsenen, matschigen Hohlweg (o nein), geradeaus ganz steil den großen Hügel hoch. Keinerlei Zeichen, nichts. - Wir schwärmen aus. Meine Frau stapft tapfer den steilen Weg hoch. Ich erkunde die Wiese, was den Fußspuren nach schon viele gemacht haben, komme unverrichteter Dinge zurück. Der Hohlweg ist ebenfalls so gut wie unpassierbar. Also auf Verdacht den Hügel hoch, obwohl meine Frau, die inzwischen zurückgekommen ist, auf den nächsten 300 m ebenfalls kein Zeichen gesehen hat. Das kostet Kraft und Nerven!

(16.52, 6.25) Tatsächlich: oben auf der Höhe wieder ein Pfeil. Geradeaus, rechts (Pfeile auf dem Boden), bergab, rechts, lassen wir uns wieder zur Autobahn führen. Ein gerölliger, tückischer Abwärtsweg. Urplötzlich rutschen mir beide Füße weg, und ich schlage schwer auf. Meine Frau läuft erschrocken auf mich zu. Ich habe mir aber nichts getan, bin nur etwas geschockt, dass ich überhaupt nicht mehr reagieren konnte. Ganz vorsichtig weiter nach unten. - Die Autobahn dröhnt und dröhnt, und wir müssen viele Kilometer direkt neben ihr entlang. Der Lärm ist schlimm, beeinträchtigt mich sehr. Wir laufen in eine Baustelle; vor uns einfach eine tiefe Grube, die den Weg zerschneidet. Über Stock und Stein müssen wir sie in einem Linksbogen umgehen. Einer Brücke über die Autobahn folgen wir nicht. Jenseits liegt ein Industriegebiet, das auch nicht verlockend aussieht. Tatsächlich ist diese ganze Seite von Avilés mit Industrie vollgestopft, und wohl deshalb haben die Planer keine bessere Route für den Pilgerweg gefunden. (17.28, 7.01) 8 Minuten Pause, ich bin ziemlich erschöpft. Gut, dass wir zu essen und zu trinken dabei haben, Früchte und Wasser.

Im Zickzack durch die Vorstädte von Avilés

Etwas später erreichen wir die Vorstadt Trasona. Die Straße macht einen großen Bogen, dann geht es durch eine Unterführung, hinter ihr rechts bis zu einem Kreisverkehr. (17h46, 7.11) Am Kreisverkehr links, an einem Parkplatz vorbei, am Ende nach rechts versetzt ein Sträßchen runter in ursprünglicher Richtung. Zwei mittelgroße Hunde folgen uns, sind aber nur neugierig. In einer Linkskurve gehen wir geradeaus ab, quetschen uns zwischen Friedhof und Autobahn durch. Dann geht es lange Zeit parallel zur Autobahn immer geradeaus auf Asphaltsträßchen weiter. (18h17, 7.42) Es geht über einen Hügel. (18h34, 7.59) Wir haben die Bebauungsgrenze von Avilés erreicht. Aber wie in Gijón: Bis zum Ziel ist es noch weit. Jetzt geht es im Zickzack den Pfeilen und Muscheln nach, kaum zu dokumentieren. Man bleibt aber immer in der Nähe der Autobahn, die hier zur Schnellstraße wird. Ich wusste, dass wir ganz im Süden waren. Wann ging es denn endlich nach Norden? Nun, die breite Ría von Avilés erzwingt diesen Bogen durch den Süden. Aber die Zeit verrann, und unsere Kräfte schwanden auch. Die Ohren halb taub von dem Dauerlärm.

Weitere Wegbeschreibung: Vom Kreisverkehr kleinen Weg geradeaus, dann links in die Calle Río Agreira, rechts in die Calle Río Cares, links, dann rechts in einen Park. Hier kurze Pause. Wasser, aber sehr gechlort. Ein paar Jungen fragen uns, ob wir Pilger sind. (19h00, 8.15) weiter, ich habe die Schnauze ziemlich voll. Durch den Park, rechts bis zur Schnellstraße (die die Verlängerung der Autobahn bildet), links, dann auf einer Brücke hinüber (endlich nach Norden!). Kurz hinter der Brücke wieder ein Pfeil nach links. Ich vermute verärgert, dass der Pilgerweg wieder einen unnötigen Extraschwenk macht. Ich will weiter geradeaus nach Norden. Ich frage zwei Männer nach der Pilgerherberge. Noch weit weg, da hinten links zur Hauptstraße und dann rechts, verstehe ich. Also bis ans Ende der Straße, dann kurz links. Hier geht eine Brücke über die Eisenbahn - und zu ihr führt von der anderen Seite (uns entgegenkommend) ein gelber Pfeil! Wir hätten also genausogut doch den Pfeilen folgen können, denn über diese Brücke muss man auf jeden Fall.

(19h17, 8.32) Es geht über die Brücke ins Tal hinunter auf die querende Hauptstraße zu, die nach Norden ins Stadtzentrum führt. Also auf ihr nach rechts weiter, aber schon nach 100 m zweigt halbrechts eine Straße ab, die einen Bogen der Fernstraße abkürzt und nach einigen 100 m wieder auf diese zurückführt. Wir laufen ergeben weiter. Mir spukt im Kopf herum: Es gibt zwei Herbergen. Bei einer musste Pilgerfreund R.W. stundenlang warten, bis jemand mit dem Schlüssel kam. Ich habe zwei Adressen, aber jetzt wird die nächste Herberge, die wir finden, angesteuert, mir ist schon alles egal. (Man muss berücksichtigen, dass dieses unsere zweite Etappe war, und das nach einer recht langen ersten; ich war einfach noch nicht "eingelaufen".) Rechts in einem Laden Wasser gekauft, was als Dringendstes fehlt. Immer geradeaus, bis wir einen breiten Boulevardring erreichen, der anzeigt, dass hier die Altstadt beginnt. Gottseilob! Jetzt muss die Suche nach der nächsten Herberge folgen, denn das Oficina de Turismo hat garantiert schon geschlossen, ein Gedanke, der mich seit Stunden plagt. Einen Stadtplan habe ich auch nicht.

Die Herberge von Avilés

Jenseits des großen Ringes schauen wir uns suchend nach Muscheln um, vielleicht führen die ja zur Herberge. Schon sprechen uns hilfsbereite Leute an. "Wollt ihr zur Herberge?" (Ja, egal, zu welcher der beiden.) "Na, die ist doch da vorn!"


Tor zum Hof, dahinter die Herberge Durch Anklicken vergrößern Hinter uns, jenseits des Boulevards, den wir überquert haben, nur 20 m von der Kreuzung entfernt (für Ankommende links), ein Pilgerkreuz und dahinter ein gelbes Tor. Das ist die städtische Herberge, Avda. Cervantes, an der Kreuzung mit der Calle Rivero. (19h34, 8h49), wir haben's geschafft. Aber gut 8 3/4 Stunden reine Laufzeit für 23 km! Mir kamen sie wie 30 km vor. Ob die Entfernungsangabe wirklich stimmt?

Hier kann ich auch gleich sagen, dass es gar keine zweite "private" Herberge gibt. Wie wir etwas später herausfinden, ist die Calle Magdalena, wo diese angebliche zweite Herberge im Haus Nr. 1 sein soll, direkt nebenan. Die Nr. 1 gehört zu einem anderen Haus, in dem garantiert nie eine Herberge war. Aber ein weiteres Tor führt vom Hof der Herberge zur Calle Magdalena hinaus. Deshalb wohl diese irreführende Information, noch dazu, dass es sich um eine "private" Herberge handeln sollte. Alles Unsinn!
Durch das gelbe Tor über den Hof auf ein mehrstöckiges Haus zu, in dessem Erdgeschoss die Pilgerherberge ist. Die Hofnachbarn schauen von den Balkonen, was sich da so tut. Wir treten vorsichtig ein, kommen an eine Anmeldung. Eine grauhaarige Frau, die Hospitalera, erwartet uns, bei ihr zwei Helferinnen. Alle freuen sich, dass noch Pilger kommen. Außer uns ist nur Nere mit ein paar Freunden da, David ist nicht zu sehen. Es gibt nur einen großen Schlafsaal, aber Einzelbetten (ca. 20), welch ein Luxus!

Gern zahlen wir den Übernachtungspreis von 3 EUR pro Kopf. Das ist völlig in Ordnung. Dafür ist die Herberge sauber und ordentlich. Die Hospitalera gibt uns einen Stadtplan von Avilés; ferner den Tipp, dass wir die weite Etappe zwischen Soto de Luiña und Almuña durch eine Übernachtung in der Bar Gayo in Santa Marina, etwa auf halbem Weg, also sehr günstig gelegen, überbrücken können. Wir erhalten sogar einen Prospekt. Die Besitzer seien pilgerfreundlich, sagt die Hospitalera weiter, es gäbe sogar für Vollpension einen unglaublich niedrigen Pilgersonderpreis. Eine der Helferinnen, wohl ihre Tochter, mischt sich ein. Nein, zu essen gäbe es da nichts, weil ... (ich verstehe die Erläuterung nicht). Die Hospitalera ist etwas verwirrt. Na, ich notiere mir im Geiste: Also, besser Lebensmittel mitbringen. Das stellte sich als goldrichtig heraus, aber ansonsten war der Tipp wirklich sehr hilfreich.

Die Hospitalera wird später von anderen Pilgern als "Drachen" bezeichnet; zu uns war sie freundlich und sehr hilfsbereit, diese Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Sie gibt uns nach anfänglichem Zögern sogar einen Schlüssel zum Hoftor, den wir beim Abrücken am nächsten Morgen hinterlegen sollen. Kein Problem. Wir wollen nämlich noch in die Stadt, einkaufen (für den Proviant am andern Tag) und zu Abend essen. Nach dem Duschen wird die Zeit sehr knapp. Wir rennen zur Hauptstraße zurück, auf der 21h00 die Geschäfte schließen. Sonst haben wir morgen nichts für unterwegs. Es klappt soeben noch. Die Geschäfte lassen oft auch noch direkt vor Geschäftsschluss ein, ohne dass man böse angeschaut wird wie in Deutschland.

Ein kompliziertes Telefongespräch

Es ist schon dunkel, als wir durch die Altstadt schlendern. Ich bin immer noch erschöpft, während meine Frau sich wie üblich nach einer Pause schon völlig wieder erholt hat und am liebsten die ganze Stadt durchstreifen möchte. - Nun, wir kehren am Rathausplatz wieder um. Eines habe ich noch vor: Bei der Bar Gayo anzurufen und für Freitag auf Samstag ein Quartier zu reservieren. Auf Spanisch telefonieren! Immer noch ein Albtraum für mich, aber es muss sein. Also die Nummer von dem Prospekt gewählt, eine Frau meldet sich. Ich sage mein Sprüchlein. Bitte jetzt keine Rückfragen oder Probleme! - Leider doch, sie macht irgendwelche unverständlichen Einwände. "Completo?" Nein, aber ... Ich habe einen Sprachblock, sie ruft immer nur "diga me" (Sagen Sie's doch), ja, was denn? Ich wiederhole stur, dass wir deutsche Pilger sind und ein Doppelzimmer von Freitag auf Samstag reservieren wollen. Wo wir denn jetzt seien? (Himmel, was tut das zur Sache?) "In Avilés!" - "In Avilés?" Sie findet das aus einem mir unersichtlichen Grund merkwürdig oder bedenklich, wie ich am Tonfall höre. Mir reißt der Geduldsfaden: "Vale, o no?" Da sagt sie endlich dreimal "vale" (ok) und hängt auf. Ich bin schweißüberströmt. Aber es müsste eigentlich geklappt haben, oder? Ich bin mir erst nicht sicher. - Wir kehren noch in der Calle Ribero in einer Bar ein, wo man mit einem Standardmenü lockt (Teller mit Salat, Pommes und "pollo"). Servieren sie tatsächlich noch nach 22 Uhr? - Doch, es essen dort auch noch einige andere, und so bekommen wir noch alles, was das Herz begehrt, einschließlich des Schlummertrunks. Als wir in die Herberge zurückkehren, brauchen wir unseren Schlüssel, denn die Hospitalera und die Helfer haben selbstverständlich längst Feierabend. Es ist auch niemand mehr eingetroffen.


13.08.2003, Mittwoch: Von Avilés nach Muros, 27 km (82 km)

(Die vorstehende Entfernungsangabe ist mit Vorsicht zu genießen. Sie enthält einen Umweg und zusätzliche 5 km, da wir uns verlaufen haben. Angegeben werden sonst 20 km.)

Der schwierige Weg durch Avilés

Avilés gehört zu den Städten, in denen der Pilgerweg zwar mal ausgezeichnet wurde, aber nie wieder auf den neusten Stand gebracht: So fehlen an vielen Stellen Zeichen, und wir verloren gut 1 Stunde mit Suchen. Aber der Reihe nach ...
8.36 zogen wir, der Herberge gegenüber, die Calle Rivero hoch (Muschelstein). Am Rathausplatz (Placa de España) verloren wir die Spur. Auf Verdacht halblinks zum Dom, rumgesucht, nichts! Also zurück. Fast durch Zufall entdecken wir, dass es am Rathausplatz von der Calle Rivero aus halbrechts in die Calle La Ferrería weitergeht, in Richtung Postamt. Nun folgen einige Muschelzeichen. Sobald man geradeaus den Park El Muelle erreicht hat, geht es links in der Calle Muralla weiter, rechts um den Park herum über den Platz Pedro Menéndez und links in die gleichnamige Straße. So kommt man zu dem Platz La Merced mit einer Kirche in der Mitte. Dort war wieder Schluss. Leider führen sternförmig mehrere Straßen weiter, welches konnte die richtige sein?
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Der Brunnen mit den Riesenköpfen

Meine Frau blieb auf einer Bank bei dem Gepäck. Ich wollte nach einer Unterkunft suchen, zu der wir von Muros, unserem heutigen Ziel, mit dem Bus zurückkehren konnten. In Muros gab es ja keine Herberge, und auch sonst hatte ich keine Informationen über Unterkünfte (außer zu einem Rasthaus an der Autobahn). Das Alsa-Büro am Platz konnte mir keinen Fahrplan geben, verwies mich an den Busbahnhof, der neben dem Hauptbahnhof liegt. Dort gab es laut Stadtplan auch einige Pensionen, die ich mir angekreuzt hatte. Ich lief die Straße Marcos del Torniello hoch - und fand einen Muschelstein (rechts liegt etwa 100 m entfernt die Iglesia Vieja de Sabugo). Der Pilgerweg geht geradeaus, aber ich zweigte nach rechts zur Kirche ab, weil ich zum Bahnhof wollte. Um es abzukürzen: Im Busbahnhof gab es Fahrpläne, aber sie nützten mir nichts, da ich keine Unterkunft fand. In der einzigen Pension, die geöffnet hatte, (Pension El Norte) herrschte ein Drache, der mir zwar durch die Tochter des Hauses ein aufgeräumtes 2-Betten-Zimmer und ein nicht aufgeräumtes Doppelbett-Zimmer zeigen ließ (Preis: 30 EUR, an Komfort an der untersten Skala), aber keine Buchung akzeptierte. Die Frau schwallte mich mit einem Sermon voll, von dem ich nur wenig verstand: Ihr Sohn käme erst am Nachmittag zurück, und das Doppelbettzimmer wäre noch nicht fertig ... (Ich warf ein, dass wir gern das 2-Bett-Zimmer nähmen.) ... und "die Guten müssen für die Schlechten büßen" (Was sollte der Quatsch?) Hatte sie Angst, dass wir am Abend nicht kamen? "Ich zahle im Voraus!" - Auch dieses Zauberwort verfehlte sein Ziel. Ich gab kopfschüttelnd auf und kehrte frustriert zu meiner Frau zurück. Einzige gute Nachricht: Wir wussten, wo der Pilgerweg weitergeht.

(10h24, 0.15) ging es also weiter: Marcos del Torniello, links ab in die Av. del Alemania (oh, erfreut!) und diese immer entlang, dabei hochsteigend, bis es an einer Y-Verzweigung halblinks in die Carcedo geht. Immer noch durchgehende Bebauung, aber kurz darauf bleibt diese zurück, als die Carcedo in die Landstraße nach Coto übergeht.


Der Himmel weiß, warum der Pilgerweg - anstatt zielstrebig nach Westen - in einem riesigen Bogen erst nach Norden geht. Wer direkt Piedras Blancas auf der Landstraße ansteuert, müsste hier einige Kilometer sparen können. Man findet die Landstraße, wenn man an dem Platz mit der Kirche (Plaza la Merced, s.o.) hinter der Kirche in die breite Straße Abarca biegt, eine hundert Meter weiter halbrechts in die González abzweigt und dieser immer folgt; sie geht in die Landstraße nach Piedras Blancas über (siehe Stadtplan), die einen Höhenzug und dahinter in einer Linksserpentine ein Flusstal durchquert. Danach folgt eine Abzweigung nach rechts zur alten Fernstraße, die auf Piedras Blancas zuläuft. Um den Pilgerweg zu erreichen, muss man dann allerdings ca. 2 km nach Norden, denn er führt nördlich an Piedras Blancas vorbei (s.u.).
Hinweis:
2014 bin ich eine nicht offizielle, selbst gesuchte Abkürzung gelaufen.

Ein nutzloser Umweg nach San Martín de Laspra

(10h51, 0.42) in Coto. Es geht bis zu einem kleinen Dorfplatz mit Postkasten, dort rechts in die Calle San Cristobal. (11h05, 0.56) durchs Ortszentrum, Bar! -
Ein "hilfreicher" Spanier in Aktion Durch Anklicken vergrößern Hinter dem Ort geht es eine Steigung hoch, und auf einmal steht man rechts von der Straße an einer Abbruchkante und schaut auf den Badeort Salinas runter. (11h20, 1.11) Ein hilfreicher Spanier spricht uns an und weist nach links, die Straße entlang. Dort käme man direkt nach San Martín de Laspra, das wir laut meiner Übersicht (s.u.) durchqueren müssen. Ich erklärte ihm, dass ich den Pilgerweg dokumentieren wolle und deshalb stur den Pfeilen folgte, wohin auch immer. (Na, diese Haltung wurde noch am gleichen Tag stark erschüttert.) Er zuckte mit den Schultern. Bald wussten wir, warum.

Diese Übersichten werden in der Herberge von Oviedo verteilt, wie man mir sagte. Ich hatte sie von R.W. zugeschickt bekommen (ab Avilés). Sie taugten fast nichts, enthielten außer touristischen Hinweisen nur eine sehr primitive Streckenskizze und eine Liste der zu durchquerenden Orte, mit Entfernungsangaben. Einzig letztere Liste nützte ein wenig zur Kontrolle, wo man und wie weit man war.
Es ging rechts das Steilufer entlang (schöne Aussichten, das muss man zugeben), an einer Cidreria vorbei. Oh, oh, dann auf eine Asphaltstraße, die in die ganz falsche Richtung (Nordost) geht; es folgt ein Strommast und endlich in einer Kurve die erwartete Abzweigung nach links in den Wald. Man folgt einem sehr schönen Fußpfad das bewaldete Steilufer hinunter, überquert unten die Fernstraße und läuft die Hauptstraße nach Salinas hinein. Erneut die Frage des Pilgers: Warum auch noch dieser Umweg, da man nur stumpf Salinas nach Westen durchquert und nicht etwa den (sicher schönen) Strand erreicht? Es gibt absolut nichts Besonderes zu sehen, und man hat nur Mühe, den Weg in der Stadt nicht zu verlieren.
Ich empfehle daher, an der oben erwähnten schönen Aussicht dem Rat des Spaniers zu folgen und direkt San Martín de Laspra anzusteuern. Das spart mindestens 3 km, und man hat nichts versäumt.
Der Weg durch Salinas: (11h44, 1.35) links in die Calle Doctor Fleming, parallel zum Meer, westwärts. (11h53, 1.44) Vorfahrtstraße überqueren. An der nächsten Vorfahrtstraße (Palme auf der Kreuzung) machten wir (12h00, 1.51) auf einer Bank eine kleine Pause. Meine Frau fand ein kleines Tafelmesser, den sie als nützliches Mitbringsel in einer der Herbergen danach zurückließ. 12h10 weiter, leicht rechts versetzt gegenüber in die Straße. An der nächsten T-Kreuzung links, schon 20 m weiter scharf rechts zwischen Hochhäusern hindurch, dann geradeaus über eine breite Straße zu einem Schild, das nach San Martín de Laspra weist. (12h24, 2.05)

Nördlich an Piedras Blancas vorbei

Ein steiles Sträßchen rechts hoch. Nach 200 m Ortsschild San Martín de Laspra. 50 m weiter halblinks abbiegend eine steile Betonpiste hoch. Hunde blaffen hinter Zäunen und Mauern. Dann erreicht man die Hauptstraße durch den Ort. Man folgt ihr nach links hoch. Sie macht dann einen Rechtsbogen. Am Weg eine Bar: wohl endgültig geschlossen. (Diese Etappe hat u.a. den Nachteil, dass man nirgendwo einkaufen kann.) Einige Häuser weiter kommen Leute aus einem Laden. Als ich einschwenke, wird der Laden hastig von außen geschlossen. Ich gehe auf die Besitzer zu und frage, ob wir nicht doch noch wenigstens Wasser bekommen können. Schroff: "Hier ist kein Laden. Das ist ein Privathaus." - Aha, Abwehrlüge, der Verkauf ist illegal. Ich habe ganz deutlich gut gefüllte Regale gesehen ... 12h44 (2.25) endet die Dorfstraße auf der Höhe an einer T-Kreuzung. Keine Zeichen! Es geht links weiter. Abwärts zu einem Friedhof, rechts liegt eine Kirche, die meine Frau unbedingt inspizieren muss. Links am Friedhof vorbei hinunter, nächste Straße rechts. Vor einem taucht im Tal ein größerer Ort auf, es ist wohl Piedras Blancas. (12h48, 2.29) Ortsschild El Pontón. Die Straße hinunter. Unten kurz nach rechts, um eine größere zu erreichen. Auf dieser links und (12h58, 2.39) eine Vorfahrtstraße überqueren. (Hier ginge es nach links nach Piedras Blancas, und hier käme man wohl auch aus der Stadt heraus, um auf dem Pilgerweg weiterzugehen. Ca. 100 m in Richtung Stadt links ein Gebäude, das eine Bar sein könnte, aber ich habe weder Zeit noch Lust, diesen Abstecher zu machen.)

Also die Straße überqueren und dann lange an einer großen Mauer entlang, die zu einem Gutshof gehört, den man bald oben rechts liegen sieht. Man hält dann rechts auf eine Anhöhe zu.

Ein Ehepaar spricht uns an. Er ist Deutscher, in Spanien verheiratet. Sie fragen wie üblich nach dem Pilgerleben. Ich bringe vergeblich die Sprache darauf, dass wir heute nicht wissen, wo wir unterkommen sollen. Wäre gern einer Einladung gefolgt.

(13h16, 2.57) Calle Juan sin tierra. Natürlich klettert der Pilgerweg die schon gesichtete Anhöhe wieder steil hoch, aber es weht ein frischer Wind. Auf halber Höhe geht mir trotzdem die Puste aus, und wir rasten von 13h37 bis 14h12 (3.18) vor einem Schatten spendenden Busch. Unten im Tal liegt wieder ein größerer Ort, aber keine Ahnung, welcher das ist. Oben auf der Höhe erreichen wir den Stadtteil (Barrio) La Cruz. Es geht versetzt (rechts - links) zwischen Häusern auf der Höhe weiter. (14h21, 3.27) Die Piste ist gut zu laufen. Eine junge Frau wartet am Wegesrand und grüßt freundlich, sieht aus wie eine Zigeunerin. -

Aufpassen: In Konkurrenz mit dem Pilgerweg läuft hier ein Wanderweg, der mit roten Pfeilen markiert ist. Unbedingt diese Pfeile ignorieren! An einer folgen Y-Kreuzung zeigt ein roter Pfeil nach rechts, ein Muschelstein aber nach links: also links weiter. Es geht etwas hinunter, dann wieder aufwärts. Man hält sich rechts (unten wird eine größere Straße sichtbar). (15h02, 4.08) Rechts (aber so gut wie nicht sichtbar, nur einige Baken) liegt der Flughafen "Asturias" von Oviedo/Avilés. Seit geraumer Zeit hören wir Flugzeuge, zuweilen sehen wir auch eins.

Achtung: Jetzt folgt eine Dreifachverzweigung. Links geht das Sträßchen weiter, rechts weist ein roter Pfeil hinunter. Der Muschelstein ist unklar gesetzt. Richtig ist, geradeaus einem Geröllweg durch einen Eukalyptuswald abwärts zu folgen. Es geht lange bergab. An einer Y-Kreuzung (15h22, 4.28) den Pfeilen nach halbrechts folgen.


Im Tal angelangt sieht man ein Dorf vor sich. Ist dies Santiago del Monte, zu dem man laut Übersicht nach 12 km kommt? Wir haben immerhin 4 1/2 Stunden schon hinter uns. - Nein, es ist erst Ventaniella. Ein kleines Bauerndorf. Am blauen Hórreo rechts. Wasserstelle. 20 m rechts eine Kapelle: Capilla de los Remedios. Sie ist geöffnet, weil bald eine Messe ist. Messgewänder, Kelch, alles schon da, völlig unbeaufsichtigt.
(Bemerkung von 2013: Ventaniella muss aber doch ein erster Ortsteil der Streusiedlung Santiago del Monte sein.)
Durch Anklicken vergrößern Kapelle am Weg

Eine böse Überraschung

An der nächsten Abzweigung links, eine Vorfahrtstraße (N 643) überqueren. Wasserstelle, aber nicht sehr verlockend.
Vor der Treppe zur Straße Durch Anklicken vergrößern Zwischen Villen folgt man an einem Weg, der halb aus Beton ist, halb ein Grasweg. Nach 50 m geht's eine Treppe runter zu einer Vorfahrtstraße (ein anderer Ast der N 643, der zum Flughafen führt). (15h38, 4.44) Die mehr oder minder dichte Bebauung muss Santiago del Monte sein, obwohl wir keinen Ortskern ausmachen können und kein Schild sehen. Nicht zu fassen, wie lange wir für angeblich 12 km gebraucht haben. Aber jetzt kommt der nächste Schock: Gegenüber zeigt ein Muschelstein, dass es jenseits der Straße wieder steil hoch geht; ein provisorisches Zusatzschild sagt "Umleitung über La Arena". Eine Umleitung: genau das, was wir heute gebrauchen können! Ich fange an zu zweifeln, dass wir unser Ziel Muros heute noch erreichen.

Wir deuten das Schild so: "Hier geht die Umleitung nach La Arena her." Das war falsch! Richtig wäre folgende Lesart gewesen: "Hier nicht dem ausgewiesenen Pilgerweg folgen, sondern rechts auf der Straße weiter, der Umleitung über La Arena."

Zum Glück (und das haben wir heute auch mal) erweist sich diese Fehldeutung am Ende als gar nicht schlimm. - Wir gehen also fälschlicherweise nicht rechts auf der Straße weiter, sondern folgen dem Muschelstein nach oben. Vor einem Haus steht ein Mann, der uns signalisiert, dass irgendwas problematisch ist. Wir verstehen ihn aber nicht und laufen weiter. Wir erreichen in einem Rechtsbogen oben auf der Höhe einen Bauernhof, hinter dem der Pilgerweg bislang links abbog (Muschelstein). Hier aber hängt ein umissverständliches Schild: "Durchgang verboten", und das ist diesmal leider nicht zu ignorieren, denn dahinter türmt sich die Baustelle der Autobahn. Wir sitzen fest.

Frustriert setzen wir uns auf einen Stein. Wie soll es weitergehen? (Wir haben immer noch nicht kapiert, dass die Umleitung unten über die Straße führt.) Jetzt winkt uns das Glück. Zwei Männer fahren in einem Auto vor. Der eine, wohl ein Makler, zeigt dem anderen den Bauernhof. Der Mann scheint sich auszukennen. Ich spreche ihn wegen dem Pilgerweg an. Ausnahmsweise mal jemand sehr Kompetentes: Er zeigt mir von der Höhe die Straße, von der wir hochgekommen sind, sowie eine Abzweigung von ihr nach links in der Ferne. Das sei die Straße nach La Arena, und die sollte man gehen. Wir könnten aber einfach weiter hier geradeausgehen, dann würden wir sie auf kürzestem Wege erreichen. Mann! Ich bedanke mich herzlich, habe die Orientierung wieder.

Wir folgen der Piste, die bald zu einem Grasweg wird. Voraus Geräusche schwerer Lastwagen. Noch einmal mache ich ein bedenkliches Gesicht, als wir einen geschlossenen Schlagbaum überwinden müssen. Kann das richtig sein? Oder laufen wir wieder nur in die unpassierbare Autobahnbaustelle?

Als die Sandberge der Baustelle vor uns in Sicht kommen, erscheint aber auch die gesuchte Landstraße, die quer vor der Baustelle herführt. Sie ist so breit, dass sie sicher nicht zerschnitten als Sackgasse endet. Gottseilob! Also, Volldampf voraus, links auf ihr entlang in Richtung La Arena! - Etwas weiter ist eine riesige Brücke im Bau. Bauarbeiter winken uns anzuhalten, weil Bagger queren. Aber die Straße führt wirklich immer weiter. Wir sind sehr erleichtert.


Etwas später (16h25, 5.31) weist ein gelber Pfeil nach rechts ab. Den ignorieren wir, bleiben lieber auf der Landstraße. 300 m weiter zeigt aber ein großes, schon zerfleddertes Schild nach links auf einen Sandweg. Das ist die richtige Richtung nach meinem Gefühl. Sollen wir es wagen? Oder der Straße nach La Arena folgen? Wir wagen es abzubiegen, und das war sehr richtig. Die Route führt nun im Zickzack über eine eukalyptuswaldbestandene Höhe. Die Zeichen führen aber zuverlässig. Einmal nähert man sich bedenklich links der Autobahnbaustelle, aber es geht daran vorbei, ohne dass der Weg abbricht. Auf einer großen, etwas matschigen Waldwegkreuzung machen wir ab 16h50 Pause. Durch Anklicken vergrößern Hier geht's nach links

17h14 (5.56) geht es weiter. Jetzt wird die Auszeichnung spärlich. Man hält sich immer geradeaus (einmal weisen nur Wanderzeichen vorwärts). Dann biegen die Wanderzeichen scharf rechts ab, der Pilgerweg führt aber geradeaus. 200 m weiter (17h36, 6.17) geht auch er halbrechts nach unten. Wir kommen vor einem Dorf heraus, dass verstreut unten an einer Ría liegt. Das muss die Ría Nalón sein, aber wie weit im Norden sind wir? Noch bei La Arena oder gar schon vor Soto del Barco im Süden? -

Eine "Beinahe-Übernachtung" in Soto del Barco

Wir kommen (17h50, 6.31) an die Einfahrt einer Villa links. Eine alte, nobel gekleidete Frau entfernt sich gerade. Ich rufe sie an und frage nach dem Namen des Ortes. Soto del Barco, dem Himmel sei Dank! Dann sind wir nicht nur richtig gelaufen, sondern auch ziemlich direkt und keineswegs über La Arena. Wir werden Muros erreichen!

Die Dame fragt, ob wir Wasser möchten. Ich nicke. Vielleicht gibt's ja sogar ein Quartier, habe ich im Hinterkopf. Sie führt uns in den Hof. Neben einer Mauer, die einen herrlichen Ausblick über die Ría bietet, sitzt noch eine weitere ältere Dame. Wir bekommen Wasser, meine Frau darf sich setzen. Ein Angestellter und seine Frau nähern sich neugierig und hören zu, was wir sagen. Die Damen lauschen interessiert einer Einfachversion unserer Abenteuer. Wo wir heute übernachten? Tja, das wissen wir noch nicht ... Die bedeutungsvolle Pause hat leider nicht die gewünschte Wirkung. Ich merke einer der beiden Damen an, dass sie eine Einladung auf der Zunge hat, aber die andere scheint die Besitzerin zu sein. -

18h04 laufen wir weiter. Der Weg ist schön, dicht an der Ría auf die große Brücke zu, durch Soto de Castillo mit einer alten Burgruine. Am Ortsausgang scheuchen drei alte Leute die Hunde weg. Wir bekommen gute Wünsche mit auf den Weg, und dann sagt eine der beiden Frauen noch: "Betet für uns." - Ein Pilgerauftrag! Ich verspreche es und habe es auch gehalten. So als Pilger erkannt, anerkannt und mit einem Auftrag geehrt, laufen wir frohgemut weiter in Richtung der großen Brücke, die über die Ría führt.


Achtung: Vor der Brücke liegt ein Hotel Camino del Norte. Der Inhaber ist ehemaliger Pilger und nimmt deshalb gern Pilger zu mäßigem Preis auf. Hätten wir das nur gewusst, wäre uns einiges erspart geblieben. So achteten wir nur auf die Brücke und übersahen das Hotel. (Nachtrag 2010: Das Hotel soll inzwischen geschlossen sein.)
Nun müssen wir also neben der N-632 über die Brücke. R.W. fand den abgetrennten Fußweg auf der Brücke durch Baumaterialien blockiert. Inzwischen ist alles frei. Wir genießen den Blick über die Ría, drei Jungen in einem Boot winken uns zu und brüllen Unverständliches. - Damit hatten wir unser Glück an diesem Tag aber auch ausgeschöpft.
Empfehlung: Hinter der Brücke die Schnellstraße N-632 rechts weiter bis vor Muros entlanggehen. Der Pilgerweg geht vor einem Supermarkt rechts in den Ort hoch.

Im Zickzack über die N-632 und dann wider Willen nach San Esteban

Hinter der Brücke wies ein Pfeil nach links, über die gefährliche, stark befahrene Schnellstraße. Wir wieselten hinüber. (18h43, 7.10) Einen sehr schmalen Fußpfad hoch, zwischen Eukalyptusbäumen oberhalb der N-632 entlang. Nach wenigen 100 m wieder hinunter - und wieder muss die N-632 überquert werden. (Wir fassen uns über diese Streckenführung an den Kopf.) Diesmal ist es wegen dem dichten Verkehr sehr schwierig. Da stockt der Verkehr auf der rechten Fahrspur. Wir schlängeln uns durch die Autos und laufen über die andere Fahrbahn. Ein BMW-Fahrer, der von rechts kommt, erschrickt, obwohl keine eigentliche Gefahr besteht, und hupt wütend, zeigt uns den Vogel. - Ja, lieber Mann, hier geht der offizielle Pilgerweg rüber, obwohl man's nicht glauben sollte. - Unter der Irritation dieser kleinen Auseinandersetzung registriere ich noch einen gelben Pfeil, der eine Abfahrt entlangweist. Da geht's wohl nach Muros. - Den nächsten Pfeil nach links - man muss wohl im Prinzip nahe der Schnellstraße bleiben - muss ich übersehen haben. So laufen wir im Schnellschritt die Straße vor uns entlang, sehen die Ría rechts und warten auf eine Abzweigung nach links, aber die kommt nicht. Erst ca. 2 km weiter (19h11), als wir in San Esteban angelangt sind (und damit fast am Ende der Ría) merke ich, dass wir uns verlaufen haben. (Jetzt hätte ich mich wenigstens erinnern können, dass es hier eine Jugendherberge gibt. "Bocamar", Av. de los Fierros, 3. Tel. 985 580 098 http://www.nicer.es/bocamar . 33 Plätze in 7 Zimmern zu 2, 5 und 6 Betten. Aber wäre was frei gewesen, und hätten sie uns genommen? Nachtrag: 2014 sind wir dort gut untergekommen, und man kann von dort aus auch weiter am Meer entlanglaufen.)

So laufen wir nach spitzwinklig Muros gleich eine andere Landstraße zurück. (Die beiden Straßen haben keine Querverbindung, da sie auf ganz verschiedenen Höhen verlaufen.) Ein Auto kommt uns schlingernd und mit kreischenden Reifen entgegen. Wir gehen in Deckung. Am Steuer eine Frau. Eine Viertelstunde später kommt sie ebenso zurück, scheint den Wagen zu testen, sieht aber darauf, uns nicht zu gefährden. - Insgesamt haben wir so einen Umweg von ca. 5 km gemacht (und einen großen Teil der Ría von beiden Seiten gesehen). -

Vergebliche Quartiersuche in Muros

Kurz vor Erreichen der N-632 kommt von links der Pilgerweg hoch und geht rechts eine Gasse weiter in den Stadtkern von Muros hoch. Wir gehen aber bis zur Schnellstraße, da R.W. dort einen Rasthof erwähnt hat. Hier könnte es Quartier geben. - Der Rasthof und eine Fußgängerbrücke, die zu ihm auf die andere Seite führt, kommen in Sicht. (19h40, 7.30) Zu unserer Freude auch rechts ein Supermarkt, und er hat noch bis 21h00 geöffnet. Meine Frau bleibt unweit des Supermarktes beim Gepäck; ich stiefele los, um eine Unterkunft zu finden. Direkt an der Brücke eine Reklameschrift "Apartamentos Flor". Sie verweist auf ein nahes Haus, und dort klingele ich sofort. Eine Frau schaut aus dem Fenster. Ihr Hund schießt derweil unten aus der Tür und umtanzt bellend meine Hosenbeine. (Wenn ich jetzt nichts von der Frau wollte, gäb's was mit der Pfefferspritze.) "Nein," ruft die Frau unfreundlich, "alles besetzt." Ob sie einen Tipp für Pilger hat? - Wir sollten doch zum Hotel am Strand gehen. - Naja, "Hotel" klingt in Pilgerohren immer teuer, und der Strand ist noch einige Kilometer entfernt, wie ich weiß. - Also über die Brücke zum Rasthaus. Drinnen habe ich etwas Mühe, den Wirt auf mich aufmerksam zu machen. Dann: Nein, sie hätten überhaupt keine Zimmer. - Aber vielleicht für zwei Pilger einen Platz auf dem Fußboden? Ich blicke treuherzig. - Fußboden? Er tut so, als ob er nicht versteht, zieht grinsend die Schultern hoch. - Na, ich will mich ihm auch nicht zu Füßen werfen. - Also erfolglos zu meiner Frau zurück.

Ich ruhe mich aus, während sie einkauft, darunter eine Literflasche San Miguel, denn es sieht so aus, als würden wir heute Abend den Schlummertrunk im Freien einnehmen. Danach die Straße zum Ortskern hoch (bald kommt der Pilgerweg von rechts dazu). Insgesamt haben wir (den Umweg und wie üblich die Pausen nicht gerechnet) ca. 7 3/4 Stunden reine Wanderzeit gebraucht. - Wir halten eifrig nach Hinweisen auf Unterkünfte Ausschau, aber nirgendwo ein blaues H- oder P-Schild. Auf dem zentralen Platz an der Kirche sitzen viele Touristen und Einheimische im Freien und genießen den lauen Sommerabend. Wenigstens ist das Wetter einwandfrei. Um die Ecke ist noch ein Platz mit Bänken, und dort lassen wir uns nieder. - Meine Frau schickt mich noch einmal in die nahe Bäckerei, um nach Informationen zu Quartieren zu fragen. Das Mädchen, das bedient, nickt eifrig und schickt mich die Straße zurück. Sei ganz einfach zu finden, da, wo wir hergekommen seien. - Ich suche vergeblich auf der Straße, die zum zentralen Dorfplatz hochführt, und vorsichtshalber auch noch in den Nebengassen. Auf einmal stehe ich vor einem Maklerbüro, das ich schon zweimal passiert habe. Ja, da gibt's "apartamentos", aber zu kaufen oder langfristig zu mieten, aber keine "habitaciones", nach denen ich das Mädchen gefragt habe. Offensichtlich meint sie dieses Büro. Kennt sie den Unterschied nicht, oder hat sie mich foppen wollen? Ich komme zu dem Schluss, dass sie wohl etwas einfältig sein muss. - Also, außer Spesen (Rumgestiefel) nichts gewesen!

Nachts in Spanien im Park

Wir finden uns damit ab, dass wir irgendwo im Freien übernachten müssen. Die Vorhalle der Kirche war offen, evtl. dort. - Meine Frau kommt von einem Erkundungsgang zurück. Weiter die Straße hoch gibt es links und rechts Parkanlagen. In dem rechten Park ist auch eine Kapelle mit Vorhalle und sogar ein Brunnen. "Ideal"! 21h37 noch ein Barbesuch mit einer letzten Tasse Kaffee. Ein Rucksacktourist beäugt uns von der Seite, ist aber wohl kein Pilger. - Niemand spricht uns an, ob wir ein Quartier suchen. Wir fragen unsererseits auch niemanden mehr.

Gegen 23h00 gehen wir zu dem erwähnten Park. Er ist von Straßen eingerahmt, die gut beleuchtet sind, warmes gelbes Licht, das ein Sicherheitsgefühl vermittelt. Aber o je: Als meine Frau dort war, fand sie den Park menschenleer; jetzt ist ein großer Trupp Jugendlicher dort. Das kann ja eine kurze Nacht werden! Wir lassen uns auf einer Bank nieder und essen zu Abend. Die Jugendlichen schauen rüber; ein gegenseitiges Lächeln, da droht wohl keine Gefahr. Es sind sowieso fast nur etwa 16jährige Mädchen, nur 2-3 Jungen dabei. (Im linken Park scheinen die Jungen zu sein. Dort geht es lauter zu. Ab und zu kommt oder geht jemand mit einer "Zwiebacksäge" - diese wahnsinnig lauten Roller - aber niemand behelligt uns.)

Auf einmal fährt ein junger Mann, etwa Anfang 30, im Trainingsanzug, auf einem Tretroller vor. Es muss der Dorfdepp sein. Die Jugendlichen begrüßen ihn erwartungsvoll. Er stellt sich in Rednerpose, schaut streng um sich und beginnt einen Vortrag über Vor- und Nachteile diverser Autotypen, jedenfalls soweit ich es verstehe. Alles kichert, wir lachen. Er schaut verweisend zu uns herüber. Dann wechselt er auf das Thema "Sexualleben der Politiker". Die Heiterkeit nimmt zu. Ich nuckele an meiner Flasche San Miguel und komme immer mehr in Stimmung. - Die Mädchen bitten den Redner, Proben seiner Imitationskunst von modernen Popgruppen zu präsentieren. Geschmeichelt ist er einverstanden. Nun beginnt er, in allen Tonlagen zu singen, zu kreischen und zu brummen, dass alle Zuhörer, einschließlich meine Frau und ich, sich vor Lachen auf die Schenkel schlagen. Einer der Jungen, ich nannte ihn bei mir den "Eintänzer", nutzt die Chance, sich zu produzieren, stellt sich neben den Vortragskünstler und legt eine bühnenreife Schau an Pantomimen hin: Schlagzeuger, Gitarrist, er hat alles drauf. Die Mädchen jubeln und klatschen, wir auch. Meine Frau und ich schauen uns an: Nachts in Spanien im Park, nicht zu fassen, was einem da geboten wird! - Als der Dorfdepp heiser wird, hält er ein, nimmt noch einmal Beifall entgegen, und nach einem majestätischen Blick in die Runde und zu uns rüber, steigt er auf seinen Tretroller und fährt würdevoll davon. Kurz darauf trollen sich auch die Jugendlichen.


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Unter dem Vordach der Kapelle
Ca. 1h00. Wir rollen die Isomatten an einer fast dunklen Stelle aus. Schlafsack als Unterlage drauf. Ansonsten legen wir uns in voller Montur, sogar mit den Regenumhängen als Kälteschutz hin. Es geht leidlich. Ein Parkboden ist härter als eine Wiese, aber viel weicher als Beton oder Fliesen. Leider krabbeln mir nach einiger Zeit Ameisen o.ä. unter die Wäsche. Ich versuche, sie zu erdrücken, ohne dass sie mich beißen. Ein paar Stunden in unruhigem Schlummer. Gefährlich scheint es im Park nicht zu sein. Jenseits der Straßen sind Häuser, und notfalls könnten wir die ganze Gegend zusammenbrüllen. Nur selten fährt ein Auto vorbei. - Gegen Morgen wird es wie erwartet feucht. Tau kondensiert auf den Blättern und tropft auf uns herab. Wir ziehen in den Vorraum der Kapelle um. Dort ist erstaunlich viel Platz, aber harter Steinboden.

4h30 geht eine Alarmsirene, ein Streifenwagen saust mit Blaulicht vorbei. Dann rührt sich wieder nichts mehr. Insgesamt haben wir doch einiges geschlafen, obwohl man in so einer Situation immer denkt, dass man dauernd wach gewesen ist. Meine Frau meinte, es sei im Leben ihre erste Nacht auf der Straße gewesen. Nun, für mich nicht. Ich habe als junger Mensch schon einige Nächte im Freien verbracht, aber damals viel unbequemer.


14.08.2003, Donnerstag: Von Muros nach Soto de Luiña, 24 km (106 km)

(Die angegebene Entfernung enthält 1 km Umweg über den Strand von Muros und 5 km Umweg über Cudillero.)

Am Strand von Muros

6h12 stehen wir auf. Waschen und Kaffee ist nicht. Wir sind natürlich müde, aber nicht kaputt. Heute wollen wir bis hinter Cudillero nicht dem Pilgerweg folgen (der wahrscheinlich am Park entlang geradeausführt), sondern zunächst einen Abstecher zum Strand von Muros zu machen, der sich laut R.W. empfiehlt. Die Straße dorthin führt rechtwinklig von der Hauptrichtung rechts ab, genau an unserem Park. 6h37 (0.00) ziehen wir los. Wir verlassen die bequeme, abwärts führende Asphaltstraße nicht. 7h03 (0.26) erreichen wir das Meer. Rechts liegt eine kleine Bucht, tief eingeschnitten zwischen Felsen, eine Treppe führt hinab. Links ein Parkplatz und ein großes Toilettengebäude, voraus die sehr große Hauptbucht mit Sandstrand und Bar. Aber wo ist das Hotel, das mir die Frau empfohlen hat? Gut, dass wir uns nicht darauf verlassen haben!

Zwei Autos fahren vor. Ein Mann inspiziert das Toilettengebäude. Dann folgt er den anderen zum Strand: Teersammler! Der ganze Strand muss von Teer gesäubert werden, bevor die Touristen eintreffen. In der rechten Bucht unten zeigen die Felsen deutlich, dass sie teerbedeckt gewesen sind. Eine Tragödie! - Als Pilger freuen wir uns über die Toiletten. Sogar Wasserhähne (aber kaum zum Trinken). Wir frühstücken und schauen uns in Ruhe die schöne Landschaft an. An Baden ist natürlich nicht zu denken, es ist noch viel zu kalt. - Dieser nicht sehr weite Umweg ist jedenfalls lohnend.

Das malerische Cudillero

8h35 bei diesigem Wetter weiter. Natürlich müssen wir am Ende der Bucht steil hoch, das war klar. Oha, unten in dem Einschnitt taucht als erstes ein Hotel auf. Also hatte die Frau doch Recht. Viele Autos parken dort. Ob Platz gewesen wäre, ist zweifelhaft. Eine Asphaltstraße mit engen Serpentinen hoch, ein schöner Blick zurück nach dem andern. Als wir oben die Höhe erreicht haben, nochmal ein toller Ausblick auf die ganze Küste. - Die Straße weiter. Ortsschild Amancés, nur eine Streusiedlung. Irgendwo kommt von links der Pilgerweg hinzu. In einer Linkskurve geht es geradeaus ab nach El Pito, bis man an einer Kreuzung eine größere Straße erreicht.

(9h29, 1.20) Es geht rechts ab (kein Zeichen), denn ein Schild sagt "Cudillero 1,5 km". Nach 500 m folgt rechts ein Schloss mit dazugehörigem Park, dann links eine Kirche und eine geschlossene Bar. 150 m danach ein Zeichen, das halblinks ab auf einen Weg hinter Häusern und Gärten entlang verweist. Ich denke, das ist eine schöne Parallelverbindung nach Cudillero, aber das ist ein Irrtum.


Der Pilgerweg führt gar nicht über Cudillero, weil dieses am Fuße eines sehr engen Küsteneinschnitts ziemlich weitab liegt. Der im Folgenden beschriebene, größere und nicht leichte Umweg ist aber unbedingt zu empfehlen, da Cudillero eine der sehenswertesten Orte der Küste ist. Wer nicht der hier beschriebenen anstrengenderen Route folgen will, gehe nicht wie oben erwähnt halblinks ab, sondern bleibe auf der Straße, die direkt nach Cudillero hineinführt. Wie man den Pilgerweg zurück wieder findet, wird unten beschrieben.
Hm, hinter dem letzten Haus führt nur ein Wiesenpfad weiter, dann ein schmaler Trampelpfad durchs Gebüsch in halber Höhe eines Flusseinschnittes. 9h55, 1.46 Dann geht es noch weiter hinunter. Man erreicht eine Piste und folgt ihr nach rechts. An der nächsten Verzweigung links ein Sträßchen hoch, bis zu einer Vorfahrtsstraße. 10h05, 1.56 Die Muschel weist nach links die Vorfahrtstraße entlang, aber wir begreifen nun, dass diese von Cudillero kommt und wir so am Ort vorbeigeführt werden. Fußgänger sind von der Stadt aus unterwegs, so weit weg kann sie nicht sein. Wir beschließen also, nach rechts in die Stadt zu gehen, aber hierhin wieder zurückzukehren, um den Pilgerweg nicht zu verlieren. (Es führt noch küstennäher eine andere kleine Straße aus der Stadt heraus, wie wir auf Plänen später sehen, aber das ist eben nicht der Pilgerweg.) Also rechts ab, in Richtung Hafen. Nach ca. 600 m überqueren wir eine Brücke, merken uns an einer Abzweigung, dass wir auf dem Rückweg hier dem Schild "Hotel Lupa" folgen müssen. Auf der Calle de Juan Antonio Bravo erreichen wir die Bebauungsgrenze. Eine erste Bar verlockt noch nicht zum Halt. Ein winziger Busbahnhof mit Autogarage, rechtsrum geht es in den Ort. 10 m weiter rechts, etwas zurückliegend, ein Postamt. Links Geschäfte und eine Bar, in der wir 10h18 (2.09) einen Kaffee trinken.

Weiter. Die enge, viel befahrene Straße (es ist die Hauptrichtung nach Luarca) mündet in eine, die von rechts kommt. Hier wären wir von El Pito heruntergekommen. Wir merken uns wieder diese Abzweigung für den Rückweg. - Also links weiter zum Hafen. Die Straße führt steil hinunter, wird immer enger - und nimmt kein Ende. Hinter jeder Kurve erwarten wir das Meer, aber sehen nur - Autos ausweichend - die nächste Biegung. Bürgersteige gibt es nur abschnittsweise und dann sind sie sehr schmal. Mit unseren sperrigen Rucksäcken fühlen wir uns nicht sehr wohl, aber Umkehren kommt nicht in Frage. Wir merken uns links ein Polizei- und Verwaltungsgebäude. Dort wollen wir auf dem Rückweg nach einem Stempel fragen, denn von Muros haben wir ja nichts.


Endlich kommen wir auf den Hafenplatz. Über uns liegen nun die Häuser, wie von R.W. beschrieben, in einem steilen Halbkreis, mit bunten Fassaden, ein sagenhafter Anblick. Ein braun gebrannter Mann in kurzen Hosen spricht uns an. Es ist Luigi aus Italien, Veteran des Camino, in Begleitung eines jungen Burschen. Luigi muss pausieren, hat ein Knie verbunden, freut sich sehr, "echte Pilger" zu treffen.

Wir quetschen uns durch die Touristenmassen und bummeln durch den Hafen. Im Tourismusbüro fragt man nett nach unserem Begehr. Aber vernünftige Karten der Umgebung gibt es nicht. Noch eine kurze Pause, dann geht es 11h44 (2.39) zurück. Wir stoßen wieder auf Luigi, der gerade in eine Bar will. Sein Begleiter sitzt schon drin. Ein paar Worte, dann ziehen wir weiter. Wir werden ihn nicht wiedersehen.


Doch, aber erst 6 Jahre später: im Juni 2009 schlief er neben mir in der Herberge von Oviedo. Ich erinnerte mich erst im Nachhinein, ihn schon mal getroffen zu haben.
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Luigi, ein Pilgerveteran aus Italien

Bei der Stadtverwaltung gibt's einen Stempel. An der erwähnten Abzweigung, noch im Ort, folgen wir rechts dem Schild Luarca, kommen an dem Postamt vorbei (kaufen Briefmarken), steigen weiter hoch zur nächsten Abzweigung, wo wir nicht der Straße rechtsab, sondern dem Schild "Hotel Lupa" geradeaus hoch folgen. (Zu diesem Hotel sind viele Fußgänger unterwegs.) 12h34 (3.16) haben wir wieder die Kreuzung mit dem Pilgerweg erreicht, wo wir von links gekommen sind und jetzt rechts weiter die Straße entlanggehen. Also 50 min vom Hafen hierhin, nicht wenig! (Das Hotel Lupa erreicht man übrigens nicht.)

Zweiter Einsatz der Pfefferspritze

Auf der Straße an einem Haus mit aufgehäuften Gerümpel (Schrott, Abfälle) vorbei. Vor Villademar rechts und dann 100 m links bis zur Fernstraße N-632. 50 m parallel an ihr entlang, dann überqueren und lange links von ihr weiter. An einem Haus attackiert mich ein wuschelfelliger mittelgroßer Hund, obwohl ihn sein Besitzer zurückzurufen versucht. Ich verpasse ihm eins mit der Pfefferspritze, aber leider weicht er im letzten Sekundenbruchteil aus, ich treffe nur sein Fell. Scheint deshalb nicht viel zu bewirken, aber er zieht sich doch zurück. 13h10 (3.50) - 13h19 kurze Pause im Unterstand einer Bushaltestelle. Hinter einem Bauernhof geht es links ab, aber schon nach 30 m rechts im Gebüsch einen Fußpfad links an einer Mauer entlang. Zum Schluss rechts bis zur Dorfgrenze und sofort wieder links. 13h43 (4.14) Vierfachverzweigung: Zweite Piste von rechts nach unten, sehr steil und geröllig.

Eine komplizierte und schwierige Strecke

Aufpassen: Jetzt kommt ein Teil des Pilgerwegs, auf dem sich viele verlaufen haben. Hier kreuzen sich eine Eisenbahnstrecke, die alte und die neue N-632, aber der Pilgerweg geht kreuz und quer und - was schlimmer ist - steil hinunter und hinauf.

Am Ende der o.e. Piste schauten wir umher, wo es weiterging. (Hier zeigt angeblich auch ein gelber Pfeil nach links, mit weiteren Zeichen in der Folge, wobei man aber zum Schluss nur auf dem Gipfel des benachbarten Berges landet und wieder zurück muss. So erzählte Rainer später, der hier Stunden verloren hat.) Richtig ist: Rechts eine Unterführung (Eisenbahn?) - und ein Muschelzeichen, also dort durch. Dahinter die alte N-632, die überquert wird.


Wer es sich einfach machen will, folgt ab hier der alten N-632 nach links bis zur Abzweigung nach Soto de Luiña, aber ich kann dabei für nichts garantieren, urteile rein nach den Karten, die ich gesehen habe.
Schild vom Heiligen Jahr 1993 vor dem Hotel La Mariño Durch Anklicken vergrößern Jenseits der Straße liegt das Hotel La Mariño mit einem großen Schild zum Pilgerweg (wohl aus dem Heiligen Jahr 1993). Ein Muschelstein zeigt zum Eingang des Hotels nach rechts runter. Vor einem liegt ein großes Flusstal, rechts hinten die Bucht Concha de Artedo, links oben die schwindelerregend hohe Talbrücke der neuen N-632. Ich ahnte, was kommen würde: Erst ins Tal hinunter und jenseits wieder hoch, und beides sehr steil. Das war richtig.

14h01 (4.32) am Hotel vorbei steil runter. Geradeaus ein Festungsturm, der Torre de Artedo. Den Hang hinunter schaut aus einem Haus ein "hilfreicher Spanier" und wedelt mit den Armen, hier sei's richtig. Am Turm bleibe ich kurz stehen und mache wie üblich Notizen. Der hilfreiche Spanier brüllt und wedelt noch heftiger mit den Armen, teilt meine Frau genervt mit. Wie so oft gibt es das Missverständnis: Sobald ich stehen bleibe oder eine Abzweigung kontrollieren will, wird das so gedeutet, als ob ich hilflos rumsuche und den Weg verloren habe. Zuweilen werden auch Alternativen angeboten, die ich gar nicht gehen will. - Scharf links ab hinunter, am Haus des hilfreichen Spaniers vobei, dem wir artig danken. Also nicht zur Bucht runter, so schön sie da liegt. Wieder fragt sich der Pilger, warum man dann diesen schweißtreibenden Umweg gehen muss. Die alte N-632 ist kaum mehr befahren.
14h07 (4.38) Unten im Tal über eine Brücke und dann links steil hoch auf das Ende der riesigen Talbrücke zu. Ein paar Bauernhöfe: Lamuña sagt meine Skizze, aber keine Gewähr. 14h27 (4.58) unterhalb der Brücke eine kleine Asphaltstraße zwischen den Bauernhöfen erreicht. Schon nach 30 m rechts wieder links steil in den Wald hoch. Durch Anklicken vergrößern Aus dem Tal wieder hoch in Richtung Schnellstraßenbrücke

Überquerung der N-632 Durch Anklicken vergrößern Fußpfad parallel zur N-632, dann steht da nur lakonisch auf die Leitplanke gepinselt: Augen auf beim Überqueren! - 14h51 (5.22) quetschen wir uns unter Leitplanke hindurch (für uns zu hoch, um darüber hinwegzusteigen) und warten eine Lücke im Verkehr ab, die Autos fahren hier alle sehr schnell. Gegenüber sieht man schon einen Muschelstein, wo es weitergeht.

Geduld, Geduld!

Jenseits der Straße 30 m rechts, dann links und sofort wieder rechts einen Waldweg. Endlich nicht mehr steil, lange durch den Wald und in einem großen Linksbogen um einen Hügel herum in ein Tal. Unten muss die Straße rechts nach Soto de Luiña, unserem heutigen Ziel, führen. Wir bleiben aber auf halber Höhe und passieren eine Reihe von Bauernhöfen. Hunde blaffen. Ich find's ungemütlich. Kaum denkt man, dass man nach links die Straße im Tal erreicht (Müsste Soto nicht eine dieser Siedlungen sein, die aufgetaucht sind?), geht es statt dessen wieder rechts aus dem Tal hoch. Wieder Bauernhöfe. Ich murre schon wieder innerlich. Kurz vor dem Erreichen der Höhe geht es links in einen Waldweg. Immer noch nicht Soto. Wir müssen schon Ewigkeiten unterwegs sein! - Später erzählen viele Pilger, dass es ihnen genauso gegangen ist. Ab der Talbrücke hat man psychisch die Erwartung, dass Soto "um die Ecke" liegen muss, aber es sind noch mindestens 5 Kilometer, und die ziehen sich hin.

(15h44, 6.15) Links taucht im Tal eine Ortschaft mit Kirche auf, na also! Aber der Weg schwenkt nicht ein. Das gibt's doch gar nicht! Die Ortschaft bleibt zurück, es war immer noch nicht Soto. Weitere Häuser werden sichtbar. Auf einmal doch ein Abzweig halblinks (gelber Pfeil am Baum, ein weiterer kleiner und ein Muschelstein). Nach 200 m erreicht man die Straße im Tal, geht durch einen kleinen Vorort und ist nach 400 m am Anfang von Soto de Luiña.

Der Ort Soto de Luiña und seine Herberge

Wie weit müssen wir in den Ort hinein? R.W. spricht von einer Schule und von einer Bar, in der man den Schlüssel holen soll. Links Casa de Comidas (da werden wir abends essen), ca. 150 m rechts, etwas zurückliegend, eine Bar. (Ich weiß aber noch nicht, dass ich mir in dieser Bar Ecu gleich hätte den Schlüssel holen können.) Ein Schild mit einer Übersichtskarte des Ortes zeigt den weiteren Verlauf des Pilgerweges und die Herberge. Sehr gut. - Also, an der Kirche rechts, erste Straße links ab und den Weg weiter hoch. Dann liegt rechts ein großes freies Gelände mit dem riesigen ehemaligen Rathaus, das von außen - schön renoviert - einen guten Eindruck macht. Gelb mit blauen Fenstern. (Man hätte genauso gut an der Kreuzung mit der Kirche der Hauptrichtung weiter geradeaus folgen können. Dann hinter einem Supermarkt vor einem roten mehrstöckigen Gebäude rechts ab; hinter dem Gebäude hat man schon die Herberge vor sich.) 16h16, 6.47 . Man sieht an diesen Zeitangaben, dass man sich die Abstecher zum Strand von Muros und nach Cudillero wirklich leisten kann, wenn man irgendwo in Muros oder San Esteban die Etappe Avilés-Soto de Luiña teilt.
Die Herberge ist im rechten Teil des Rathausgebäudes, bei unserer Ankunft geschlossen. Draußen Tische und Bänke. Meine Frau bleibt wie üblich beim Gepäck, und ich mache mich auf die Suche nach dem Schlüssel. Von der Schule aus gesehen liegt gegenüber der erwähnte rote Wohnblock, rechts davon erreicht man die Hauptstraße, und gegenüber liegt ein Hotel-Restaurant, in dem R.W. gegessen hat. An der Theke frage ich nach dem Schlüssel der Herberge. Sie suchen etwas herum, dann: Ist in der Bar Ecu. Wir sollen ihn dort holen und morgen früh ab 8 Uhr hier im Hotel abliefern, ab 9 Uhr, wenn die Bar geöffnet hat, direkt dort. Na schön. Also die Hauptstraße zurück, an dem roten Wohnblock, dem Supermarkt und der Kirche vorbei zu der Bar Ecu, die ich ja schon gesehen habe. An der Theke bedient ein gelangweilt aussehendes Mädchen. Nach ein paar Minuten bin ich dran. Ich sage, dass ich den Schlüssel zur Herberge möchte. Sie zuckt nicht mit der Wimper, holt ein Anmeldebuch hervor, in das ich mich eintrage, drückt einen Stempel in unsere Credenciales (die ich natürlich immer dabei habe, und zwar beide) und rückt den Schlüssel raus. Alles nicht sehr freundlich, sondern routiniert, ohne Interesse. Na, spielt ja keine Rolle. Die Unterkunft in der Herberge ist übrigens kostenlos.
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Vor der Herberge von Soto de Luiña (mit Müll von den Vorgängern).

Die Herberge hat einen großen Schlafsaal (ca. 20 Betten) und ist allgemein in gutem Zustand, allerdings bei unserer Ankunft sehr staubig. Außerdem haben unsere Vorgänger jede Menge Tüten Abfall hinterlassen. In der Nähe des roten Wohnblocks stehen Container. Die Abfalltüten dort hinzubringen, ist ein Klacks. Beschämend, dass Pilger sich davor drücken. Also putzen und duschen. Meine Frau hängt Wäsche auf, die im frischen Wind flattert und gut trocknet.

19h50 kommen David, den wir vor Gijón getroffen haben, und ein weiterer Pilger an. Letzterer hat den ganzen Weg von Avilés hierher gemacht und stöhnt über seine kaputten Füße. - Einkaufen im Supermarkt an der Straße. - Später kommt noch ein Pilger, ein Engländer, der in Madrid wohnt und Englischunterricht gibt. - Wir wollen zum Abendessen, aber das Hotel hat auf einmal geschlossen. Deshalb suchen wir die Hauptstraße ab und landen, fast am Ortseingang, im Casa de Comidas, wie schon erwähnt. Das Essen ist nicht billig, kein Menü. Ich nehme ein Tellergericht: Pommes, Spiegelei und Paprikawurst. Letztere schmeckt mir nicht besonders. - Zurück zur Herberge. Dort trifft gegen 23h00 noch ein ganzer Trupp Radfahrer ein. Naja, Platz ist ja genug, und sie machen auch nicht zu viel Krach, so dass wir zur rechten Zeit ans Schlafen kommen.


15.08.2003, Freitag: Von Soto de Luiña nach Santa Marina, 13 km (119 km)

(Der Pilgerweg ist ca. 2 km kürzer, aber teils unpassierbar.)

Ein anstrengender Küstenabschnitt

Heute war Maria Himmelfahrt, aber daran hatten wir diesmal gedacht und uns den Abend zuvor mit Proviant eingedeckt. Vor uns lag eine der kürzesten Etappen der diesjährigen Route, um die Etappe zur nächsten Herberge in Almuña aufzuteilen. Wir hatten in Avilés ja den Tipp mit der Pension Prada bekommen, leider nicht auf halbem Wege, aber das war nicht zu ändern. Hatte meine versuchte telefonische Reservierung geklappt? Wir würden es heute sehen. - Der Küstenabschnitt ist hier besonders schroff. Vielerorts gehen die Berge direkt ins Meer. Es ist kein Platz für Weideland wie bis vor Soto de Luiña. Die alte N-632 schlängelt sich in unzähligen Serpentinen auf halber Höhe die Berge entlang, holt bei jedem ins Meer fließenden Bach kilometerweit aus und geht dabei runter und wieder rauf. Die Eisenbahnlinie saust aus einem Tunnel in den anderen. Noch höher schwingt sich die neue N-632 auf riesigen Pfeilern über die Einschnitte. Da ist eigentlich auch kein Platz für einen Fußweg. Die beste Lösung ist dann, einfach der alten N-632 zu folgen, denn bis vor Luarca fährt auf ihr kaum ein Auto. Nun, so viel Asphalt mochten die Asturier den Pilgern nicht zumuten. Was dabei rauskam, wird im Folgenden zu berichten sein.

Verwirrend: Ein abzweigender Pilgerweg

Morgens waren wir gegen 8h00 aufbruchbereit, die übrigen Pilger längst fort, aber die Radfahrer lagen noch schnirchelnd in den Betten. Ich musste also einen von ihnen wecken und ihm auftragen, den Schlüssel wegzubringen. Er versprach es.
Abkürzung einer Serpentine Durch Anklicken vergrößern 8h15 (0.00) Aufbruch. Es geht die Hauptstraße ab dem Hotel-Restaurant weiter entlang auf Höhen zu, die Soto de Luiña von drei Seiten umgeben. In einer Linkskurve zweigt der Pilgerweg dann halbrechts steil hoch ab, zunächst ein Fußpfad, halb zugewachsen, dann eine Fahrspur. Die Straße macht derweil eine große Serpentine, und kurz bevor man sie wieder erreicht, geht es etwas links, nach 20 m rechts durch sumpfiges Gelände und dann 100 m weiter bis zur Böschung. Wer sich diesen Weg ersparen will, muss also auf der Straße bleiben und der Serpentine folgen. Rechts geht es dann zu einer Kreuzung. Dort links. Es folgt ein Hotel.

(8h44, 0.29) Dann überraschenderweise eine Pilgerwegverzweigung: eine Muschel zeigt nach links ("Camino"), eine zweite geradeaus ("Ballotas"). (Der Ort heißt bei Google Maps "Ballota". Warum auf dem Stein "Ballotas" steht? Könnte eine regionale Namensform sein.) - Meine Skizze, die ich von R.W. bekommen hatte, verzeichnet für den Abzweig nach Südwesten: "Nach Palancas". Keine Ahnung, wo das liegt, und auf der Skizze endet dieser Ast auch als tot. Die Hauptrichtung geht laut Skizze mehr oder weniger die alte N-632 entlang. Dort liegt auch Ballota. Ich habe also keinerlei Bedenken, hier geradeaus zu gehen. Durch Anklicken vergrößern Muscheln zeigen die Verzweigung des Pilgerweges an.

Aber das Handbuch sagt hier lakonisch: "Links ab", ohne auf die Alternative der N-632 entlang hinzuweisen, ja sogar, ohne den Muschelstein mit den beiden Kacheln zu erwähnen. Was dann im Handbuch folgt, hätte mich sowieso abgeschreckt: 18 km mit schlimmen Steigungen, über Stock und Stein durch die Berge bis Villademoros. Sicher ist das landschaftlich schöner, aber riskant und sehr kräfteraubend. - Interessant ist, dass beide Alternativen markiert sind. Die durch die Berge ist vermutlich älter (und laut Handbuch teils lückenhaft markiert, mit manchmal zugewachsenen Wegen); sie hat wegen des Baus der neuen N-632 an Bedeutung verloren, denn jetzt läuft es sich über die alte N-632 mit sehr wenig Verkehr durchaus gefahrlos und angenehm. Ich wäre also auch bei Kenntnis der Alternative durch die Berge hier geradeaus gelaufen.

Also weiter geradeaus. Ca. 400 m später durch eine Unterführung unter der N-632 her, nicht geradeaus auf ein Fabrikgelände. Jetzt bleibt man mehrere Kilometer auf der alten N-632, passiert Albuerne und (9h42, 1.27) Novellana. Die Skizze gab ausnahmsweise mal zu viele Kilometer an, nämlich 11 km, während es bis Novellana nur 7 km sind. (Das sieht man an der Wanderzeit sehr deutlich.) Rechts eine geschlossene Bar. (Ich missverstehe den Anschlag auf der Tür, dass man hier nicht um Wasser bitten dürfe, aber es ist nur eine Warnung vor Wasserverschwendung, wie mein Wörterbuch enträtselt.) Wir pausieren kurz auf einer Bank und legen unsere feuchten Handtücher zum Trocknen aus, denn die Sonne scheint schon warm. Etwas weiter die Bar Casa El Roxu, gegenüber ein Kramladen. An der Kirche spricht uns ein Mann an. Er ist US-Amerikaner, und sein Sohn (etwa 10 Jahre), der dabei steht, möchte so gern selbst einmal Pilger sein.


Hier nicht dem gelben Pfeil folgen Durch Anklicken vergrößern

Die erste große "Abkürzung"

Am Dorfende von Novellana zeigt meine Skizze, dass der Pilgerweg hier eine große Schleife der alten N-632 abkürzt. Tatsächlich geht es in einer Linkskurve geradeaus hinunter ab. Vor einem liegt ein Bachtal, wegen dem die Straße so ausschwingt. Gegenüber ist das nächste Dorf Castañeras schon auf der Höhe zu sehen. Das gilt es zu erreichen. Wir verabreden, uns zu trennen. Meine Frau geht die Straße entlang, ich will die Abkürzung gehen. (Eine blöde Idee, man soll sich nie trennen.)

Ich laufe den Weg hinunter. Unten eine T-Kreuzung, aber kein Zeichen. Das fängt ja gut an. Auf einem Apfelbaum mit viel Fantasie etwas Gelbes, aber keine Richtung erkennbar. Ich gehe auf gut Glück nach rechts und gelange zu einer toten Katze. Von einem Hund totgebissen? Mir wird mulmig. 200 m weiter ein Bauernhof. Eine Frau steht vor dem Haus. Ich frage nach dem Pilgerweg. Es geht leider wie (fast) immer: Sie verweist mich an die Landstraße. (Na, da komme ich ja her.) Eine zweite Stimme mischt sich ein. Unsichtbar für mich muss links noch eine alte Dame sitzen. Nein, nein, war es nicht beim Nachbarn über den Hof? - Sie streiten sich. Sobald es geht, mache ich mich höflich aus dem Staube. Zur T-Kreuzung zurück, diesmal links weiter. Rechts erscheint ein Gehöft, ein Auto blockiert den Weg, der direkt auf das Haus zuläuft. Ich halte an. Da muss ich direkt am Haus vorbei, und dahinter ist nur Wald zu sehen. Und Hunde? Ohne meine Frau bin ich doch ein rechter Hasenfuß, mich selbst zu beschützen traue ich mir nicht zu. Ich schlucke und kehre um. Wenn wenigstens ein klares Wegezeichen irgendwo gewesen wäre... Auf der Straße lege ich meinen schnellsten Schritt ein, um meine Frau einzuholen, aber das ist hoffnungslos. Sie wird wohl am Dorfeingang warten. Die alte N-632 geht auch runter und wieder rauf, aber längst nicht so steil und mit so viel Höhenmetern wie die "Abkürzung". Nach gut 2 km sehe ich rechts auf der Straße einen gelben Pfeil. Richtig, da kommt ein Fußpfad hoch, aber den ist sicher lange niemand mehr gegangen. Etwas weiter wartet meine Frau. Sie hat den Pfeil auch gesehen und wollte mich hier abpassen. Sie wundert sich nicht schlecht, als sie hört, dass ich auch die Straße gelaufen bin. Nach dem, was wir im Talgrund an Wald und Gebüsch ausmachen, wäre der Weg sicher kein Zuckerlecken gewesen. Vielleicht war es also gut so, dass ich ihn nicht gegangen bin.

Die zweite große "Abkürzung"

Einige 100 m weiter liegt Castañeras. Am Ortsende die zweite Abkürzung. Ein Schild zeigt rechts zur Playa de Silencio, die ersten Badegäste biegen mit ihrem Auto schon auf den Weg ein. Es scheint mich doch etwas zu wurmen, dass ich vorher so leicht aufgegeben habe. 11h00 (2.45) "Komm, hier versuchen wir es mal!" sage ich zu meiner Frau, denn auch der Pilgerweg biegt in Richtung Playa ab. 300 m weiter hat man von oben einen ersten schönen Blick auf die wild zerklüftete Steilküste. Gleichzeitig zweigt der Pilgerweg als Fußpfad links nach unten ab. Eine schöne braune Ziege grast 100 m weiter auf dem Weg und will sich vor Angst schier erdrosseln, als wir uns nähern. Wir reden ihr gut zu und kommen vorbei, ohne dass sie Harakiri macht. Es geht steil hinunter, der Weg wird immer schmaler, feuchter und schwieriger. Wieder müssen Dornengewächse (Brombeeren und Stechginster) weggehauen werden. Ich habe keine Lust zurückzugehen, kämpfe mich vorwärts. Das hier ist wieder das Letzte, unzumutbar! Endlich gelangen wir auf dem Grund des Einschnitts an den erwarteten Bach. Eine Holzbrücke geht hinüber, ist aber nur noch Ruine. Die Deckbohlen sind weggefault, 10 Zentimeter lange rostige Nägel ragen aus den Balken. Meine Frau streikt. Dort auszurutschen und in die Nägel zu fallen! Recht hat sie. Zum Glück ist wenige Meter weiter links eine Stelle, wo wir den Bach mühelos überschreiten können. Auf der anderen Seite geht es wieder einen nahezu zugewachsenen Pfad weiter. Dann endlich ein Fahrweg und rechts durch den Eukalyptuswald hoch. 11h55 (3.40) Endlich sind wir oben. Wir haben ganze 55 min für etwas mehr als 1 km gebraucht. Dabei zittern mir vor Anstrengung alle Knochen. Nie wieder so eine Abkürzung, schwöre ich. Die Asturier mit ihren Pilgerwegen können mich mal ... Ab jetzt wird der Landstraße gefolgt, ich bin doch nicht blöd.

Die Bar Gayo - Zuflucht der Pilger

Zum Trost haben wir wenige Minuten später Santa Marina erreicht, wo wir zur Pension Prada wollen. Schon zwischen den Häusern, weist eine Markierung nach rechts in den Ort. Da ich nicht weiß, ob wir so nicht die Pension Prada verfehlen, bleiben wir auf der Straße. - Das war unnötig. Man kann dem kurzen Rechtsschwenk folgen, wobei man an einem auffälligen blauen Haus rechts vorbeikommt. Dort geht die kürzeste Verbindung zum Ortsstrand ab (s.u.).
Der Pilgerweg kommt kurz vor einer Bar wieder auf die Hauptstraße. Wir lassen die Bar rechts liegen und gehen 100 m weiter links zur Pension Prada. Auf unser Schellen macht eine Frau auf, schickt uns aber gleich zurück zu der Bar. Die Bar Gayo und die Pension Prada haben dieselbe Besitzerin. In der Pension kommen die betuchteren Touristen unter, die Bar selbst hat auch noch einige Einfachzimmer, wie wir bald erfuhren. - Also in die Bar. Ein Mädchen holt auf unsere Frage nach einem Doppelzimmer die Wirtin. Diese mustert uns freundlich und fragt, ob wir die deutschen Pilger sind, die angerufen haben. Ja doch, strahle ich. Alles klar, dann gibt's ein Zimmer. 12h08. Hurra, Unterkunft!
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Bar Gayo in Santa Marina

Oben ist ein Flur mit 4 einfachen Doppelzimmern. Toilette und Bad am Ende des Korridors. Alles prima für Pilger. Da wir strahlen, ist sie auch zufrieden. Wohlweislich frage ich nicht nach dem Preis, da vertraue ich ihr. - Unten in der Bar gibt's tatsächlich nichts zu essen. Also hatte ich das in Avilés richtig verstanden. Warum, blieb unklar, denn draußen flatterte weiterhin eine riesige Markise "Restaurante-Bar". Es kamen bis abends noch viele Touristen und wurden enttäuscht. Tütenweise gingen Kekse und Knabbersachen über die Theke. Am Spätnachmittag gab's auch keine Zimmer mehr. Junge, hatten wir Glück gehabt, so früh da zu sein (und reserviert zu haben)!
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Blick vom Hochufer auf die Playa de Silencio
Die Sonne schien immer noch, und so fragten wir den Mann hinter der Theke nach dem Weg zum Strand. Nun, außer unbestimmtem Händewedeln erreichte ich nichts. Der Wirt schien mir auch irgendwie sprachbehindert zu sein. Wir gingen auf gut Glück direkt hinter dem Haus zu einigen Bauernhöfen, mussten später aber an der Steilküste umkehren. Von dort hatten wir aber den richtigen Weg gesehen. Etwas die Straße zurück, da wo der Pilgerweg herauskam, rein und zu dem blauen Haus. An diesem ging es links vorbei durch die Felder. Nach gut 1 km kommt man an den Rand der Steilküste, passiert etwas Gebüsch und erreicht den Anfang einer Treppe, die - im Zuge einer touristischen Aufwertung der Küste errichtet - mit 225 Stufen (ja, ich habe sie gezählt) nach unten führt. Der Strand ist sehr felsig, mit Steinen und Kies, aber sehr malerisch. Man konnte zwischen ausgehöhlten Felsen hindurch noch eine Nachbarbucht erreichen, die auch einen schönen Sandstrand hatte. Noch etwas weiter lag die oft abgebildete Playa de Silencio, die wir schon von oben gesehen hatten.

Leider war Ebbe mit auflaufender Flut, so dass wir bald in die erste Bucht zurückmussten, um nicht vom Wasser abgeschnitten zu werden. Gebadet haben wir nicht. Etwas später kamen noch einige Einheimische dazu, aber sie setzten sich weit weg von uns, und wir blieben quasi allein.

Als wir in der Bar auf unserem Zimmer zurück waren, bewölkte es sich, und bald prasselte ein Wolkenbruch hernieder. Um so mehr genossen wir unser Quartier. In so einem Wetter möchte ich nicht im Park schlafen. - Am Abend aßen wir von unseren Vorräten auf dem Zimmer. Den Schlummertrunk gab's unten. Ich sagte der Wirtin, dass wir schon das Zimmer bezahlen möchten. "15 Euro," sagte sie da, "Pilgersonderpreis." - Ich war ganz baff und bedankte mich sehr.


16.08.2003, Samstag: Von Santa Marina nach Almuña, 28 km (147 km)

(Die Entfernung enthält ca. 3 km unnötige Umwege)

Weiter die alte N-632 entlang

8h00 (0.00) lässt man uns aus der Bar, die offiziell noch geschlossen ist. Wir bekommen aber noch einen Stempel in die Ausweise. Unser Frühstück haben wir auf dem Zimmer eingenommen. Am Ende des Ortes weist ein Zeichen rechtsab. Wir bleiben unschlüssig stehen, haben eigentlich von den asturischen "Abkürzungen" die Nase voll. Ein Mann neben seinem Haus spricht uns an. "Muy mal" Er wedelt abwehrend mit der Hand. Wir sollen bloß nicht von der Straße abweichen. Das gibt den Ausschlag. Wir traben die alte N-632 weiter. Praktisch kein Verkehr am Samstagmorgen. (8h35, 0.35) Ballota erreicht. Links liegt ein Hotel. Nicht billig, aber sowieso ausgebucht, wie ein Schild anzeigt. Aus einem Automaten ziehe ich eine Cola und auch Mineralwasser (zum "Räuberpreis"; Wasser kostet in Supermärkten fast nichts, in Automaten das Vielfache ;-)). Kurz hinter Ballota die nächste Abzweigung. Wir lassen uns nicht verleiten. Es geht nämlich in tropfnasses Gebüsch. Brr! Also laufen wir bewusst die übliche Serpentine und nähern uns kurz darauf einer Kapelle vor einer Ortschaft. Vor der Kapelle steht ein Auto, und drinnen regt sich was. Einige Jugendliche, verstrubbelt, noch halb im Schlaf: Aha, sie haben im Vorraum der Kapelle übernachtet. (Keine schlechte Idee: von drei Seiten wind- und regengeschützt und selbst an der Eingangsseite noch eine halbhohe Mauer.) Nun erkennen wir sie wieder: Sie waren unter denen, die in der Bar Gayo gestern kein Quartier mehr bekommen haben. Auch sie erinnern sich an uns, winken uns herbei. Sie bieten Tütenmilch an. Sehr nett! Wir trinken etwas. Pilger sind sie natürlich nicht, sondern Wochenendausflügler, die nicht viel Geld haben.

(9h36, 1.36) Tablizo (die Ortschaft hinter der Kapelle) (10h00, 2.00) Nächstes Dorf Ribon, steht weder auf meiner Skizze noch auf meiner Karte. 30 m vor Kilometerstein 153 senkt sich der Pilgerweg rechts nach unten, einen passablen Waldweg hinab. Aber wir wissen, dass der sehr bald in nassem Gebüsch enden kann und ignorieren diese wie auch weitere Abzweigungen auf dieser Strecke. (10h45, 2.45) Ortseingangsschild Cadavedo. Es geht eine Serpentine hoch ins Dorf. Der Pilgerweg muss mehr zum Meer hin verlaufen, denn hier hat man die Enge zwischen Bergen und Meer hinter sich. Die Karte verzeichnet schöne Strände. Vielleicht gibt es ja schon hier einen ausgeschilderten Wanderweg am Meer entlang, wie wir das später antreffen werden. Dann könnte das eine Alternative sein. So sind wir ganz froh, durch diese etwas größere Ortschaft zu gehen, denn sie hat einen Supermarkt, an dem wir auf dem Pilgerweg nicht vorbeigekommen wären.

Doch zuvor (10h50) greift uns bei den ersten Häusern von rechts ein Kläffer quer über die Straße an. Eine Frau schaut von einem Grundstück links zu, was wir machen. Ich bringe ruhig die Pfefferspritze in Anschlag und verpasse dem Biest aus 5 m Entfernung einen Volltreffer ins Gesicht. Der Hund prallt zurück, schüttelt den Kopf, läuft zu seinem Haus und versucht, das Zeug im Gras abzuwischen. Er taumelt etwas. Die Frau von gegenüber grinst schadenfroh.

Etwas weiter geht es rechts in eine Straße rein, an der nach 30 m ein Supermarkt liegt. Nicht schwer zu finden, denn überall laufen Leute mit Einkaufstaschen rum. Wir kaufen ausführlich ein, denn in der nächsten Herberge gibt es nichts. Ein Stromer mit drei Hunden und einer Katze mustert uns neugierig. Er bettelt uns aber nicht an. Wir machen Pause auf einer Bank an der Straße, unter einem Baum, denn es regnet etwas.

(11h46, 2.55) weiter durch den Ort. Straßenabzweigung nach Luarca links ignorieren, geradeaus weiter. Rechts folgt eine Bar, links liegt eine ALSA-Haltestelle. (Wir nennen die Busse nach ihrer Farbe immer die "blaue Versuchung".) Man erreicht Villademoros. Hier führt die Straße urplötzlich auf die neue N-632. Rechts liegt ein Kirchlein. Wir "flüchten" von der Schnellstraße dorthin und - oha - finden einen gelben Pfeil. Also nach links, parallel zur Straße, zwischen einigen Bauernhäusern hindurch. (12h15, 3.24) kommen wir zu einem Restaurant "Cas Daniel". Hier könnte man zu Mittag essen. Ein Muschelstein weist geradeaus eine Piste hinunter. Es geht zunächst immer geradeaus, Bauernwege entlang. Einmal schleicht sich doch glatt ein mittelgroßer Hund von hinten an, ich erschrecke furchtbar, als er direkt hinter mir losbellt. (12h46, 3.55) Die Richtung "geradeaus" wird zum Wiesenweg. An einer Rechtsabzweigung kein Zeichen. Es geht geradeaus, wie kurz darauf ein gelber Pfeil auf einem Stein zeigt. 30 m weiter Linksabzweigung, wieder kein Zeichen. Wenn sich ein Weg so teilt, dass beide Fortsetzungen gleich breit und begangen/befahren scheinen, hat man das Problem, dass man die "Hauptrichtung" nicht erkennen kann. Hier geht es geradeaus, wie wir nach einigem Rumlaufen und Suchen feststellen. Etwas abwärts, ab hier der Hauptwegespur nach. Vor sich hört man die Schnellstraße.

(13h07, 4.17) Der Weg ist patschig und sehr feucht. Wir kommen an Häusern neben der Schnellstraße (die links liegt) heraus. Ortschaft Quervas Hinter der Leitplanke ein Stück rechts die Schnellstraße entlang, dann rechts in den Ort abbiegen. Pfeile führen einen zunächst sicher, erst geradeaus, dann eher links, sich wieder der Schnellstraße nähernd. Telefonzelle. (13h25, 4.35) Am Dorfrand neben einem Speicher fehlt ein Zeichen. Richtig ist, links weiterzugehen. Auf die Schnellstraße zu. An einer T-Kreuzung geht's rechts weiter. Von links kommt die Abfahrt Canero von der N-632. Das Ankündigungsschild haben wir schon vor der Ortschaft auf der Schnellstraße gesehen. (13h31, 4.41) Man unterquert nun nach links die Schnellstraße. 20m hinter der Einmündung der Abfahrt rechts ab. 200 m weiter, am Stromhäuschen, hinter dem ersten Haus schräg links in Richtung einer Kirche im Tal. (13h40, 4.50) Alte N-632 erreicht. Hier ist der Pilgerweg ziemlich skurril ausgezeichnet. Zunächst an einem uralten Baum die Böschung nach links hinunter, dann noch steiler zu einem Bauernhaus hinab. Dort toben Hunde. Dann wieder steil zur alten N-632 hoch. Da kann man besser auf ihr bleiben und oberhalb des Bauernhofes durch die Linksserpentine gehen. Nach 100 m rechts zur Kirche hoch. Oben muss man sich etwas orientieren, um die Fortsetzung zu finden. Es geht nicht den breiten Betonweg entlang, sondern einen sehr schönen Hohlweg, später Waldweg hinunter. (13h52, 5.02) Der Weg ist zum Schluss etwas zugewachsen. Er kürzt eine große Rechtsserpentine der alten N-632 ab, auf die wir um 14h04 (5.14) wieder stoßen. Rechts auf ihr entlang bis zum Kreisverkehr. Streusiedlung Canero. Links liegt eine Bar, aber dort läuft ein riesiger Hund rum. Die Pfeile wollen einen wieder über Leitplanken klettern lassen. Wir verzichten darauf, weil wir jenseits des Kreisverkehrs (etwas links) eine Brücke sehen, und da geht's bestimmt rüber. Stimmt. 500 m laufen wir nun die alte N-632 bei sehr mäßigem Verkehr weiter, parallel zum Fluss rechts, auf das Hostal Canero zu. Hier hat R.W. übernachtet und war des Lobes voll.

(14h25, 5.35) Es ist Mittagessenszeit, und das einsam liegende Hostal ist rappelvoll mit Ausflüglern. Wir setzen unser Gepäck im Gastraum ab und gehen gleich in den Speisesaal. Korrekt gekleidete Touristen mustern uns abschätzend. Gut, dass hier auch Kinder sind, da geht's nicht ganz so vornehm zu. Wir nehmen uns einen kleinen Tisch, die Bedienung nickt uns zu. Es gibt rasch und routiniert ein sehr gutes Menü zu 9 EUR. Mir schmeckt es herrlich. (Rainer berichtet später, hier herablassend behandelt worden zu sein. Das können wir nicht bestätigen.) Nach dem Essen lassen wir unser Gepäck im Gastraum (man erlaubt es freundlich) und erkunden die Umgebung. Rechts am Hostal vorbei geht es zur Flussmündung ins Meer, ein wunderschöner Platz. Es sind allerdings ca. 15 Minuten zu gehen. Wir merken uns, dass 200 m hinter dem Hostal ein Muschelstein links ins Gebüsch weist. Es sind viele Ausflügler am Strand (der überwiegend aus Kieseln besteht), aber zum Baden ist es zu kalt. Hinter uns die gewaltige Talbrücke der neuen N-632. Ausgeruht gehen wir zurück. (Die alte N-632 vereint sich übrigens in Canero an dem erwähnten Kreisverkehr mit der von Süden kommenden N-634 - die uns 2001 lange begleitet hat - und übernimmt deren Nummerierung. Ich rede deshalb im Folgenden von der "alten N-634", die also einfach die Fortsetzung der alten N-632 ist und hinter Almuña auf Luarca abdreht und dort endet.)

Wieder ein skandalöser Abschnitt des Pilgerwegs

16h21 Abmarsch, rechts am Hostal vorbei, dem Muschelstein danach links auf einen Wiesenweg folgend. Wenig später wächst der Weg zu. Ja, spinnen die denn, die Asturier? Ringsum steile Anhöhen, die alte N-634 nimmt sie in einer langen Rechtsserpentine. Da kann man doch nicht hoch! Wir kehren um.


Achtung: Hinter dem Hostal Canero gibt's Probleme. Nicht dem ausgewiesenen Pilgerweg rechts am Hostal vorbei und dann nach links folgen! Entweder: Auf der alten N-634 bleiben, oder (das empfehle ich) doch rechts am Hostal vorbei, aber bis zur Flusseinmündung. Dort kann man herrlich Pause machen und vielleicht sogar baden. Anschließend nicht zum Hostal zurück, sondern - vom Meer aus gesehen: rechts, vom Hostal aus gesehen: links - zwischen den Häusern die kleine Asphaltstraße zur alten N-634 hoch, wo auch alle Ausflügler mit ihren Autos herunterkommen. So hat man die schönste und kürzeste Strecke. Durch Anklicken vergrößern Bucht hinter Canero

(16h28, 5.35) Abmarsch, 2. Teil. Da wir nicht wissen, wie es weitergeht, laufen wir leider nicht der obigen Empfehlung gemäß, sondern folgen der alten N-634 weiter, also die schon gesichtete Serpentine hoch. Am jenseitigen Talrand halte ich Ausschau, ob rechts der Pilgerweg hochkommt. Tatsächlich, ein gelber Pfeil. Ich schaue den Abgrund rechts runter. Da wollen welche hochgekommen sein? Gibt's gar nicht! Ich vermute, dass irgendwann die Straße verbreitert wurde und damit der "Pilgerweg" so steil hochgehen müsste, dass ihn seit langem keiner mehr gegangen ist. Wir lachen, als wenige Meter weiter Pfeile ebenso steil links hoch weisen. Den nur angedeuteten Fußpfad ist augenscheinlich ebenfalls ewig keiner mehr gegangen.

(16h56, 6.03) Die Straße geht in eine Linksserpentine und kreuzt unter der neuen N-634 her. Rechts liegt jetzt unten die Bucht mit der kleinen Ortschaft. Die Straße steigt langsam weiter. Links arbeitet ein Bauer auf einem Feld und ruft uns an. "Schlecht, die Straße laufen, was?" Wir nicken. "... dem Präsidenten schreiben, dass die Pilgerwege gesäubert werden" ruft der Bauer erregt weiter, "es ist ein Skandal!" Wer da schreiben soll, verstehe ich zwar nicht, wir stimmen aber lauthals zu. Hier solidarisiert sich jemand mit den armen Pilgern, die so übel über Stock und Stein geschickt werden. Er fragt dann noch, ob wir Engländer seien. Nein, Deutsche. Da ruft er: "Die Deutschen sind die größte Macht in Europa." - Naja, die neuen Autobahnen haben die Spanier wohl beeindruckt. Ich will jedenfalls nicht die größte Macht sein. "Nein, wir sind alle Europäer!" rufe ich zurück.

(17h06, 6.13) Ortseingang Caroyas. Hier kommt die kleine Asphaltstraße, die ich als Weg empfehle, von der Bucht hoch. Rechts eine Bar. Weiter die alte N-634 entlang. (17h30, 6.35) Kurz hinter Kilometerstein 499 kommt der Pilgerweg in einer S-Kurve links raus. Wir folgen ihm rechts ab und laufen über ein Stück überwachsene alte Fahrbahn. (Das unterstützt meine Theorie, dass diese Serpentinenstraße mal ganz erneuert wurde.) 5 Minuten später ist man wieder auf der Landstraße. 200 m weiter ähnlich ein paralleles Stück. Hier haben die lieben Spanier Berge von Sperrmüll "entsorgt". Die ersten Häuser von Barcia kommen in Sicht. Der Pilgerweg zweigt rechts von der Straße ab. Irgendwo vor uns müssen Luarca und Almuña, unser heutiges Ziel, liegen. Leider endet genau hier meine Karte 1:100.000, und auch aus dem Bericht von R.W. kann ich nichts über die Lage der Herberge erfahren, da er dort nicht übernachtet hat. Sehr schade für uns, denn wir wären dann nicht so arglos abgebogen!


Die Alternativen vor Luarca

Bevor ich unseren Irrweg beschreibe, hier eine Übersicht über die Wegalternativen.
Für die, die nicht in Almuña übernachten, aber Luarca sehen (und vielleicht dort bleiben) wollen: Dem ausgewiesenen Pilgerweg durch Barcia folgen!
Für die, die weder die Herberge noch Luarca sehen wollen: Einfach über die alte N-634 bis Almuña. Dort (irgendwie) zur (neuen) N-634 und auf dieser bis zur nächsten Herberge nach Piñera weiter; sie liegt direkt an der Straße. (Aber Luarca sollte man sich eigentlich nicht entgehen lassen!)
Für die, die zur Herberge von Almuña wollen (und vielleicht den andern Tag durch Luarca): Auf keinen Fall abbiegen! Auf der alten N-634 bleiben, bis links das ALSA-Busdepot liegt. Danach der Beschreibung (s.u.) zur Herberge folgen.

Wo ist die Herberge? Mit der Kirche ums Dorf

Wir bogen also (leider) von der alten N-634 rechts ab. Kurz darauf links, wie erwartet, parallel zur Landstraße, auf Barcia zu. Der Abstand zur Straße wird aber immer größer. (17h46, 6.51) Wiesenpfad zu einem Villengrundstück, das rechts umrundet wird (keine Hunde). Asphaltsträßchen in den Ort. Ortsteil Pontigón. Bach mit alter (renovierter) Waschanlage. 18h03 (7h08) Rechtsschwenk durchs Dorf, an der Kirche vorbei. Dann links. Aussicht auf eine benachbarte Ortschaft voraus (schon Vorort von Luarca?). Endlich wieder auf die Berge und die Schnellstraße zu. 18h14 (7.19) Aus dem Ort heraus. Ortsteilschild La Madalena. Rechtsserpentine. Steil hinunter und wieder hoch. (Spinnen die? Warum geht es nicht endlich zur Schnellstraße?) An Bauernhöfen vorbei geradeaus bis zur Vorfahrtstraße. (18h38, 7.33) Die kommt von links und biegt geradeaus offensichtlich nach Luarca hinein. Na gut. Aber wo ist die Herberge? Zu unserem Entsetzen lesen wir gegenüber am Bordstein: "Albergue 1.200 m", und der Pfeil zeigt nach links, von Luarca weg! Man hat uns durch Barcia in Richtung Luarca geführt, aber an Almuña vorbei! O was bin ich sauer! Und die 1.200 m glaube ich auch nicht. (Richtig, es waren mindestens 2,5 km). Die Straße ist auch nicht die alte N-634, sondern nur ein Abzweig von ihr. Wir müssen also nach links bis zur alten N-634 zurücklaufen, und das zieht sich hin.

Der Weg von der alten N-634 zur Herberge

(18h51, 7.46) Nahe dem ALSA-Busdepot (das ich oben bei den Alternativen erwähnt habe) erreichen wir endlich wieder die alte N-634. Zu allem Überfluss: Keinerlei Hinweis auf die Herberge. Wir laufen auf Verdacht nach rechts. (War richtig.) Ortsschild Almuña. Links liegt eine auffällige Villa mit Palmen und hohen Gittern. Ich frage den Gärtner, ob wir auf dem richtigen Weg zur Herberge sind. Ja, geradeaus und dann links. Nach 250 m auf der viel befahrenen Straße links eine Abzweigung: AS 220, 17 km nach Meras, 22 km nach Parades. Auf der Ecke eine Bar. Und ein Schild "Refugio 400 m". Also links ab, 500 m weiter auf einer Brücke über die neue N-634 (die sich irgendwo hinter dem Ort mit der alten vereint), an der einen oder anderen Gabelung halblinks halten. Ein kleiner Junge zeigt auf mich und sagt seiner Mutter: "Guck mal, der hat ein ... am Mund." Leider habe ich das entscheidende Wort nicht verstanden. Seine Mutter lacht und sagt: "Nein, das ist doch ein Bart."


Einheimische weisen uns an den Gabelungen gleich richtig weiter. Die Herberge ist ein auffälliges blaues Haus, schon in Reichweite der Berge. Wer es weiß, sieht sie früh von Ferne, aber das nutzt nichts, da sie beim Näherkommen aus dem Blickfeld verschwindet. Hinter der Brücke sehen wir sie endlich. Auch, dass schon Leute warten. Gut, dann gibt's kein Problem, den Schlüssel zu besorgen. 19h22 (8h17) sind wir endlich da. Durch Anklicken vergrößern Das Refugio von Almuña

Drangvolle Enge

David begrüßt uns; er macht den Ersatzherbergsvater. Er ist etwas beklommen: "Alles voll, Leute!" Wie bitte? Gut, die Herberge hat nur 16 Plätze, aber wir haben den lieben langen Tag niemanden gesehen. Wo sollen die auf einmal alle herkommen? Ich sage das auch zweimal laut. Da ist er noch mehr betreten. (Er selbst, so erfahren wir später, ist nämlich schon den zweiten Tag hier und hat seiner italienischen Freundin, die noch später eintrifft, ein Bett reserviert. Gleich zwei Verstöße gegen die Regeln.) Naja, später gäbe es Matratzen. - Dann ist es ja gut, winke ich ab. Matratzen reichen vollkommen, und ein wenig Platz. Innen ist geradeaus ein großer offener Raum, wo zwei Bettgestelle und ein Haufen Decken gestapelt sind. Ich kümmere mich gar nicht um die anderen Pilger und Zimmer, will erstmal unser "Reich" in einer Nische durch zwei Stühle abtrennen. Jetzt brauchte ich die Matratzen. Meine Frau ist verschwunden. Sie schwatzt in einem der Schlafzimmer mit Annette und Ute. Endlich wieder Deutsche, da hat sie einiges an Kommunikation nachzuholen.

Drei weitere Pilger, Italiener, treffen ein. Jetzt ist meine Nische in Gefahr. Wo bleiben die versprochenen Matratzen? Ich sehe den Italienern an, dass sie der Ansicht sind, meine Frau und ich (weitaus die Ältesten) könnten doch nicht auf den Fußboden. Man tuschelt. Ich will ja gar keine Privilegien, ich will die Matratzen. Die anderen deuten meine wachsende Nervosität falsch, denken, ich sei unzufrieden, weil wir keine Betten haben. Unter den Spaniern ist ein junges Paar, Javier und Reyes, die wir am nächsten Tag wiedersahen. Die übrigen liefen wohl schneller oder waren nur "Wochenendpilger".

Ein Hospitalero kommt ins Schwitzen

Da trifft Ihro Souveränität, der Hospitalero, ein. Etwas dick, selbstbewusst, jovial. Seine Gelassenheit erhält einen Sprung, als er an die 25 Leute herumwuseln sieht. Und genau in diesem heiklen Moment frage ich ihn nach den Matratzen. "Matratzen?" schnappt er, "Es gibt keine Matratzen!" - David im Hintergrund staunt offensichtlich, ist verwirrt. Da ist etwas oberfaul, das rieche ich sofort. "Nehmt euch die Decken" - an die Italiener gerichtet. Dann bleibt sein Blick auf uns Alten hängen. Er hat ein Problem. Wir sollen alle unsere Ausweise vorzeigen. Er trägt uns in das Pilgerbuch ein. (Jetzt weiß ich auch, warum David von Selbstbedienung abriet, obwohl der Stempel daneben lag.) Fragt nach dem Woher und Wohin und auch nach dem Wie. Aha, zwei junge Radfahrerinnen aus Oviedo, die heute von Avilés gekommen sind. "Fußgänger haben Vorrecht" sagt der Hospitalero wichtig. Die beiden hatten ein Zweibettzimmer. Jetzt müssen sie die Betten an uns abtreten und selber auf den Fußboden. Wenigstens für die eine gibt es von irgendwoher doch noch eine Matratze. Klar, dass die Mädchen uns nicht gerade freudestrahlend in ihr Zimmer aufnehmen; die eine sprach kein Wort mehr. (Nachts kam noch mein Schnarchen dazu!) Die Italiener richten sich mit Decken auf den erwähnten Bettgestellen in dem offenen Raum ein. Der Herbergsvater teilt jetzt Wasser aus und fragt alle, ob sie zufrieden sind. Alle sind vorsichtshalber zufrieden ;-) Aber geduscht werden darf nur im Ausnahmefall, da nur ein einziges Bad für alle vorhanden ist (also 1 Raum mit Dusche, Klo und Waschbecken). Auch kann man keine Wäsche waschen. Ansonsten ist die Herberge gut in Schuss. Der Hospitalero, der in der Nähe wohnt, schart uns alle auf der Veranda vor dem Haus um sich und hält Reden. Dass er alles ehrenamtlich mache und im Verband der Hospitaleros sei und viel Arbeit habe ... Wir klappern pflichtschuldigst bewundernd mit den Augendeckeln, wobei ich vor Hunger doch schon mal mein Abendessen rauskrame. Wieder bekomme ich gleich Wasser dazu. Er hat einfach ein schlechtes Gewissen, warum nur?

Das klärt sich später nach und nach auf. Er hat nämlich offensichtlich einer ganzen Gruppe von Leuten, die in der Nähe an einem Familienfest teilnehmen, zugesagt, in der Herberge auf Matratzen (aha, nicht wahr?) unterzukommen. Platz ist noch in einem großen Raum links, auf dessen Tür "privat" steht. Abends kommen diese Gäste, die in einer Pilgerherberge gar nicht aufgenommen werden dürften, mit Autos vorgefahren und verschwinden hinter der Privattür, nicht, ohne dass ich einen Blick hineingeworfen und die angeblich nicht existierenden Matratzen entdeckt hätte. So sieht's aus!

Ein versöhnlicher Tagesabschluss

Nun konnte sich ja nach diesen Bemühungen des Hospitaleros wirklich keiner mehr beklagen, auch wenn das einzige Bad jetzt für ca. 35 Leute reichen musste. Er erzählte weiter und lieferte jede Menge Informationen, gewünschte und nicht gewünschte. So solle man um Gottes Willen nicht von der N-634 abweichen, um Piñera zu erreichen. Das ginge so durch die Wildnis, dass er selbst sich dort schon "sechzig Mal" verlaufen habe... Noch wichtiger: Man solle unbedingt über Ribadeo gehen, also nicht vorher nach Süden abzweigen, denn die Herbergen von Tol und Santiago de Abres seien geschlossen. - Nun, R.W. war in Santiago de Abres schon abgewiesen worden, weil - was für ein Skandal - der Wirt, der den Schlüssel hatte, aus regionalpolitischen Gründen "streikte". Tol hatte den Nachteil, dass der Schlüssel nur in Castropol (5 km dahinter) zu haben war. Diese ganzen Schwierigkeiten hatten jetzt wohl zur Schließung geführt. Damit meldet sich Asturien immer mehr vom Pilgerweg ab, denn auch das bislang östlichste Refugio in Asturien, Piñeres, ist schon seit Dezember 2001 endgültig zu (siehe unseren Bericht von 2001).

Um einen Schlummertrunk einzunehmen, gingen meine Frau und ich mit Ute und Annette zu der Bar an der alten N-634, obwohl es hieß, dort sei man abweisend Pilgern gegenüber. Nun, der Speisesaal war rappelvoll mit Einheimischen, eine Empfehlung. Wir tranken aber nur vorne im Gastraum etwas, ohne unfreundlich behandelt zu werden, und gingen schnell wieder zurück, denn der Hospitalero hatte einen strengen Zapfenstreich angekündigt. Tatsächlich kontrollierte er noch, ob alle in den Betten (und "zufrieden") waren und machte selbst das Licht aus.


17.08.2003, Sonntag: Von Almuña nach Piñera, 20 km (167 km)

Durch die Hafenstadt Luarca, Perle der Nordküste

Frühstück im Refugio. Der Hospitalero bemüht sich weiter und verteilt kostenlos Kaffee und Kekse. Das ist ja nun wirklich sehr nett und großzügig. Unser Dank ist ehrlich.
Frühstück im Refugio von Almuña Durch Anklicken vergrößern 8h08 (0.00) ziehen wir los. Mangels Stadtplan und besseren Wissens stur die Strecke zurück, die wir schon kennen. Wir wollen auf jeden Fall Luarca sehen, das sehr schön sein soll. Wahrscheinlich kann man auch auf der alten N-634 weitergehen und am Ende irgendwo rechts nach Luarca, aber im Nachhinein war es doch gut, dass wir den Pilgerweg von Osten her nahmen, denn so kam man in Luarca an der wohl schönsten Stelle heraus. Doch der Reihe nach:

Also wie folgt zurück: Von der Herberge bis zur alten N-634. Dort rechts bis zur Abzweigung links nach Luarca. 8h34 waren wir wieder am Ortseingang, wo rechts der Weg von Barcia kommt und wir tags zuvor schimpfend auf die Bordsteininschrift "1.200 m Refugio" gestarrt hatten. (Also 26 min in flottem Pilgerschritt, das sind ungefähr 2,5 km!) Kurz darauf wird eine "Albergue" angekündigt. Die ist privat und bietet wahrscheinlich auch eine preiswerte Unterkunft. Sie liegt im Ortsteil El Villar und hat angeblich 110 Plätze. (Man weiß allerdings nie, ob eine Albergue nicht eine Jugendherberge ist, das wird meistens nicht gesagt, ist für ältere Pilger wie uns aber vielleicht von Bedeutung, nämlich dass man nicht so gern aufgenommen wird. Ist uns ja 2001 einmal passiert.)
An einem Schild "Hütten" (jawohl, auf Deutsch!) geht es links ab, aber man läuft die Straße nur ein Stück parallel und erreicht sie bald wieder, immer noch in El Villar. (8h47, 0.39) Vor uns laufen Annette und Ute, aber die holen wir nicht ein. 100 m weiter rechts liegt eine Albergue, evtl. die erwähnte. Dann gelangen wir an einen Aussichtspunkt oberhalb der Stadt und bleiben staunend und bewundernd stehen. Durch Anklicken vergrößern Stadt und Hafen von Luarca

(8h51, 0.43) (Ich stoppe jetzt den Zeitzähler, denn wir halten uns länger in der Stadt auf, u.a. weil wir auch die Sonntagsmesse besuchen wollen. So eine bequeme Gelegenheit kommt vielleicht sobald nicht wieder.) Zudem ist Luarca wirklich eine sehr schöne Stadt, für die man sich etwas Zeit nehmen sollte, was bei der Kürze der Etappe ja auch kein Problem ist.

Wir gehen zunächst, oben bleibend, nach rechts bis zu einer Kirche und einem sehr malerischen Friedhof, dahinter liegt die Landspitze mit dem Leuchtturm. Unterhalb des Friedhofs runter in die Stadt. Alles ist noch halb verschlafen. Um so schöner. Das Wetter ist sonnig und schön. Wir klappern die Innenstadt ab, trinken Kaffee in einer Bar. Im Zentrum, links von der Calle de la Iglesia, ein kleiner Park mit Bänken und Brunnen. Jenseits des Flusses die Plaza de Alonso X, wo wir uns umschauen. Zum Oficina de Turismo (Öffnungszeiten: mo-fr 11-14, 16-20, sa/so 11-14, 17-20) müssen wir über die Brücke in die Altstadt zurück und halbrechts wieder hoch, in Richtung des östlichen Hochufers, wo wir hergekommen sind. Erst denken wir, das Touristenbüro sei ein Haus rechts, aber es liegt links, etwas abseits der Straße. Außerdem ist es noch geschlossen.


Festumzug in Luarca. Durch Anklicken vergrößern 11h30 Messe in der Pfarrkirche Santa Eulalia. Danach noch einmal zur Plaza de Alonso X. Hier haben wir Glück, dass wir einen Folkloreumzug erleben. Wegen dem Fest sind viele Leute unterwegs. Als Untiere (Dämonen?) verkleidete kleine Jungen scheuchen Mädchen mit harmlosen Peitschen und symbolischen Schlägen.

Dann ziehen wir nochmal über den Fluss zurück zum Oficina de Turismo hoch. Man begrüßt uns sehr freundlich, wir bekommen einen Stadtplan. Außerdem eine zutreffende Beschreibung, wo der Pilgerweg die Stadt durchquert. Etwas die Straße wieder zurück (also abwärts) geht der Pilgerweg links hinunter zum Fluss. Wir erreichen eine Brücke, nicht die zur Plaza de Alonso X, sondern etwa 150 m weiter flussaufwärts.

Der Weg aus Luarca

(12.31, 0.53) Wir überqueren also den Fluss und laufen geradeaus weiter. Erst sehen wir noch eine Muschel. Wir müssen in die Calle de la Peña, sehen aber kein Zeichen, das dorthin verweist.


Die "Felsenstraße" heißt wohl so, weil sie in Serpentinen zum jenseitigen Hochufer, auf dem eine malerische Kapelle liegt, hochführt. Nach ca. 200 m führt rechts eine Treppe hoch, die eine Rechtserpentine der Straße abkürzt. Oben - immer noch zwischen Häusern - stoßen wir auf ein Schild "A la Ermita". Dort sollte man unbedingt den Abstecher rechts zur Kapelle machen. Ich bleibe vor ihr auf der Bank sitzen und schaue abermals bewundernd auf die Stadt herab, meine Frau geht ein Stück weiter, um einen noch besseren Blick für ein Foto zu haben. Also ab 12h49 Foto- bzw. Schreibpause (ich mache Notizen).
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Blick von der Kapelle aus auf Luarca.

(13h04, 1.11) Zurück zum Schild und in der ursprünglichen Richtung weiter. Bald verlassen wir auf der Höhe die Bebauungsgrenze und kommen an eine T-Kreuzung. Links geht es zur N-634, also rechts weiter. Etwas weiter liegt rechts ein malerischer Bauernhof. Ein merkwürdiges Tier schwirrt oben an einem Hórreo. Wäre ich in Brasilien, würde ich es für einen Kolibri halten. So wird es wohl nur eine recht große Libelle gewesen sein. (13h35, 1.42) Wir passieren einen Brunnen, an dem wir uns die Hände waschen. 15 min später gelangen wir endgültig zur N-634. Die alte N-634 ist ja in Luarca geblieben; dieses ist die neue, mit sehr dichtem Verkehr, aber gottlob mit einem sehr breiten Standstreifen, auf dem man gefahrlos laufen kann, ohne vom Luftzug vorbeifahrender Lastwagen umgerissen zu werden. Es hupt auch niemand, weil er sich über uns Fußgänger ärgert. (Große Schilder über den Pilgerweg informieren außerdem, dass man hier mit Leuten wie uns rechnen muss.)

Die N-634 entlang bis zum Ziel

(13h50, 1.57) Irgendwo, wahrscheinlich gleich nach Erreichen der N-634, müsste der Pilgerweg links abzweigen, aber wir haben es nicht gesehen. Nach der vollen Herberge in Almuña sitzt uns auch wieder etwas das Gespenst "completo" im Nacken. Eigentlich unnötig, denn die meisten werden von Almuña aus weiter als bis Piñera gehen, und Langläufer, die Almuña überschlagen, gibt es aus Entfernungsgründen wohl nicht.

Wir laufen im Pilgereilschritt die Straße entlang und kommen so sehr schnell vorwärts. Die erste Ortschaft heißt Santiago. Links steigt die Landschaft an, und es liegt eine Kette von Häusern in halber Höhe. Dort müsste/könnte der Pilgerweg entlangführen (stimmt!). Alles bewegt sich auf einen größeren Höhenzug zu, der quer vor uns aufragt, mit drei Antennen besetzt. Die nächste Ortschaft Otur zieht sich sehr lange hin. (14h40, 2.47) Ortsendeschild. Irgendwo ein Pfeil nach links. Wir ignorieren ihn, denn wir sind kurz vor dem Höhenzug, und man kann ahnen, dass der Pilgerweg den überquert. Das wird auch die Gegend sein, wo sich der Hospitalero schon "sechzig Mal" verlaufen hat. 14h45 Mittagspause. Die N-634 ist hier einfach durch den Höhenzug gesägt worden. Die alte Kurve, die weiter ausholte, liegt als toter Arm da. Der Fleck Erde dazwischen mit steilen Abhängen bietet für uns einen willkommenen Lärmschutz. Ein Sträßchen führt in Richtung Meer, einige Autos mit Wasserhungrigen fahren langsam an uns vorbei. Ein Hündchen kommt vom nahe gelegenen Haus, schnüffelt aber nur.

(15h17, 2.52) weiter. Wir überqueren einen Fluss. Der Pilgerweg scheint hier herauszukommen. (Später erzählen uns andere Pilger, die dem Weg über den Höhenzug gefolgt sind: Es sei das Letzte gewesen. Die ursprüngliche Flussüberquerung war eine Ruine, unpassierbar. Also musste man sich am Fluss entlang zur N-634 durchschlagen. Genauso hatte ich mir das gedacht.) (15h51, 3.26) Ortsschild Villapedre. Etwas weiter Bar El Pinar mit Zimmern. (16h08, 3.44) Bar Villapedre mit Menüs (ein Caminoschild im Fenster und Muschelstein in der Mauer). Kurz danach Ortsende. (16h14, 3.50) Wir ignorieren eine Pilgerwegabzweigung nach rechts. Restaurant El Crucero, Menü und Speisekarte. Kurz vor Piñera kommt der Pilgerweg von rechts wieder auf die Straße. (16h26, 4.02) Ortsschild Piñera. Wo der Pilgerweg ist, fragt meine Frau einige Leute. Alles zeigt Riesenbögen nach links und rechts. Nein, das war die falsche Frage. Ich frage noch einmal, diesmal nach der Herberge. Ach so, ein Stück die Straße weiter hinauf, dann links. - Der Pilgerweg geht irgendwie noch im Zickzack durchs Dorf, dessen Kern mit Kirche links oberhalb der Straße liegt. Annette und Ute haben jedenfalls oben an der Kirche gelbe Pfeile gesehen.

Das Refugio von Piñera

(16h38, 4.14) Links liegt das Café Miramar, in dem es den Schlüssel gibt. Wir überqueren die Straße. Da kommt ein Pilger aus dem Haus, winkt uns zu und begrüßt uns wie alte Kameraden. Es ist Javier, den wir in Almuña kennen gelernt haben. Jedenfalls alles klar mit der Herberge, etwas weiter und massig Platz. (16h43, 4.19) treffen wir ein. Es ist eine alte Schule, wie so oft. An der Front steht noch schön "Jungen" und "Mädchen", damit klar ist, welche Seite des Gebäudes von wem besucht werden darf. Die Tür ist geschlossen. Wir kennen die Sitte der Spanier, dass man immer durch die Hintertür geht. Also rechts um das Haus herum. Hinten stehen Tische und Bänke. Ein großer Schlafsaal mit Vorraum. Alles sauber und ordentlich. Auch das Licht funktioniert (Als R.W. hier war, war es defekt). Das ist das Gute, wenn eine benachbarte Bar nach dem Rechten schaut (und dabei auch an den Pilgern ihren Verdienst hat). Ute und Annette kommen hinzu, Javier und Reyes sind da, das sind schon alle. Insgesamt viel Platz. Wir erledigen die üblichen Pilgeraufgaben (Duschen, Wäsche waschen, usw.) und können uns schön ausruhen. Aber einen großen Nachteil hat die Herberge:


Refugio von Piñera Durch Anklicken vergrößern Das Refugio von Piñera ist nichts für Nervenschwache. Es liegt direkt an der N-634, und der Lärm ist gewaltig. Auch nachts wurde es nur vorübergehend, etwa zwischen 2 und 5 Uhr, etwas leiser.

Abends geht's zur Bar, um etwas zu essen. R.W. hatte die Küche gelobt. Man begrüßt uns freudig, und wir lassen ordentlich auftischen. Natürlich gibt's keine Karte, sondern man fragt, was sie heute anbieten können, und wählt aus. Mit kräftig Rotwein dazu. Später kommen Javier und Reyes und gesellen sich zu uns vier Deutschen. Beide sind auch nicht mehr so jung, wie ich auf den ersten Blick dachte, 32 und 34 Jahre alt. Ein schöner Abend. Am Ende auch noch niedrige Preise. Also, nach Piñera braucht man keine großen Vorräte mitnehmen.
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In der Bar Miramar

Der Fotopilger taucht auf

Über Nacht lege ich meine Matratze in den Vorraum, damit die anderen wenigstens ein bisschen vor meinem Schnarchen geschützt sind. Kaum liege ich so gegen 22h00 auf der Matratze, wummert eine Faust an die geschlossene Vordertür. Ich hole Javier aus dem Bett, denn jemand ruft auf Spanisch. Von innen lässt sich die Tür öffnen. Draußen steht ein etwas merkwürdiger junger Mann (aber sind wir Pilger nicht alle merkwürdig?). Javier legt ihm auf, sich den Stempel in der Bar zu holen. Macht er glatt, schon 15 Minuten später ist er wieder da. Auffällig: Er schleppt außer einem Fotoapparat noch ein ganzes Stativ mit sich herum. Deshalb nennen wir ihn nur den Fotopilger. (Später werden wir seinen Namen erfahren und noch gute Freunde werden.)


18.08.2003, Montag: Von Piñera nach La Caridad, 15 km (182 km)

Nach Navia

Wir gehen in diesen Tagen immer kürzere Etappen, da wir ja alle Refugios erleben und beschreiben wollen. Deshalb war uns klar, dass uns Annette und Ute, Javier und Reyes bald davonlaufen würden.

Die Pläne des Fotopilgers kannten wir nicht. Er saß morgens auf dem Bett, starrte vor sich hin und ignorierte sogar meinen Gruß. Er machte schon einen sehr seltsamen Eindruck. Die anderen zogen in die Bar zum Frühstücken und brachten daher auch den Schlüssel weg.


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Ein asturischer Pilger"weg"
8h43 (0.00) zogen wir nach gemütlichem Frühstück und Abschied von den anderen los. Schon nach 200 m weist ein Muschelstein nach rechts ins Gebüsch. Der Weg ist völlig zugewachsen, meine Frau fotografiert es. Also auf der Straße weiter nach (8h53, 0.10) Villaoril. Im Ort (9h00, 0,17) geht es eine Asphaltstraße rechts ab (gelber Pfeil). Nach 150 m links, Schild "Navia 4" (km). 9h04 (0.21) Vorfahrtstraße NV-3 erreicht. Dort nach links (Muschelstein). 9h16 (0.33) Muschelstein und Schild "2 Navia". (9h26, 0.43) Ortseingang von La Colorada, links Cafeteria. (9h32, 0.49) Bar Lakaña rechts. Es geht weiter geradeaus. Dann Bebauungsgrenze von Navia. Capilla de San Roque, ab 9h00 geöffnet. Es ist 9h48 (1.05), aber die Kapelle ist geschlossen. In großem Rechtsbogen in die Stadt. Calle Campoamor, Bar, Läden.

(10h00, 1.17) Schließlich knickt die Straße rechts herum. Geradeaus liegt der Rathausplatz. (Wasserstelle) Javier und Reyes kommen von dort. Sie haben sich im Oficina de Turismo, das rechts am Rathaus liegt, einen Stadtplan geholt. Machen wir auch sofort. - Der Pilgerweg folgt zunächst dem geschilderten Knick rechts herum, dann aber sofort wieder links: Calle Muralla (Rest der Stadtmauer), dann der Mariano Luiña in einem leichten Rechtsbogen folgen. So erreicht man die querende große Av. Regueral, zugleich die N-634, parallel zur Ría de Navia. Die Straße führt nicht nur rechts zum Hafen, sondern auch zu einer großen Brücke, die den einfließenden Río Navia nach Westen überquert. Hier geht auch der Pilgerweg weiter. Nachdem man Luarca gesehen hat, gönnt man Navia kaum einen zweiten Blick. Aber man kann hier einkaufen und gemütlich pausieren.

Javier und Reyes steuern einen Park geradeaus an, wo sie rasten wollen. Sie winken uns, aber wir müssen zuerst einkaufen. Nach etwas Fragen gehen wir in Richtung Hafen. Dort ist ein kleiner Platz mit Bänken und Bäumen. (10h25, 1.42) Ich lasse mich nieder, als Ute und Annette aus dem benachbarten Supermarkt kommen. Auch Reyes und Javier gesellen sich dazu. Wir machen noch ein paar Abschiedsfotos. Dann rücken die andern über die große Ríabrücke ab. Sie wollten evtl. weiter als La Caridad, unserem heutigen Ziel, je nachdem, wie sich Reyes' Blasen machen ... Meine Frau kauft im Supermarkt nebenan ein, und wir essen und trinken nochmal gemütlich.

In Schlangenlinien um die N-634 herum

(11h38, 1.42) weiter, über die schon erwähnte Brücke die N-634 entlang. Hinter der Brücke die 2. Straße links ab. Schöner Blick nach links auf die Ría und die Stadt. Nach 500 m Asphalt- bzw. Betonsträßchen rechts steil hoch (Schild "Hotel/Restaurante"). Achtung: (11h53, 1.57) Wir folgen automatisch dem einladenden Weg, aber bald rufen uns Einheimische zurück. Denn schon nach 80 m geht es urplötzlich halbrechts und sofort wieder links einen Wiesenpfad hoch. Diesem folgt man aufwärts. (12h01, 2.05) Es geht nun immer weiter in derselben Richtung über Wiesenpfade und Fahrwege, wobei man ab und an eine Straße überquert. Rechts unten im Tal liegt die N-634 mit riesigen Baustellen. An einer Y-Kreuzung links. Kurz darauf schwenkt der Feldweg nach links, man selbst geht aber geradeaus ab und überschreitet eine Eisenbahnlinie. Leicht rechts um ein Maisfeld herum zu einem Feldweg auf Bauernhöfe zu. (12h14, 2.18) Zwischen diesen weiter, auf eine Kapelle zu (der Vorbau lädt zum Rasten ein). Halbrechts von ihr in einen Hohlweg, am Ende rechts auf eine Asphaltstraße. Nach 50 m Vorfahrtstraße überqueren (Muschelstein am Schulgebäude). (12h20, 2.24) Nach 80 m halbrechts auf eine Fahrspur. 80 m weiter auf einem Wiesenpfad geradeaus. 30 m wieder Fahrspur, rechts an einer Mauer entlang. An einem Haus Wiesenpfad immer geradeaus (rechts ist die Fernstraße sichtbar), links zu einem Asphaltsträßchen, zu dem man schon lange parallel lief. Lastwagen nerven hier, sie fahren zu einer riesigen Baustelle im Tal. (12h29, 2.33) auf dem Asphaltsträßchen nach rechts weiter. (12h36, 2.40) Ortsschild Torce. Nach 80 m halbrechts eine Piste abwärts. An T-Kreuzung rechts zu einem roten Haus. (12h46, 2.50) Auf einer Asphaltstraße geradeaus an Haus vorbei. Man nähert sich der Schnellstraße. Kurz vor ihr T-Kreuzung, kein bzw. nicht deutbarer Pfeil. Hier verloren wir ca. 10 Minuten. Richtig ist: Rechts zur N-634 und auf ihr links weiter. (12h56, 3.00)

Das machten wir zunächst auch, bis wir links auf den Weiden einen Masten mit Pilgerzeichen sahen und diesen leider missdeuteten. Wir dachten, dass dort, links von der Straße der Pilgerweg verläuft. Deshalb gingen wir zu der T-Kreuzung zurück und gingen diesmal in die andere Richtung bis zu einem Bauernhof links. Dort, etwas hinter einem rechts abseits liegenden Hof, ging ein Asphaltsträßchen rechts ab, an dem Bauernhof vorbei, in Richtung Straße. Kurz vor der Straße sahen wir wieder den Masten mit dem Pilgerzeichen, und er wies nach links auf einen Feldweg, nämlich für diejenigen, die richtig hier von der N-634 kamen.

Richtig wäre also gewesen: Auf der N-634 ca. 200 m weiter, dann links ab (wo der Mast ist), nach 80 m rechts rein. (13h13, 3.10) Kurz darauf erreicht man schon wieder die Straße. - Dieses Herumschlängeln um die N-634 ist typisch für diese Etappe. Nach jedem Schwenk fragt man sich, ob sich das gelohnt hat. Aber man verliert nicht sehr viel an Zeit, und es ist doch abwechslungsreicher als nur auf der N-634 mit ihrem dichten Verkehr zu laufen.

Die N-634 überqueren und zur Abwechslung mal rechts von ihr weiter. Ortsschild Cartario. Wiesenpfad. An Y-Kreuzung links, bis (13h23, 3.20) wieder über Pisten und Feldwege links die N-634 erreicht wird. Nach rechts weiter. Wo die Straße von Jarrio rechts rauskommt, Straße überqueren und links rein. An Y-Kreuzung rechts, gleich wieder rechts und zwischen Häusern hindurch parallel zur Straße weiter geradeaus. (13h32, 3.29) Asphaltstraße . Nach ca. 500 m rechts ab auf die N-634. (13h38, 3.47)

Wir lernen die "Buddhistin" kennen

Bevor wir die Straße erreichten, machten wir lieber nochmal Mittagspause an einer Wieseneinfahrt. (14h15, 3.47) weiter. Als wir gerade die Rucksäcke schultern, kommt ein Pilger angetrabt, kahlköpfig, nicht sehr groß, aber von beträchtlichem Körperumfang. Aus der Nähe erkenne ich, dass es eine Frau ist. Wegen des kahlen Kopfes tippe ich zunächst auf eine Krankheit, doch die Haare sind wohl nur abrasiert. Wir nennen sie daher die Buddhistin. Sie begrüßt uns freundlich, hat etwa unsere Geschwindigkeit und schließt sich uns daher an. Neugierig fragt sie mich aus, woher wir kommen usw. Sie benutzt einen Pilgerstock, hat aber noch zwei Teleskopstöcke auf den Rücken geschnallt ...

Wir laufen also gemeinsam weiter. Hinter einer Unterführung geht es nach rechts. Man bleibt nun oberhalb der Straße, also nicht den Abzweigen zur Straße folgen. (14h29, 4.01) Hier fehlen Kennzeichnungen. Einmal hält die Buddhistin einen Wagen an und fragt nach dem Weg.


Wir kommen in einiger Entfernung an einem Haus, das rechts liegt, vorbei. (14h40, 4.12) Ein kleiner Junge steht am Weg und fragt, ob wir Pilger sind. Als wir bejahen, sagt er: "Wollt ihr was zu essen?" Die Buddhistin fragt gleich, was es kosten soll. Denn manchmal versuchen Einheimische, unterwegs landwirtschaftliche Erzeugnisse an Pilger zu verkaufen. Nein, kosten tät es nichts. - Nun, wir haben gerade Mittagspause gemacht, aber so eine Einladung kann man nicht ausschlagen. Wir biegen also ab, auf das Haus zu. Ein Bruder des Kleinen springt uns entgegen. An dem Haus begrüßen uns zwei Frauen. Sie geben uns in Frischhaltefolie eingewickelte Pakete mit lecker gefülltem Brot. Wir brauchten uns nicht bedanken, sagen die Frauen, es seien Reste vom Festtag gestern, die ihnen ohnehin schlecht geworden wären, so viel hätten sie davon. Und da haben sie gedacht, das kann man doch lieber vorbeiziehenden Pilgern geben. Eine sehr gute Idee! Wir bedanken uns, haben soeben schon ein Abendessen auf Vorrat erhalten.
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Mildtätigkeit am Wege

1. Abzwei- gung nach Tol Durch Anklicken vergrößern Etwas (14h47, 4.19) weiter kommen wir an ein schön verziertes großes, rotes Santiagokreuz. Hiervon gibt es in der Gegend noch mehr. Ein Schild verweist auf einen Abzweig des Pilgerwegs nach Miudes. Ich bin mir heute noch nicht sicher, ob das - so früh schon! - die erste Abzweigmöglichkeit in Richtung Tol, also den südlicheren asturischen Herbergen, war. Wie dem auch sei, diese seien ja geschlossen, hatten wir erfahren, und überdies wollten wir sowieso über Ribadeo pilgern. Auch die Buddhistin will nach La Caridad weiter.

Wir gehen also nach rechts, wieder mal zur N-634 und auf dieser nach links weiter. Schon nach 100 m ein Linksabzweig, der aber nur einen kurzen Schwenk zur Straße zurück bildet. Sofort wieder ab und diesmal (geradeaus, rechts, links, rechts) etwas länger parallel zur Straße. (15h04, 4.36) Wiesenweg auf die N-634 zu. Diese überqueren, gegenüber einen unscheinbaren Wiesenweg rein, dieser wird zum Feldweg. Vor uns ein Hang, oben liegen Häuser. (Die gehören schon zu La Caridad, was wir noch gar nicht erwarteten.) Wir kommen an ein niedriges Haus, unterhalb des Hanges, links vom Weg. (Rechts liegt eine Villa in einem großen Garten.) Vor dem Haus liegen Bettgestelle und Matratzen. Wir folgen dem Weg rechts am Haus vorbei und sehen ein Zeichen oben auf der Hausmauer. "Das ist die Pilgerherberge!" sagt die Buddhistin. Ich bin ganz überrascht. Deshalb die Bettgestelle und Matratzen. Scheint ja eine schöne Bruchbude zu sein! Aber wenigstens kein Rumsuchen wie sonst oft. (15h12, 4.44)

Refugio und Stadt La Caridad

Wir gehen zurück zur Vordertür, die geschlossen ist. Ein Zettel: Von Javier und Reyes Grüße an uns; sie sind weitergegangen (wir haben sie nicht wiedergesehen). - Um den Schlüssel zu bekommen, soll man eine Telefonnummer anrufen. Wir haben ja kein Mobiltelefon, aber die Buddhistin (praktisch). Ja, wir könnten den Schlüssel holen. - Man folgt dem Betonweg, der den Hang entlang hochgeht. Es ist das erste Haus links, ganz einfach. Die Buddhistin schickt mich los, Arbeitsteilung :-) Ich läute zunächst im ersten Haus rechts, weil ich das nicht richtig verstanden habe. Eine alte Dame schickt mich lächelnd nach gegenüber. Dort öffnet ein junger Mann, holt seine Mutter. Ich bekomme auch gleich die Stempel, dann den Schlüssel. Diesen könnte man anderntags einfach auf dem Fensterbrett links von der Haustür deponieren. Alles sehr nett und freundlich, ich bedanke mich sehr.

Die Herberge hat 24 Plätze in zwei Schlafräumen. Der erste liegt direkt hinter dem Eingang und dient zugleich als Aufenthaltsraum. An der Decke ein selbst gebastelter Lüster mit Pilgermännchen darauf, lustig! Meine Frau und ich beziehen den zweiten Schlafraum, der schlauchartig hinter dem ersten liegt. Dort haben wir nicht nur ein Eckchen für uns, sondern liegen auch an einem kleinen Fenster, das nächtens Frischluft verspricht. Links von beiden Räumen liegen 4 Duschen und 2 Toiletten, alles in nicht sehr gutem Zustand. Die Türen so verzogen, dass sie kaum schließen, geschweige denn abschließbar sind, große verbleibende Ritzen gewähren Einblick. Die Wassertemperatur ist praktisch nicht regulierbar. - Nun, wir sind ja nur zu dritt, da stört das alles wenig. Man kann Wäsche waschen und draußen aufhängen.

Wir haben noch viel Zeit und beschließen, den ca. 2 km entfernten Strand zu besuchen. Also den Betonweg hoch, an dem Haus, wo es den Schlüssel gab, vorbei. Oben erreicht man eine Straße in den Ortskern. Man muss sich die Einmündung gut für den Rückweg merken, denn sie ist als Abzweigung zur Herberge recht unscheinbar (kein Zeichen). Kommt man aus der Stadt und nicht über den Pilgerweg, ist es sicher schwierig, die Herberge zu finden. - In der Stadt Läden und Bares. Auch ein Hostal. Etwas weiter liegt links ein Gemeindezentrum, wo es auch einen Imbiss gibt. Rechts die Kirche. Der Pilgerweg führt die Straße weiter geradeaus, merken wir uns. Zum Strand weist ein Schild nach rechts von der Straße ab. Wir laufen also in diese Richtung und sind bald am Ziel. Die Stadt hat den Strandbereich aufwändig gestaltet. Links liegen zwei Badebuchten, leider Steinstrand. Rechts Toilettenhäuser und eine weitere, wenig einladende Bucht. Dazwischen eine Bar, viele Tische und Stühle. Wir laufen zu einer der Buchten links und treffen auf die Buddhistin, die uns wie alte Bekannte begrüßt. Sie lupft ihr Badeanzugoberteil und weist auf einen Teerflecken, den sie abgekriegt hat. Na, da war für mich kein Gedanke mehr an Baden. - Eine Weile schauten wir dem familiären Treiben zu. Dann wollte meine Frau sich noch etwas umschauen; auch schnitt die Flut unsere Bucht ab. Ich ging oben zur Bar, holte mir ein schönes kühles Bier und ruhte mich an einem der Tische aus. Es war Platz genug, und niemand sagte was, wenn man nichts oder lange nichts verzehrte. Sowas kennt man in Deutschland gar nicht, wo man immer zum Konsum gedrängt wird. Später brachte ich Flasche und Glas an die Theke zurück, wo sich die Bedienung überrascht bedankte. Das Wetter blieb gut, und es waren erholsame Stunden.


Als wir wieder an der Herberge anlangten, fanden wir dort reges Treiben vor. Der vordere Schlafsaal war nun fast besetzt. Wir lernen Javier aus Madrid kennen. Die Buddhistin verarztete übel zugerichtete Füße. Ich bot zaghaft mein Wunderpflaster an, wurde aber nicht gebraucht. Ich konnte auch nicht verständlich machen, dass es was Besonderes war, und die Buddhistin hatte alles fest im Griff. (Der Kamerad von Javier musste später wegen seiner Blasen aufgeben.) Durch Anklicken vergrößern Vor dem Refugio von La Caridad

Ich hatte oben im Ort vergeblich nach einer Möglichkeit gesucht, zu Abend zu essen. (Der Imbiss im Gemeindezentrum war mir entgangen.) So verzehrten wir das gefüllte Brot, das wir unterwegs bekommen hatten. Es schmeckte gut und war reichlich. Zwei weitere Pilger treffen ein, eine Deutsche in mittlerem Alter, Sabine, und ein etwa 45-jähriger Spanier. Sie nannte ihn später zu meinem Amüsement den ALSA-König, womit sie andeutete, dass er mehr Kilometer im Bus als zu Fuß zurücklegte. Tatsächlich hatte er auch nur sehr wenig Gepäck, nicht mal einen Schlafsack und lag meistens schnarchend auf dem Bett. Eine Alkoholfahne ließ auch Rückschlüsse auf sein Hauptnahrungsmittel zu. Sabine hatte sich ihm angeschlossen, weil sie ohne Vorbereitung, ganz spontan von zu Hause aufgebrochen war und keinerlei Informationen über den Pilgerweg hatte. Da war ein spanischer "Führer" natürlich praktisch. Sie war froh, mit uns mal wieder Deutsch sprechen zu können, da ihr Spanisch auch nur rudimentär war. - Dass der ALSA-König wirklich seine Stärken hatte, sahen wir später daran, dass die beiden ein Abendessen im Ort bekommen haben: 200 m die Straße hoch, Pension/Bar Sayane. Außen gibt es keinen Hinweis darauf, dass man da was zu essen bekommt.

Wir sitzen vor dem Refugio und schreiben, als zwei Männer mit einem Kombi vorfahren. Sie laden die Bettgestelle und Matratzen auf. So, so, also kümmert sich doch jemand um die Herberge. Die Betten drinnen waren neu, das war mir schon aufgefallen. - Gleich sieht die Herberge nicht mehr so heruntergekommen aus. (Außer dem kleinen Schild um die Ecke gibt es übrigens sonst keinerlei Kennzeichen.) -

(21h10) Der Fotopilger trifft ein. Der hat's wohl immer mit den Nachtstunden. Er schwankt furchtbar, hat sich dauernd verlaufen. Diesmal nackter Oberkörper, auf dem die Rucksackgurte wie Hosenträger wirken. Selbst die Spanier schmunzeln. Als er hört, dass es Platz genug gibt, strahlt er übers ganze Gesicht. Den Stempel oben im Haus holen? Ist ihm ein Spaß! Bald ist er wieder da. Ich habe hier notiert "Ohne 'vieira' läuft gar nichts", verstehe aber nicht mehr, was ich damit meinte. Eine vieira, eine Jakobsmuschel, baumelt ihm um den Hals. Vielleicht meinte ich, dass er ohne sie für einen Strauchdieb gehalten werden könnte. Aber die schleppen kein Fotostativ mit sich rum ... Seine gute Laune steckt an, und jetzt unterhält er sich auch mit uns, als hätte er alte Freunde wieder getroffen. Alle essen und trinken etwas, die Stimmung ist bestens. Da keine Touristen unter uns sind, geht auch alles früh zu Bett, und die Nacht ist ruhig. - Ich habe La Caridad so in ganz guter Erinnerung, R.W. hatte die Stadt mit einer abfälligen Bemerkung abgetan. Nun, er war im April hier; bei gutem Wetter sieht alles anders aus.


19.08.2003, Dienstag: Von La Caridad nach Tapia de Casariego, 13 km (195 km)

Bis zur Abzweigung des Wanderwegs

Unsere Etappen werden immer kürzer. Heute könnte man wirklich von der Entfernung her gleich nach Ribadeo, aber das ist ja gegen unseren Plan. 8h38 (0.00) ziehen wir los, bei bedecktem Wetter. Zunächst wieder wie gestern den Betonweg hoch, durch den Ort geradeaus, auf der Straße zwischen Bürgerzentrum und Kirche hindurch Richtung Ortsrand. An einem großen Holzhandel verlässt man die Straße und geht geradeaus eine Betonpiste hinunter. (8h53, 0.15) Nach 80 m wird auch die Piste links neben einem Haus verlassen, einen Wiesenpfad, dann Hohlweg hinunter in ein Bachtal. Unten kein Zeichen, aber es geht nach rechts über eine urige kleine Steinbrücke. Dann links den Hang hoch, Links-Rechts-Kurve, bis oben eine Fahrspur erreicht wird, die man sofort halblinks wieder verlässt und auf einem Wiesenpfad in einem langgezogenen Linksbogen weiter nach oben zieht. Man kommt wieder zu Häusern (9h00, 0.22) und geht auf einer Asphaltstraße nach rechts Richtung N-634. Ich ahnte schon wieder einen ähnlichen Schlängelkurs wie gestern um die Schnellstraße herum. So war es auch. - (9h07, 0.29) Kurz vor der N-634 wird man aber nach links geführt, erreicht und überquert die Schnellstraße dann und folgt einer Asphaltstraße immer geradeaus. (9h15, 0.37) An T-Kreuzung rechts. 9h24 (0.46) ist man wieder an der N-634. Vorher passierten wir einige Häuser, und vor einem saß ein frei laufender, knurrender großer Hund. Er blieb aber auf seinem Grundstück (das nicht eingezäunt war). Ortsschild Valdepares (wohl identisch mit San Pelayo). Man überquert die N-634 und kommt zu einer Kapelle. Hier sprachen wir ein Morgengebet.

Tipp: Ich habe hier in Erinnerung (das steht nicht in meinen Notizen), dass wir vor der Kapelle Holzpfähle mit Hinweisen auf einen Wanderweg antrafen. Hier sind Annette und Ute wohl abgebogen, denn im Refugio von Tapia berichteten sie, dass sie die Küste entlang einem wunderschönen Wanderweg gefolgt sind.

(Hinweis von 2013: Wikiloc zeigt, dass sie hier den Wanderweg AS-19 (= E-9) erreichen konnten. Ca. 5 km Umweg.
Hinweis von 2014: In diesem Jahr sind wir selbst dem Weg gefolgt, wunderbar!)

Anderntags sind wir ebenfalls die Fortsetzung dieses Wanderwegs gelaufen, denn die Route ist ungleich schöner als der straßennahe Pilgerweg. Man muss nur genügend viel Zeit haben. - Man könnte das auch schon ab Luarca machen, aber dann verpasst man die Herberge in Piñera und muss zur Übernachtung spätestens in Höhe von La Caridad wieder landeinwärts. Insgesamt aber eine reizvolle Möglichkeit, denn außer den Städten Luarca und Navia gibt es unterwegs nichts Besonderes auf dem Pilgerweg zu sehen. In Tapia de Casariego erreicht man wiederum die Herberge, die direkt am Meer liegt, automatisch, wie wir erleben würden. Ebenso kommt man automatisch an die Brücke nach Ribadeo. - Dieser Weg ist ein großer Fortschritt für das Wandern in Spanien.


Noch eine Verzweigung des Pilgerweges

Wir aber blieben auf dem Pilgerweg, der auf einer Asphaltstraße parallel rechts zur Schnellstraße weiter in den Ort führt. (Also, von der N-634 kommend, in Höhe der Kapelle links abbiegen.) 9h36 (0.58) Kirche erreicht. Links in Richtung N-634. Park mit Brunnen, Telefon. Rechts an der N-634 Bar/Restaurant. - Man überquert die Schnellstraße und läuft ein Asphaltsträßchen ca. 1 km geradeaus bis zu einem kleinen Spielplatz (area recreativa). Dort rechts. (9h54, 1.16) Nach 80 m links auf zwei Gehöfte zu. Aussicht auf das Küstengebirge links. Die Gehöfte umgeht man links-rechts, wobei zahlreiche Kläffer hinter dem Zaun toben. Ein schöner Hohlweg führt wieder zur N-634, die hier auf einer langen Brücke über den Río Porcía geht.
Zwei ungleiche Häuser Durch Anklicken vergrößern Man folgt der alten Straße, indem man zunächst vor der Brücke die N-634 überquert. (Gegenüber liegen zwei Häuser wie Zwillinge, eins renoviert, das andere nicht, ein hübscher Kontrast.) Es geht noch vor den Häusern links runter. Hohlweg mit Mauer links. Vor einem ahnt man den Fluss. Der Weg geht nun wieder in einem langen Rechtsbogen etwas hoch. Rechts taucht eine Mauer auf, dann eine Kapelle. (10h14, 1.36) Man erreicht eine Straße, die links über die alte Brücke in den Ort Porcía führt. Nach 100 m hinter der Brücke geht es rechts eine Betonpiste hoch.

(10h29, 1.51) 800 m weiter ist man wieder an der N-634. Hier liegt ein kleiner Bau, der wie ein Refugio aussieht. Tatsächlich oben ein Schildchen "Albergue". Das ist eine böse Falle. Denn auf der anderen Seite des Gebäudes ist ein Muschelstein, der geradeaus über die Straße hinweg zeigt. (Voraus sieht man weit ins Land hinein nach Süden.) Da dieser Bau evtl. ein Pfarrheim war (drinnen Tische und Stühle), aber nicht zum Übernachten, konnte er keine Herberge sein. Ich folgerte also (richtig), dass das Schildchen aus bemaltem Ton der Rest eines herausgehauenen Muschelsteines war, der ehemals nach rechts gezeigt hatte, zur "Albergue" von Tapia de Casariego. Aber sicher war ich mir nicht. Jedenfalls ging hier ein weiterer Abzweig des Pilgerwegs nach Süden auf Tol zu.

Zur Herberge von Tapia de Casariego

Wir bogen also zögernd rechts ab und liefen parallel zur N-634, rechts von ihr, weiter. Kurz darauf trafen wir einen alten Bauern und fragten nach der Herberge. Er sagte nur: "Immer weiter geradeaus." Na gut. Man erreicht eine Kirche und geht rechts-links leicht versetzt weiter. (10h42, 2.04) Nieselregen setzte ein. Wir erreichen das Dorf Salave. Man überquert die Straße und umrundet einen Kinderspielplatz nach rechts. Kleine Asphaltstraße, etwa in Richtung Küste. (10h50, 2.12) Aufgepasst, jetzt kommt ein völlig unnötiger Linksschwenk: Nach 200 m geht der Pilgerweg an einem Bauernhof links ab. Dort nicht dem Zeichen folgen, sondern geradeaus auf der kleinen Asphaltstraße weiterlaufen. Nach gut 600 m kommt nämlich der Pilgerweg wieder von links auf sie.

Was soll dieser Unsinn? - Wir gingen nämlich links ab (obwohl ich von der Richtung schon schwor, dass geradeaus doch wunderbar passte), kamen an die N-634 und liefen dort nach rechts, neben ihr auf einer Piste her, die etwas später in einem Rechtsbogen die Schnellstraße verlässt, um wenige 100 m später wieder auf die kleine Asphaltstraße zu stoßen. Zurück, in der Ferne, lag klar der Bauernhof, wo wir links abgebogen waren. Die einzige Erklärung für diesen Umweg ist, dass das Stück Straße von dem Bauernhof bis zur Wiedervereinung der beiden Routen neu war, also zur Zeit der Auszeichnung des Pilgerweges noch nicht bestand.

Der Asphaltstraße geradeaus bis zur N-634 folgen. 11h15 (2.37) kamen wir dort an und ließen uns regengeschützt in einer überdachten Bushaltestelle zu einer Trinkpause nieder. 11h25 (2.27) weiter. Gleich wieder rechts eine kleine Asphaltstraße rein, immer geradeaus auf den Kirchturm von Tapia zu. 11h53 (2.55) erreichten wir die Küste bei einem Rastplatz. (Hier müsste auch der Küstenwanderweg von rechts hinzustoßen.) Unten auf dem Kies Teersammler in weißen und grünen Schutzanzügen. Ansonsten ein sehr malerisches Bild der zerrissenen Steilküste. - Der Regen hat aufgehört.


Dann liegt Tapia de Casariego vor uns. Ich weiß nur, dass die Herberge im Stadtteil Represas liegt. Da R.W. über Tol gegangen ist, ist in seinen Aufzeichnungen über diesen Wegabschnitt nichts enthalten. Ein Info-Schild, das anzeigt, wo wir sind. Ja, gibt's denn das? Im Stadtteil Represas! Also, her mit dem Refugio! Und keine 150 m weiter, direkt am Steilabhang, liegt ein kleines gelbes Haus, das unsere erfahrenen Augen gleich als die Herberge erkennen. Sie ist es. Neu und sehr gut eingerichtet, alles sauber. Unten links im Aufenthaltsraum einige Betten, die meisten aber oben auf einer Art Galerie, richtig moderne Architektur. Toiletten und Duschen: alles vom Feinsten. 12h02 (3.04) sind wir da.
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Refugio in Tapia de Casariego

Das Refugio in Tapia de Casariego

Doch zunächst ein unfreundlicher Empfang. Wir treten ein, links auf den Betten liegen Rucksäcke. Ein Frau kommt uns vorwurfsvoll entgegen, schimpft. Ich verstehe den Grund nicht. Sie sagt was von "Betten schon belegt" und "wäre ihr doch egal", "müssten wir mal selbst sehen" ... Was sollte das? War etwa schon alles besetzt? Dann gibt sie uns doch einen Schlüssel, hört mit dem Schimpfen auf, da wir ja nicht die Übeltäter sein können. Wir sollten die Tür abschließen und niemanden hereinlassen. Weitere Pilger müssten sich erst bei ihr anmelden, ihre Telefonnummer hängt draußen vor der Tür. (Spanier gehen natürlich davon aus, dass alle ein Mobiltelefon dabei haben.) - Ich wiesele nach oben: Sämtliche Betten frei. (Insgesamt hat die Herberge etwa 30.) Was bin ich erleichtert! Der Ärger der Hospitalera erklärt sich so: Unsere Vorgänger haben morgens einfach alles offen gelassen und sind gegangen. Die nächsten, die heute kamen (es waren Sabine und der ALSA-König), haben die Betten bezogen, ohne sie anzurufen. (Da alles frei zugänglich war und der Schlüssel noch rumlag oder in der Tür steckte, haben sie sicher keinen Grund gesehen, das zu tun.) So reime ich mir alles zusammen. - Wir versprechen, die Regeln zu beachten und schließen hinter der Hospitalera ab.

Im Pilgerbuch des Refugios grüßen uns Ute und Annette und berichten, wie schon erwähnt, dass sie den Küstenweg gegangen sind. Ich merke mir das.

Die Stadt Tapia de Casariego

Nach dem Duschen und Wäschewaschen gehen wir in die Stadt, schließen natürlich sorgfältig die Tür ab. Wir gehen einfach die Calle San Martin, in der die Herberge liegt, geradeaus und erreichen die Av. de Galicia.
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Im Mesón El Puerto
Hier geht es rechts zum Mesón Restaurante El Puerto, wo wir später ein herrliches Menü einnehmen. Aber zunächst die Straße überqueren und zum Rathausplatz. Etwas weiter liegt die Stadtkirche und davor die Plaza de la Constitución. Dort am Info-Pavillon hole ich mir einen Stadtplan und weitere Informationen. Nach einer Kurzbeschreibung der Restaurants tippe ich auf das o.e. El Puerto, das gutbürgerliche Küche bietet. Wir gehen gleich dorthin. Viele Autos davor zeugen schon von seiner Beliebtheit. Es ist eines dieser einfachen Restaurants, in denen massenhaft Menüs serviert werden, schnell und freundlich, und billig. Nicht für Gourmets, aber sehr gut für Pilger. Preis (an Alltagen) 7,20 EUR. Wir schauen auf die Nachbartische (an denen Einheimische und keine Touristen sitzen). Dann bestelle ich als ersten Gang eine Suppe mit Kartoffeln und sagenhaft dicken Fleischbrocken. Es gibt eine ganze Terrine. Nebenan schaufeln sich Arbeiter im Blaumann freudig brummend diese Riesenportionen in den Mund. Ich habe lange keine ordentliche Fleischmahlzeit mehr gehabt und tue es ihnen nach. Da kommen Sabine und der ALSA-König. Als sie sehen, was wir essen, wissen sie, dass sie hier richtig sind. Bald hauen sie ebenso rein. - Es gab natürlich noch einen zweiten Gang sowie einen Nachtisch. Ich war danach wirklich pumpsatt, und es hatte herrlich geschmeckt.

Wir laufen später noch zum Meer und sehen, dass Tapia nicht nur weit ins Meer ragt, sondern auf der Westseite eine Reihe von unglaublich schönen Sandstränden hat. Dort lassen wir uns es nochmal wohl sein. Wir finden auch die Straße in Richtung Ribadeo, wo der Pilgerweg weiterführt, aber auch der Küstenwanderweg. Am größten Stadtstrand erkennen wir die Toilettenaufsicht wieder: es ist die Hospitalera (hm, ein wenig weit, wenn man hier den Schlüssel holen muss). Wir winken ihr zu, und sie erkennt uns und winkt lebhaft zurück. Der Tag reicht leider nicht, um die ganze Küste vor der Stadt zu erkunden, denn auf einmal setzt heftiger Regen ein. Wir flüchten in die Herberge zurück. Dort sind inzwischen einige weitere Pilger eingetroffen. Der ALSA-König liegt unten auf dem Bett und schnarcht wie üblich. Sabine ist zu uns oben hochgezogen. - Als das Wetter sich wieder bessert, sitzen wir abends hinter der Herberge und schauen auf die Küste und das Meer direkt vor uns. Javier (aus Madrid) lässt sich neben mir nieder und möchte mit mir über den Pilgerweg philosophieren. Wir trinken Bier und Wein, aber die Kommunikation wird sehr einseitig. Wie schmerzlich empfinde ich wieder die Sprachbarriere! - Meine Frau und Sabine sitzen links von uns und führen ihr eigenes Gespräch.

Tapia de Casariego hat uns ausnehmend gut gefallen. Cudillero und Luarca wären schöne Städte, aber Tapia hat diese großen Sandstrände direkt vor der Tür. Es ist alles überschaulich und anheimelnd, nicht so überlaufen wie Gijón und Avilés. Wenn wir einmal Urlaub an der Nordküste machen wollten, wäre Tapia de Casariego ein heißer Kandidat.


20.08.2003, Mittwoch: Von Tapia de Casariego nach Ribadeo, 13 km (208 km)

Bis zur Abzweigung des Wanderwegs

8.21 (0.00) verlassen wir die Herberge als Letzte. Wir sind noch nicht 300 m die Straße hoch, da kommt uns der Fotopilger entgegen. Recht zerzaust, aber gut drauf wie immer. Er habe die Nacht irgendwo im Freien verbracht, brauche nun dringend Schlaf. Ich habe den Refugioschlüssel in der Tasche, bringe es nicht übers Herz, ihm das zu verschweigen. Also gebe ich ihm den Schlüssel; sonst kommt er nicht sofort rein. In der Stadt rufe ich aber die Hospitalera an und berichte das. Sie schimpft nicht, sondern sagt "Vale" (in Ordnung).

Wir haben uns vorgenommen, heute Morgen die ganze Küste vor der Stadt entlangzugehen. Also erst nach rechts und dann in einem großen Linksbogen weiter, oberhalb des Leuchtturms vorbei, zum Hafen über eine kleine Brücke, jenseits des Hafens wieder hoch und dann zu den Stadtstränden von Ost nach West. Das Wetter ist gut, alles liegt in freundlichem Sonnenschein, aber es ist sehr frisch, und ein kühler Wind weht. - Am Ende des letzten großen Strandes erreicht man die übliche Flussmündung. Hier kommt die Av. General Primo de Rivera von der Stadtkirche her und geht in Richtung Ribadeo weiter. Ein großes Informationsschild zeigt den Küstenweg AS-19/E-9. Diesen wollen wir heute gehen, und nicht den Pilgerweg, denn das Geschlängel um die N-634 haben wir satt und möchten an diesem Tag noch einmal richtig Abschied vom Meer nehmen.

Wir haben uns nämlich entschlossen, von Ribadeo aus dem Pilgerweg nach Südwesten zu folgen, also nicht weiter am Meer entlang und erst bei Foz nach Süden, wie ich geplant hatte. Dafür gab es drei Gründe: 1. Das nicht so tolle Wetter. 2. Die teerverseuchte Küste. (Das war mein Hauptgrund.) 3. weil wir dann auch den Pilgerweg bis Lourenzá erleben und dokumentieren konnten.


Ab Ortsausgang von Tapia de Casariego laufen Pilger- und Wanderweg zusammen links vom Fluss landeinwärts, bis es hinter der Flussbrücke, an einer Bar rechts abgeht. (9h29, 1.08) Dann kommt ein langer Rechtsbogen, in dem der Pilgerweg links abbiegt. Der Wanderweg läuft aber weiter und geht am andern Ufer ein ganzes Stück am Fluss zurück; oben sieht man rechts die Straße, die man gekommen ist.

Tipp: Wer ebenfalls den Küstenweg (senda costera) - nicht den Pilgerweg! - gehen will, kann hier erheblich abkürzen. Schon vor der Flussbrücke von der Straße einen Pfad die Ría hinunter. Unten geht eine kleine Holzbrücke über den Fluss. Gegenüber liegt ein Sportplatz, an dem man die kleine Straße und damit den Wanderweg wieder erreichen kann.

Durch Anklicken vergrößern Hinweisschild auf den Küstenweg

An der Küste entlang zur Ría des Flusses Eo

Kurz hinter dem Sportplatz biegt der Weg links herum das Ufer hinauf, an Häusern vorbei in Richtung Campingplatz. Man bleibt immer auf dem Wanderweg, der gut ausgezeichnet ist. Später (10h26, 2.05) Abstecher zum Castro del Campón, womit man auch den Wanderweg vorübergehend verlässt. Es ist nichts Spektakuläres, nur ein alter doppelter Ringwall an der Küste. Man muss auch nicht zurück, sondern kann links an der Abbruchkante entlanglaufen, um den Blick zu genießen. Dann landeinwärts rechts um ein Maisfeld herum auf einen Feldweg, der (10h50, 2.29) in eine Asphaltstraße mündet. Sie ist zugleich wieder der Küstenweg, der nach rechts weitergeht. 11h13 (2.42) Milchtrinkpause am Ortsrand von A Panela. Hier kommt der Pilgerweg hinzu. Es geht mit dem Wanderweg zusammen (im Vergleich zur vorigen Richtung) rechts auf der Asphaltstraße weiter. Wenn der Wanderweg das nächste Mal (11h35, 3.04) rechts abzweigt, auf der Straße bleiben. Es ist nur ein Rechtsschwenk, der nicht lohnt. (11h40, 3.09) Ortsschild Sta. Gadía. Wo die Straße einen scharfen Linksknick macht, kann man rechts einen Abstecher zur Playa de Ribeirin machen. Nur wenige Leute. Man hat weite Strandteile für sich, aber leider auch hier Teerbröckchen. Dort machten wir im Sonnenschein große Pause von 12h00 - 13h00.
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Playa de Peñarronda
Zum Straßenknick zurück, die Straße weiter. 13h09 (3.28) Playa de Peñarronda. Von einer Kapelle aus kann man auf sie herabblicken. Unten viele Badelustige, nicht so einsam wie an der Playa de Ribeirin. Jenseits der Bucht oberhalb der Playa rechts hoch. 13h49 (4.08) Große Freizeitanlage mit Toiletten. 50 m weiter scharf rechts an einem Flugplatz vorbei, anstatt der Straße weiter zu folgen. Man geht so (gemäß dem Verlauf des Wanderweges) einen sehr großen Umweg zur Brücke nach Ribadeo, aber der lohnt sich auch. Am Ende kommt noch ein schmales Stück, schon am Rand der Ría von Ribadeo, das man bis zu einem kleinen Leuchtfeuer ganz am Ende der Ría gehen kann. Dort nahmen wir 14h41 (5.00) Abschied vom Meer. Von dort geht es am Ufer der Ría des Flusses Eo entlang nach Süden auf die große Brücke zu. 15h00 (5.19) waren wir oberhalb der Playa de Arnaz auf einer Asphaltstraße, die auf die Brücke zuläuft.

15h07 (5.26) Brücke der N-634 erreicht. Direkt vor ihr, oha: ein Oficina de Turismo. Konnten wir hier vielleicht schon einen Stadtplan von Ribadeo bekommen? - Nun, noch waren wir ja in Asturien, und mein Verdacht war richtig: Hier gab's natürlich nur Informationen über die vor der Brücke südlich gelegenen Städte Figueras und Castropol. Ich kenne doch die provinzegozentrischen Spanier! - Mitten auf der Brücke - ein äußerst modernes Bauwerk und fußgängergeeignet - ein toller Blick in alle Richtungen. Lebe wohl, Asturien! An deinen Pilgerwegen musst du noch arbeiten. Aber trotzdem, danke für alles!

Die Herberge von Ribadeo

Wir hatten keine Ahnung, dass wir die Herberge von Ribadeo eigentlich seit vielen Kilometern schon sehen konnten, so lange, wie man das gegenüberliegende Ende der großen Brücke sieht. Sie liegt nämlich fast darunter, etwas nach Norden, etwa da, wo man am andern Ufer die musealen Reste einer alten Brücke sieht. Das fanden wir mit etwas Mühe heraus.

Zunächst entdeckten wir hinter der Brücke gleich links eine Muschel. Links lag auch die Stadt, die man ja von der Brücke aus schon gut sehen kann. Also: links den schmalen Weg hinunter! Aber: Die Muschel zeigte "verkehrt herum", d.h. mit ihrer Basis nach rechts statt nach links. Ich dachte schulterzuckend: "Naja, ist eben so ein Fall, wie er schon mal vorkommt, dass die Muschel falsch eingesetzt ist." Wäre der schmale Weg nämlich nicht richtig, hätte hier ja gar kein Muschelstein stehen müssen. - Wir steigen also 15h28 (5.47) parallel zur Brücke zum Ufer hinunter. Unten quert die Flusspromenade, und eine Muschel zeigt mit ihrer Basis nach rechts. Na also, ab in die Stadt! - Meine Frau hält mich zurück. Sie glaubt, dass es links zum Refugio geht. Aus der Stadt heraus? Unter der Brücke hindurch? Also, sie hat manchmal schon seltsame Ideen! - Eine hilfreiche Spanierin mischt sich ein: "Zur Herberge? Nach links!" - Ich glaube, ich spinne. Ein wenig später fällt der Groschen:


Achtung: In Galicien zeigen die Muscheln mit ihren Strahlen die Richtung an (nicht mit der Basis wie in Asturien und anderswo). (Die spinnen, die Galicier!)
Ca. 200 m, nachdem man die Brücke unterquert hat, liegt rechts ein auffälliges Gebäude am Ufer, mit einem Dach, das man wie einen Landungssteg betreten kann. Zweifel gibt's nicht: ein großes Schild mit Pilger-Mickymaus sagt: Albergue de peregrinos. 15h35 (5.52) sind wir also angekommen.
Vor der Herberge liegt ein Mann auf dem Rasen und döst. Ich denke, es ist der ALSA-Pilger, und winke ihm freundlich zu. Dann sind wir, husch, im Refugio und wollen Betten belegen. Die Herberge ist klein, nur 12 Betten. Von einem Vorraum aus gelangt man in eine schlauchartige Küche. - Überall lagen Berge von Abfällen, der reinste Saustall. - Dahinter, ebenso schlauchartig, der (einzige) Schlafsaal. Einige wenige Betten sind belegt. Wir wollen gerade unsere Rucksäcke absetzen, als eine strenge Stimme sagt: "Verlassen Sie sofort das Gebäude. Sie müssen sich erst bei der Polizei melden." - Es ist der Mann, den ich draußen gesehen habe. Als wir verblüfft gucken, fragt er, woher wir kommen und schaltet dann auf Deutsch um. Einer der ganz wenigen Spanier mit Deutschkenntnissen, die ich getroffen habe. Nun, er ist in Deutschland verheiratet, wie sich etwas später herausstellt. Ich nenne ihn mal Felipe (Name geändert). Also, etwas belämmert wieder aus der Herberge raus.
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Refugio in Ribadeo

Draußen klebt tatsächlich (neben vielen anderen Sachen) ein Zettel an der Tür, dass man die Herberge nicht betreten darf, ohne vorher die Polizei benachrichtigt zu haben (Tel. 659 942 158). Sie beaufsichtigt die Herberge und hat den Schlüssel.
Nun, den hatte Felipe ja auch schon. Er staunt, als wir erst eine Telefonzelle suchen wollen. Haben wir etwa kein ...? Nein, haben wir nicht. Da ruft er sofort selbst mit seinem Mobiltelefon an. Ich kann das Gespräch verstehen. Ja, wir hätten Pilgerausweise (die wir ihm ja gleich unter die Nase gehalten haben). Dann: die Polizei käme gleich. Tut sie auch, eine stämmige, aber freundliche Polizistin vorneweg. Ruckzuck, haben wir Stempel und dürfen die Betten belegen. Dann überrascht sie uns sehr, denn ihr Kollege und sie sammeln doch glatt die Müllsäcke ein und verladen sie auf den Polizeiwagen. Donnerwetter! Dass sie sich dafür nicht zu gut sind, beeindruckt uns. (Wir hätten auch selbst die Müllsäcke fortschaffen können, was wir ja auch anderswo schon gemacht haben. Container standen an der Straße. - Faules Pilgervolk, unsere Vorgänger!)

War die Strenge, aber auch der Einsatz hier ein Zeichen dafür, dass es in Galicien anders zugeht als in den übrigen Provinzen? Nun, in etwa schon. Der Pilgerweg war nämlich ab jetzt gut ausgezeichnet, und mit den Wegen durch Dornen und Gestrüpp war es vorbei. Auch erhielt man viele nützliche Informationen in den Herbergen. Nur innerhalb der größeren Städte haperte es noch mit der Auszeichnung des Pilgerweges.

In Ribadeo

Nach den üblichen Ritualen erkunden wir bei gutem Wetter die Stadt. Am besten geht man nach Süden die Ría entlang, oberhalb des Sporthafens, bis man an eine Kreuzung kommt, an der sich die Straße sternförmig verzweigt. (Hier stand immer ein Polizeiwagen.) Dort schräg rechts versetzt hoch in die Stadt, entlang der Av. de L. Calvo Sotelo, aber leider gibt's erst kein Straßenschild. Westlich, parallel verläuft die Hauptstraße Av. de Rosalia de Castro. Dort gibt es die nächstgelegenen Supermärkte. In der L. Calvo Sotelo machten wir mehrere vielversprechende kleine Restaurants aus. Ich frage in einem: 21 Uhr soll es was zu essen geben.
Felipe, Sabine, Hedwig Durch Anklicken vergrößern Am Ende der Straße erreicht man die querende Villafranca del Bierzo (aber Vorsicht: die heißt abschnittsweise auch anders) und kommt auf ihr links zur Plaza de España und dem Rathaus, dessen rote Kuppeln die Stadt überragen. In der Oficina de Turismo ein selten dämliches Weib, das absolut nichts hatte, nicht einmal einen Stadtplan. Auch Felipe, der mit Sabine dazukam, richtete nichts aus. (Irgendwoher, evtl. aus der Herberge, habe ich wenigstens noch eine Übersicht über die Stadt bekommen, aber mit nur wenigen Straßennamen.)

Einsatz des Wunderpflasters

Zur Herberge zurück. Dort waren wie üblich viele weitere Pilger eingetroffen. Der ALSA-König lag schnarchend auf einem Bett. Auch ein merkwürdiges Subjekt, das garantiert kein Pilger war, schlich herum. Felipe erklärte, dass in den Herbergen vor einem diebischen Australier gewarnt würde. Deshalb seine heftige Reaktion auf uns.
Zwei junge Pilger, Marta und Alejandro, doktern an ihren Füßen herum. Besonders Alejandro hat's schlimm erwischt. Ich kann's nicht mit ansehen, biete nachdrücklich mein "Wunderpflaster" an. Sie akzeptieren. Jetzt habe ich das Kommando. Weg mit den unnützen Compeed-Streifen, die schon übereinander geklebt, aber doch verrutscht sind. Eine Blase schaut darunter hervor. Marta sticht Alejandro mit einer abgeflämmten Nadel in die Blasen und drückt sie aus. Er nimmt's sehr tapfer hin. Dann klebe ich großflächig mein Wunderpflaster (Elastoplast) darauf. Sie können gar nicht glauben, dass das tagelang helfen soll und auch nicht beim Duschen abgeht. Ich prophezeie dem jungen Mann, dass er morgen wieder laufen kann, als sei nichts gewesen. Ohne Schmerzen. Sie glauben es nicht, hoffen es aber.
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Blasen versorgen ...

Die Umgebung der Herberge

Wir besichtigen noch die weitere Umgebung riaabwärts. Da ist viel zu sehen. Es gibt zwei winzige Strände, zu denen Treppen hinunterführen. Von einer Eisenbahnbrücke ist ein Torso stehen geblieben, den man jetzt als Aussichtsplattform benutzen kann. Noch etwas weiter eine kleine Festung, innen eine Gemäldeausstellung. Zum Schluss setzen wir uns auf eine Bank und essen Früchte und Brote.

Gegen 20h30 wieder in die Stadt zu dem ausgemachten Restaurant. Dort riss der Wirt die Augen auf: Wir wollten schon was zu essen haben? Nicht vor 21h45, sie wären knapp an Bediensteten. - Das kam nicht in Frage, viel zu spät. Also im Galopp zur Av. de Rosalia de Castro zurück und gerade vor Geschäftsschluss noch was zum Abendessen eingekauft. Auf dem Rückweg regnet es heftig. - In der Herberge gibt's dann eine Suppe und ein Fertiggericht. Meine Frau hat Mühe, bei der vielen Konkurrenz der Kochenden einen Topf und eine freie Herdplatte zu erwischen. Aber es geht. - Der "Schleicher" schleicht weiter herum, sagt keinen Ton, guckt nur überall. Was will der? Felipe und ein paar andere sprechen ihn an. Ob er Hunger hat? Ob er ein Bett will? (Es ist jetzt nahezu alles belegt.) Nein, will er alles nicht. - Nachts liegt er doch in einem Bett, weil ein Radfahrer lieber bei seinem Fahrrad im Vorraum schläft. So sehr müssen die Radfahrer in Spanien befürchten, dass man ihnen ihr Stahlross klaut! (Die Radfahrpilger nahmen auch anderenorts die Räder möglichst mit in die Herbergen, war mir schon aufgefallen.)

Pilgergarn

Abends sitzen wir zu viert (Felipe, Sabine, meine Frau und ich) vor der Herberge auf dem Rasen, klönen auf Deutsch und sprechen reichlich dem Rotwein zu. Felipe ist ein Veteran des Pilgerweges, trotz seines Alters (älter als wir) praktisch dauernd unterwegs. Sein Gepäck zieht er auf einem kleinen zweirädrigen Karren hinter sich her. Muss bei manchen schmalen Fußpfaden und in matschigem Gelände sehr mühsam sein.

Pilgertratsch: Hinter uns kommt eine Gruppe von 40-45 Pilgern aus Kantabrien. Sie laufen demonstrativ den Pilgerweg, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass viele Wege in Kantabrien und Asturien in unmöglichem Zustand sind. Können wir nur unterstreichen. Wir hatten von ihnen schon Tage vorher gehört (in Almuña?) und auch in einer Zeitung gelesen, dass sie vom Bischof von Oviedo empfangen worden sind. Sie waren zuerst etwa 5 Tage hinter uns, holen inzwischen aber wegen unserer kurzen Etappen langsam auf. Mit Felipe sprechen wir erstmalig mit jemanden, der die Gruppe schon kennen gelernt hat. Er ist ihnen davongelaufen, denn parallel zu ihnen muss man immer befürchten, Schwierigkeiten mit der Übernachtung zu haben. Zurzeit sind sie noch 2 Tage hinter uns. Ich kann mir ausrechnen, dass sie uns einholen werden. Wir haben mit Lourenzá - Mondoñedo noch einmal eine Kurzetappe, wo sie 1 Tag näherrücken werden, und da für diese Gruppe eine Übernachtung in Miraz nicht in Betracht kommt (das Pfarrhaus ist zu klein), werden sie voraussichtlich eine Doppeletappe bis Sobrado dos Monxes laufen und uns damit einholen. - Na, aber an dem Tag haben wir einen gehörigen Vorsprung und sollten wesentlich eher da sein ...

Felipe hört, welche kurzen Etappen wir die letzten Tage gelaufen sind, und unterschätzt uns deshalb total. Nein, die nächste Etappe nach Lourenzá schafften wir "10-km-Pilger" niemals. Es seien über 40 Kilometer, aber (er zwinkert vertraulich) er kenne eine Schule, 25 km entfernt, wo wir uns bei der Betreuerin, seiner Bekannten, melden sollten. Mit einem schönen Gruß von ihm könnten wir da auf gut halber Strecke unterkommen. Meinen zaghaften Einwand, dass nach den Angaben auf dem Schwarzen Brett des Refugios Lourenzá nur 28 km entfernt sei, wischt er beiseite. (Auch 28 km traut er uns nicht zu, will uns davor bewahren, unterwegs zusammenzubrechen.) Gut, es könnte sein, dass die offiziellen Kilometerangaben mal wieder zu niedrig angesetzt sind. Trotzdem, meine Frau und ich schauen uns in wortlosem Einverständnis an: Das Thema fallen lassen, aber wir gehen morgen nach Lourenzá. Felipe weiß ja nicht, was für Mammutetappen wir schon gelaufen sind, und zurzeit sind wir ausgeruht, bei bester Gesundheit und vollen Kräften. Nur, wie schwierig das Gelände sein wird, das wissen wir nicht, und unser Kartenmaterial ist sehr dürftig. (R.W. ist ja, wie gesagt, diesen Abschnitt nicht gegangen, sondern hat den Abzweig vor Ribadeo benutzt.) In der Herberge hängt die Route durch die Stadt aus, und ich zeichne sie mir in meinen Übersichtsplan. So werden wir den Weg wohl anderntags finden.


21.08.2003, Donnerstag: Von Ribadeo nach Lourenzá (Vilanova), 28 km (236 km)

Der Weg aus der Stadt

Morgens sitzen wir mit Felipe beim Frühstück. Sabine haben wir nicht wach bekommen, sie hat gestern Abend zu viel Rotwein erwischt und Kopfschmerzen. Das kenne ich, aber uns geht es gut. (Da sie aus Zeitmangel mit dem Bus weiterwill, sind wir ihr nicht mehr begegnet.) Da kommen ein Mann, Anfang 40, und eine jüngere Frau herein und schauen die Informationen der Herberge durch, wie die Route heute nach Lourenzá verläuft. Der immer etwas misstrauische (oder auch nur neugierige) Felipe fragt sie, wo sie herkommen. (Pilger, die frühmorgens in der Herberge auftauchen!) Der Mann sagt dann schnell, sie hätten draußen übernachtet. Felipe und ich schauen uns an: Das war offensichtlich gelogen! Die beiden sind wie aus dem Ei gepellt, und nach einer Nacht draußen ist man verknittert und zerstrubbelt, bevor man in der Herberge geduscht hat. Sie verabschieden sich dann auch hastig und ziehen ab, ohne die Einrichtungen der Herberge zu benutzen. Warum haben sie nicht einfach gesagt, dass sie in einem Privatquartier waren? Das ist doch nicht ehrenrührig. Selbst zu den strengen inoffiziellen "Pilgerregeln" gehört kein Zwang, im Refugio zu übernachten.

8h05 (0.00) los, zuerst den schon beschriebenen Weg in die Innenstadt. Also, am Hafen entlang, an der Kapelle vorbei (Morgengebet), dann an der Kreuzung wie gestern die Av. de L. Calvo Sotelo halbrechts hoch. Aber an der großen Querstraße diesmal nicht links in Richtung Rathaus, sondern eine Kreuzung weit nach rechts, wo rechts auch die Av. de Rosalia de Castro rauskommt. An dieser Kreuzung links in die Ramón González. Immer geradeaus (Rua da Pega) bis zur T-Kreuzung. Dort rechts in die Rua San Lazar, die auf meiner Übersichtskarte mit Diputación beschriftet ist. Etwas merkwürdig. Nach 100 m links eine Kapelle. Kurz darauf der erste gelbe Pfeil geradeaus. (8h32, 0.27) Nach weiteren 50 m Pfeil und Muschelstein (ca. 194 km bis Santiago) links ab.


Ab jetzt geben die Muschelsteine häufig - aber nicht immer - die Restentfernung bis Santiago an. Das erlaubt eine bessere Bestimmung der Entfernungen. Leider fehlen die Angaben in den Städten, und manchmal haben Souvenirjäger das Schildchen geklaut. Die Angaben scheinen vertrauenswürdig zu sein, denn Rainer erzählt, er habe auf seinem Weg einen Vermessungstrupp getroffen, der mit modernen Instrumenten exakt den Pilgerweg ausmaß. Daher also die Angaben auf den Meter genau. Zu den Zeitangaben füge ich ab jetzt häufig die notierte Restentfernung in km hinzu. Realistische Entfernungsangaben gibt es außerdem z.B. hier im Netz

Begegnung mit einer Wandergruppe

Hinter einer namenlosen Ortschaft geht es lange steil durch den Wald hoch (gelegentliche schöne Blicke zurück), bis man die Landstraße nach Süden erreicht. Ihr folgt man nach links. (9h04, 0.59) Brunnen. (9h21, 1.16, 190,6) Río de Ramos (9h34, 1.29) Brunnen mit Sitzbank an der Landstraße. (9h44, 1.39) Rechts eine Häusergruppe mit Kapelle. Der Pilgerweg macht einen unnützen Rechtsschwenk durch den Ort. Kann man sich sparen und auf der Straße bleiben. (9h55, 1.50, 188,2) 200 m weiter eine große Bar ("comidas típicas"). Eine Wandergruppe verlässt die Bar gerade und läuft auf dem Pilgerweg vor uns weiter, etwas schneller als wir, haben auch nur Tagesgepäck. (10h14, 2.19) Ortsschild Vilar. Am Ortsende recht unvermutet rechts ab. Am Waldrand (100 m) gleich wieder links. (Hier stand eines der wenigen Steinmännchen, die wir sahen; sonst nämlich kein Zeichen.) (10h34, 2.39, 185,6) Milchpause bis 10h44. Die Landschaft ist an diesem Tag herrlich, die Wege sehr gut zu laufen. Wir genießen alles in vollen Zügen. Wenig Hundeblaffen, die Pfefferspritze wird nicht gebraucht. Aber nun liegt vor uns ein sehr tiefes Tal, eingebettet ins steile Höhen. Mann kann erraten, wie es weitergeht, nicht wahr?

Ein etwas peinliches Wiedersehen, aber nicht für uns!

Tatsächlich geht es sehr steil nach unten, wobei eine Landstraße geschnitten wird. (11h08, 2.53) Ortsschild A Ponte. Wir passieren die Kirche, wäre ein schöner Rastplatz. Tatsächlich sitzt dort die Wandergruppe und - meine Frau stößt mich an - den kennen wir doch! Das ist doch der Mann von heute morgen! - Er sieht, dass wir ihn erkennen und ist peinlich berührt. In Wirklichkeit ist er also ein Führer einer kleinen Pilgergruppe, die mit Tagesgepäck unterwegs ist, also irgendwo ein Begleitfahrzeug hat. Letzteres und nicht die Übernachtung in der Bar ist es, warum er gelogen hat. - Es ist schon interessant, wie tief die inoffiziellen Regeln verinnerlicht sind. Denn eigentlich, was geht es uns an? (Wir sind ja selbst 1998 so als Gruppe unterwegs gewesen.) - Die anderen - meist Frauen - in seiner Begleitung stört jedenfalls nichts, sie grüßen uns und wir zurück.

Ein happiges Auf und Ab

(11h22, 3.07, 183,2) Ein Stück hinter der Kirche geht es von der Dorfstraße rechts ab und dann steil hoch, so steil und so lange, dass mir wirklich die Puste ausgeht. Auf halber Höhe macht meine Frau umständlich ein Foto. Inzwischen taucht die Gruppe auf und zieht an uns vorbei. - Im Übrigen bleiben Landschaft und Weg einmalig schön, auch das Wetter spielt mit. Wir überholen die Gruppe wieder, die Rast macht. Viel schneller sind sie nicht als wir. (12h33, 4.18, 178,3) Beim Abstieg ins jenseitige breite Tal eine leere Dorfschule. Vilarmartín Pequeño. Ist es die, die Felipe empfohlen hat? Wohl nicht. (13h00, 4.45) Wir haben die gegenüberliegende Höhe auf einem Asphaltsträßchen erklommen, es war nicht ganz so steil wie hinter A Ponte. Nun überholt uns die Gruppe wieder. - Mittagspause im Schatten einer Kapelle. Der Hund an einem Bauernhof links will keine Ruhe geben. Na, lass ihn mal ordentlich Krach machen, das stört höchstens die Leute hier. Wolken ziehen auf, und es fallen ein paar Tropfen. Das hört aber bald wieder auf. 13h45 weiter.

Das Behelfsrefugio in Gondán

Wir haben diesen Höhenzug überwunden und steigen ins nächste Tal hinab. Die Hügel in der Ferne scheinen schon niedriger zu sein, das Steilste haben wir hinter uns. Von weitem fällt uns unten ein großes weißes Gebäude auf, mit irgendeiner Schrift auf dem Giebel. "Das wird die Dorfschule sein, in der man übernachten kann." vermutet meine Frau. Sie behält Recht. 14h06 (5.06, 175,3) Ortsschild Gondán.
Notunterkunft in Gondán Durch Anklicken vergrößern 14h21 (5.21) haben wir das weiße Gebäude erreicht: "Refugio Gondán-Barreiros" steht in großen Lettern am Giebel. Innen sind Tische und Bänke, ebenfalls in einem Nebengebäude, aber keine Betten oder Matratzen. Duschen und Toiletten abseits hinter dem Haupthaus. Sicher nur kaltes Wasser. - Nun, bis hierhin haben wir knapp 20 km gebraucht. Laut unseren dürftigen Unterlagen sind wir aber schon weit in Richtung Lourenzá. Kein Gedanke, nicht weiterzulaufen, denn wir sind noch voll bei Kräften. (Später erzählt uns Johanna, dass sie hier übernachtet hat. Es sei ganz gut gewesen - wohl doch Matratzen - nur so einsam, denn sie war allein. - Das fände ich für eine Frau doch gefährlich.)

Weiter durch die nur hügelige Landschaft. (14h51, 5.51, 172,5) San Justo mit Dorfbrunnen. Nach 200 m rechts die Bar A Curva. (14h58, 5.58) Ein Bäckerwagen fährt gerade vor. Ein junges Mädchen kommt aus der Bar (aha, es geht rechts an der Seite rein): Ja, die Bar sei geöffnet. - Als wir eintreten, großes Hallo: Da sitzt die Pilgergruppe und macht ebenfalls Kaffeepause. Ihr Führer macht immer noch ein etwas belämmertes Gesicht und ignoriert uns. Aber die anderen fragen uns aus. "Tja, das sind richtige Pilger", meint zum Schluss eine Frau zu den anderen. (Etwas Stolz kommt in mir hoch.) Sie gehen dann noch vor uns. 15h16 ziehen wir weiter. Es ist noch eine ziemliche Strecke, aber ein leichter Weg.

Zur Herberge von Lourenzá

Wir kommen an einen Waldrand, und links unter uns liegt Lourenzá, unverkennbar mit dem Turm und der Kuppel von Kloster und Kirche. Ich blicke sehr zufrieden hinunter: Das haben wir doch mit links geschafft. Oben gelangen wir an einen riesigen Sportplatz mit Tribünen. Dann gibt's nochmal einen Rechtsschwenk ins Tal. Unten sehr steil auf eine Straße hinunter und schräg gegenüber wieder rein. Letzter Muschelstein mit 167,9 km. Also bis hierher 26 km. Plus Marsch durch Ribadeo und Lourenzá zur Herberge, kommt mit 28 km sehr gut hin.

Man überquert, parallel zur Straße, eine alte und schöne Brücke und geht dann auf den Ortskern zu. Achtung: Zum Schluss schwenkt die Straße in der Altstadt rechtwinklig nach links, direkt auf Kirche- und Klosteranlage zu, die vor einem auftauchen. Hier sagten uns die Gaffer nicht, dass wir geradeaus gehen mussten, also nicht der Kurve nach links folgen, sondern zwischen einem Schuhgeschäft und einer Bank die Straße rein.


Bei der T-Kreuzung am Ende geht der Pilgerweg geradeaus einen Fußweg hoch. Zur Herberge jedoch rechts ab. Man passiert links ein "Restaurant" (von ihm blieb nur die Inschrift), und etwas weiter liegt links die Herberge, ein unübersehbares knallgelbes Gebäude mit einem schönen, mit Bögen versehenen Vorbau. Die Herberge ist relativ neu (erbaut 1998) und in sehr gutem Zustand. 16h36 (7.18) sind wir da, eine gute Leistung, aber bei den gut ausgeschilderten und leicht begehbaren Wegen von Galicien kein Wunder. Ein Hoch auf Galicien! Durch Anklicken vergrößern Herberge von Lourenzá

In Lourenzá

Eine junge Hospitalera empfängt uns sehr freundlich. Sie schließt für uns das Behindertenzimmer auf (nicht gekennzeichnete Dusche/Toilette nebenan), 4 Betten, alles für ganz allein (wenn nicht weitere kommen, aber die kommen nicht). 12 Betten in einem weiteren Schlafraum oben, Duschen und Toiletten nach Männern und Frauen getrennt (aber Türen nicht abschließbar) oben und unten. Aufenthaltsraum mit Pilgerbuch. - Wir sind kaum da, als der Pilgerführer sich fluchtartig nach oben verzieht. Aha, die Gruppe ist also auch hier, obwohl Pilger mit Begleitfahrzeug eigentlich warten müssen, ob alle Fuß- und Radwanderer Platz bekommen. Ist hier kein Problem, denn so viele Pilger gibt's hier nicht. Wir haben schon gar keinen Grund zu meckern, haben ja sogar den "Altersbonus" bekommen. Übrigens treffen wir Marta und Alejandro wieder, denen ich mit dem Wunderpflaster geholfen habe. Sie strahlen, denn Alejandro hat die 28 km wie nichts weggesteckt. Klar, dass sie mir sehr dankbar sind.

Felipe begrüßt uns leicht erstaunt. Haben wir es also doch geschafft! Auf seine übertriebenen Kilometerangaben angesprochen, meint er: Nun, er sei in Galicien zu Hause, und da achte er nicht auf Entfernungen, habe sie nur nach Gefühl eingeschätzt. - Nun ja, aber nur gut, dass er uns keine Angst einjagen konnte.

Kloster und Kirche in der Altstadt sind nur zu "Unpilgerzeiten" geöffnet, meine Frau muss also auf eine Besichtigung verzichten. Mich betrübt etwas, dass das ganze Kloster nur Museum ist, keine Mönche mehr da. Unweit finden wir an der Hauptdurchgangsstraße Geschäfte zum Einkaufen. Da die Herbergsküche Teller und Besteck hat (eine Seltenheit), möchte meine Frau kochen. Wer wird ihr da in den Arm fallen? - Wir erleben noch einen ruhigen Abend und eine ruhige Nacht. Unsere Tür lässt sich nicht abschließen; deshalb hänge ich unsere Edelstahltassen mit den Löffeln drin an die Klinke. Da der Fußboden aus Naturstein besteht, löst jeder, der die Klinke runterdrückt, einen Höllenlärm aus. Ich weiß halt gerne nachts, ob jemand unser Zimmer betritt, und wenn es Pilgernachzügler sind!


22.08.2003, Freitag: Von Lourenzá (Vilanova) nach Mondoñedo, 10 km (246 km)

In dem tollen 4-Bett-Zimmer schliefen wir herrlich, nur eine Mücke störte. 9h05 kamen wir erst los. Schließlich lag die kürzeste Etappe der ganzen Tour vor uns (außer evtl. von Monte do Gozo nach Santiago, aber das würde sich später entscheiden). Etwa 8 km bis Mondoñedo, dann allerdings noch 2 km zur Herberge. Angeblich in Richtung Santiago, aber das stimmte nicht.
Wir verabschiedeten uns von den andern Pilgern, denn außer uns gingen alle gleich weiter nach Abadín, d.h. insgesamt 28 km. Hätten wir auch geschafft. Unsere Entscheidung haben wir nicht bereut, denn das Refugio in Mondoñedo war 2003 wohl das urigste auf diesem Zweig des Camino del Norte.


Nachtrag von September 2004:
In Mondoñedo soll eine neue Herberge gebaut werden. Fast möchte ich "schade" sagen. Sie wird nicht so weit aus der Stadt heraus liegen, in derselben Richtung wie die bisherige Herberge, etwa den halben Weg (also doch immerhin etwa 1 km vom Zentrum), an einem Platz mit einem Denkmal; an beides erinnere ich mich dunkel.


Ein kurioses Informationsblatt

Von R.W. hatte ich für diese Etappe ein Informationsblatt vom Oficino Municipal de Turismo von Mondoñedo bekommen. Es enthielt eine Beschreibung der Strecke von Lourenzá bis Abadín, aber eine der ganz besonderen Art. Wie eine Bildgeschichte besteht sie aus einer Folge von Skizzen, auf denen jeweils mit Strichen alle Kreuzungen und Abzweigungen angegeben sind. Die, die man nicht gehen soll, sind durchgestrichen. Ein komisches kleines Rechteck verstand ich nach einer Weile als einen stilisierten Muschelstein. Dazu gibt es einige kryptische Bemerkungen. - R.W. hatte über diese "Hieroglyphen" den Kopf geschüttelt. Tatsächlich waren die Skizzen kaum brauchbar. Das lag vor allem daran, dass keine Entfernungen angegeben waren. So blieb jeweils unklar, ob z.B. dieser unscheinbare Pfad, der gerade links abzweigte, schon zur nächsten Skizze gehörte oder gar nicht berücksichtigt war. Insgesamt erhielt man aber doch einige Hinweise, die mir halfen.

Der Weg bis Mondoñedo

Den Anfang hatten wir ja schon gefunden. Es ging von der Herberge rechts an dem ehemaligen Restaurant Pao vorbei, dann rechts den Fußpfad hoch. Man kommt oben am Friedhof raus. (9h15, 0.10, 167,2) Ein Muschelstein verweist nach links einen überwachsenen Grasweg hoch. Schöne Aussicht zurück. Oben berührt man kurz die alte N-634, geht aber sofort halbrechts weiter durch einen Eukalyptuswald hoch. Man hält sich bei Abzweigungen immer halblinks, rechts taucht eine langgestreckte Mauer aus groben Felssteinen auf. Man erreicht die Häusergruppe Arroxo. Hier steht auf der Skizze "perros" (Hunde), aber nichts regt sich. (9h54, 0.49) Hinter den Häusern liegt schon wieder die alte N-634. Nach rechts auf der Straße weiter, bis man links eine Kapelle erreicht. (An der Straße liegt ein Restaurant.) Der Pilgerweg macht hier einen kleinen Linksschwenk durch die Häusergruppe, aber man kann sich den von Kuhmist bedeckten Weg sparen: Einfacher ist es, auf der Straße zu bleiben und direkt neben der (neuen) N-634 ein Asphaltsträßchen links steil hoch zu gehen. Nach 300 m eine Piste rechts etwas hinunter. Achtung: Kurz darauf verlässt man diese unvermutet halblinks. Etwas später kommt man am Friedhof vorbei. (10h16, 1.11, 163,4) Die N-634 bleibt rechts liegen. An der übernächsten Abzweigung steht kein Zeichen, hier geradeaus, nicht rechts.
Pause am Brunnen Durch Anklicken vergrößern Eine kleine Asphaltstraße läuft durch eine große Gärtnerei auf einige sehr verfallene Häuser zu. Hier toben Hunde in Zwingern. (10h32, 1.17) Geradeaus die Kapelle San Pedro. Kein Zeichen, aber ein Mann weist nach links. 80 m weiter links ein Brunnen mit Steinbänken. Dort 10h38 (1.23) Milchpause bis 10h45. (Die Hunde sehen uns noch und toben weiter. Mir soll's recht sein.) Gegenüber grasen anmutige Ziegen am steilen Hang. Ein Stück weiter kommt man gleich unter mehreren Hórreos durch. Dann rechts die Kapelle San Paio. Rechts unten voraus kommt Mondoñedo in Sicht.

An der nächsten Y-Kreuzung, kurz hinter der Kapelle, kein Zeichen. Aber Bauern sagen uns, dass es rechts das Sträßchen hinunter bis zur Fernverkehrsstraße geht. Auf dieser links weiter, bald aber halbrechts durch einen Vorort. (11h25, 2.03) Wir passieren links einen Park mit einem verborgenen Schlösschen. Dann treffen wir (11h40, 2.18, 159,7) die N-634 wieder und gehen gegenüber in die Abzweigung nach Meira rein. Man läuft nun auf die Altstadt zu, die von der N-634 in einem Rechtsbogen umfahren wird. 11h56 (2.34) sind wir an dem Platz mit der Kathedrale angelangt. Haben jetzt 8 km hinter uns.

Zur Herberge von Mondoñedo

Meine Skizze enthält hier, mit einem grünen Stift eingezeichnet, die Richtung, wo der Pilgerweg weitergeht. Aber wo ist die Herberge? 2 km in Richtung Santiago hieß es, ja, an der N-634. Doch zuvor muss man sich den Schlüssel bei der Polizei holen. Also Routine, wie gehabt: Das Oficina de Turismo suchen. Das liegt in der Rúa do Progreso (kein Straßenschild): Es ist (von der Richtung, die man gekommen ist, gesehen) die erste Straße rechts. Dort liegt nach 30 m das Touristenbüro auf der linken Seite. Wir erhalten einen Stadtplan. Wie praktisch: Es geht dieselbe Straße geradeaus weiter, bis man den Rathausplatz rechts erreicht. Das Rathaus nach links umrunden, dann liegt rechts das Revier der Stadtpolizei.

Dort hält bei unserem Kommen ein strammer Polizist Wache. Ich spreche ihn höflich an. Er lädt uns gleich in die Wache ein, stempelt unsere Ausweise und gibt uns den Herbergsschlüssel. (Wir sind also die ersten, die eingetroffen sind.) Freundlich erklärt er uns, dass wir am Morgen den Schlüssel in die Wache zurückbringen sollen. Ich verspreche es.

Der Weg zur Herberge führt zum Rathausplatz zurück, dann nicht nach links, wo wir hergekommen sind, sondern nach rechts bis zur nächsten T-Kreuzung. Dort links in die Rúa Sarmiento, später Av. das San Lucas und immer geradeaus, fast 2 km lang. Dabei kommt erst rechts ein Supermarkt, dann eine Kirche, ebenfalls rechts. Links Bares. Endlich kommt die N-634 von rechts dazu, und man folgt ihr geradeaus. Hinter dem Ortsendeschild ist die Herberge das zweite Haus rechts, ein altes, weißes Bauernhaus, angebauter Hof mit hohen Mauern. Es ist schon ein rechtes Stück Weges.

Nun kommt eine blöde Szene. Der Schlüssel öffnet nicht. Ich murkse herum. Auf einmal bewegt sich etwas im Haus. Jemand versucht die Tür, von innen zu öffnen, aber es gelingt ihm nicht. Man ruft mir unterdrückt etwas auf Spanisch zu, ich verstehe nichts. Dann, verständlich, ich solle den Schlüssel durch einen Spalt zwischen oberer und unterer Hälfte der Tür hindurchwerfen. Ich zögere. Den Schlüssel hat mir die Polizei gegeben, ohne zu sagen, dass schon welche da sind. Vielleicht sind das irgendwelche Gauner, die sich eingeschlichen haben. Ohne Schlüssel, für den ich verantwortlich bin, stehe ich dann doppelt dumm da. Man redet mir gut zu. Meine Frau zuckt mit den Schultern. Also werfe ich den Schlüssel rein, und nach 1 Minute öffnet sich die Tür. Es ist ein junges Pilgerpaar, das wir von Ribadeo her schon kennen. Sie sind mit dem Fahrrad unterwegs und haben hier nur Pause gemacht. Erleichterung! - Warum ging die Tür mit dem Schlüssel nicht auf? Nun, Künstlerpech: Erstens war die Tür gar nicht verschlossen, nur zugezogen, und zweitens öffnete der Schlüssel linksherum und nicht rechtsherum, wie gewohnt. (Das muss einem doch gesagt werden!) Ich hatte deshalb die offene Tür abgeschlossen, so dass sie auch von innen nicht mehr mit Zurückziehen des Schubriegels geöffnet werden konnte.

Die tolle Herberge von Mondoñedo

Es gibt ca. 14 Betten in 3 Schlafzimmern. Wir hatten wieder unser eigenes Reich, ein 4-Bett-Zimmer. Zentral liegt die geräumige Diele, rechts eine Küche mit Herdfeuer. Alles nicht sehr sauber, das erwartet man in einem alten Bauernhaus auch nicht. Leider nur ein einziges Bad, also Dusche, Toilette und Waschbecken in einem Zimmer. Im Hof kann man gut Wäsche aufhängen. Fenster und Hof sind verschlossen, damit niemand eindringt.

Nach und nach treffen weitere Pilger ein, bekannte wie Javier, Marta und Alejandro, und unbekannte, darunter Johanna, eine lebhafte, attraktive Studentin. Sie wohnt in Madrid, kommt aus Kolumbien und ist deutscher Abstammung, kann auch noch gut Deutsch. Sie ist allein unterwegs, scheint vor nichts Angst zu haben. Ein Polizist fährt vor, schaut nach dem Rechten und sagt, ich könne den Schlüssel ruhig auf dem Tisch in der Diele liegen lassen (die Haustür konnte man wohl von außen zuziehen). Wir verabreden mit Javier, Johanna, Marta und Alejandro, gemeinsam etwas einzukaufen und dann abends hier groß zu kochen und zu essen. Wer Spanien kennt, weiß, dass sowas (aus deutscher Sicht) in großem Chaos endet. Wir gehen getrennt in die Stadt. Ein mittelalter Pilger, schlank, sportlich, aber mit kurzen grauen Haaren, kommt mir halben Wegs entgegen. Ich rede ihn an, weise in Richtung Herberge. Das war Javi, den wir einige Tage lang wiedersehen werden.


Wir haben uns mit den anderen verabredet, wann wir uns am Domplatz treffen. Tatsächlich sind irgendwann endlich alle da. Was sollen wir einkaufen? Jugendliche Unschlüssigkeit. Niemand weiß es. Erst einmal in die nächste Bar, einen Kaffee trinken. (Ich bezahle heimlich für alle, weil ich den Vorschlag gemacht habe. So gehört es sich in Spanien. Das trägt mir Anerkennung ein, als man es beim Aufbruch bemerkt.) Ohne klare Verabredung zerstreuen wir uns und kaufen ein. Leider kein Grillfleisch zu bekommen, und wir haben so ein schönes Herdfeuer in der Herberge. Wenigstens gibt es Fisch. Durch Anklicken vergrößern Kathedrale von Mondoñedo

So hätt' man's immer gern ... Durch Anklicken vergrößern Auf dem Rückweg sehe ich einen jungen Mann die Kathedrale verlassen. Oha, noch ein Pilger. Es ist Marcos, mit dem wir gut Freund werden. Es ist schön, dass die jungen Leute mit uns Älteren überhaupt keine Probleme haben. Javi will beim Abendessen dabei sein und stürzt zum Einkaufen davon. Am Ende sind wir etwa acht Leute, und jeder packt was auf den Tisch. Das kriegen wir niemals auf! Es gibt mindestens vier Gänge, nach dem zweiten bin ich schon pumpsatt. Dazwischen immer wieder reichlich Wein, obwohl ich mit Bier angefangen habe. Die Stimmung ist super, ich könnte hier versacken, möchte das aber nicht.

Je später die Gäste, desto schöner der Abend ;-)

Draußen fährt ein Auto vor. Es gibt einen ernüchternden Einbruch, als mitten in dem Lärm, Geschmause und Getrinke auf mal jemand das halb geöffnete Fenster zur Vorderseite von außen aufreißt und den Kopf in die Küche steckt. Es ist ein merkwürdiges Männchen mit Fistelstimme (Hedwig hält ihn erst für eine Frau, konnte auch eine halbe Tunte sein), ca. 45. Neben ihn schiebt sich der Kopf einer ansehnlichen Blondine, zweite Hälfte der 20er würde ich sagen. Ob denn hier noch Platz für zwei liebe Menschen wäre? - Für Pilger, immer. - Na, gepilgert wäre sie schon mal, meint die Blondine. -

Aber jetzt sind sie offensichtlich mit dem Auto unterwegs und machen alles andere als pilgern. Die Spanier sind verlegen. Sie wollen nicht zustimmen, aber man geht ja bekanntlich in Spanien jedem Konflikt gern aus dem Weg. Als sie noch unschlüssig einander ansehen und mit den Köpfen wackeln, saust ein mittelgroßer Hund ins Zimmer und inspiziert unsere wohlgedeckte Tafel. - "... und ein liebes Hündchen", meint Blondi. - Der Hund verschwindet in den Schlafzimmern. Das ist den Spaniern doch zu viel. "Nein, kommt nicht in Frage." "Den Hund raus" klingt es durcheinander. Die beiden Schnorrer (denn nichts anderes waren sie) flink ins Haus und den Hund ins Auto gesperrt. Ebenso flink in das größere Schlafzimmer links und sind schon zur Dusche, ehe die anderen Papp sagen können. (Na, wenigstens sind sie nicht zu uns ins Zimmer gekommen, das haben die andern noch verhindert.) Hat man Töne? Kurz darauf fragen sie, wo der Schlüssel ist. Ja, das fehlte noch! Gerade will einer antworten, dass ich den Schlüssel habe, als ich mit "policía" dazwischenfahre. Absichtlich nur dieses eine Wort. Zum einen soll es die Gauner etwas erschrecken, und zum andern erinnert es meine Mitpilger daran, dass ich den Schlüssel von der Polizei bekommen habe. Also bedauert man allgemein, und ich kann kein Spanisch mehr. - Mir ist klar, dass die beiden den Schlüssel haben wollen, um sich morgen hier ungestört loslassen zu können. Aber das will ich ihnen versalzen. (Es könnten übrigens Vater und Tochter sein, aber die Blondine sieht eher wie eine Dänin als wie eine Spanierin aus.) - Man muss den Schnorrern eines lassen: Sie verhielten sich unauffällig und passten sich an. Das Auto war alt. Meine Frau meinte, sie hätten einfach kein Geld. So kam ich ohne zu viel an Alkohol ins Bett, und die Nacht verlief ruhig, trotz der N-634 vor dem Haus. Dieses lag, im Gegensatz zu der Herberge von Piñera, doch etwas von der Straße weg, und außerdem waren die Schlafzimmer nach hinten raus. Das half schon gegen den Lärm.

Auf dem Tisch in der Küche verblieb einiges an Vorräten, darunter ein nicht angebrochenes Literpack Wein. Das will viel besagen! ;-)


23.08.2003, Samstag: Von Mondoñedo nach Abadín, 18 km (264 km)

Morgens bleibt der Wein unangetastet auf dem Tisch, obwohl einige hier frühstücken. Da kann man doch sehen, dass Pilger keine Suffköppe sind. Und die ersten Neuankömmlinge werden gestaunt haben!

Verzögerter Abmarsch

Relativ spät sind alle aufbruchbereit. Die Schnorrer fragen wieder nach dem Schlüssel. Die Frau ahnt, dass ich ihn habe und spricht mich an, ob ich Deutscher sei (sieht sie ja an den Bändchen mit den deutschen Nationalfarben an meinem Hut und an meinem Rucksack). Ich antworte so einsilbig, dass sie es aufgibt.
Die ersten ziehen los. Überraschung: Marcos geht auf meine Frau und mich zu und sagt einfach nur: "Ich gehe jetzt mit euch." Gestern Abend hat er neben mir gesessen und allerhand gefragt und erzählt. Ich wollte nicht, dass er ins Englisch fiel, was er auch nicht besser konnte als ich Spanisch, und riss mich sprachlich zusammen. Offensichtlich fand er uns zwei Alten sympathisch. Uns kam er (25 Jahre alt) wie unser jüngster Sohn vor, und mit einem unserer Neffen hatte er große Ähnlichkeit. Insgesamt war es ein netter junger Mann. Das einzige, was mich störte, war sein häufiges "Fuck!". Er kam übrigens aus La Coruña und war (als Galicier) also praktisch zu Hause ... Als wir stutzten, denn eine Begleitung ist nicht üblich und meistens auch nicht erwünscht, fragte er doch noch: "Es ist euch doch recht, oder?"
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Aufbruch vor der Herberge von Mondoñedo

Na, wir wollten's mal probieren. Wahrscheinlich hatte er eher die Nase von uns voll als umgekehrt: Wir liefen langsam, ich zückte dauernd das Notizbuch, meine Frau den Fotoapparat, und nachts mein Schnarchen: also, tolle Begleiter für einen jungen Mann waren wir nicht ...

Zunächst in die Stadt. Ich hatte mir überlegt, den Schlüssel entgegen der Empfehlung der Polizei zurückzubringen und das damit zu erklären, dass sich in der Herberge zwei nicht ganz koschere "Pilger" herumtreiben. Außerdem wollen wir auf dem Pilgerweg weiter, und der geht, wie schon erwähnt, ab dem Platz vor der Kathedrale los.


In Mondoñedo muss man beachten, dass die Herberge zwar 2 km in Richtung Santiago liegt, nämlich an der N-634, aber nicht am Pilgerweg! Um dem Pilgerweg zu folgen - und das ist zu empfehlen - muss man zunächst in die Stadt zurück.
R.W. hatte das wohl vergessen, denn er ist die N-634 weitergelaufen und hat vergeblich San Cayetano, das als erstes Ziel auf der Skizze angegeben ist, gesucht. Kein Wunder, dass er fehlende Zeichen bemängelt.

Zu spät fiel mir ein, dass Samstag war. Die Polizeiwache ist geschlossen, als wir gegen 8h40 dort auftauchen. Marcos telefoniert etwas rum, erreicht aber niemanden, dem man den Schlüssel geben könnte. Das Oficina de Turismo ist natürlich auch geschlossen, das Rathaus ebenfalls. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als den Schlüssel zur Herberge zurückzubringen. Marcos und meine Frau bleiben mit dem Gepäck am Rathausplatz. Ich stiefele los, natürlich ziemlich sauer. Unterwegs kommen mir die letzten Mitpilger entgegen; jedem muss ich erklären, warum ich zurücklaufe. Das hebt meine Stimmung keineswegs. - An der Herberge angekommen sind die Schnorrer verschwunden, wenigstens das! Ich lasse den Schlüssel auf dem Tisch und ziehe die Tür hinter mir zu. (Vorher habe ich der Versuchung widerstanden, die Tüte Rotwein mitzunehmen, die immer noch auf dem Tisch in der Küche stand. 1 Liter = 1 kg, das gab den Ausschlag.)

Am Rathaus zurück, erzählten mir die anderen, dass die Polizei um 9 Uhr gekommen und jetzt zur Herberge unterwegs sei. Klar, haben sie nicht verstanden, warum ich nicht ihrer Empfehlung gefolgt war. Der Beamte hatte am Vortag auch vergessen, dass heute Samstag war, deshalb die veränderte Anweisung. - Naja, was soll's? 9h46 (0.20) also endlich los.


Fonte Vella in Mondoñedo Durch Anklicken vergrößern Von der Kathedrale aus geht man zur Fonte Vella, einem uralten Brunnen. (Wenn man vor der Kathedrale steht, geht es nach rechts dorthin.) Am Brunnen nach rechts weiter und dann die nächste Straße links hoch (Muschelkachel am Haus).

Der Abajo-Chor von Mondoñedo

Oben am Bebauungsrand stießen wir auf eine T-Kreuzung. Kein Zeichen, links und rechts führte jeweils ein Hohlweg steil hoch. Keine Lust, dort rauf- und runterzulaufen, um den Pilgerweg zu finden. Marcos geht kurzerhand zum letzten Haus und böllert an die Tür. Eine Frau öffnet. Wo der Pilgerweg sei? (Falsche Frage, denke ich.) Abajo! (Nach unten) Ja, von wegen, da liegt die N-634, und die wollen wir ja gar nicht lang. Ich hebe abwehrend die Hand. Marcos meint zögernd, der Pilgerweg müsse aber hier oben hergehen. (Immerhin haben wir die Muschel gesehen.) Abajo! ruft die Frau. Gegenüber öffnet sich ein Fenster und eine andere Frau schaut heraus: Abajo! schreit sie gleich. - Ich will aber nicht "abajo" und mache Miene, auf gut Glück den linken Weg hoch zu nehmen. Wieder tönt es "Abajo!", und nun mischt sich noch eine dritte Frauenstimme ein. Man sieht die Ruferin nicht, die Stimme kommt aus einem Garten. "Abajo, abajo, señores!" Ich komme mir vor wie bei Wilhelm Busch: "Wieder tönt es meck! meck! meck!", nur, dass es hier "abajo" klingt. Selbst Marcos steht mit einem fassungslosen staunenden Gesicht da. - Ich muss eingreifen, schaue auf meine Skizze. "Nicht den Pilgerweg, gute Frau!" (jetzt kommt nämlich die richtige Frage), "Geht's hier rauf nach San Cayetano?" - "San Cayetano? Si!" Also tatsächlich links hoch, wie ich es in der Nase hatte. Der Abajo-Chor verstummt.

"Sag mal, kommt sowas in Deutschland auch vor?" fragt Marcos mich. Ich lache mich immer noch kaputt. "Doch, doch," beruhige ich ihn, "frag nie einen Einheimischen, und wenn ausnahmsweise mal doch, dann die richtige Frage." Es ist schon nicht zu fassen, dass die Frauen nicht wissen, dass hier der Pilgerweg vorbeiführt. Läuft denn sonst immer alles die N-634?

Ein atemberaubend schönes Tal

Ruckzuck, sind wir den Hohlweg hoch und haben von oben durch einen Zaun einen sehr schönen Blick auf die Stadt. 100 m weiter oben ein paar Bauernhöfe: San Cayetano, noch in Reichweite der Stadt. Man erreicht eine Asphaltstraße und folgt ihr nach links, viele Kilometer lang. Diese Straße führt parallel zur N-634 (links von ihr) durch ein atemberaubend schönes Tal. Deshalb ist dieser Weg unbedingt zu empfehlen. Auch wenn man sich bei einer Übernachtung in der Herberge damit ca. 4 km Umweg einhandelt. Es kommt im ganzen weiteren Verlauf des Pilgerwegs nur noch ein ähnlich schönes Teilstück, nämlich zwischen Baamonde und Miraz. Da man sich nicht verlaufen kann, enden nun vorerst die Skizzen auf meinem Informationsblatt, und es sind nur die Orte genannt, die man passiert. Ich halte es hiermit genauso. Also:

(10h05,0.39) Barbeitas, (10h23, 0.57) Maariz, Brunnen bei km 155,8. (10h43, 1.17) Paadin, (10h56, 1.30) Casabella, (10h59, 1.33, 153,3) Pacios. - Tief unten fließt links ein Fluss, der das Tal ins Gebirge gesägt hat. Links begleiten einen Schroffen, die dabei entstanden sind. Alles ist grün und üppig, die kleinen Dörfer liegen halb versteckt, sie stören kaum. (11h20, 1.54, 151,7) sind wir am Friedhof von San Vicente, das für uns unsichtbar, hoch über uns an der N-634 liegt. (Hier ist R.W. von oben dazugekommen.)

Marcos ist gut mit uns ausgekommen. Er drängt sich nicht auf, läuft oft weit voraus, wartet dann, bis wir wieder aufgeholt haben. Am Friedhof treffen wir auf Javier und Javi. Später kommen vier weitere Pilger, die wir noch nicht kennen, drei Männer und ein Junge. 11h35 weiter. (11h50, 2.09) Ortsschild Lousada. In Höhe des Ortes Brunnen oberhalb der Straße rechts. Dann kommt ein großer Schwenk nach unten, den wir trotzdem gehen. (R.W. hatte darauf verzichtet, denn man weiß genau, dass man alles, was man da hinuntergeht, am Ende zum Pass wieder hinauf muss.) (12h08, 2.27, 146,4) also links ab. An einer ehemaligen Marmorfabrik vorbei. (12h34, 2.53) geht es wie erwartet, rechts herum und sehr steil hinauf zum Pass. Ich bleibe ein-zweimal keuchend stehen. Das ist wirklich ein Hammer. Nach meinem Notizbuch waren es ganze 4 Minuten, aber sie sind mir sehr lange vorgekommen.


(12h38, 2.57) Eine Kirche, San Cosme de la Montaña, inmitten einer grünen Hochfläche, daneben ein Brunnen. Die übrigen sechs Pilger sind schon da und erfrischen sich. Marcos macht seine Lockerungsübungen, Tai Chi, oder wie das heißt. Die anderen grinsen. Na, das ist doch seine Sache und sicher ganz nützlich. - Mittagspause bis 13h28. Die anderen sind längst weitergezogen. (Die drei Männer und den Jungen sahen wir nicht wieder, die hatten ein sagenhaftes Tempo drauf.) Ich liege wie betäubt im Gras, schlafe etwas, komme gar nicht wieder hoch. Sind wir zu schnell gelaufen? Habe ich das Tempo verschärft, um mit Marcos mitzuhalten? Aber 3 Stunden für schätzungsweise 10 km sind doch nichts Besonderes. Dieses Tal war wohl atemberaubender, als ich dachte, haha.
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Mittagspause auf dem Pass

Zur Turnhalle von Abadín

(13h44, 3.13, 146,4) Überqueren der N-634. (14h15, 3.44) Ortsschild Gontán. (14h28, 3.57, 142,9) Ein Ort kommt unten unten in Sicht; ich denke, es ist Abadín, aber es ist noch Gontán. (14h31, 4.00) erreichen wir am Ortseingang die Café-Bar Casa Requeira. Javier und Javi sind auch dort. Wir machen eine Cola-Pause. Ich dachte, dass es die Bar sei, wo R.W. eingekehrt ist und wo es den Schlüssel gibt, aber wir sind ja noch gar nicht in Abadín. Das ist noch ein ganzes Stück weiter an der N-634. Und ein Refugio ist leider auch noch nicht gebaut oder eingerichtet, wir müssen immer noch in die Turnhalle, die bei R.W. ziemlich schlecht weggekommen ist. 14h43 weiter. Ich trotte nur hinter den anderen her, brauche mich ja um nichts zu kümmern. Außerdem fühle ich mich immer noch ziemlich kraftlos, und es ist verdammt heiß.

Am Dorfplatz (der liegt links) vorbei halbrechts über einen weiteren Platz (links ein Brunnen) zur alten N-634 hoch (schöne rote Straßenlaternen). Dann zur neuen N-634 (rechts halten) hoch. Oben auf ihr nach rechts. 14h56 (4.10) Ortsschild Abadín. Supermärkte rechts. Die N-634 entlang, bis links ein Schild Zona de Deportivos auftaucht. (Ich übersetze zynisch: "Ghetto der Verschleppten", das sind die Pilger ;-)) - An einem Laternenpfahl hängt ein Zettel: Marta und Alejandro lassen uns grüßen. Sie sind gleich bis Villalba weitergezogen. - Ja, das Wunderpflaster, mit dem ich Alejandros Blasen kuriert habe, hat seinem Namen wieder alle Ehre gemacht.


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Die Turnhalle in Abadín
Links an der Ecke das Restaurant Niza, wo R.W. gegessen hat, rechts die von ihm beschriebene Bar, wo's den Schlüssel gibt. Mit Kramladen, was sonntags mal wichtig sein kann! - Man hat angeblich keinen Stempel. (Und das in einer Bar, die den Schlüssel fürs Refugio hat! Das ist selten.) Aber die Sporthalle sei geöffnet. - Diese Seitenstraße also ganz hoch. Links in einem trostlosen kleinen Hof ohne jedes Fitzelchen Grün zwei arme Strauße, die vor Verzweiflung am Stacheldraht nagen. Außerdem eine Apotheke, wo man uns später bereitwillig die Stempel in die Credenciales drückt. - Man erreicht geradeaus ein Gesundheitszentrum (rechts daneben Kinderspielplatz und Rasen zum Liegen, an der Sporthalle gibt's nämlich nichts). Den Komplex links herum umgehen, dahinter ist die Sporthalle. Der Eingang ist etwas versteckt, links um einen Betonvorbau herum. 15h05 (4.19) sind wir angekommen.

Eine schlechte Nacht

Die Turnhalle von Abadín ist schrecklich: stickig, laut, schmutzig. Ein paar Pilger ziehen lieber weiter. Wir sind fast die ersten, erkunden die Einrichtungen. Toiletten in Ordnung, aber nicht abschließbare, große Gemeinschaftsduschen. Wir kriegen den Warmwasserboiler nicht in Gang. Trotzdem, bevor andere kommen und sich unter die Duschen zu uns gesellen :-), lieber kurz und kalt. Rechts und links schließen sich einige kleine Räume an. Wir beschließen, einen davon ganz rechts zu beziehen. Er liegt halb mit Holzpaletten voll, die ich unter dem Fenster stapele. Wir holen uns von nebenan eine kleine Bank dazu. Dann müssen wir unsere Sachen nicht auf den dreckigen Boden legen. Der ist auch noch dreckig, nachdem wir gefegt haben. Unsere Schuhe vor die Tür, das signalisiert: belegt. - Ein Pilgerpärchen bezieht nebenan sogar den Umkleideraum vor den Duschen. Keine tolle Privatatmosphäre, aber wir müssen ja da nicht mehr rein. Auch die anderen Pilger flüchten aus der Halle, in der von Zeit zu Zeit eine laute Ventilatoranlage gegen die Hitze ankämpft. Abends wird es damit besser. Irgendwer hat den Warmwasserboiler dazu gebracht zu funktionieren. Oder hatte er einen Zeitschalter? Wir haben es nicht herausgefunden.

Rings um die Turnhalle keine Möglichkeit, sich auf der Isomatte niederzulassen. Als Tipp habe ich nur den erwähnten Kinderspielplatz. - Vorne neben dem Eingang gibt es eine Theke und dabei ein Waschbecken. Das kann man zum Wäschewaschen benutzen. Aber Wäscheleinen gibt es gar nicht; wir sind froh, dass wir eine eigene mit haben.

Marcos macht es sich ebenfalls in einem separaten Raum "bequem". Der Arme hat nicht mal eine Isomatte mit, sammelt Pappkartons als Unterlage. Javi und Johanna haben sich zusammengetan, erklären, lieber draußen übernachten zu wollen und ziehen ab. Einer von den beiden hat ein kleines Zelt mit.

Ich bin unruhig, fühle mich unwohl, nicht nur wegen der ungemütlichen Halle. Etwa 20h30 frage ich im Restaurant Niza, ob es was zu essen gibt. Vor 22h00 nicht. Die spinnen wirklich. Wir holen was aus dem Supermarkt. Ich bin sauer und grantig, nörgele rum. Eigentlich habe ich nämlich gar keinen Hunger, und was da in meinem Innern so grummelt und kneift, ist nicht der Magen, sondern der Darm. Ich habe Angst, wieder eine Darmgrippe zu bekommen. Die Symptome sind eigentlich da: Erschöpfung, kein Appetit, erste Koliken. Ein Gang zur Toilette bringt Gewissheit: Mich hat's mal wieder erwischt. Sch...! Diesmal nehme ich gleich eine Anti-Durchfall-Tablette, will nicht wie vor zwei Jahren tagelang dauernd in die Büsche.

Das Lager auf der Isomatte ist hart, besonders an Hüfte und Schulter, wenn ich auf der Seite liege. Tipp: Sämtliche Kleidung noch als Polster verwenden, obwohl die dann natürlich schlimm zerknittert. - Irgendwann muss ich nachts noch einmal raus, aber wenigstens nicht dauernd. Man wird ja so bescheiden ...


24.08.2003, Sonntag: Von Abadín nach Villalba, 18 km (282 km)

(In der Entfernung ist berücksichtigt, dass die Herberge 2 km vor der Stadt liegt, bis Villalba selbst sind es also 2 km mehr.) Morgens sitzen alle ziemlich zerdrückt in der Halle. Marcos hat fast gar nicht geschlafen, sagt er. Ohne Matratzen ist es einfach nichts. Man begreift nicht, warum die Stadt nicht wenigstens ein paar ausrangierte Matratzen hier in einem der kleinen leeren Räume deponiert. So ist Abadín mit Abstand die schlechteste Übernachtung in Galicien, ja - nach unserer Parknacht in Muros - für uns die zweitschlechteste überhaupt.

Statt Berge nun Brücken

Wir erzählen Marcos, dass ich krank bin und nur sehr langsam laufen werde. Er will trotzdem bei uns bleiben. - Ich horche in mich hinein, was mein Körper zum Frühstück will. Zwieback und Tee. Erstaunlich, bekommt er. Zum Trinken unterwegs gibt's Wasser mit ausgepresster Zitrone drin.

8h45 ziehen wir langsam los. Meine Frau hat sich unsere gesamten Vorräte aufgeladen, um mich zu entlasten. Ich spüre das deutlich, sie sicher auch. Ich bin ihr sehr dankbar. Für die heutige Strecke habe ich eine Kartenkopie aus einem spanischen Pilgerführer von R.W. bekommen.


Von der N-634 geht es an der Bank rechts, an der Post sofort wieder links, dann parallel zur N-634, rechts von ihr entlang. Außerhalb der Stadt kommen wir in eine sehr schöne Landschaft. Stundenlang liegt rechts von uns eine malerische Bergkette. Obwohl mir schlecht ist, schaue ich immer wieder bewundernd umher. Ein Riesenglück, dass es nicht mehr auf und ab geht. Durch Anklicken vergrößern Herrliches Bergpanorama in der Morgensonne

(8h57, 0.12, 141,8) Brücke über den Río Abadín. (9h08, 0.23, 139,4) Ortschaft Os Castros. Nach ca. 5 km um 9h45 (0.50) kleine Ruhepause. 9h58 weiter. 10h15 (1.07) eine mittelalterliche Brücke (laut Karte über den Río Portela). 10h50 (1.42) kommen wir wieder zur N-634, in Höhe der Alto de Martiñán. Links (etwa 150 m) zwei Bares, sogar am Sonntag offen. 10h54 bis 11h14 (1.46) kurze Kaffeepause.
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Eine der vielen renovierten Brücken
Es geht nun links der N-634 weiter. (11h35, 2.07) Eine große mittelalterliche Brücke, aufs Feinste (aus EU-Mitteln) renoviert. Wir haben ca. 9 km hinter uns, schon die Hälfte geschafft. Ich bin froh, dass ich laufen kann. Einmal muss ich mich Hals-über-Kopf auf eine Wieseneinfahrt hocken, obwohl meine Frau ruft, dass ein Bauer naht. Marcos kann ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Ja, wer den Schaden hat... Es folgen wieder schöne Wiesen- und Waldwege. Hinter einer kleinen Furt ist eine grasbestandene Kreuzung. Mittagspause von 12h05 bis 13h27 (2.37). Wir liegen zum Schluss auf unseren Isomatten (Marcos auf dem nackten Gras) und schlafen richtig. Fast kann ich Javi und Johanna verstehen, was für ein Unterschied zu dieser dumpfen harten Turnhalle! Danach ist Marcos bester Laune, findet es ganz toll, mit uns beiden herumzuziehen.

14h17 (3.27) gelangen wir zum Dorf Santiago de Goiriz, das auch R.W. wegen seinem Friedhof mit den auffallenden Grabspitzen erwähnt.

Aufpassen: Hinter Goiriz auf einer Wiese könnte ein Draht, der gefährlich dicht am Boden ist, zu Fall bringen.

Durch Anklicken vergrößern Der Friedhof in Goiriz

Ein böser Sturz

Unweit liegen ein Restaurant, eine Bar und ein Hostal "Helvetia". Wir überqueren die Straße und gehen zur Kirche. Dort lasse ich mich erschöpft im Vorbau nieder. 14h31 rechts der Straße weiter. Schmaler Fußweg hinter Bauernhäusern, dann geht der Weg sogar über eine Wiese. (14h40, 3.36) Ich kann mir vorstellen, dass der Bauer nicht begeistert ist, dass die Pilger über seine Wiese trampeln. Sicher will er dort auch mal Kühe grasen lassen. Deshalb gibt's einen Elektrodraht, aber den haben die Pilger am Ende der Wiese links heruntergetreten. Dahinter liegt ein Feldweg mit knöcheltiefem Matsch und Pfützen. Der Draht ist im Gras kaum sichtbar, hängt etwa 15 cm über dem Boden. Ich bin erster (man lässt ja den Langsamsten immer vorangehen) und steige automatisch über ihn hinweg. Meine Frau sieht ihn nicht, evtl. ist sie dazu zu dicht auf, und ich hätte auf jeden Fall wie bei anderen Hindernissen (Zweigen, Dornen, usw.) warnen müssen. Ich mache zwei Schritte durch die Matsche, als hinter mir meine Frau aufschreit. Sie ist mit einem Fuß an dem Draht hängen geblieben und versucht vergeblich, die Balance zu halten: der heute besonders schwere Rucksack reißt sie nach vorn, und sie schlägt der Länge nach in den Matsch.

Erschrocken springen Marcos und ich hin, und wir hieven sie hoch. Sie sieht furchtbar aus, alles schlammverkrustet. Aber: Gottlob hat sie sonst nichts abgekriegt. Wäre sie auf einen Stein gefallen, hätte sie sich leicht was brechen können. (Später schreibt mir eine Pilgerin, dass sie ebenfalls dort gestürzt ist.) Auch mischt sich nur 2 m weiter Jauche in den Matsch; wenigstens ist ihr das erspart geblieben. Rechts steht eine Viehtränke, an der sich meine Frau notdürftig säubert. "Kann man ja alles waschen!" Ja, sie ist nicht tot zu kriegen. Ich spüle ihren Wanderstab ab, möchte irgendwie nützlich sein. Dann hat sie den Schrecken überwunden.

Ca. 20 Minuten später erreichen wir die Vorgeplänkel von Villalba, Betonstraßen, dann Industrie. Die N-634 biegt in einem riesigen Linksbogen ab. Wir laufen die alte Strecke geradeaus in Richtung Stadt.


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Herberge von Villalba

Die Herberge von Villalba

Rechts kommt ein würfelförmiges schwarzes Gebäude in Sicht. Davor ein Denkmal mit der Pilger-Mickymaus: es ist die Herberge, zugleich das Zentrum der Straßenwacht. Ich hatte mir ein altes, wenn es hoch kam, renoviertes Gebäude vorgestellt, mit einem Matratzenlager unterm Dach. O nein, ganz falsch. Ein fast futuristisches Gebäude, erst 2000 neu errichtet, mit allen Schikanen. Den Schlüssel muss man nicht in der Stadt holen, wie ich bei den Vorbereitungen befürchtet hatte. Die Straßenwacht ist rund um die Uhr besetzt; im Empfang sitzt immer jemand am Nottelefon. Auch schaut regelmäßig Polizei herein (zu den Pilgern sehr freundlich). Und "klein" ist die Herberge auch nicht: 44 Betten (+ etwa 8 Reserve). Sogar zwei getrennte Schlafsäle, (für mich leider) im 2. Stock. Natürlich blieben meine Frau und ich trotzdem zusammen und zogen in den Schlafsaal der Frauen.

Zwischendurch tauchten Javi und Johanna auf, wollten duschen und dann wieder weiter, weil sie am Übernachten in der Natur Gefallen gefunden hatten. Der gute Javi! In Mondoñedo hatte er noch wie geleckt ausgesehen, fast nicht wie ein "echter" Pilger. Jetzt war er glücklich und zerknittert. Wir schmunzelten.

Jenseits der Kreuzung - in Richtung Stadt - eine Bar mit Grill. (Wir sind dort aber nicht eingekehrt, wie man sich denken kann.) - Supermarkt am Stadtrand. Am schnellsten läuft man einfach die Straße entlang. Die verläuft schnurgerade, und man merkt, dass es 2 km sind. Na, das Hin und Zurück zum Einkaufen schaffte ich gerade noch.

Abends wusste niemand, wie man das Licht löschen konnte. Erst die Aufsicht unten, ein junges Mädchen, zeigte uns einen Sicherungskasten. Normale Lichtschalter gab's nicht. - Nachts musste ich trotz der Tabletten gegen 2h30 dringend raus. Man glaubt es nicht, aber um diese Zeit trafen noch Radfahrer ein. Andererseits zogen die ersten Knistertüten schon wieder vor 6 Uhr los, ich kam nicht zur Ruhe. Schrecklich müde und immer schwächer.


25.08.2003, Montag: Zwangspause in Villalba, (282 km)

Morgens um 7h22 versuchte ich aufzustehen. Ich saß auf der Bettkante und wusste nicht mehr, was zu tun war. Eigentlich war ja alles Routine, längst in einer festen Reihenfolge, vom Weckerabstellen zum Waschengehen, usw. Verinnerlicht, fest eingebrannt. Denkste! Ich fühlte mich, wie sich sonst nur ein geistig Behinderter fühlen muss: Die Schuhe vor mir, die musste ich anziehen. Ich wusste nicht mehr, was man dazu in welcher Reihenfolge machen musste. Meine Frau schaute mich erschrocken an. "Mit dem Hubschrauber nach Hause" murmelte ich. Langsam, ganz langsam einen Handgriff nach dem andern. Als letztes den Schlafsack zusammenrollen. Das war nie ganz einfach gewesen, aber jetzt wurde es zum Kampf. Nur mit äußerster Konzentration und Anspannung der verbliebenen Kräfte gewann ich ihn.

Frühstück und Beratung mit dem ebenfalls geschockten Marcos. "Ich muss zum Arzt, wahrscheinlich ins Krankenhaus." murmelte ich. Ich schaute Marcos hilfesuchend an. "Dafür sorge ich", sagte er sofort. "Kannst du laufen?" Ich konnte, wenn auch mühsam. Wir ließen unsere gepackten Rucksäcke zurück, nur Marcos schulterte seinen. Der Aufsicht teilten wir mit, dass wir wegen meiner Krankheit nicht endgültig gingen. Wir wiesen auf die sichtbar abgestellten Rucksäcke, man möchte bitte nicht die Herberge abschließen. Das junge Mädchen versprach es.

Wir liefen in die Stadt. Ich war etwas besser drauf. Laufen, das kannte mein Körper. Etwa 2,5 km zum Gesundheitszentrum und Krankenhaus. Wenn wir jetzt Marcos nicht gehabt hätten, wären wir in große Schwierigkeiten gekommen. Als erstes überzeugte er die Aufnahme, dass ich krank war und sofort einen Arzt für eine Untersuchung brauchte. Als ich meine ADAC-Unterlagen für die Auslandskrankenversicherung vorwies, zuckte die Frau hilflos mit den Schultern. Ohne spanische Versicherungsnummer akzeptierte ihr Computer nichts, ich passte nicht in die Routine. Doch sollten wir zum Untersuchungszimmer 15 gehen.

Dort warteten einige wenige Patienten. Ein Arzt kam aber erst nach einer Viertelstunde, in mittlerem Alter, einen kompetenten Eindruck verbreitend. Eine Hilfskraft erschien und heftete die Liste mit den zu untersuchenden Patienten an. Marcos kontrollierte: Ich war nicht darunter. (Klar, ohne spanische Versicherungsnummer kommt man wahrscheinlich nicht mal unter die Erde.) Als danach ein Patient aus dem Untersuchungszimmer kam und der Arzt den nächsten laut Liste ausrufen wollte, sprang Marcos zu ihm hin und drang in ihn, mich sofort dranzunehmen. Nach einem prüfenden Blick auf mich nickte der Arzt zustimmend mit dem Kopf. Da sprang eine ältere Frau auf und beschwerte sich keifend. Sehr krank war sie wohl nicht, jedenfalls im Vergleich zu mir, der ich wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl hockte. Da ging ein Ruck durch den Arzt. Seine Augen schossen Blitze, als er sie andonnerte: Wenn ihr was nicht passe, solle sie sich anderswo untersuchen lassen, und sie könne ja auch zum Klinikdirektor gehen und sich dort beschweren ...

Mir war's sehr peinlich, und mit schlotternden Knien ging ich in den Untersuchungsraum. Drinnen war der Arzt sofort wieder friedlich und freundlich, entschuldigte sich sogar für den Auftritt draußen.


Das Ergebnis der Untersuchung war erfreulich: Eine normale Darmgrippe, die, wie er sagte, in der Gegend grassierte. Mit fiel ein Stein vom Herzen. Aber für das Rezept musste wieder eine spanische Versicherungsnummer her; Marcos gab dann einfach seine eigene an.

In der Stadt zurück drängten wir Marcos, sich nun endlich auf den Weg zu machen. Noch konnte er zeitlich Baamonde ganz gut erreichen. Zögernd gab er nach. Wir bedankten uns sehr und drückten ihn zum Abschied. Hätte, wie gesagt, einer unserer Söhne sein können ...

Durch Anklicken vergrößern Abschied von Marcos

Dann besorgten wir uns einen Stadtplan, wobei wir nochmal auf Javi und Johanna stießen. - Das Rezept, das mir der Arzt aufgeschrieben hat, lautet auf - Aspirin (die Packung 0,30 EUR!). Ich lache ungläubig auf; Aspirin hatte ich selbst von zu Hause mit. Aber nun nehme ich sie mehrere Tage lang regelmäßig, die Anti-Durchfall-Tabletten nur, wenn es "einen gegebenen Anlass" gibt. Für die Herberge kauften wir aus Dankbarkeit Teller und Besteck, denn das fehlte in der Küche, wie bekanntlich nahezu überall.

Als wir auf dem Rückweg sind, so gegen 14 Uhr: Wer kommt uns da wie immer strahlend entgegen? Der Fotopilger! Er erzählt fröhlich, er käme von Mondoñedo. Damals habe ich das nicht geglaubt, aber wenn er von der Herberge dort die Straße entlang direkt nach hier gelaufen ist: ca. 32 km, naja, bisschen knapp, aber machbar. Hier erwähnt mein Notizbuch die kantabrische Pilgergruppe. Ich weiß nicht mehr, ob der Fotopilger sie nach Abadín hat ziehen sehen. Jedenfalls sind sie nur noch einen Tag hinter uns und werden uns in Sobrado dos Monxes einholen, wie schon geahnt.

In der Herberge ist alles klar. Die Aufsicht weiß Bescheid, dass ich krank bin. Ich ruhe und schlafe ausgiebig, fühle mich nachmittags schon etwas besser. Später kommen zwei Mädchen dazu, die sich einfach in einer anderen Ecke unseres Schlafsaales einrichten. Sie merken, dass ich krank bin. Wir machen einen "Probegang" in die Stadt, um gleichzeitig den Pilgerweg zu erkunden, bis zur jenseitigen Altstadtgrenze, wo die Kennzeichnungen etwas spärlich sind. Auf dem Kirchplatz stoßen wir auf zwei neue Pilger: Jimmy, den Engländer, der von Barcelona aus zu Fuß unterwegs ist, und Carlos aus Bilbao. Erst bin ich sauer, dass Jimmy immer gleich auf Englisch umschaltet, weil ich ihn für einen Spanier halte. Er spricht nämlich auch fließend Spanisch, auch etwas Deutsch und manches andere. Auch Carlos spricht gutes Englisch. Ich versuche aber, so gut es geht, doch mein Spanisch zu verwenden.

Wir gehen zur Kirche hinüber und schauen hinein: Messe. Oh gut, gleich hinein, denn gestern am Sonntag war damit nichts. Wie in Gijón: Wir sind ganze 6 Minuten zu spät, und sie sind schon beim Evangelium...

Jimmy hat seinen Credencial verloren (mit all den schönen Stempeln). Er kennt auch die große kantabrische Pilgergruppe. Evtl. haben die ja seinen Ausweis gefunden. Er will in Villalba bleiben und sie morgen erwarten. Für alle Fälle will er aber auch den Pfarrer bewegen, ihm einen neuen auszustellen. Deshalb lungert er jetzt hier auf dem Kirchplatz rum. Der Pfarrer wird wohl sobald nicht kommen, denn die Gemeinde versammelt sich nach der Messe oft in einem Gemeindesaal ...

Wir merken uns den weiteren Pilgerweg (Beschreibung siehe unten) und gehen die Hauptstraße zurück. Der nächste Pilgerschwung ist eingetroffen, darunter viele Radfahrer. Dass wir die zweite Nacht hier sind, fällt überhaupt nicht auf. Platz ist genug. Nachts wache ich ein paarmal auf und merke, dass ich wieder bei Kräften bin.


26.08.2003, Dienstag: Von Villalba nach Baamonde, 19 km (301 km)

(Entfernung einschließlich 2 km bis zur Stadt Villalba.)

Der Weg durch Villalba

Meine Frau ist sehr erleichtert, als ich morgens sage: "Alles klar. Ich kann laufen." Trotzdem nahm sie wieder den Großteil der gemeinsamen Vorräte auf sich. Ich habe an diesem Tag nicht gewusst, dass wir die 300-km-Marke überschritten. Die Entfernungen sind ja auch ein wenig wackelig.

Nach einem herzhaften Tee-und-Zwieback-Frühstück ;-) machen wir uns fertig. Ein Auto mit zwei Männern fährt vor. Ich spreche sie an, vermute etwas. Es stimmt: Es sind Quartiermacher der großen kantabrischen Pilgergruppe. Mir war schon klar gewesen, dass die mit Begleitfahrzeugen unterwegs sein mussten. Sonst geht das gar nicht als Gruppe.

8h51 (0.00) auf den Weg. Der Pilgerweg geht in Richtung Stadt, biegt aber an den Strommasten rechts auf eine Piste ab. (Dieser Schwenk lohnt.) Kurz darauf links ab, also parallel zur N-634. Die Piste, später Asphaltweg, kommt kurz vor dem Supermarkt wieder auf die Hauptstraße. Etwas weiter, an der ersten großen Kreuzung, setzt sich der Weg halbrechts versetzt in eine schmale Straße hinein fort. Geradeaus sieht man die Pfarrkirche. (Danach kommt eine Stelle, wo man rechts wenige Schritte zu einem Aussichtspunkt gehen kann. Da war ein kleiner Kläffer angeleint, der sich schäumend so erregte, dass er sich fast mit dem Halsband erwürgte. Ich fragte mich, wie ein Hund so werden kann. Wir waren immerhin mitten auf dem Weg und nicht auf seinem Terrain.)

Die Straße könnte die alte Hauptstraße sein, mit schönen alten Häusern. 9h22 (0.31) erreichten wir wieder den Kirchplatz. Dort ist kein Zeichen. Links liegt der Parador mit einem alten Festungsturm. Man geht versetzt links weiter, also rechts an Turm und Parador vorbei. Zeichen. Am Ende wieder auf die von links kommende N-634. Ungefähr geradeaus über die Kreuzung hinweg sieht an ein großes Pilgerschild, das den weiteren Verlauf anzeigt. (Man kann vom Kirchplatz auch etwa parallel hierhin laufen.)

Wieder N-634-Geschlängel

9h29 (0.38) Ein großer Lastwagen versperrt die Straße. Wir können uns nicht einmal vorbeiquetschen. Der Fahrer sieht es und rührt keinen Finger, könnte ja wohl eben zwei Meter zurücksetzen. Blödhammel! Wir müssen zurück und sehen, wie wir durch Nebenstraßen den Pilgerweg wieder erreichen.
Mühle hinter Villalba Durch Anklicken vergrößern Jetzt folgt ein sehr schöner Abschnitt. Die Stadt hat hier entlang des Flusses ein Erholungsgebiet eingerichtet. Nach einem Hohl-, später Wiesenweg kommt man zu einer kleinen Straße (9h37, 0.46, 121,0), der man nach rechts folgt. Wasserwerk. Dann über die Brücke zu einer restaurierten Mühle am Fluss.

Achtung: Hier nicht nach links, den Fluss entlang, der einladenden Promenade folgen. Das hat R.W. gemacht, und dank seinem Fehler bin ich alarmiert und suche umher. Endlich finde ich ein Zeichen: (9h44, 0.53) Es geht nach rechts zur Mühle und vor dieser links hoch.


Durch eine herrliche Wald- und Wiesenlandschaft erreichen wir 10h10 (1.19) wieder den Fluss, und zwar wie gestern an einer mittelalterlichen Brücke, die man völlig restauriert hat. Auf den Weg achten! Man muss hinter der Brücke zwischen den Gebäuden hindurch. (Schön bemalter Hórreo.) Kurz darauf eine Rechtskurve über einen Bauernhof. Keine bösen Hunde. Der Feldweg verzweigt sich; man bleibt links und muss etwas aufwärts. Sobald man eine Asphaltstraße erreicht hat, geht es rechts versetzt weiter (gut sichtbarer Muschelstein). Durch Anklicken vergrößern Sehenswerter Hórreo vor Alba

Wie geht's weiter? Durch Anklicken vergrößern 11h09 (2.18) Ortschaft Alba. Bevor wir die Straße erreichen, machen wir an einem kleinen Platz mit schöner Aussicht, vor einem Kreuz Pause. Auf einmal kommen Javi und Johanna daher. Haben die Nacht offensichtlich wieder gut überstanden. Naja, wenn's nicht regnet, ist die freie Natur natürlich am schönsten. Sie laufen weiter. (Von Johanna war es für uns der Abschied. Sie musste anderntags nach Madrid zurück. Wir fanden sie sehr nett und sympathisch.)

11h30 zur nahen Fernstraße. Wer nicht den Friedhof betrachten will, kann sich das zweimalige Überqueren der N-634 ersparen. Hinweis auf eine ca. 200 m entfernte Bar rechts der Straße. (11h47, 2.35) Nach 150 m geht es von der N-634 rechts ab. (12h21, 3.09, 113,7) Brunnen. Kurz danach überquert man zweimal die N-634. 12h41 (3.29) Bar. 13h05 (3.53, 111,1) Abermals Straße überqueren. 2 km weiter vor einem Bauernhof an einer Kreuzung, von der mehrere große Steinmauern abzweigen, Mittagspause. 13h26 - 14h31 (4.14, 109,6) Während dessen läuft Carlos vorbei.

14h53 (4.38) Abzweigung ohne Zeichen. Es geht geradeaus, nicht links in Richtung Fernstraße. Kurz vor der N-634 links, dann (15h01, 4.46, 107,6) die Straße überqueren. Etwas später rechts ein einladender Rastplatz am Bach auf einer Wiese; man muss allerdings etwas "Kuhflair" in Kauf nehmen.

(15h28, 5.13) Zum ersten Mal in diesem Jahr ein frei laufender Schäferhund, der uns nachsetzt, aber ehe die Pfefferspritze in Aktion treten kann, lässt er schon wieder von uns ab. (15h34, 5.19, 105,4) N-634 erreicht und rechts auf ihr weiter. In der Ferne die Autobahnbrücke vor Baamonde, unserem heutigen Ziel. Durch die Unterführung muss man auf jeden Fall, aber der Pilgerweg ziert sich und weicht noch ein paarmal links aus. (15h48, 5.33, 104,4) In Sicht der Autobahnbrücke links ab. Kreuzung an Bauernhöfen: Ein kleines Schild mit "Santiago" (kaum zu sehen) weist nach rechts zur Fernstraße hin. Man hat sie fast erreicht, da geht's noch zweimal nach links, bis man am Straßentunnel rauskommt. (16h05, 5.50)

Tipp: Vor dem Tunnel die Straße überqueren und rechts bleiben. So vermeidet man hinter der Unterführung auf der linken Seite die großflächige Kreuzung einer Autobahnauffahrt, bei der man über einige Leitplanken klettern muss. - Also rechts bleiben, denn es ist gar nicht mehr weit bis zur Herberge, die ebenfalls rechts, direkt an der Straße liegt. Wir hätten sie fast übersehen, obwohl ein Schild auf sie hinweist. (16h11, 5.56) Wir haben unser Ziel erreicht. Nun, die Etappe war sehr leicht. Keine Steigungen, gute Wege. Das schaffte ich auch als Noch-Kranker.

Eine tolle Herberge mit nur einem Nachteil: die Hospitalera

Die Herberge ist bei unserer Ankunft geschlossen, obwohl im Hof Wäsche hängt. Da muss doch jemand sein. Carlos kommt. Er hat die angegebene Telefonnummer angerufen: nichts. Da fährt ein Auto vor. Ein alter Mann steigt aus - und Jimmy! Sieh an, der Langstreckenpiler von Barcelona! Der Mann geht mit uns in die benachbarte Bar. Er sei ein Freund der Hospitalera und bekäme dort wohl den Schlüssel. Nun, wir sitzen da und trinken etwas. Aber niemand reicht den Schlüssel über den Tresen. Auf einmal sagt unser Freund und Helfer "Vamos" und geht voraus zum benachbarten Refugio, schließt die grüne Gittertür zum Hof auf. (Hier kam mir der Verdacht, dass er den Schlüssel längst hatte, aber uns aus irgendeinem Grunde vorspielte, ihn in der Bar bekommen zu haben.)
Ein tolles Refugio! Unten drei kleine Schlafzimmer (4, 8 bzw. 6 Betten), oben auf der Galerie noch 44 Zweistockbetten. Duschen und Toiletten im Hof gegenüber. Bänke und Tische. Herdfeuer. Alles sehr gut in Schuss. Nur die Küche ist vernachlässigt, sagt meine Frau. In dem 4-Bett-Zimmer ist ein Bett schon belegt. Jimmy und Carlos gehen in das 8-Bett-Zimmer, wir beziehen das dritte mit den 6 Betten. An der Tür daneben hängt ein Schild: Behindertendusche, bitte nicht benutzen. - Das kennen wir schon, man will natürlich Putzkosten sparen. Wir werden uns dran halten. Durch Anklicken vergrößern Inneres der Herberge von Baamonde

Zu unserer Überraschung kommt auf einmal der Fotopilger zur Tür herein. Er war es also, der schon vor uns eingetroffen war. - Aber wie sah er aus! Beide Beine voll mit verschorftem Blut. Er war ein Opfer dieser tückischen spanischen Bürgersteige geworden, über die ich schon öfter den Kopf geschüttelt habe. Unweit der Herberge von Villalba (er hatte wohl wieder nach Fotomotiven Ausschau gehalten) war er also übel gestürzt, seine Kamera kaputt, seine Schienbeine aufgeschürft. Heute nacht habe er in einer Tankstelle übernachtet, erzählt er, wie üblich in bester Laune. Da könnte ich mir mal eine Scheibe von abschneiden. -

Uns fällt auf, dass für spanische Verhältnisse ziemlich viel Verbots- und Gebotsschilder rumhängen. Nun, das weiß ich aus mehreren Pilgerberichten, u.a. von R.W.: Hier herrscht "Conchi", die bekannteste Person auf diesem Abschnitt der Nordroute. 17h20, vermerkt mein Notizbuch, taucht Conchi auf, und vorbei ist's mit der Gemütlichkeit. Grauhaarig, etwas kantiges Gesicht, mit Augen, die je nach Situation freundlich oder zornig funkeln. Sie muss etwa in unserem Alter sein, irgendwo in den 50ern. Zurzeit funkeln die Augen zornig. "Wer hat sich in dem rechten Zimmer eingerichtet? Der muss da sofort raus." - Wir sind gemeint. Erst bekomme ich rote Ohren, dann werde ich auch wütend. Was haben wir denn getan? - "Por que?" frage ich grimmig-freundlich. Sie schnappt nach Luft, ihren Anweisungen wird normalerweise ohne Rückfrage Folge geleistet. (Sie wäre im letzten Weltkrieg wahrscheinlich eine sehr tüchtige Feldlazarettleiterin gewesen.)

"Weil - weil das das Behindertenzimmer ist" schwallt sie los. Meine Frau schiebt sich vor: "Das ist gut. Mein Mann ist nämlich krank, sozusagen behindert." Die anderen Pilger nicken bestätigend mit dem Kopf. Ich setze mich prompt auf einen Stuhl. "Nichts da" Sie wird immer wütender. - Ich lenke ein. "Gut, wir ziehen um." Wir holen unsere Sachen und ziehen zu Carlos und Jimmy. Dann lasse ich mich "erschöpft" nieder und zücke mein Notizbuch.

Die beiden Mädchen, die mit uns in Villalba übernachtet haben, sind auch inzwischen da und bestätigen der Hospitalera, dass ich sehr krank gewesen sei. Carlos fügt hinzu, dass ich ein bekannter Pilgerwegspezialist bin, jetzt unterwegs, um im Netz für die deutschen Pilger über den Jakobsweg auf dieser Route zu berichten. Conchi schaut zu mir rüber: Da ist sie ja wohl fein ins Fettnäpfchen gelatscht! Ich weiß, was sie denkt, schaue nur kurz auf und mache dann angelegentlich weitere ausführliche Notizen. Ich spüre direkt auf fünf Meter, wie es in ihr brodelt. Sie weiß genau, dass sie in meinem Bericht schon durchgefallen ist, und knirscht innerlich. Aber zurück kann sie ohne Gesichtsverlust nicht mehr.

Mir ist eingefallen, dass sie mich an eine Bekannte erinnert, und damit kann ich sie mit einem Schlag genau einschätzen. Normalerweise ist sie die Güte und Freundlichkeit selbst, solange sie die Leute dazu bringen kann, alles zu tun, was sie sagt. Aber wehe dem, der sich ihrer "Fürsorge" entziehen will, der Rückfragen wagt oder gar sich weigert, in ein allgemeines Dankbarkeits- und Loblied für sie einzustimmen...

Jemand fragt Conchi, ob wir einen Stempel bekommen können. "Um 7h30!" (fauch) "Und gleich zwei!" (säusel) Hier herrschen geordnete Verhältnisse, und sie tut ja alles für die Pilger!

Die anderen gehen in die Stadt, weil der alte Herr, der uns aufgeschlossen hat, ihnen die örtlichen Sehenswürdigkeiten zeigen will. Ich bin wirklich noch sehr schlapp und lege mich hin. Zwei Minuten später steht Conchi an meinem Krankenbett und säuselt "Gute Besserung", lässt mir den Schlüssel fürs Gittertor da. (Das Haupttor, man ahnt es schon, wird nie benutzt.) Ich nehme den Schlüssel und seufze ein wenig leidend. Dann habe ich meine Ruhe.

Einiges über die Stadt Baamonde

Sehenswert sind die Kirche, davor eine 1000-jährige Kastanie mit eingearbeiteten Schnitzereien. Geht man die Nebenstraße an der Kirche hoch, findet man das Regionalmuseum mit Skulpturen des Künstlers Victor Corral, der hier auch wohnt. Außerdem das Restaurant "Labrego", das preiswert und gut sein soll. - Restaurant Galicia an der Hauptstraße.
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Conchi in ihrem Element
Abends um 19h30 bin ich gespannt, warum es genau dann die Stempel geben soll. Nun, Conchi rauscht majestätisch hinter den Tresen vom Empfang und hält Hof: Sie stempelt die Ausweise. Jeder erhält eine Art Visitenkarte von ihr:
Concepción Prado Martul
Albergue peregrinos de Baamonde
Carretera de Villalba, km. 9 Baamonde
27370 Begonte -Lugo-
982-39-82-41
625-76-01-84
"Conchi".

Dann hält sie Reden wie der Herbergsvater von Almuña. Da ist sie in ihrem Element. Meine Frau, die ja nichts versteht, macht einmal einen schüchternen Versuch, sich zu entfernen, aber gleich bannt sie ein Blitz aus Conchis Augen: Da verschwendet sie sich an uns, und da wollen wir uns gelangweilt davonstehlen? Das kommt nicht in Frage!

Von Sobrado nach Arzúa oder nach Pedrouzo?

Zum Beispiel sollten wir auf keinen Fall nach Arzúa gehen: Alles überlaufen! Nein, nach Pedrouzo, das sei doch viel besser. - Dies Lied hatte ich auch schon anderswo gehört und auf Hinweiszetteln gelesen. Man will die Pilger um jeden Preis nach Westen vom Camino Francés abdrängen. Carlos fragte mich, was ich davon hielte. "Nichts," sagte ich. "Du läufst 40 Kilometer, die vielleicht gar nicht gut gekennzeichnet sind, denn das ist nicht der normale Pilgerweg. Gut, Pedrouzo ist groß, ca. 130 Betten, aber die können teils durch Jugendgruppen belegt sein, und wenn du dann wegen der Entfernung spät am Tag eintriffst, hast du dasselbe Problem wie angeblich in Arzúa." (Allerdings können die, die zeitlich knapp dran sind, einen Tag sparen.)


Nachtrag von 2004:
Pilgerin Cornelia Schmitz (die im Juli 2004 nach meinen Aufzeichnungen unterwegs war) konnte meine obigen Vermutungen bestätigen. Um einen Tag zu sparen, was für sie sehr wichtig war, da dann die Zeit noch für einen Besuch am Kap langte, ist sie von Sobrado dos Monxes aus direkt nach Pedrouzo gelaufen. Der Weg sei sehr schlecht ausgezeichnet, und sie und ihr Freund hätten die ganze Zeit Angst gehabt, sich zu verlaufen. Am Ende kamen sie recht spät in Pedrouzo an - und landeten auf dem Fußboden, wie von mir vorhergesagt. - Nun war es in einem Heiligen Jahr, und außerdem wollten sie ja den Tag sparen. - Aber ansonsten ist diese Abkürzung nicht zu empfehlen.

Nachtrag von 2009:
2009 bin ich selbst bis Pedrouzo gegangen. Ich hatte mir aber Iberpix-Karten aus dem Netz mitgenommen, so dass die Orientierung nicht schwerfiel. Es geht ohnehin immer nur Landstraßen entlang. Kein schöner Weg, und mit fast 40 km die längste Etappe, die ich je gelaufen bin.


Notlüge und ein gelüftetes Geheimnis

Später am Abend machte meine Frau ein leckeres Essen (im Ort gab's alles zu kaufen). Danach traf Jimmy ein und verwandelte die Küche in einen Saustall. Als wir schon abgeräumt hatten, gesellte sich Conchi zu Jimmy. Ich brauchte noch eine Information, die sie wahrscheinlich gleichzeitig ärgern würde. Etwas hinterlistig verlockte ich sie zu einer Lüge, sie fiel prompt darauf rein. Ich habe im Netz gehört, sagte ich (ohne zu erwähnen, dass ich das auch von R.W. wusste, dem sie es selbst gesagt hatte), dass auf der nächsten Etappe ein Grundbesitzer die Pilger mit der Flinte bedroht. Wie steht's denn damit? (Sie hatte das bei ihrem Vortrag ja mit keiner Silbe erwähnt.) - Wie erwartet, ging sie hoch. "Blödsinn! Das hat's nie gegeben." (Lüge) "Das hat mal einer im Scherz erzählt." (Ja, und warum hatte sie dann R.W. noch vor einem Jahr explizit gewarnt und einen anderen Weg empfohlen?) Anscheinend war das Problem inzwischen behoben, und dann wird im konfliktscheuen Spanien einfach behauptet, es habe nie existiert. - Nun, ich hatte so meine Auskunft, dass uns anderntags kein Ungemach drohte, und außerdem die Genugtuung, sie dabei zu ertappen, mir direkt ins Gesicht zu lügen. (Machte meine o.e. Bekannte notfalls auch genauso.)

Abends wurde noch das Geheimnis gelüftet, warum wir nicht im "Behindertenzimmer" bleiben durften und sie deshalb keinen Rückzieher hatte machen können: Als wir alle im Bett waren und die Luft rein war, wie sie ausspionierte, schlich sich der merkwürdige alte Mann in dieses Zimmer und übernachtete dort, einschließlich Benutzung von Dusche und Toilette nebenan. Nicht nur das: Er gehörte ebenfalls zu der kantabrischen Gruppe und war Quartiermacher. Nach den Regeln der Refugios hätte er als Fahrer eines Begleitfahrzeugs auf keinen Fall hier übernachten dürfen. Das alles wollte Conchi verbergen und deshalb ihr Theater. - Überflüssig zu sagen, dass sie das alles hätte ganz anders regeln können. Ein offenes Wort zu uns, und wir hätten dem Pilgerveteran (der sicher fast an die 80 Jahre alt war) gern sein Reich gegönnt und hätten von uns aus die Betten geräumt. Aber so war's hinterfotzig von ihr. (Und ich hatte auch nicht gerade mit christlicher Duldsamkeit reagiert.)


27.08.2003, Mittwoch: Von Baamonde nach Miraz, 16 km (317 km)

Durch Heide und Einsamkeit

Am andern Morgen regnete es, so dass wir uns nicht beeilten. Erst 9h26 (0.00, 102,8), immer noch Nieselregen, verließen wir das warme Nest. Von der Herberge geht man bis zur querenden Fernstraße und läuft diese dann nach rechts weiter. Da wir an der Kirche und der sehenswerten Kastanie vorbeikamen, sprachen wir noch unser Morgengebet, und ich konnte die Schnitzereien in dem Baum bewundern. Dann ging es aber los. Links Eisenbahnschienen, auf denen wir von La Coruña aus zurückfahren würden, was ich aber an diesem Tag noch nicht wusste. Wir liefen sehr schnell, um diesen Abschnitt hinter uns zu bringen.
(10h22, 0.56, 99,8) Links ab über die Gleise hinweg, dann auf einer alten Brücke den Río Parga überqueren. An der folgenden T-Kreuzung sollte man wohl früher links gehen, um den wütenden Grundbesitzer zu vermeiden. Nun, das war ja überholt. Wir wandten uns nach rechts und kamen zu Quelle und Kirche von San Alberte. Nachdem wir die Kirche von außen genügend gewürdigt hatten, stiegen wir auf einem Fußpfad, die Kirche rechts lassend, hoch und kamen in ein einsames Heidegebiet, einer der landschaftlich sehenswertesten Abschnitte dieses Zweiges der Nordroute. Man läuft über eine Art Hochfläche und sieht im Hintergrund das Band des Gebirges Sierra de Coba da Serpe (ca. 800 m hoch), das anderntags zu überwinden war. Na, so himmelhoch schien es nicht zu sein. Ich habe mir nun keine besonderen Notizen gemacht, denn man folgt den Kennzeichnungen ohne Schwierigkeiten, an beeindruckenden Steinmauern und den schönsten Blumen vorbei, bis man über einen Wiesenweg langsam wieder in die Zivilisation zurückkehrt.
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Heide zwischen Baamonde und Miraz

Falls mal ein Zeichen fehlt, geradeaus! - Den ersten Zweifel gibt es, wenn ein grün-weiß gekennzeichneter Wanderweg links in Richtung Toar abbiegt: auch hier geht es noch geradeaus, auf einige Bauernhöfe zu. (11h18, 1.52, 97,7) Hinter den Höfen auf der Asphaltstraße links hoch. (11h35, 2.09, 96,9) Kleine Landstraße wird überquert. (Ich wundere mich heute über die vielen kleinen Straßen, eine einzige davon steht in der Michelin-Karte.) 12h00 (2.34) erreichen wir eine kleine Ortschaft und hören ein Glockenspiel, sehen aber keine Kirche oder Kapelle. Zwischen den Häusern läuft ein Schäferhund, ist aber harmlos. Auf dem Dorfplatz steht ein Pavillon für gelegentliche Feiern. Unter dessen Dach lassen wir uns nieder und machen Mittag. Das Wetter wird besser.

12h40 (2.37, 94,7) weiter. Hinterm Dorf in eine Piste nach links ab. Auf einer Wiese rechts steht ein großer Baum; dort wär's für die Pause schöner gewesen... Wir passieren weiter namenlose Siedlungen und kreuzen Sträßchen, die auf keiner Karte stehen.


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Rastplatz in Seixón
13h36 (3.33) erreichen wir einen heruntergekommenen Rastplatz, mit kaputter Pumpe. Er gehört schon zu Seixón, das erste Dorf, das auf meiner Karte verzeichnet ist. Hm, etwas zu weit nach Süden; nach Miráz muss man fast 1 km nach Nordwesten. Erst 13h54 (3.51) kommen wir an der Landstraße Friol-Parga heraus. Links liegt eine "sehenswerte" Kirche, naja, lohnt (m.E. nach) nicht. Der Pilgerweg geht wie erwartet ein Stück nach rechts auf der Landstraße weiter. 90,538 km noch bis Santiago. Etwas weiter an der Straße rechts eine Bar, kaum als solche zu erkennen. Verschlossen. Aber eine Frau hat uns gehört, schließt auf und lässt uns ein. Wir Pilger finden freundliche Beachtung. Es sind wohl nur Familienangehörige da; offiziell ist die Bar ja geschlossen. Einen Kaffee. Mir schmeckt es schon wieder, na also. Die Aspirin (je 1 morgens, mittags und abends) haben gut geholfen.

Ein überraschender Kramladen

14h24 (4.21, 89,8), Ortsschild Laguna. Mein geschärftes Auge sieht links ein "verdächtiges" Haus mit einem Lieferwagen davor. Das Auto ist mit "Lebensmittel Laguna" beschriftet. Das Haus ist ein Kramladen, der die Umgebung versorgt, wetten? Er liegt direkt an der Abzweigung, wo es links nach Miraz abgeht. Wir kaufen nichts, denn in Miraz soll es in der Bar, wo es den Schlüssel gibt, Essen geben. An der nächsten Kreuzung kurz darauf geht es an einer stinkenden Hühnerfarm laut Wegweiser rechts ab nach Miraz. Man läuft dieses kleine Sträßchen entlang, bis man kurz vor dem Ziel noch einmal auf einen Feldweg halbrechts abbiegt.

Man könnte auf der Straße bleiben, was sogar ein wenig kürzer ist. In diesem Fall erreicht man erst die Mauer eines Gutshofes rechts, dann ein Ortsschild Laxes (nicht beirren lassen, es ist Miraz), und dann folgt links die Bar, wo es den Schlüssel zum Pfarrhaus gibt.

Wir bogen jedoch dem Pilgerweg nach brav halbrechts ab und liefen über angenehme Feldwege durch viel Grün auf den schon genannten Gutshof zu, erreichten ihn aber an seiner rechten Seite. 14h53 (4.50) kamen wir zu einem wuchtigen Wehrturm. Hier begann der Ort. Einige halbgroße Hunde liefen auf uns zu und bellten, ich zückte meine Pfefferspritze und lauerte auf einen Einsatz, aber die feigen Tölen wichen aus.


Warnung: Die Hunde von Miraz sind teilweise bissig. Einen Tag später wurde ein Pilger von hinten ins Bein gebissen. Also auch etwas wachsam nach hinten schauen. Die Regel "einfach stur weitergehen und sich nicht umsehen" hat hier versagt. - Man kann die Hunde vermeiden, indem man auf der Landstraße bleibt.
Unser Weg mündete auf eine Straße. Es ist die Landstraße, die links von Laguna kommt. Schräg links gegenüber lag die gesuchte Bar. Kein Schild, aber eine Weinrankenlaube mit vielen leeren Getränkekisten. (15h02, 4.59) Eine Frau begrüßte uns und gab uns den Schlüssel zum Pfarrhaus. Die Bar sei leider später wegen einer "Familienfeier" geschlossen. (Hinterher sagte mir ein Dorfbewohner, es sei eine Beerdigung gewesen.) Ich nahm an, dass es um den nächsten Morgen ging, denn wir sollten die Schlüssel ins Fenster legen. Leider stellte sich heraus, dass die Bar schon an diesem Nachmittag schloss und wir so nichts zu essen bekamen.

Im Pfarrhaus von Miraz

Von der Bar aus die Straße halbrechts ab. Links liegt ein modernes Haus auf den bekannten "Stelzen", rechts die Ruine einer Bushaltestelle. Das Haus dahinter rechts ist das Pfarrhaus.
Einstöckig, weiß, im traditionellen Stil, mit neuen Vorsatz-Aluminium-Fenstern. Geländer vor der Haustür. Rechts ein Gittertor, durch das man an der Garage vorbei zur Hintertür und zum Garten links vom Haus gelangt. Im Garten die schönsten Äpfel in Überfülle. Es schien sie niemand zu ernten, denn jede Menge lagen auf dem Rasen zu verfaulen. Dann haben wir doch noch vergessen, einige mitzunehmen. - Wir hatten je einen Schlüssel für die Vorder- und für die Hintertür. Innen 5 verschieden große Zimmer. Nur 4 Bettgestelle, aber viele Matratzen. Wir belegten ein Zimmer mit einem Doppelbett; Matratzen auf riesigen Spiralfedern. Toilette und Duschbadewanne in Ordnung. Leider nur kaltes Wasser. Holzfeuerherd. (Holz liegt in der Garage.) Ferner noch ein Gasherd. Ein einziger riesiger Topf. Besteck und Teller in der Abstellkammer! - Wer nicht sehr geschickt ist, muss auf Kochen verzichten.
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Pfarrhaus in Miraz

Nachmittags entdecke ich, dass die Bar geschlossen ist, stehe ratlos auf der Straße rum. 17h45, ein Auto mit drei Männern fährt vor. Einer von ihnen ist der Pilgerveteran aus Baamonde. Sie zeigen auf das Pfarrhaus. Ich kann raten, was sie sagen: Zu klein für ihre riesige Truppe, höchstens Mittagspause hier. Auf einmal entdecken sie mich. Der Veteran deutet mit dem Finger: "Da, da ist ja ein Pilger." Sie wollen nur noch ein paar Einzelheiten über das Haus wissen. Nein, den Pfarrer habe ich nicht gesehen. - Später treffen zwei neue Pilger ein. Wir unterhalten uns etwas mit ihnen. Einen unserer beiden Schlüssel geben wir an sie ab. Sie beziehen eines der übrigen Zimmer. Das war's, es blieb bei uns vieren. - Aber der Hunger! Ich schlage vor, dass wir zu dem gesichteten Kramladen zurückgehen und versuchen, dort etwas zu bekommen. 2 km für einen Weg, etwas riskant, da wir keine Ahnung haben, ob der Laden geöffnet ist. Doch ich brauche Kalorien. Also stiefeln wir los. Im Eiltempo ohne Gepäck, aber mit Stöcken und Pfefferspritze, einfach die Landstraße nach rechts zurück. Ich weiß inzwischen, dass es die ist, die von Laguna kommt. - Bald sind wir am Ziel, etwas verschwitzt. Der Laden ist geöffnet, Gottseilob. (Man ist erst sicher, nachdem man die Klinke betätigt hat.) Drinnen eine Einrichtung wie eine Bar, aber dazu links einige Kisten Obst. Im Hintergrund ein Lagerraum. Wir kaufen etwas ein. Dann nehme ich mir ein Herz und frage, ob die Wirtin uns etwas zu essen machen kann. Sie lehnt spontan ab, zögert dann. Warum wir denn nicht in Miraz ...? Der einzige Gast an der Theke kommt uns zu Hilfe: "Die Bar dort ist heute geschlossen." sagt er. Die Wirtin ist erstaunt. Jetzt weiß sie, dass wir wirklich in Verlegenheit sind. Gut, sagt sie, ob wir Zeit hätten? "Pilger haben immer viel Zeit" strahle ich sie an. - Wir dürfen uns an einen winzigen Tisch setzen. Erst mal was trinken. - Nach einiger Zeit tischt sie auf. Ich weiß nicht mehr was, aber es schmeckte herrlich nach dem langen Zwangsfasten. Da mein Appetit zurück war, hatte ich sicher das Schlimmste überstanden. Wir freuten uns sehr und dankten ihr, und auch der Preis war wie immer auf dem Land erfreulich niedrig.

So liefen wir später frohgemut den Weg zurück. Unsere zwei Pilgerkameraden berichteten, dass inzwischen der Pfarrer höchstpersönlich nach dem Rechten geschaut hatte. Das überraschte uns positiv, denn was hätten wir gemacht, wenn wir erst nach Schließenszeit der Bar eingetroffen wären? So hatte sich der Pfarrer vergewissert, dass niemand verzweifelt vor der verschlossenen Tür saß. Im Unterstand draußen neben der Garage hätte man nicht nächtigen können. Dort hatten irgendwelche Sauigel ihre Notdurft verrichtet. (Ging das denn nicht in dem großen Garten?)


28.08.2003, Donnerstag: Von Miraz nach Sobrado dos Monxes, 26 km (343 km)

Irrigerweise hatte ich bei den Vorbereitungen angenommen, dass der Pilgerweg über Miraz einen großen Umweg bedeutete und er früher diesen Ort nicht passierte. Tatsächlich ging man früher wohl über Guitiriz. (Dorthin waren auch Javi und Johanna gelaufen, damit Johanna anderntags ihren Bus bekam.) Inzwischen ist aber der Weg über Miraz markiert. Er ist allein schon wegen seiner landschaftlichen Schönheit ein Gewinn, und länger ist er auch nicht, im Gegenteil. - Nun hörte ich, dass es auch noch eine Alternative an Miraz vorbei gäbe, wenn man dort nicht übernachten will, aber mir ist dazu nichts Näheres bekannt. Es fällt nur auf, dass in mehreren Berichten erzählt wird, dass man sich in der Gegend von Miraz verlaufen habe, aber wo genau, wussten die Leute selbst nicht.
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Durch die Wildnis hinter Miraz
8h15 (0.00, 88,0) zogen wir die kleine Landstraße an der Kirche vorbei geradeaus weiter. Siehe da, sie lief sich sogar tot, wurde zur Piste. Dann geht es links ab, durch ein Heide- und Felsengebiet hoch. Wieder ein landschaftlich wunderbarer Abschnitt voller Einsamkeit. Da man hochsteigt (aber nicht schlimm), sehr schöne Blicke zurück. Vor uns der Gebirgszug der Sierra de Coba da Serpe, oben ein Antennenmast auf der höchsten Spitze. Es ging direkt darauf zu. Na, ich war begierig, den Übergang zu "schaffen". Daraus wurde so schnell nichts: Der Pilger muss sich psychisch darauf einstellen, dass es lange Zeit im Zickzack und sogar mit etwas Rauf und Runter nach Süden das Gebirge entlanggeht, bis man endlich die Landstraße, die von Friol kommt, erreicht, auf der im Prinzip Pilger vom Camino primitivo aus Richtung Lugo dazukommen können (siehe meinen Bericht von 2002). Erst auf ihr geht's über den Pass. Aber so weit waren wir noch lange nicht.

Immer am Gebirge lang

Wir kamen in ein Gebiet, wo große Erdbewegungsmaschinen breite neue Pisten durch die Heide gescharrt hatten, eine traurig anzuschauende Landschaftszerstörung. Meine Frau vermutete allerdings, dass es Brandschneisen sein sollten. Immerhin waren es erstaunlich viele, die sich kreuzten und sogar die nahen Hügel zerschnitten. Man muss also aufpassen, hier den Pilgerweg nicht zu verlieren. Wolken zogen auf. Bald war die Sicht weg, und Nieselregen ging nieder. Also wieder einmal die Umgänge übergezogen. An einer Abzweigung hält man sich links (Steinmännchen) und strebt auf die wuchtige Steinmauer eines Landguts zu. (8h54, 0.39) An der Mauer nach links entlang, weiter links um das Gut herum, bis eine schöne Mauer aus aufgestellten Steinplatten geradeaus führt. Man selbst geht rechts an ihr entlang (kein Zeichen). Zum Glück auch keine Hunde. Nach ca. 300 m bleibt die Mauer langsam links zurück, weil der Pilgerweg halbrechts weitergeht. (9h04, 0.49) Blasser Pfeil auf dem Felsboden. Um 9h17 (1.02, 85,0) ein Muschelstein. 9h36 (1.21) kleine Asphaltstraße, Schild Camino Norte. Ortsschild Braña. Wir gingen nach links an einem einsamen Haus vorbei (83,5), zwei kleine Kläffer blieben auf Abstand. Das Haus war der ganze Ort! (9h58, 1.43) Auf etwas größerer Asphaltstraße weiter, rechts liegt der Höhenzug. Einmal lag links ein weiteres 1-Haus-Dorf, ein großer Bauernhof auf einem Hügel. (10h08, 1.53) rechts ab auf kleine Asphaltstraße, (10h14, 1.59) geradeaus auf Feldweg weiter, (10h24, 2.09) wieder eine Asphaltstraße erreicht. Abzweig nach Mantelle. 10h27 - 10h37 (2.12) kurze Ess- und Trinkpause, da es im Moment nicht mehr regnet.

Etwas die Straße weiter hält ein Auto neben uns. Zwei Männer grüßen und winken. Es ist ein Begleitfahrzeug der Pilgergruppe, ich erkenne die Männer wieder, und sie uns auch. Zum Leidwesen der Pilger sind jetzt auch einige Höhenmeter rauf und runter zu bewältigen. 11h14 (2.49) Ortsschild Roxicu. 11h25 (3.00, 77,1) Cabana, ein paar Häuser mehr als heute gewöhnlich. Die Straße schwenkt vor der Ortschaft her nach links, und man folgt ihr, an einem Wehr mit Ruine vorbei. Nach 100 m geht es rechts ab eine Piste hoch (76,9), nach 50 m links herumbiegend, dann geradeaus, bis wieder zu einer Asphaltstraße. (11h41, 3.16) Auf dieser nach rechts weiter. (11h45, 3.20) Ortsschild Travesa. Ich zweifelte schon etwas an dem Bericht von R.W., der eine Ortschaft Marcela mit Kramladen erwähnt. Einmal wies ein Schild mit einem ähnlichen klingenden Namen links ab. War es eine galicische Variante von "Marcela"? - Wir blieben auf der Straße, und das war richtig, denn nachdem wir Baumwuchs hinter uns gelassen hatten und über eine Art fast baumlose Hochebene gingen, kam wieder eine dieser winzigen Ortschaften in Sicht: ein weißes Haus rechts an der Straße, irgendwo eine Scheune und ein Rohbau. Das war Marcela. (12h02, 3.37) Getränkekästen wiesen das Haus als Bar aus. Drinnen saßen die beiden Fahrer des Begleitfahrzeugs und auch unsere beiden Pilgerkameraden von gestern. Alle begrüßten uns mit Hallo, fanden das gut, wie wir zwei Alten tapfer unseren Weg machten. Den Fahrern war deutlich am Gesicht abzulesen: Also, für mich wäre das nichts!

Es gab Grundnahrungsmittel, Konserven und Getränke zu kaufen. Leider kein Obst! Die Wirtin freute sich natürlich auch durch den Umsatz, den ihr der Pilgerweg bescherte. Sie kredenzte uns handgemachten cafe con leche. Man diskutierte über den Pilgerweg. Ich verstand, dass die Wirtin den anderen einen schöneren Weg übers Gebirge erklärte. Aber das war nichts für uns. Zu riskant, ich wollte den Pfeilen folgen. Die beiden Pilgerkameraden liefen dann los, kurz darauf auch wir. Die Fahrer hatten Zeit ...

Ein schwer zu findender Abschnitt

Erst hatten wir weit im Süden noch eine rotweiße Antenne gesehen, sie aber nicht weiter beachtet, sondern gedacht, es ginge mehr oder minder geradeaus über den Höhenzug, unweit der Antenne auf der höchsten Spitze. Das war, wie wir inzwischen wussten, ein Irrtum. Inzwischen hatten wir ein Bündel rotweißer Antennen in Reichweite, wahrscheinlich dieselben, die ich von weitem als einen einzigen Mast angesehen hatte. Daran sah man, wie weit man uns vor dem Gebirge her nach Süden führte.

Jetzt kam auch noch hinzu, dass der Weg auf diesem Abschnitt schwieriger zu finden war. Zunächst 12h36 (3.37) die Straße weiter, dann rechts ab, über einen Bach, mit Rechtsschwenk links in ein Dörfchen hoch.


Achtung: Am letzten Bauernhaus dieses Dörfchens treibt ein Rudel frei laufender, mittelgroßer Hunde sein Unwesen.
Dort gingen auf der Straße Hunde auf uns los, ich zückte meine Pfefferspritze. Aber im selben Augenblick verließen der junge Bauer und (wahrscheinlich) seine Mutter aus zwei verschiedenen Türen das Haus, weil das Bellen sie alarmiert hatte, und riefen die Hunde scharf zurück. Diese gehorchten sofort, und ich hatte Mühe, etwas verlegen meine Spritze zu verbergen. - Rainer erzählte später (er war nur einige Stunden hinter uns, direkt aus Baamonde), dass seine beiden Pilgerkameraden und er übel ins Schwitzen geraten seien: von den geifernden Hunden umringt, die aber nicht bissen, bis jemand kam und die armen Pilger erlöste. Ganz schöne Schweinerei, muss doch praktisch jeden Tag passieren. Unverständlich, dass die Hunde nicht eingesperrt oder besser erzogen werden.

Jetzt kommt etwas weiter eine Stelle, wo man sich leicht verlaufen kann. Man strebt wieder mal direkt auf die Bergkette zu, die jetzt fast greifbar nahe ist. Vor einem geht der Feldweg einladend durch Wiesen hoch. Man muss aber nach links, zwischen Wald links und einer Wiese rechts einen Hohlweg hinein. Wohl sieht man einen Pfeil, aber es ist nicht klar, ob er geradeaus oder links ab zeigt. Mit etwas mulmigem Gefühl folgten wir dem Hohlweg, keine Zeichenwiederholung, wie üblich. (13h03, 4.04, 72,9) Sobald man Weg und Wald verlässt, endet rechts die Wiesenumzäunung, und man muss steil rechts hoch. (Muschelstein) Es ist ein halb zugewachsener Pfad, aber mit harmlosen Pflanzen, kein Stechginster. Links und rechts hat man jetzt weitläufige Weiden.

Oben angekommen, bog der Pfad rechts um die Wiesenumzäunung herum und verlief dann geradeaus weiter. Hier verloren wir einige Minuten, denn gleich hinter dem Rechtsknick lag ein halb zerstörter Pfeil aus Zweigen auf dem Pfad. Er schien nach weiter oberhalb zu weisen, durch die Büsche hindurch. (Das war richtig. Nachdem wir mehrere 100 m weiter fälschlicherweise dem Pfad gefolgt waren, gingen wir zurück, stellten den Pfeil wieder her und liefen nun richtig.) Man folgt also nicht dem Pfad weiter, sondern geht nur wenige Meter hinter dem Rechtsknick wieder links, also zur ursprünglichen Richtung, die man hangauf gekommen ist, versetzt nach rechts weiter nach oben - und trifft sofort auf eine breite Asphaltstraße: die ersehnte Landstraße LU-233 aus Richtung Friol. Erst jetzt wusste ich, wo wir auf der Michelin-Karte waren, nämlich direkt östlich vom Pass. Leider gibt es keinerlei Zeichen, auch nicht, dass man oben auf der Straße nach rechts weiter muss. Erst ein Stück später folgt ein Muschelstein (13h22, 4.23, 72,5).

R.W. schimpft auf diesem Abschnitt über fehlende Zeichen, zum Teil sicher zu Recht. Aber aus seiner Beschreibung geht hervor, dass er den Pilgerweg schon früher verloren haben muss (evtl. unten vor dem Hohlweg), und rätselhafterweise geht er links auf der Straße weiter. Irgendwas stimmt da nicht.

Wir passieren einen Kilometerstein 12 (Sind es noch 12 km bis Sobrado?). Mein Notizbuch sagt nun lakonisch "13h31". Evtl. haben wir zu diesem Zeitpunkt den Pass erreicht. Na, das war ja leicht. Zwar sind wir auf den letzten Kilometern immer wieder gestiegen, aber nie sehr steil, nur dieses Stückchen die Wiese entlang. Also tatsächlich kein Vergleich zum Camino primitivo, wie ich es vermutet hatte.


Hinweis von 2006: 2006 sind wir ein Stückchen hinter dem Pass links vom Camino Primitivo hergekommen. Den Rest der Strecke bis Santiago kann man daher zum Vergleich im Bericht von 2006 nachlesen.

Hinweis von 2009: In diesem Jahr lief ich mit Hans den Camino Primitivo. Wir liefen vor dem Pass aber eine etwas kürzere Variante (ich variiere ja gern, um zu berichten) und kamen in Meson heraus. Durchaus zu empfehlen.


Der Weg bis Sobrado dos Monxes

Nun ging es im Pilgereiltempo die Landstraße entlang. Schon 13h56 (4.57, 70,2) kamen wir zu Kilometerstein 8. (Also, das konnten aber keine 4 km gewesen sein, wer weiß, welches Längenmaß die Steine anzeigten.) Abzweigung nach Melide. Das hörte sich sehr vertraut an! - 14h26 (5.29, 67,8) in der größeren Ortschaft Meson rechts ab. Immer geradeaus. (Wir wurden einmal nervös und untersuchten einen vielversprechenden Weg nach links zwischen den Häusern.) Erst am Ende der Bebauung - die Straße macht eine Rechtskurve - am letzten Haus links und danach gleich wieder rechts. (14h45, 5.48) Ein schöner Weg durch die Natur, rechts Felsen und Ausblick hinunter ins flachere Land. Das lohnt schon. Am Ende eine Asphaltstraße an einem Bauernhof. Hinter dem Hof halbrechts von der Straße herunter. (14h53, 5.56) Gehöftgruppe erreicht. Richtung beibehalten, aber etwas rechts versetzt weiter, also links am rechten Gehöft vorbei in einen Hohlweg. (15h07, 6.10) Verblichene Pfeile. An der nächsten Y-Kreuzung 4 min später halblinks.
An dieser Kreuzung weist ein gelber Pfeil nach halbrechts. Geht auch, man kommt etwas später auf die Landstraße.
(15h16, 6.19) Landstraße wieder erreicht, auf ihr nach rechts weiter. (15h42, 6.35) Ortsschild Sobrado dos Monxes. Man läuft den Stausee entlang. 4 min später schräg links ab, schon Bebauung. Sicht auf das Kloster geradeaus. Letzter Muschelstein, leider ohne Entfernungsangabe. (Aber mit 26 km kommt man insgesamt bei dieser Etappe wohl ziemlich gut hin.) (15h59, 6h52) Wir erreichen den zentralen Platz, links liegt das Kloster.

Etwas mühsamer Einlass

Ein renoviertes Vorgebäude mit Aufschrift "Casa de las audiencias". Hier, hatte ich in einem Pilgerbericht gelesen, ist das Refugio. Das stimmte nicht. Es ist zwar eine Herberge, aber für Klostergäste. Zu unserer Freude trafen wir etwas später Carlos wieder, der sich hier ein paar Tage ausruhte und etwas Luxus gönnte, indem er in der Klosterherberge mit Vollverpflegung unterkam. Ist durchaus zu empfehlen.
Wir überqueren einen ersten großen Innenhof und erreichen das eigentliche Torgebäude. Die Portería ist verrammelt. Kein Schild, keine Information, keine Schelle. Etwas ungastlich, finde ich. In Baamonde hatte uns Conchi erzählt, dass das Kloster bis 16h15 geschlossen ist und man bis 18h30 eintreffen solle, weil die Mönche danach wieder beim Singen sind. Alles gut und schön, aber es ist inzwischen 16h15, und nichts tut sich. Wir laufen herum, treffen Jimmy im Hof. Er erzählt, dass Carlos und er seit gestern hier sind. (Aha, man darf also auch im Refugio länger als einen Tag bleiben.) Sie mussten auch erst rumfragen, bevor sie das Refugio fanden. Es liegt im zweiten Innenhof, aber wir können ja nicht einfach durch das Tor hinein, ohne zu fragen. Inzwischen läuft auch ein verzweifelter Lebensmittellieferant vor der Pforte herum, hat vergebens mehrmals geklopft. Ich lasse mich auf dem Steinpflaster gegenüber nieder und entspanne mich. Touristen kommen und betrachten uns unauffällig.
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Müder Pilger vor der Klosterpforte

Kloster Sobrado dos Monxes Durch Anklicken vergrößern Endlich, 16h25 öffnet sich die Tür zum zweiten Innenhof und ein junger Pater erscheint, begrüßt uns fast liebevoll, so dass ich sofort alles Ungemach vergessen habe. Er lässt doch glatt die Touristen, die für einen Obolus das Kloster besichtigen dürfen, und sogar den Lebensmittellieferanten stehen, wie verzweifelt der auch seine Lieferliste schwenkt, und geht mit uns Pilgern in den Innenhof, rechts durch den Kreuzgang zu einer großen verglasten Doppeltür, durch die man ins Refugio schauen kann.

Ein großer Schlaf- und Aufenthaltsraum, links Duschen und Toiletten (aus einfachem Holz, ziemlich vermodert und daher nichts abschließbar). Rechts eine Küche. Oben eine große Galerie mit weiteren Betten und weiteren Duschen/Toiletten. Na, da war genug Platz für die große Pilgertruppe, die ja auch jeden Moment eintreffen musste. Ich hatte sie schon ganz vergessen. Also hatten auch ihre Schnellläufer unseren Vorsprung von Baamonde aus nicht einholen können...

Miese Tricks

Etwas ratlos stand der gute Pater unten vor den ca. 6 Doppelstockbetten. Alles schien belegt. Tja, er zuckte mit den Schultern, kein Doppelstock mehr frei, wir sollten mal sehen ... Weiteren Entscheidungen entzog er sich eilenden Schrittes. Klar, waren wir selbst Manns und Fraus genug. Da lag doch nur Jimmys Illustrierte, die wir schon kannten. Weg damit aufs Nachbarbett, und schon war ein Doppelstock frei. Später stellte sich heraus: Es waren nur etwa sechs Betten wirklich belegt, aber zwei-drei Pilger"kameraden", darunter Jimmy (aber nicht Carlos, der schlief ja woanders), hatten - garantiert absichtlich - ihre Habseligkeiten so verteilt, dass es aussah, als sei alles belegt. So schafft man sich Platz für die Nacht; die besten Nachbarn sind die, die man nicht hat... Sauerei! Ich hatte diesen Trick schon 2000 in Puertomarin kennen gelernt. Deshalb gibt es in manchen Refugios den Hinweis, dass ein Bett nur dann als belegt gilt, wenn ein Schlafsack draufliegt. Tatsächlich schaffte Jimmy es so, dass niemand über ihn zu liegen kam. Ansonsten liefen hier noch zwei ganz üble Burschen herum, beide pausenlos betrunken. Der eine machte sogar meine Frau an und sagte mir, dass er scharf auf sie wäre. Sollte ich da im Kloster den Pilgerstock schwingen? Meine Frau und ich sagten ihm beide, er solle uns in Ruhe lassen. Drogen nahmen sie auch noch, wie sich herausstellte, besuchten heuchlerisch morgens während der letzten 5 Minuten die Messe, um dann in einem geübten Auftritt beim Pater zu erbetteln, weiter hierbleiben zu dürfen. Man bezahlte nämlich keinen Cent für die Unterkunft. So wird manchmal christliche Barmherzigkeit und Duldsamkeit ausgenutzt!
Zu unserer Freude traf auch noch der Fotopilger ein und bezog strahlend neben uns Quartier. Wir waren inzwischen gute Freunde. Es dauerte nicht lange, dann kam ein erster Trupp erschöpfter älterer Pilger, kurz darauf weitere, und dann riss es nicht mehr ab: Die lang erwartete Pilgergruppe! Alle nur mit Tagesgepäck, aber dafür auch mit einer gesalzenen Doppeletappe heute. Im Nu waren alle Gemeinschaftseinrichtungen überlaufen, nichts ging mehr. Unsere Wäsche hing zwar schon draußen, aber es kam ein Regensturm auf, vor dem wir sie halbtrocken in Sicherheit bringen mussten. (Die ganze Nacht hindurch hielt dieses Unwetter an.) - Die Leiter der Gruppe schenkten uns (und anderen) später T-Hemden, die eigens für die Pilgertour der kantabrischen Gruppe hergestellt worden waren. Wir mussten nur versprechen, sie beim Einzug in Santiago (wo wir 1 Tag später als die Gruppe eintreffen würden) zu tragen. Tatsächlich trugen wir sie auf der ganzen Strecke von Arzúa bis Santiago.
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Mit Javi und dem "Fotopilger" (Mitte)

Hoher Besuch

In einer Regenpause erkundeten wir die Stadt, suchten eine günstige Möglichkeit zum Abendessen. Hm, die Restaurants sahen zu teuer aus, kein Angebot draußen. Aber am Ende des Platzes, links die Hauptstraße nach Arzúa weiter, zwei Supermärkte. Im Kloster zurück (es regnete schon wieder) trafen wir auf einen aufgeregten Carlos. Ich verstand nur "König". Da war doch glatt in unserer Abwesenheit der spanische König mit Gefolge hier gewesen und hatte sich das Kloster angeschaut. Dieses war nämlich erst kürzlich renoviert worden, wobei die große Hallenkirche (bis auf ein riesiges Modell der Kathedrale von Santiago) noch leer war. Auch gab es Mönche hier und - meine Frau stieß mich an und zeigte auf eine Gruppe von ihnen - sogar eine Mönchin. Donnerwetter, hier waren wir wohl auf eine Fortschrittsinsel des spanischen Katholizismus gestoßen. Unser junger Pater, der die Pilger betreute, gab uns hinter der Hand einen Tipp: Wenn man im Refugio zur Hintertür hinausschaute, sah man jenseits des Flusses oben auf der Höhe eine Gaststätte. Dort könnte man gut zu Abend essen. (Merkwürdig, sagte er, da habe ich fließend Deutsch gelernt und rede jetzt Spanisch zu Deutschen. Ich nahm's als Kompliment, konnte sein gebildetes Spanisch gut verstehen.) Nach dem Abendgebet in der Ersatzkirche zogen wir also im Dunkeln los. Richtung Arzúa, links am Fluss entlang, gegenüber dem Kloster, dann rechts am Postamt schräg hoch. (Hier verlief auch der Pilgerweg.) Oben die Straße einige 100 m weiter bis zum Gasthaus, dem Restaurant Real. Es regnete in Strömen. - Das Gasthaus ist fast 1 km entfernt, aber das lohnt sich: Drinnen war alles voll mit Pilgern, die uns willkommen hießen. Es gab ein Standardmenü für 6 EUR. Ich bestellte glatt nur eines, dazu einem Salat für meine Frau. Die Wirtin guckte etwas erstaunt, akzeptierte aber. So haben wir uns wieder ein Menü geteilt und sind beide schön satt geworden. Reelle Abrechnung (1/2 Flasche Wein extra, die andere Hälfte inbegriffen.)

Abends tafelten und tranken Javi, der auch eingetroffen war, Jimmy und der Schnorrer in der Küche. Aber nichts war aufgeräumt, alles gebrauchte Geschirr usw. lag und stand herum, Essensreste, Kippen dazwischen, eine ziemliche Schweinerei. So hatte niemand anders mehr eine Chance, was zuzubereiten. Es war natürlich keine Absicht, einfach Gedankenlosigkeit. - Direkt neben der Tür kamen noch drei weitere Pilger unter. Ich wettete darauf, dass einer ein Deutscher war, hörte ihn aber nur Englisch reden. Nun, das war Rainer, von dem schon mehrfach die Rede war, den wir aber erst ab Arzúa anderntags richtig kennen lernen würden. Die drei waren abends auch noch lange laut in der Küche zugange, aber danach schlief doch alles friedlich. Die große Gruppe störte auch nicht weiter, die waren alle sehr müde.


29.08.2003, Freitag: Von Sobrado dos Monxes nach Arzúa, 22 km (365 km)

Rennen und Regen

Morgens früh auf. In der Küche ein grauenhaftes Chaos: Essensreste, Weinflaschen, Zigarettenkippen, Abfälle überall. Wir räumten einen halben Tisch und frühstückten, so gut es ging. Einige weitere Pilger schauten herein, zogen sich aber hastig zurück, als sie die Unordnung sahen. Um 7h30 - Ehrensache - in den Laudes und der anschließenden Messe. Wie auch anderswo gab es nicht viele Mönche hier, etwa ein Dutzend, darunter wohl ein paar Novizen. Meine Frau behauptete, eine zweite Mönchin gesehen zu haben. Der Pater verabschiedete uns wie alte Freunde. 8h49 (0.00) bei strömendem Regen los. Das erste Zwischenziel hieß Corredoiras, ein Name, den ich mir absolut nicht merken konnte...

Wir hatten heute einen besonderen Plan, nämlich in unserem schnellsten Tempo direkt auf der Landstraße Arzúa anzusteuern, um die Chance auf ein Bett zu vergrößern. (Zu der Alternative, direkt nach Pedrouzo zu gehen und einen Tag zu sparen, siehe meine Bemerkungen oben unter "Baamonde".)

Der Pilgerweg ging, wie schon erwähnt, an der Post halbrechts hoch, am Restaurant Real vorbei. Dort gingen auch zwei unserer Pilgerkameraden gerade hoch, aber wir blieben unten auf der Straße. Die Michelin-Karte gab eine Abzweigung etwa 2 km hinter Sobrado an. Danach wollte ich mich orientieren, dass wir die richtige Landstraße erwischt hatten und nicht etwa nach Süden liefen. Die Abzweigung kam nicht, ich wurde nervös. Kein Mensch, den man fragen konnte. Doch, dann eine Frau. Nun stolperte ich mit der Zunge über diese verd... Corredoiras. Ja, ja, sagte sie, weiter geradeaus. Es klang aber nicht überzeugend. Bald ging es durch Eukalyptuswälder im Zickzack über ein Flüsschen, auch etwas hoch. War das alles richtig? Die Abzweigung hätte längst kommen müssen. - Eine Ortschaft. Bauarbeiter arbeiten lustlos im Regen an einem Graben. Ich sage ganz deutlich "Corredoiras", aber sie behaupten doch glatt, dass sie es nicht kennen. Ich fange unter dem Umhang an zu schwitzen. Aber etwas weiter sei der Pilgerweg ... Ja doch! Den wollen wir ja gar nicht, mit seinem Geschlängel um die Landstraße herum, wie ich vermute. Etwas später kommen weit vor uns zwei Gestalten in Sicht. Langsam rücken wir näher. Es sind unsere beiden Pilgerkameraden, die an der Post hochgegangen waren. Also schlängelt der Pilgerweg tatsächlich wieder, und wir sind richtig, hurra! (Die Abzweigung haben wir also nicht gefunden, vielleicht war sie noch im Stadtbereich. Solche Karten sind ja nie sehr genau.)

Nein, nicht nach Pedrouzo und auch nicht nach Ribadiso

Ein Wagen fährt auf uns zu, hält. Es ist eines der Begleitfahrzeuge. In der nächsten Ortschaft sollen wir rechts abbiegen. Sie glauben, wir laufen jetzt mit der Gruppe, die wohl direkt auf Pedrouzo zuhält. Da versorgen sie uns ebenfalls mit Informationen. Ist ja gut gemeint. Wir erklären ihnen, dass wir nach Arzúa wollen. Sie schütteln den Kopf, begreifen es nicht. - Ein dicker gelber Pfeil nach links: "Ribadiso". Wieder will man die Pilger abfangen. Wir stürmen unbeirrt weiter. 10h40 (1.51) sind wir in Corredoiras. An der zentralen Straßenkreuzung gingen wohl die meisten Pilger rechts ab in Richtung Pedrouzo, während es nach Arzúa geradeaus weitergeht. - In der Bar an der Ecke machen wir Kaffeepause, haben schon etwa 9 km hinter uns, sehr gut. Weitere Pilger kommen und ziehen weiter.

10h56 (1.51) nehmen wir den Weg wieder auf. Es geht schnurgerade die breite Straße entlang. Vor uns mehrere Pilger in Sicht. (11h27, 2.22) Boimorto-Vilanova, ein größerer Ort. Rastplatz mit Brunnen. Hier biegen alle halbrechts auf den Pilgerweg ab, nur wir laufen weiter. 11h49 (2.44) das nächste Dorf, Viladoniga. An einer Bushaltestelle machen wir Mittag mit Obst. 12h10 (2.44) weiter. - Wir behalten die Nerven, auch wenn abermals gelbe Pfeile nach Ribadiso locken wollen. Dieses sehr schöne Refugio liegt 2 km vor Arzúa, aber ich kenne es gut und will den Umweg nicht.

Ca. 2 km vor Arzúa der letzte Umweg: Der Pilgerweg biegt von der Straße wieder nach links ab ins Tal. Man denkt, es geht parallel nach Arzúa weiter, aber Rainer, der diesem Pfeil gefolgt ist, sagt: Nein, er sei irgendwo auf die Straße von Ribadiso herausgekommen. Nicht mit uns: Wir sehen, dass es erheblich ins Tal runtergeht, und das muss man nachher wieder hoch, um Arzúa zu erreichen. Wir bleiben auf der Straße und damit auf der Höhe, auch wenn wir so von einer ziemlich hässlichen Seite nach Arzúa hereinkommen. Mitten in schon älterer Bebauung gehe ich versetzt nach links, da ich da einen Park sehe. Es ist aber nicht der von der Hauptstraße. Die haben wir noch nicht erreicht und gehen deshalb rechts weiter, parallel zu unserer ursprünglichen Richtung. Tatsächlich kommen wir direkt im Zentrum raus, wo wir uns ja auskennen. Gleich über den Platz, hinter der Kirche links und zum nahegelegenen Refugio. 14h00, 4.34 für 22 km, sehr gute Leistung, ich bin zufrieden.

Drinnen empfängt uns die Hospitalera ohne Aufregung. Betten? Kein Problem um diese Zeit! Juchhu! - Also wirklich alles Blödsinn, dass sie vor Überfüllung warnen, man muss nur rechtzeitig da sein, und - sicherlich - es war auch schon relativ spät im Sommer.

Wir haben auch diesen Zweig der Nordroute geschafft. Fast kommt es uns vor, als seien wir mit dem Erreichen des Hauptweges "nach Hause" gekommen. Aber wir haben noch längst nicht genug. "Gottseilob" soll es ja noch bis Muxía gehen, und da ich völlig von meiner Darmgrippe kuriert bin, freue ich mich auf die neue Herausforderung.


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Letzte Änderungen: 11.11.2021