Wie ich schon bei der Planung schrieb: Eigentlich wollte ich ja nicht mehr pilgern, und dieses Jahr sollte es auch nicht so ganz das Pilgern nach den strengen Regeln werden. Wenn Wetter und Kräfte nicht mitspielten, wollten lassen wir uns Alternativen offen lassen. Auch gibt es auf dem Camino Inglés nur wenige Herbergen, und um die musste man hoffentlich auch in einem Heiligen Jahr nicht wettlaufen.
Das traf zu.
Was hat mich dazu bewogen, zum 11. Mal auf Jakobswegen in Spanien unterwegs zu sein? Es war ganz einfach ein Fingerzeig für mich: Schon lange wollte ich mal wieder an dem alljährlichen spanischen Esperanto-Kongress teilnehmen, und 2010 fand er ausgerechnet in Santiago de Compostela statt. Damit war die Sache klar, und meine Frau Hedwig machte auch mit. Also setzten wir dann für den Camino Inglés den Zeitraum 23. Juni bis zum 2. Juli 2010 fest.
Vom 2. bis 5. Juli war dann der 69. Spanische Esperanto-Kongress. Wir waren dort die einzigen Ausländer, trafen einige Bekannte wieder, die ich in früheren Berichten erwähnt habe und lernten neue Freunde kennen. Insgesamt hat es sich gelohnt, aber für einen Bericht ist hier nicht der richtige Platz.
Inzwischen gibt es in Pontedeume eine Pilgerherberge,
mit der sich die
lange Etappe Neda-Miño (32 km) entschärfen lässt. Dabei ist sie ja gar nicht
so extrem lang, aber sie hat viele Höhenmeter:
Wenn man über die Eume-Brücke nach Pontedeume reinkommt, gleich
rechts durch (mindestens) einen Kreisverkehr. 20 Betten, ganzjährig geöffnet.
Seit 2014 lässt sich auch die Etappe La Coruña - Bruma durch eine neue Herberge in Sergude in Abschnitte von 19 km und 13 km sinnvoll aufteilen. (bestätigt durch Gerda Kambeck im Oktober 2015)
Entfernungen
Für den Ast Ferrol - Santiago sind also 116 km anzusetzen, für
La Coruña - Santiago 72 km. Da letztere Strecke für die Erlangung einer
Compostela zu kurz ist, wird sie wohl seltener begangen. Wir trafen einen
einzigen anderen Pilger, und der kam aus La Coruña und lief die
72 km in 2 Tagen mit einer Übernachtung in Bruma, um also nach 2 Tagen
auch schon wieder zu Hause zu sein. Das hatte er schon des öfteren gemacht.
Entfernungsangaben über 120 km für den Ferrol-Ast sind wohl subjektiv gefühlt, aber objektiv zu hoch angesetzt.
Wege und Wegeauszeichung
Die Auszeichnung der Wege war tadellos, mit Muschelsteinen und Pfeilen. Es gab nur
wenige Stellen, wo man überlegen musste. Das ist wohl neu. Früher wurde
viel über mangelnde Auszeichnung geklagt.
Man läuft überwiegend Asphaltsträßchen, aber nur in Ausnahmefällen Land- oder gar Fernstraße. Auch das im Gegensatz zu vielen Klagen. Bei manchen Berichten habe ich den Eindruck, dass die Leute einfach die Nationalstraße genommen haben, um schneller vorwärts zu kommen. Oder sie haben die Wegeauszeichnung nicht gefunden, was besonders in den Städten morgens leicht der Fall sein kann.
Wir liefen meist bei Sonnenschein. Daher waren alle Wege trocken. Gelegentliche Rinnsale (vor Bruma) waren kein Problem. Bei Regenwetter kann das ganz anders sein.
Handbuch
Unter dem Portal
Mundicamino findet man allerlei
nützliche allgemeine Informationen über den Camino Inglés, aber nur auf
Spanisch. Man kann damit planen (z.B. sich Hostales merken), aber sonst gibt es kaum
eine verwendbare Wegebeschreibung.
Ich verweise hier auf die Karten von Wikiloc, in denen der Pilgerweg eingezeichnet ist. Zumindest im Bereich von Ordes (die bisherige Wegeführung lässt diese Stadt rechts liegen) weicht er aber ab. Nun soll demnächst ja in Ordes auch eine Pilgerherberge errichtet werden. Es ist gut möglich, dass der Weg dann anders geführt wird. Der braunen Linie des Pilgerwegs ist nicht im Detail zu trauen. Sie wirkt wie von zittriger Hand eingezeichnet, hat teils wunderliche Zacken. Aber zur planerischen Orientierung reicht es.
Ich benutzte einige Pilgerberichte sowie ein englisches Manuskript, das allerdings seine Tücken hatte. Sprachlich war ich erst irritiert, dass man "eventually" in eine bestimmte Richtung gehen sollte, bis mir einfiel, dass das "schließlich" heißt und nicht "eventuell". Ja, ja, die bekannten "falschen Freunde" bei Fremdsprachen.
In Ferrol gab es ein Büchlein "Der Englische Pilgerweg" (ja, sogar auf Deutsch), herausgegeben von der Xunta de Galicia, Xacobeo 2010. Wunderschöne Bilder und Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten. Dazu Wegeskizzen mit Angaben der Orte. Außer für eine grobe Planung nützt diese Broschüre nichts. Teils im Gegenteil: Man versuche mal, an Hand dieses Druckwerks herauszubekommen, in welcher Richtung Mesón do Vento nun 2 km von Bruma entfernt liegt. Trifft man von Norden kommend eher auf die Stadt oder auf die Herberge? Das kann sehr wichtig sein.
Insgesamt braucht man eigentlich bei der jetzt sehr guten Auszeichnung kein Handbuch. Mein Bericht hier soll auch nur Zweifelsfälle klären. Ich verzichte weitgehend auf eine Wegebeschreibung und konzentriere mich auf präzise Angaben zu "Versorgungseinrichtungen". Hier sind andere Pilgerberichte meist so nebulös, dass man verzweifeln möchte. Was nützt einem die Warnung "meine Unterkunft in Sigüeiro kann ich nicht empfehlen", wenn sie nicht mit Namen (oder gar Adresse) spezifiziert wird?
Hunde
Keine Gefahr durch frei laufende Hunde. Alle sind im Zwinger, angekettet oder
harmlos. Nur in einem Fall wurde gerade das Landhaustor geöffnet, als wir
vorbeizogen. 3 große weiße Pyrenäenhunde wären fast
hindurchgewischt und auf uns los, aber die Besitzerin hielt sie zurück.
Da konnten sie nur noch böse durch den Zaun bellen.
Wetter Ende Juni/Anfang Juli
In Deutschand brutheiß, in Spanien auch. Ab mittags fing die Sonne an zu
brennen, und der Wind kam uns dieses Jahr nicht zu Hilfe. Da wurden die nachmittäglichen
Stunden zur Qual. Gottlob nahmen wir immer genügend Wasser mit.
Nur an einem einzigen Tag, unserer letzten Etappe, regnete es durchgehend bis
zum späten Nachmittag. Auch konnte es abends erstaunlich kühl werden.
Also kamen sowohl der Pullover als auch der Regenumhang (der sonst bei einer Rast
auch als Unterlage diente) zum Einsatz.
Trinkwasser, Verpflegung, Finanzen
Obwohl es manchmal auf 10 und mehr Kilometer keine Bar gibt, hatten wir keine
Probleme, uns mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln zu versorgen. Nur in einem
Ausnahmefall kam ich auf Brunnenwasser zurück. Sonst blieb ich wie gewohnt
bei gekauftem Wasser, um einer Darmgrippe vorzubeugen.
Wenn man also die Etappe gut plant und sich die Entfernungen der "Versorgungseinrichtungen" merkt, kann einem nichts passieren. Wir aßen einmal am Tag eine richtige Mahlzeit; wenn es ging, mittags, sonst abends. Im Übrigen nahmen wir im Rucksack Zwieback, Aufschnitt und Früchte mit, immer bis zum nächsten Laden.
Ein Menu del dia kostet auf dem Land etwa 8 €. Die Qualität ist sehr unterschiedlich. Fisch wird immer seltener. Merluza (Seehecht) wird schon durch Bertorella ersetzt. Wer weiß, aus welchen Fischgründen armer Länder der stammt. Jedenfalls ist er recht fett und hat üble Gräten. Ich sah auch andere Gäste, die sich (z.B. im "Manolo" in Santiago) furchtbar mit diesem Fisch abplagten: abzuraten! - Chipirones auf Reis - meine Lieblingsspeise - gibt es auch nicht mehr. Das waren mal kleine knusprige Tintenfischchen. Statt dessen werden einem heutige viel größere Exemplare als "Chipirones" vorgesetzt, dazu noch mit den üblichen Ringen gestreckt, der dumme Tourist merkt's ja nicht. Die Meeresfrüchtesuppe im "Manolo" schmeckt zwar noch gut, aber der Besatz mit Muscheln etc. ist rapide gesenkt worden. Ensalada mixta besteht oft nur noch aus grünem Salat, Zwiebelringen und ein paar Tomatenscheiben. Wer mehr will, muss a la carte essen. Das nur als Beispiele, wie die Spanier die Preise für Mahlzeiten zu halten versuchen, die Qualität aber von Jahr zu Jahr zurückgeht.
Obwohl wir einige Male in Hostales unterkamen, sind wir bis Santiago wieder mit 25 € pro Tag und Person ausgekommen. Die 3 Herbergen auf dem Weg nahmen für eine Unterkunft einheitlich 5 €. Das war völlig in Ordnung. Es gibt neuerdings auch einen Matratzen- und einen Kissenüberzug aus Plastikgewebe, ein hygienischer Fortschritt, obwohl ich die unökologische Verschwendung mit diesen Wegwerfartikeln bedaure.
Der Vorteil der Krise: auch Pilger sind überall gern als zahlende Gäste gesehen. Freundlichkeit und Beflissenheit sind groß, wobei es meistens auch eine ganz natürliche Freundlichkeit ist. Das muss man bei den Galiciern hervorheben.
Ausrüstung
Die Ausrüstung (siehe meine Packliste) war wieder ganz nach der
üblichen Routine. Nur die Isomatte blieb zu Hause. Die Pfefferspritze gegen
Hunde kam nicht zum Einsatz. Auf ein Mobiltelefon verzichtete ich wie gewöhlich,
was auf dieser Strecke Probleme mit sich bringen kann. Eine Vorbezahltelefonkarte (in Ferrol
gekauft) bot für 5 € 41 Minuten für Gespräche nach Deutschland, wobei bei jedem Gespräch
mindestens 2 Minuten gerechnet wurden. Man muss beim Kauf sagen, dass man nach
Deutschland telefonieren will, um eine internationale Karte zu bekommen. Man
kann dann auch Inlandsgespräche führen, aber die kosten dann nicht weniger.
Insgesamt sehr reell, wir kamen locker damit hin.
Meine Frau hatte noch die gute Idee, Wechselwäsche für die Tage nach
der Pilgerfahrt in unserer Unterkunft in Santiago zu deponieren. Machte die Wirtin gern.
Transport zum Flughafen in Santiago
Die Firma Freire fährt jetzt alle halbe Stunde zwischen Flughafen,
Innenstadt (Haltestelle in der Doutor Teixeiro, 26) und Busbahnhof
im Dreieck. Die Abfahrtstelle vor dem Flughafengebäude ist deutlich durch
ein großes Schild "Bus" gekennzeichnet. Der Preis scheint laufend zu steigen:
auf der Hinfahrt zahlten wir noch 2,90 €,
auf der Rückfahrt schon 3,00 €. Für spanische Verhältnisse teuer.
Unterkünfte
Auf dem Camino Inglés kommt man nicht um Hostales herum. Ich empfehle,
Google Maps zu benutzen, um Unterkünfte zu finden. Oder einfach unter
Google als Suchbegriffe den Ortsnamen und "alojamientos" eingeben.
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Unterkunft in Santiago neben der Kathedrale
Wir kehrten wie immer - diesmal wesentlich länger als sonst - in der Bar "La Campana" bei Doña Josefina ein. Ich mache hier nochmal ausdrücklich Reklame für diese Unterkunft. Sie ist nichts für richtige Hotelgäste, aber für Leute mit bescheidenen Ansprüchen reicht sie völlig, und - das ist der Riesenvorteil - sie liegt wirklich direkt neben der Kathedrale. Nähere Beschreibung in meinem Bericht von 2000. |
Die Preise sind geblieben:
Einzelzimmer mit Waschbecken 20 €, Doppelzimmer (ohne Waschbecken) 30 €,
Bei mehrtägigem Aufenthalt oder wenn man Grüße von mir bestellt (Rudolf Fischer, "el alemán de barba"), dann gibt's auch wohl noch einen kleinen Rabatt. |
Zimmer in "La Campana" |
Wir wollten es ja geruhsam angehen lassen. Deshalb fuhren wir nicht wie sonst oft nach unserer Ankunft gleich mit dem Bus zu unserem Abmarschort (in diesem Jahr Ferrol) weiter, sondern schlugen uns zu unserer üblichen Zimmerwirtin Doña Josefina durch, bei der ich uns schriftlich kurz vorher angemeldet hatte. Sie zog die übliche Schau ab: Warum wir uns nur in einem Heiligen Jahr erst 1 Tag vorher angemeldet hätten? Jetzt wäre doch alles voll. Wir standen lächelnd daneben, ahnten schon, wie es ausgehen würde, und richtig: Sie sei heilfroh, uns noch eines ihrer schönen Zimmer geben zu können ...
In Wirklichkeit stellten wir bald fest, dass sie noch viel frei hatte, und das blieb auch so, obwohl sie auf unsere leicht stichelnden Fragen, ob jetzt alles voll sei, immer sagte: "Jetzt nicht, aber warten Sie das Wochenende / den Wochenanfang / usw. ab."
Kaum hatten wir uns eingerichtet, wurden wir unten in der Bar von einem deutschen Pilgerpaar angesprochen, das von Doña Josefina tags zuvor gehört hatte, dass wir kommen würden. Wir tauschten dann einige Neuigkeiten über die Wege aus. Der Andrang des Heiligen Jahres schien nur zu bewirken, dass die letzten 100 km auf dem Camino Francés zum Volkswandertag wurden. Außerhalb dieser Strecke schien es überall wie in sonstigen Jahren zu sein.
Nach einem Frühstück auf der Bettkante um 8h15 noch einen Kaffee in der Bar unten. Gegen 8h35 zogen wir los. Den Busfahrplan Santiago - Ferrol hatte ich schon zu Hause aus dem Internet gefischt. War nicht einfach, wenn man die zuständige Busfirma nicht weiß. Es ist Castromil, deren Busse aber mit Monbus beschriftet sind. In der Halle des Autobusbahnhofs von Santiago haben sie zwei bis spät abends besetzte Schalter, in einem Trakt, der so vorspringt, dass er die Halle fast teilt, also leicht zu finden. Fahrpreis 9,90 €.
Als Weg zum Busbahnhof benutzen wir schon den Camino Inglés (aber natürlich rückwärts), und - er führt doch glatt an "unserer" Bar "La Campana" entlang, jedenfalls bis zur Praza da Paz, wo es auch ein beeindruckendes Pilgerdenkmal gibt. Dort zweigt man dann rechts zum Busbahnhof ab.
Ohne Probleme erhielten wir Fahrscheine (Sitze 5 und 6) für den nächsten Bus um 9h15, den wir auch angepeilt hatten. Er kam pünktlich und war fast leer. Es ging - entgegen meinem Fahrplan ohne Halt in Pontedeume - durch sehr schöne Landschaft, die Vorfreude weckte, nach Ferrol. 10h30 Ankunft.
Die Stadt gliedert sich in 3 Teile: Im Westen der alte Hafen und die nicht allzu große Altstadt (Ferrol Vello), dann anschließend ein über 2 km breiter Abschnitt mit schachbrettartigen Straßenzügen (Ortsteil Magdalena). Dann zuletzt im Osten ein größerer, eher kreisförmiger Teil (Ensanche), in dem auch das Hostal Silva liegt. Ich vermute, dass hier ursprünglich eine zweite Stadt entstand, die dann mit der Altstadt von Ferrol systematisch durch Bebauung verbunden wurde. Am westlichen Rand dieses Teils liegen auch Bahnhof und Busbahnhof.
Am Ausgang des Busbahnhofs sind Toiletten. Das Verwaltungsgebäude der Regierung Galiciens im Stadtzentrum ist recht nahe. Beim Verlassen des Busbahnhofs nach rechts, dann links die Av. de Compostela. Man orientiere sich an einem roten Turm mit Uhr. Bei ihm erreicht man die Plaza de España, und dann ist schon das zentrale Verwaltungsgebäude, ein riesiges Hochhaus, in Sichtweite: Edificio Administrativo da Xunta de Galicia, Praza Camilo José Cela.
Ein Wachmann winkt uns nach kurzem Mustern durch in den 1. Stock. Dort ist das Oficina de Turismo, und wir werden sehr freundlich mit allerlei Material über den Camino Inglés versorgt. Nützlich:
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Mit Hilfe des Stadtplans liefen wir zum mehrfach in Pilgerberichten empfohlenen
Hotel Silva, Rio Castro, 42, Tel. 981 31 05 52.
Doppelzimmer mit Bad 35 € So findet man es: von der Praza de España die breite Achse Estrada de Castela hoch. Auf dieser bekam ich in einem knallgelb beschilderten Geschäft "Ciber+" eine Vorbezahltelefonkarte, was ja nicht einfach ist. Etwa die 10. Einmündung links ist die Manuel Belando. In diese links abbiegen und die 2. rechts = Rúa Castro. Das Hotel liegt sofort auf der rechten Seite. Eingang und Empfang durch die Bar. Mit Schlüssel kann man auch direkt durch eine Seitentür. Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis des ganzen Camino Inglés (Herbergen nicht gerechnet), sehr freundliche Aufnahme. Sogar der Fernseher ist keine Dekoration wie sonst, sondern funktioniert. Einziger Nachteil ist, dass es von der Altstadt und damit auch dem Beginn des Pilgerwegs gut 3 km entfernt ist. Es gibt eine Reihe von Alternativen, die wahrscheinlich auch zu empfehlen sind. Am anderen Morgen bei der Schlüsselrückgabe gleich einen weiteren Stempel. |
Nachmittags mit Hilfe des Stadtplans in Richtung Ría-Küste:
Von der Río de Castro links durch die Manuel Belando bis zur
großen zentralen Achse Estrada de Castela.
Die Hauptstraße
überqueren und die Nova de Caranza entlang, die
Autobahn unterqueren und dann bis zu einem Kreisverkehr. Dort kommt der
Pilgerweg von rechts und geht links weiter. Der Zugang zur Ría
ist durch ein riesiges Hafengebiet abgesperrt. An diesem Punkt wollten
wir morgen unsere Pilgertour beginnen.
Wir machten es, wie manche vor uns, die im Hotel Silva untergekommen waren: Wir liefen heute schon die ersten 2,5 km des Camino Inglés bis zum Kreisverkehr und konnten dann am anderen Morgen dort beginnen. Es machte nichts, dass wir diese Entfernung doppelt liefen; wir wollten uns ja sowieso die Stadt ansehen. Also gingen wir in Richtung Altstadt, auf dem Hinweg nicht den offiziellen Pilgerweg mit seinen Schlenkern. Es war bereits so heiß, dass wir jeden Schatten ausnutzten.
Ferrol hat viele wunderbare Parkanlagen, eine reiche Stadt. Um so mehr wunderten wir uns, dass es neben sehr schön renovierten Häusern direkt daneben die hässlichsten Ruinen gab. Ja, man fragte sich manchmal, ob die Nachbarn nicht Angst hatten, dass diese offenbar längst baufälligen Häuser nicht eines Tages ganz zusammenkrachten und das Nachbarhaus gleich mit zum Einsturz brachten. |
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Es ist über Ferrol noch etwas Kurioses nachzutragen. Im Netz findet man den Hinweis auf eine Pilgerherberge von Ferrol in Covas (galicisch: Cobas). Sie ist relativ neu, von den Bürgern von Covas initiiert und betreut. Ja, wo liegt sie denn? Das zeigt die Karte von Wikiloc.
Erste Recherchen ergaben: 9 km von Ferrol entfernt. Nun ja, also kurz vor Neda, oder? Zum Schluss merkte ich: Dieses Covas liegt im Nordnordwesten, Richtung Cabo Prior. Die spinnen, die Ferroler! Leider habe ich vergessen, mich im Oficina de Turismo näher nach diesem Kuriosum zu erkundigen. Doch sollten wir auf unserem Weg trotzdem noch einiges erfahren.
Im Prinzip könnte man also seinen Weg dort beginnen und in einer 1. Etappe nach Ferrol gehen. Ist aber schwierig zu organisieren, wenn man alles zu Fuß machen will. Gut, wer 2 Tage übrig hat, kann ja hin- und zurücklaufen. Aber sinnvoll finde ich das nicht.
Schwitzend erreichten wir den Paseo da Mariña am alten Hafen. Am Ende gab es einen Kiosk im Schatten. Da wurde erst einmal ein kühles Bier geordert, auch zwei. Der Wirt - vom Aussehen her typischer Galicier - war erst etwas mürrisch, weil einige karibisch angehauchte Gäste recht betrunken allerlei amouröse Kurzweil trieben, wir schauten amüsiert zu. Erst als der Wirt hilfesuchend zu mir herüberschaute und ich mich schulterzuckend solidarisch zeigte (ich Heuchler!), taute er auf. Es kamen noch ein paar ältere, gut gekleidete Spanier, die den Multikulti-Trubel zwei Tische weiter schockiert musterten und ihm dann ostentativ ihre Rücken zuwandten. Man macht schon lustige Beobachtungen. Ganz platt war der Wirt, als er auch noch Trinkgeld von mir bekam. Sowas war er nicht gewohnt, aber wir waren so froh über diese Pause im Schatten, mit dem frischen Wind vom Meer und der kostenlosen Unterhaltung.
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Dann gingen wir in Richtung eines Holzkiosks am Hafenkai,
über einen Zebrastreifen auf eine Apotheke gegenüber zu,
wo neben dem Tor zur Altstadt die erste Muschel war.
Durch das Tor die Carmen Curuxeiras hoch: o Schreck, links und rechts Ruinen. Die nächste Straße links. |
Es geht steil hoch zu einem Aussichtspunkt rechts, von dem man aus
unten die Straße sieht, die wir hergekommen waren
(Plaza de Cardinal de Arriba mit der San-Francisco-Kirche).
Man lässt den Platz rechts liegen und kommt geradeaus zur San Francisco, die in eine größere Straße mündet, am Rand des Parque Raíña Sofía, der links liegt. An der nächsten Kreuzung geradeaus in die Real, die nun schnurgerade durch den mittleren Stadtteil führt. In dieser Gegend gibt es auch einige Unterkünfte. |
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Man kommt zum Rathausplatz mit dem Rathaus links. Eine Muschel - viele sind in Mauern hoch an Gebäuden angebracht - nach rechts zur Praza de Constitución. In den Seitenstraßen Unterkünfte. Man hat jetzt den Platz Praza de Galicia rechts unten liegen lassen; man sollte ihn sich auf dem Hinweg anschauen.
Jetzt kommt eine etwas komplizierte Stelle. Schräg links lädt eine Allee zur schattigen Fortsetzung des Weges ein, und dahin zeigt auch eine Muschel. Aber gleich darauf muss man halbrechts unter den Bäumen weiter, an einem Kinderspielplatz mit Holzschiff vorbei auf einen großen Holzpavillon "Sabactivos" zu bis zur Straße Praza das Angustias, die wir beim Hinweg benutzt hatten. Gegegnüber verläuft monoton eine Mauer, die zu einer Hafenfestung gehört. Der Mauer nach links in einem Rechtsbogen folgen. Auf der Ecke gegenüber bot die Café Bar Taxonera ein Menü für 7,80 € an. Ganz rechts halten, immer an der Mauer entlang, in die Taxonera, später MacMahon, nur nicht in eine der Sackgassen in Richtung Ría rechts abbiegen. Im weiteren Verlauf scharfe Linkskurve in die Estrada de Circunvalación. Mit dem Stadtplan ist das alles kein Problem. Wer auf die spärlichen Muscheln angewiesen ist, hat es schwerer.
Insgesamt macht man so einen Bogen als Umweg, den man auf dem Hinweg vermeiden kann, aber man sieht auch einiges. Es folgt geradeaus die Estrada de Caranza, die endlich in die breite Avenida de Esteiro mündet, die wir den Hinweg gegangen waren (Geschäfte und Hochhäuser, alles wenig anziehend). Rechts geht es dann zum erwähnten Kreisverkehr.
Supermarkt Gadis in der Hernán Cortéz, rechte Seitenstraße der Manuel Belando; vom Hostal also links und dann rechts.
Ein Pilgerfreund berichtet, im Hostal Silva abends ein gutes Menü bekommen zu haben Wir kamen leider nicht auf den Gedanken, das zu überprüfen, und klapperten abends die ganze Gegend ab. Schließlich landeten wir im Mesón A Maloca, Nova de Caranza 125 (also vom Hostal Silva aus in Richtung Kreisverkehr, dann auf der rechten Seite; nicht vorher andere Bar mit Angeboten) mit passablen raciones. Wir waren die einzigen Gäste, die so früh (20h30) zu Abend aßen (und dabei das Spiel Deutschland-Ghana, 1. Halbzeit sahen). Leider Zuschlag für Brot, da geize ich dann immer mit Trinkgeld.
Ferrol ist eine moderne Stadt, in der das Leben pulst. Viel Altehrwürdiges gibt es aber nicht zu sehen. Das Schönste waren die vielen, teils sehr aufwendig gestalteten Parks. Die Militärpräsenz im Hafen kommt einem etwas anachronistisch vor. Doch wir hatten am anderen Tag noch eine positive Facette zum Bild Ferrols beizutragen.
Man muss sich bei dieser Etappe zwischen einigen Möglichkeiten entscheiden:
7h30 werden wir von selbst wach. Die Nacht war abwechselnd kühl und schwül. Frühstück im Zimmer. 9h10 holten wir uns an der Rezeption noch einen Stempel. Zunächst wie beschrieben zum Kreisverkehr. Danach läuft man den Rand der industriellen Hafenzone entlang bis zu einer großen Kreuzung. Hier ist die Stelle, wo man etwa 500-700 m Abkürzung rausholen kann:
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Ungleich schöner ist der alternative Weg, die Uferpromenade entlang,
denn ab der Kreuzung ist das Gewerbegebiet zu Ende, und man hat freien
Blick auf das Flussdelta. Also ab der Kreuzung sich immer rechts auf dem
breiten Plattenweg halten.
Wir erregen bei Passanten und Läufern einiges Aufsehen. Eine Frau passt wegen uns nicht auf, stürzt über eine hervorstehende Plattenkante (eine der vielen "Mordanschläge", wie ich immer die Stolperfallen, offenen Schächte und Absturzkanten in Spanien nenne) und rutscht der Länge nach auf uns zu. Wir helfen ihr auf, Gottlob ist nichts passiert, weil die Platten eine glatte Oberfläche haben. |
Pilgerurlaub am StrandWir steigen zu einem Kirchlein hinunter (Morgengebet). Kurz danach beginnt der Strand von Ferrol. Er ist mit Duschen, Trinkwasserspender und (oben) mit einer Toilette gut ausgerüstet. Es gibt sogar eine Strandwache, die mit grüner, gelber bzw. roter Fahne (nach dem Ampelprinzip) signalisiert, ob man ins Wasser darf. Die Sauberkeit des Strandes ist leidlich. Relativ wenig Leute. Man kann gut schwimmen, das Wasser ist kühl. Kaum Brandung. (Aus Bequemlichkeit bin ich nicht reingegangen, aber meine Frau Hedwig durchaus.) Anfangs wollen uns "hilfreiche Spanier" "wegwedeln", da sie denken, wir hätten uns verlaufen: "Arriba, arriba!". - Erst 13h40 ziehen wir weiter. |
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Man erreicht eine große Fernstraßenkreuzung. Hier muss man sich entscheiden, ob man über Neda geht. Geradeaus geht's über die Brücke nach Fene. Der Pilgerweg überquert hier aber nach links den Zubringer (Muschelstein) und geht durch die Unterführung (gelbe Pfeile). Man läuft ein Stück die Avenida Nicasio Perez zurück (und der o.g. Abkürzung entgegen). Links liegt ein aufälliger hellblau gestrichener Wohnblock. Er wird am anderen Tag immer als Orientierungspunkt dienen. (5 km)
Der Pilgerweg biegt laut Muschel die erste Straße rechts zum Ufer der Ría (die hier eine schmutzige Bucht hat) ab. Aber der Lidl-Markt, bei dem man sich prima verproviantieren kann, liegt 20 m voraus. Dort kaufen wir ein.
Gestern, die halbe Nacht hindurch und jetzt erst recht wummert es gewaltig. Es geht mir sehr auf die Nerven, ich muss da wohl als Baby ein Trauma aus den letzten Tagen des 2. Weltkriegs haben, als die Alliierten meine Geburtsstadt stürmten. Eine Frau antwortet auf meine Frage, dass man Johannistag feiere. Also kein Militär, einfach nur die Lust der Spanier am Krach. Man sieht die Raketen in den Himmel zischen und in ganzen Ketten explodieren. Fast eine halbe Stunde lang. Die spinnen, die ...
An der Straße vor dem Lidl-Markt endet die Karte von Ferrol, die wir im Oficina de Turismo bekamen. Ab jetzt waren wir ganz auf Muscheln und gelbe Pfeile angewiesen. - Vom Ufer der Bucht erreicht man wieder einmal eine riesige Kreuzung, die man nach links umrundet. Dann geht es auf einer Brücke über die Fernstraße FE-11 und gleich dahinter rechts steil einen Schotterweg hinunter zur Eisenbahnlinie. Dieser folgt man ein Stück rechts entlang, am Ende geht es nach links durch eine Unterführung unter ihr her. Man erreicht nun ein Fleckchen schöner Ländlichkeit, eine Insel in dem Gewirr von Nationalstraßen, Autobahnen und Eisenbahnstrecken, das den ganzen Camino Inglés doch sehr dominiert und immer wieder die Schönheit der Landschaft beeinträchtigt, ja sagen wir ruhig ganz offen: diese praktisch zerstört hat.
Rechtsbogen (Rúa de Pena) auf kleinen Asphaltstraßen. Etwas weiter weist eine Muschel geradeaus, gelbe Pfeile ein Sträßchen nach rechts hinunter. Wir folgten den Pfeilen, die neu wirkten (richtig). Man unterquert die doppelspurige Fernstraße FE-11 und muss dann sofort nach links einen Fußpfad hoch (also nicht die Straße weiter). Eine Zeitlang geht man rechts an der Fernstraße bzw. einem Zubringer entlang, bis man zwei lange Häuserzeilen erreicht, die wie in die Landschaft geworfen wirken. Zwischen den Häusern hindurch bis zum Ende, da ist man wieder in ländlicher Einsamkeit. (Am Folgetag ist diese isolierte Siedlung deutlich am anderen Ufer auszumachen.) Hier kommt auch wohl die alte Pilgerwegführung von links hinzu (die braune Linie in Wikiloc zeigt noch den alten Verlauf).
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Pilgerweg nach Norden(7,5 km) Rechts unten liegt eine Wallfahrtskirche von einiger Bedeutung: San Martíño de Xubia. Dort entdecke ich eine große Informationstafel, auf der der Camiño de San Andrés de Teixido, ein Pilgerweg, der zu dem bekannten Heiligtum im Norden führt, eingezeichnet ist. Er hat einen Seitenast zu einem Kloster am Meer im Westen, und an diesem Ast liegt - Covas. Das also ist der Sinn dieser Herberge außerhalb von Ferrol! Sie hat eigentlich mit dem Camino Inglés nichts zu tun. (Trotzdem habe ich schon Ankündigungen im Netz entdeckt, dass Pilger den Camino Inglés dort beginnen wollen. Ob das eine neue Gewohnheit wird?) Dieser andere Pilgerweg wird mit roten und weißen Pfeilen ausgezeichnet und biegt in Xubia nach Norden ab. |
15h30. An der Kirche ist ein schönes Plätzchen im Grünen, Bäume geben Schatten. Wir hielten uns aber nicht lange auf, sondern gingen kurz zu der kleinen Straße zurück, die zur Kirche geführt hatte, folgten ihr aber nicht in einen Linksbogen, sondern verließen sie sofort wieder auf eine Piste, die halbrechts nach unten führte. Man bleibt immer auf dieser, zweigt nicht in einer Kurve nach links ab in den Wald hoch, sondern geht in Richtung Eisenbahnbrücke, die schon die Wunschvorstellung weckt, dort könnten auch Fußgänger die Ría überqueren. Dem ist aber nicht so. Später geht es geradeaus in den Wald, während die Piste nach rechts biegt.
Danach brauchten wir noch eine ganze Stunde bis zur Herberge. Man unterquert die Autobahn und folgt Waldwegen (dort waren Pferde zum Grasen angebunden, in brütender Hitze), die bald wieder rechts an der FE-11 entlangführen. Vor uns kam eine Gruppe Fußwanderer in Sicht, keine Pilger, die auf der Piste liefen; wir hingegen auf einem parallelen Wiesenweg, der sich aber an der ersten Fußgängerbrücke über die Fernstraße mit der Piste vereinigt. An einer zweiten Fußgängerbrücke zeigte eine Muschel auf einmal klar an, dass man die Brücke überqueren soll, um auf die linke Seite der Fernstraße zu gelangen. Was sollte das? Das war gegen das Gefühl, eigentlich der Piste geradeaus folgen zu müssen. Nun habe ich zu oft erlebt, dass man besser nicht seinem Gefühl, sondern der Muschel folgen sollte. Brav zogen wir also über die Brücke. Man erreicht auf einem Waldweg eine kleine Asphaltsraße. Auf der Wand eines rosa Hauses eine Muschel nach rechts. Dann kommt man zu einer Mauer, der man nach links, dann nach rechts herum folgt und so das Ría-Ufer erreicht. Nach rechts zu Mühlenruinen. |
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(9 km) Es war uns klar, dass das Ganze ein Umweg war. Nun, diese wilde spitze Zacke des Pilgerweges sieht man auch auf der Darstellung von Wikiloc. Sie bewirkt, dass man einen linken Zipfel der Ría (mit Einfluss, viele Fische) auf einem alten Damm überquert, direkt an den historischen Ruinen der Mühlen vorbei. Das war sicher wohl der alte Pilgerweg, und diese Sehenswürigkeiten lohnt es ja auch mitzunehmen. |
Jenseits des Einflusses läuft man am Ufer
links weiter, jetzt nahe bei der Stadt Xubia, die aber
links liegen bleibt. An einer kleinen Wegekreuzung zweigen die weißen
und roten Pfeile nach links ab. Hier trennen sich die Pilgerwege.
Nach Santiago geht's geradeaus weiter.
Das Ufer wendet sich nach links, und jetzt kommt man sich doch etwas auf den Arm genommen vor: Man ist jetzt links von einem weiteren Einfluss. Gegenüber, zum Greifen nahe, liegt die Brücke der FE-11, also nahezu parallel verlaufend. |
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Wir liefen also am linken Ufer des Einflusses entlang, bis er unter der FE-11-Brücke verschwand, zu der wir nun hochlaufen konnten.
Man kann nun auch der FE-11 nach links in die Stadt folgen, wenn man Besorgungen machen will. Wichtig ist nur, dass man am östlichen Ende der Stadt rechtzeitig vor der Fernstraßenbrücke halbrechts abzweigt, um den Fluss Xubia (den Haupteinfluss der Ría) auf einer doppelbögigen Fußgängerbrücke zu überqueren. Das ist nämlich wieder der Pilgerweg.
Wer nicht in die Stadt gehen will, wendet sich auf der FE-11-Brücke zunächst spitzwinklig nach rechts, bleibt aber auf dem Fußweg, denn dieser läuft nicht über die Brücke, sondern taucht nach unten ab, um sie in einem Linksbogen zu unterqueren. So erreicht man das linke Ría-Ufer. Hinter der Brücke kommt von oben die erwähnte Fußgängertreppe herunter.
Nun folgt man einfach dem Uferweg. Die Romantik wird durch eine große Schrottanlage gestört, die links hinter einer nur notdürftig kaschierenden Baumreihe liegt. Wenn von dort noch Lärm und Schrottstaub herüberziehen, wie wir das Pech hatten, ist dieser Weg nicht so schön, wie er sein könnte.
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In Reichweite von Hochhäusern links steuert man
nach geraumer Zeit auf die schon erwähnte
Doppelbogen-Fußgängerbrücke zu. Der
Weg aus der Stadt kommt hier hinzu. Jenseits der Brücke
sieht man längst die Pilgerherberge liegen. Dass sie es war,
verwettete ich bereits seit einigen Minuten meinen Hut. Er war
nicht in Gefahr.
Gegen 16h25 überquerten wir, wegen der Sonne etwas erschöpft,
die schöne Brücke über den Fluss
Río Grande de Xubia.
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16h30 sind wir an der Herberge. Sie ist verschlossen. Die Nummern, die man anrufen soll, lauten: 671 846 320 (Festnetz) und 981 387 751 (Mobil). Da standen wir telefonlosen Halbmenschen nun! Ich fragte einen Mann, der gegenüber den Zaun säuberte, nach einem Telefon. Ja, in der Bar "Barriga Verde", die liege oben an der Hauptstraße. Also: von der Brücke aus geradeaus, bis der Weg in eine Asphaltstraße einmündet. Dieser nach rechts folgen, an einer Einmündung von links vorbei, immer geradeaus, bis man spitzwinklig auf die Hauptstraße trifft. Dort liegt oben, etwas links versetzt, gegenüber die Bar (es gibt nur Bocadillos). Wo ich kurz darauf eine kalte Cola zischte. Es gab einen blaugelben öffentlichen Fernsprecher, der aber meine Vorbezahlkarte wohl nicht akzeptierte. Meinte jedenfalls die junge Bedienung. Ich bat sie, für mich bei der Straßenwacht anzurufen, da ich immer Manschetten habe, auf Spanisch zu telefonieren. "Mach ich doch immer für alle Pilger" lachte sie. Da der Apparat einen Zähler hatte, blieb ich ihr nichts schuldig.
Zur Herberge zurück, wo Hedwig das Gepäck im Schatten bewachte. Ein weiterer spanischer Pilger war bei ihr, wollte nachher aber nur einen Stempel und lief weiter. Recht bald kam auch ein Wagen der Straßenwacht, mit einem freundlichen Herrn, der für die Herberge zuständig war. Sie hat 24 Betten in einem Schlafsaal, außerdem 4 in einem anderen, der für Behinderte reserviert ist. Zwei Badezimmer (alles tipptopp), dazu eines gegenüber dem Behindertenzimmer. 1 Toilette pro 12 Personen ist allerdings nicht gerade viel.
Jetzt folgt wieder meine Kritik an den unpraktischen Duschen, wie sie auch in Miño und Bruma (praktisch in allen neuen Herbergen) sind: im Vorraum Waschbecken, rechts Toilette. Im Hintergrund zwei symmetrische, einander gegenüberliegende Duschnischen. Ohne jede Ablagemöglichkeit. Natürlich keine Tür oder Vorhang. Man zieht sich im Vorraum aus und lässt seine Sachen da, da ja sonst alles klatschnass wird (wo lässt man bloß die Wertsachen?). Dann wischt man in die Nische, um zu entdecken, dass der fest eingestellte Duschkopf nur dorthin Wasser spritzt, wo man aus der Deckung der Nische ist. Kurzum: Öffentliches Duschen! Wenn dann Andrang ist, wird es wirklich peinlich. (Zum ersten Mal hatte ich solche Duschen 2000 in Palas de Rei erlebt!) Die einzige Möglichkeit ist, das ganze Badezimmer abzuschließen, aber das ist bei unzumutbar, wenn andere Pilger Schlange stehen. In Bruma wurde dieses Problem mit Hilfe der Herbergseltern gelöst, davon später.
Übernachtung 5 € pro Nase, wie in den folgenden Herbergen auch. Dafür gibt's auch die erwähnten Plastikschaumbezüge für Matratze und Kopfkissen. Der Herbergsvater hatte seinen Spaß an uns, als wir erzählten, wo wir überall schon gewesen waren. Er gab uns gleich zwei Stempel in den Credencial mit Ankunfts- und Abreisedatum. Wir bekamen einen Schlüssel für die Herberge, die auch von innen nicht ohne diesen verlassen werden kann! Seltsam. - Nervig: Wir durften niemanden einlassen. Jeder muss vorher wieder telefonieren, sonst darf er nicht rein. Man stelle sich mal vor: Draußen stehen halb verdurstende Pilger mit kaputten Füßen, aber ohne Mobiltelefon, und ich feixe von innen, dass sie nicht reinkommen, ohne dass sie erfolgreich angerufen haben. Ich hoffte, mir blieb diese Situation erspart. Aber der Mensch hofft oft vergebens ...
Zwei sympathische Mitpilger
Wir sind vom Einkaufen im Supermarkt zurück und tafeln gerade wie
die Fürsten, da fährt gegen 19h00 ein Auto vor, zwei
Männer springen raus, so um die 35-40. Was mache ich jetzt?
Ich mache die Tür (mit dem Schlüssel) auf und frage:
"Español? Francés? Inglés? Holandés?
Alemán?"
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Was hätte ich bloß gemacht, wenn die Frau gesagt hätte: "Da kommt heute keiner mehr"? - Doch, der Herbergsvater kommt tatsächlich wieder in dem Dienstfahrzeug der Protección Civil vorgefahren. Ich mache mit einem etwas mulmigen Gefühl Meldung: "Zwei polnische Pilger mit Credenciales, bereits von mir eingewiesen." Der Herbergsvater lacht sich kaputt. Er befördert mich sofort zum Hilfsherbergsvater, sagt "Rudolf" zu mir und klopft mir auf die Schulter. Gut, dass wir in Spanien sind! Ich werde u.a. in die Geheimnisse des Boilers in der Gerätekammer, in der Wasser zentimetertief (ihn stört's nicht) auf dem Boden steht, eingewiesen. Außer mir darf niemand die Kammer betreten. Ich schwöre, dass da nur über meine Leiche jemand reinkommt. Spät abends erscheint doch noch eine Kontrolle - ein Kollege - dem ich aber gleich sage, dass alles in Ordnung ist, Boiler ausgeschaltet, usw. Als Hilfsherbergsvater kenne ich meine Pflichten.
Antek und Frantek sind zum Supermarkt davon. Sie kommen auch vorerst nicht wieder. Sie haben einen eigenen Schlüssel bekommen, kehren erst von einem Gläschen Wein, wie sie anderntags erzählen, gegen 23 Uhr zurück - und ziehen fast geräuschlos in das Behindertenzimmer. Wohl, weil Frantek auch schnarcht, wie er zugegeben hat. Es wurde für uns alle eine ruhige Nacht.
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8h20 ziehen wir los, ein wenig spät für so eine lange Etappe. Der Weg begann mit viel Natur und eben, am Fluss entlang, wo aufwendige Spazierwege gestaltet wurden. Am Ende über den ersten kleinen Fluss nach Neda rein. Es geht gleich wieder rechts zur Kirche Santa María, hinter ihr über das nächste Flüsschen und dann die alte Dorfstraße entlang. Nach einer unvermuteten Linksabzweigung gleich wieder rechts parallel zur Fernstraße. Rechts ein modernes Verwaltungsgebäude mit Angabe "Información". Dort gab es einen Stempel. Man konnte auch auf die Toilette. |
9h15 passieren wir eine Bar "Hermida". Aber wir brauchen noch nichts. Nach Überqueren der Fernstraße zieht man auf halber Höhe durch lockere Bebauung, wobei man sehr schöne Blicke auf die Ría hat. Man sieht deutlich, wo man am Vortag hergezogen ist, z.B. die isolierte Reihenhaussiedlung vor San Martiño de Xubia. |
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Vor Casanova sorgen eine Muschel und teils durchgestrichene Pfeile für etwas Verwirrung. Wir ziehen halblinks hoch nach Casanova. Beide Varianten sollen binnen kurzem ohnehin wieder zusammenkommen. Dann senkt sich das Sträßchen nach Fene hinunter. |
Unter der Autobahn hindurch (die N651 ist mehr links geblieben).
Gelbe Pfeile auf Pfeilern weisen nach
links. Es geht scharf links an der Autobahn zurück, aber kurz darauf
auf eine Piste nach rechts abbiegen. An einer T-Kreuzung rechts, Häuser,
Landstraße überqueren: schräg rechts gegenüber
geht's weiter. Es folgen endlich wieder angenehme Wiesenwege,
bis man ganz auf der Höhe an einem Kreisverkehr herauskommt
und einen die Kulturwüste wieder hat.
Bar "Vilar do Colo"8 km. 11h15. Rechts großes Fernfahrerhaus mit Laden, Bar "Vilar do Colo". Wer sitzt dort an der Theke? Antek und Frantek natürlich. Wir trinken einen Kaffe, ruhen etwas aus. Freundliche Bedienung (im Fernfahrercafé nicht selbstverständlich). Wir lassen unsere polnischen Freunde zurück und gehen im Kreisverkehr gegenüber eine neuere Industriestraße hinein. Geradeaus Wald und eine der unvermeidlichen Viadukte quer zu unserer Laufrichtung (die Autobahn AP-9). |
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Bemerkung: Wahrscheinlich haben wir am Kreisverkehr den falschen Ausgang erwischt. Es ging, von da gesehen, wo wir hergekommen waren, wohl scharf links weiter. Aber da man bald darauf zwei Mal rechts abbiegt (so habe ich rekonstruiert), kommt man unserer Route entgegen und zweigt dann links in die Büsche ab. Jedenfalls bin ich bis zur der erwähnten größeren Asphaltstraße gelaufen und habe prompt einen gelben Pfeil gefunden, der in unser Industriesträßchen rechts ab verwies. Auch nach Wikiloc ist das so richtig gedeutet. Was soll's? Unsere Route (ohnehin geht's hier um 500 m) war genauso gut.
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Nun folgten wieder schöne Naturwege, man atmete richtig auf. Später rechts über eine Autobahnbrücke und wieder Waldwege bis zur AC-1502. In lockerer Bebauung geht es links ab durch die Bauerschaft Lodeiro, man sieht die AC-1502 immer rechts liegen. Brückchen aus einem Steinquader über einen Bach. |
Tipp: Der schönste Strand des Camino InglésVor Cabañas trifft man auf die AC-122. Man überquert sie und geht gegenüber eine Treppe hinunter auf ein Sträßchen, das nach Cabañas hineinführt, unter der Eisenbahnlinie hindurch. Jetzt kam die positive Überraschung des Tages: Rechts ein Kiefernwald und dahinter ein wunderschöner Strand. Warum wird nur der Pilgerweg geradeaus die Straße entlang des Wäldchens geführt? Man kann genauso gut am Strand entlang, denn am Ende kommt man doch wieder auf die Straße (Kreisverkehr) und muss auf jeden Fall unter der Bahnlinie hindurch den Uferweg zur Brücke nach Pontedeume hinein.Aber erst sollte man den Strand für eine ausgiebige Pause benutzen. So ein Fleckchen Erde am Meer kommt auf dem Camino Inglés nicht wieder! Ich empfehle, Pontedeume zum Ziel einer Kurzetappe zu machen, zumal der Rest bis Minño recht happig ist, und sich hier zu entspannen. Leider hatten wir selbst keinen Reservetag, um diese Idee gleich zu verwirklichen. 12 km. 13h20 am Strand. Mittagessen auf einer Bank. Wohltuende Stille, Leute im Wasser. Wunderbarer Blick. |
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Aber bald treibt es uns weiter,
da wir noch nicht einmal die Hälfte der Etappe hinter uns haben.
Über die große Brücke auf das malerisch vor uns liegende
Pondedeume. Wo mag die Kapelle von Breamo liegen? Ist die viel
zitierte Treppe zu sehen? Höhen gibt es vor uns genug, aber man
kann nicht ausmachen, wo es wohl hinübergeht.
Über eine enge Kreuzung hinter der Brücke direkt geradeaus in die Altstadt, es geht steil hoch. Unter den Arkaden sitzt Antek, hat sich gerade rasieren lassen und lässt jetzt Getränke auffahren. Der Mann weiß zu leben. |
Treffpunkt des Pilgerweges mit der Route, die ich beschreibe, ist die Abzweigung, wo das Schild "3 km zur Kapelle von Breamo" steht, ab Pontedeume ca. 1 km auf dem Pilgerweg.
Hinter der Santiagokirche ist eine Informationstafel über den Aufstieg zur Kapelle von Breamo. Wir finden sie zerstört, null Information. Den diversen diffusen Beschreibungen glaubte ich entnommen zu haben, dass man einen Umweg über die Kapelle machen kann, hinter ihr aber wieder den Pilgerweg erreicht. Man nimmt dabei einen heftigen Anstieg in Kauf. Dazu war ich bereit, hatte aber auf diese Infotafel und Schilder gehofft. Jetzt wäre ich gut beraten gewesen, mein Vorhaben aufzugeben und die Kapelle im Programm zu streichen. Aber mein westfälischer Dickkopf ließ das nicht zu. Ich wollte und musste da hoch. Eine krasse Fehlentscheidung.
14h30. Hinter der Kirche sind Treppenstufen, und oben ist die Rúa de Fonta Nova (geradeaus, nicht nach rechts). Am Haus 8 geht rechts die erwartete Treppe steil hoch. Ein "Por-Aqui" (hilfreicher Spanier, der einen auf den rechten Weg "wedeln" will) schreit "falsch", der Pilgerweg ginge geradeaus (evtl. eine Variante). "Zur Kapelle von Breamo?" frage ich zurück. "Ach so, nein, dann seien wir richtig." Typisch "Por-Aqui": Weiß gar nicht, wo wir hinwollen, weiß es auf jeden Fall besser. Jetzt wird der Geländegang eingelegt. Immerhin im Schatten, die steile Treppe hoch. Die hört zu meiner Verwunderung schon sehr bald auf. Ich dachte, die ginge bis oben. Jetzt ist es ein steiler Hohlweg mit Pflasterresten. Einmal gibt es einen schönen Blick auf die andere Ríaseite mit Cabañas. |
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Puh, der erste Absatz, eine T-Kreuzung. Geradeaus über uns muss ein Bauernhof liegen, wir stehen vor einem Zaun. Eine Fahrspur quert. Allerlei Unrat liegt rum. Nach links oder rechts? Keinerlei Zeichen. Spinnen die denn? Ich denke, das ist der berühmte Aufstieg zur Kapelle von Breamo? Der Weg hält rechts und links dieselbe Höhe, sonst hätte man die Richtung mit dem Anstieg wählen können. Ich entscheide "nach rechts" (das war richtig). Der Weg wird zum Wiesenweg und erreicht wieder ein umzäuntes Gelände linker Hand. Hier kann man vor dem Zaun links steil hoch. "Hoch" muss ja richtig sein. Am Ende kommt man an einem Sträßchen raus. Ein Schild sagt "Rúa Real" mit Pfeilen nach links und rechts. Aha, wir haben also die "Hauptstraße" von was immer erreicht. Es ist das Bergdorf Vista Alegre 'Frohe Sicht', wir schauen im Moment eher verkniffen. |
An dem Fahrweg liegt nach 100 m ein Haus, Hunde bellen hinter der Umzäunung. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, merken wir sofort, als der Fahrweg zu einem Waldweg wird, der aber unverkennbar alte Pflasterung hat, die fast vollständig erhalten ist. Es geht jetzt steil hoch, die Bäume geben in der Mittagszeit fast keinen Schatten. Da kann ich mal zeigen, was ich noch drauf habe.
Die Strecke beträgt etwas über 1 km, kommt einem natürlich viel länger vor. Das Ganze erinnert mich an den Aufstieg vor dem Flughafen von Santiago, auf dem Camino Francés. Der führt auch durch Eukalyptuswald hoch und will auch nie ein Ende nehmen. Endlich, vor uns die Höhe, ein parkendes Auto, und dahinter die Kapelle.
Wir sinken auf eine Bank und schauen
uns um. O ja, Schilder sind da. Wann die Kapelle von wem und warum gebaut wurde
usw. usf. Aber null Information, wie es weitergehen soll. Wir laufen rum, schauen
uns die (geschlossene) Kirche von außen an und suchen nach Wegweisern.
Nebenbei: der in dem Heftchen der Xunta de Galicia geschilderte einmalige
360-Grad-Ausblick über die Rías ist natürlich ein Witz.
Ringsum sind die Bäume so hoch, dass man absolut nichts sieht. Nun,
wenigstens das hatte ich mir schon vorher gedacht.
Die Kirche ist wirklich sehenswert, aber nur für diesen Anblick allein wäre ich hier niemals hochgestiefelt. |
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16h00. Hadern hilft nicht. Ich erkläre Hedwig, wie ich zum Pilgerweg zurückfinden
will, sie ist "begeistert". Das Asphaltsträßchen windet sich in einer
großen Rechtskurve den Berg hinunter. Gleich nach 200 m kommt ein
Abzweig nach links, wäre genau die richtige Richtung. Wetten, dass man
da auch zum Pilgerweg kommen kann? Aber nicht der kleinste Hinweis, und ich habe
ja keine Karte. Die
Straße bergab läuft sich bequem, und man hat überdies als kleinen
Trost tatsächlich ein paar schöne Ausblicke. Bei etwa Kilometer
2 (das wird angezeigt) sind wir wieder an der geschilderten Kreuzung oberhalb
von Vista Alegre.
Ich nehme den unteren der beiden Wege, also nicht den oberen zum Haus mit
dem Kreuz im Garten, denn zum Pilgerweg muss es ja wohl runtergehen.
War im Prinzip richtig, aber oben hoch wäre kürzer gewesen.
1 km weiter kommen wir an einer Kreuzung raus,
und - mir fällt ein Stein vom Herzen: Da ist das Schild "3 km nach
Breamo" und dort ein gelber Pfeil.
14 km + 5 km Umweg. Wir haben den Pilgerweg wiedergefunden.
Danach zurück und zwischen den Häusern, wo die Frauen gestanden hatten, halbrechts hoch, das erste Stück sehr steil. Oben kommt dann eine Linksabzweigung. Das ist da, wo einem der von mir empfohlene Rückweg von Breamo entgegenkommt. Am Wald entlang (Bauerschaft Cermuzo). Nach einigen hundert Metern kommt ein Asphaltsträßchen von rechts. Wir schworen, dass man da von Breamo hätte herkommen können. Ja, das war richtig, siehe oben meinen ersten Tipp für den Rückweg.
Bañobre mit einem Betonwerk rechts kam dann "verdächtig" schnell für 2 Kilometer. Evtl. muss man die geschätzten Kilometer-Angaben hier mal revidieren. Um so länger zog sich der Rest hin.
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Die letzten 4 KilometerJenseits des Zubringers zur N651 (die blieb immer verborgen links) war ein lauschiger Picknickplatz mit Flüsschen und alter Brücke. Danach erreichten wir das Ufer der Ría von Miño, das Ziel schien nahe. Schien! Geduldig nahmen wir die nächsten 2 km, bis Häuser in Sicht kamen: Miño! Schnell unter der Autobahn hindurch, die hier wieder mit wilden Pfeilern durch die Gegend stelzte und mit der N651 ein unentwirrbares Knäuel von Viadukten bildete, und nichts wie hinein in die Stadt! |
Denkste! Davor war ja noch der Fluss, und deshalb holte der Pilgerweg zu einem riesigen Rechtsbogen aus, der erst nach links beinahe zurückführte, an der Autobahn entlang, endlich rechtsrum in die Stadt. Dort ein-zwei Straßen weiter zum Hauptplatz, links gleich wieder hoch, an einem geschlossenen Laden vorbei (es muss kurz nach 20h00 sein!), zur Hauptstraße (AC-154), die sich durch den Ort zieht. (Links oben hinter der Kurve gab es einen Supermarkt, der sicher auch noch geöffnet gewesen wäre. Geradeaus, jenseits der Hauptstraße, ging es morgen weiter.)
Aber jetzt zur Herberge. Wir schlurften die Hauptstraße rechts hinunter, begafft von den abendlichen Kunden mehrerer Bars und Restaurants. Endlich die Eisenbahnbrücke. Hinter dieser rechts durch Häuser hinunter in Richtung Ría. Wohnwagen kommen in Sicht, stehen im Schatten der Autobahnbrücke. Die Straße windet sich nach links. Noch 200 m. Da steht die Herberge auf der linken Seite. Ich glaube, es war gegen 20h30. Ewig war ich nicht mehr so spät angekommen. Triefend vor Schweiß, ich will sofort unter die Dusche.
Zurück zu unserem Eintreffen bei der Herberge.
Eine alte Dame kommt uns entgegen. Es ist Elena (Name geändert), Italienerin,
die in London wohnt. "Ach, da kommen ja doch noch Mitpilger!" Sie war einsam und
umtänzelt uns jetzt. Oben gibt's zwei Schlafräume. Die seien nach
Geschlechtern getrennt, meint sie. Hedwig und ich trennen uns ohne Aufbegehren. Ich
will unter die Dusche.
Antek und Frantek kommen dazu, begrüßen uns, sind auch noch nicht lange da. Man muss die Telefonnummer 981 784 254 anrufen. Derselbe Mist wie in Neda. Wir müssen unsere polnischen Freunde um den Gefallen bitten, denn ich kann nicht auf der Stelle die gut 1 km ins Ortszentrum zurück. Kein Problem, sie rufen an. Die Protección Civil kommt in erstaunlich kurzer Zeit. 5 €, Bezüge, alles Routine. Ich will unter die Dusche. Elena springt rum, quasselt, bietet Keks an, ich fliehe. Habe bald den ganzen Waschraum für mich. Auch anders wäre es mir völlig wurscht gewesen. Ich werde endlich Schweiß und Dreck los und kann mich abkühlen. (Die Dusche stelle ich immer auf ziemlich kalt, sonst nützt es ja nichts.) Meine Füße sind in Ordnung. Ich habe irgendwann unterwegs beim ersten Drücken einen Streifen Elastoplast auf den rechten Ballen geklebt. Aber Hedwig hat große Schmerzen unter dem rechten Fuß. Dürfte eigentlich nicht sein, ist ordnungsgemäß verpflastert. |
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Für Hedwig und mich ist der Tag gelaufen. Und ich habe kein Trinkwasser mehr, geschweige denn einen Schlummertrunk. Dann habe ich doch noch eine gute Idee. Während ganz Spanien vor der Glotze hängt und um seine Fußballmannschaft zittert, kann ich mich bei Antek und Frantek revanchieren. Ich laufe doch in den Ortskern und kaufe in einer Kneipe Wasser und für sie und mich je 0,5 l Bier. Den Schlummertrunk haben wir dann zu dritt genossen. Mehr gab's nicht, denn alle mussten unbedingt ruhen. Und Antek und Frantek wollten morgen aus Zeitmangel bis Bruma, viel Spaß! Ich war heilfroh, dass wir nur eine Kurzetappe bis Betanzos geplant hatten. Unsere beiden Landsleute wollten die Distanz Miño - Bruma dagegen hälfteln und einfach in der Bauerschaft Presedo dazwischen übernachten. Wie das gehen sollte, wusste ich nicht. Möchte mal wissen, wie es ihnen ergangen ist. Sie saßen lange erschöpft in der Küche, bis es Schlafenszeit war. |
Zum Abstecher zur Kapelle von Breamo habe ich alles gesagt. Diese 32 km waren deshalb so schwer, weil die Landschaft so bergig ist. Bei anderem Wetter und einfacherem Gelände laufe ich auch bis 40 km, aber der Camino Inglés ist wie ein Stück Nordroute. Und auf der habe ich auch keine 30-km-Etappen gemacht. Manche Pilger schwärmen vom "schönsten ihrer Caminos". Auch das kann ich nicht nachvollziehen. Sicher gibt es einige schöne Blicke auf die Rías (praktisch nie aufs Meer), aber ich hatte mir das viel öfter vorgestellt. Und mehr Strand! "Die Herberge von Miño liegt am Meer", schreiben einige. Das stimmt nur sehr bedingt. Ja, wenn man von der Herberge aus zum Ende der Straße geht und einem Fußpfad folgt, müsste man laut Wikiloc zu einem Strand kommen. Aber selbst für diesen kurzen Spaziergang waren alle zu kaputt. So hatten wir vor der Herberge nur die Ría, die bei Niedrigwasser eher einem Moorloch gleicht, und nicht zu vergessen, das "unverzichtbare" Autobahnviadukt. Schade, ich war sehr enttäuscht.
Nach der gestrigen Etappe war uns klar, dass ich gut daran getan hatte, an 38 km durchs galicische
Bergland gar nicht erst zu denken. Schade, dass die Städte und Herbergen in so unregelmäßen Abständen liegen. So hat man abwechselnd eine Kurz- und eine Langetappe.
Der Himmel ist heute bedeckt. Wir nehmen Abschied von Antek und Frantek, die ja gleich bis Bruma durchbrettern wollen. 9h15 gehen wir in Miño die Hauptstraße hoch: Oben direkt hinter einer Rechtskurve ist links ein Supermarkt, in dem sich erst einmal verpflegt wird. Seit Tagen kaufen wir immer Vollwertzwiebäcke. An denen isst man sich nicht leid, sie sind leicht zu transportieren und halten sich beliebig. Brot gibt es nur, wenn wir mal Menü essen. Kurz vor der Kurve geht der Pilgerweg rechts ab, gegenüber der Rúa Pardiñeira, aus der wir gestern links hochgekommen sind. Später überschreitet man auf einer blauen Fußgängerbrücke die Bahnlinie. Vor der Brücke der erste Muschelstein mit Entfernungsangabe: 78,988 km, also 79 km bis Santiago, in 4 Tagen gut zu machen. |
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Hier sehen wir das deutsche Paar noch einmal, danach
nicht mehr. Wo mögen sie geblieben sein? - Ein Rechts-Links-Schlenker. Der Weg geht die
Rúa de Alameda, parallel zur Ría entlang, die sieht nicht allzu verlockend für einen
Strandurlaub aus. Ein Denkmal mit einem merkwürdigen Wappen, das wir noch öfter sehen werden:
ein Schwein, nein, ein Wildschwein mit einem Kreuz auf dem Rücken. Das ist das Wappen der Adelsfamilie
Andrade, die die ganze Gegend hier beherrschte. Einmal sieht man auch die Burgruine auf der Höhe
liegen.
Geschlängel durch NaturoasenDer Pilgerweg geht unter der N651 her und dann rechts über eine Brücke, die sintemalen die Andrades bauten, um die Verbindung Miño-Betanzos zu erleichtern. Es ist zugleich der Abschied vom Meer, schon hier. Vor uns eine Halbinsel, über die der Schwerverkehr der N651 braust. Gottlob biegt der Weg hinter der Brücke nach links, und man steigt zwischen Bäumen hoch, um oben die Autobahn überqueren zu können. Rechts liegt ein Rastplatz. Es gibt sofort einen unvermuteten Abzweig scharf links, dann wieder leicht nach unten, durch viel Wald. |
Sie wolle in Betanzos bei den Nonnen unterkommen. Ich überlegte laut, ob wir das nicht vielleicht auch versuchen sollten. - Nun, meinte unser Gegenüber, Frauen nähmen sie ja vielleicht, aber mit einem Mann sollten sie wohl Probleme haben. - Da hatte er recht. Mir war es ohnehin nur darum gegangen, andere Möglichkeiten der Übernachtung auszuprobieren, und mit Klöstern haben wir eigentlich gute Erfahrungen gemacht. - Fröhlich pfeifend zog der Spanier wieder davon.
6 km. 12h13 San Paio mit Kirche. Man ist jetzt ganz auf der Höhe. Kurz darauf beginnt der Abstieg nach Betanzos, teils sehr steil, aber ohne Schwierigkeiten zu machen. Wir kommen zwischen Häusern heraus, überqueren einen Bach. Dahinter geht es wieder etwas hoch. Hedwig meutert etwas, ihr tut der Fuß weh. Die Stadt liegt zum Greifen nahe rechts. Nun, man muss die große Brücke weiter im Süden erreichen. An Bach und Fluss entlang sind auch gar keine Wege. Endlich mündet der Weg in die Rúa Nosa Señora do Camiño, die sich rechts zum Fluss hinabsenkt. Kurze Zeit später sind wir über die Brücke des Río Mandeo, gehen durch das Stadttor und dann sofort links durch die Rúa da Ponte de Unta im Rechtsbogen sehr steil zum zentralen Hauptplatz der Stadt hoch. (Am Anfang dieser Straße liegt links das Nonnenkloster, in dem Elena unterkommen wollte.) |
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Betanzos ist eine sehenswerte Stadt, das muss sogar ich, der die Städte nicht mag, zugeben. Der Hauptplatz besteht aus zwei Teilen: Praza Irmáns García Naveira (Denkmal mit den beiden Brüdern) und dahinter Praza de Galicia mit dem Rathaus rechts. Da ist auch das Touristenbüro, das auch sonntags geöffnet hat.
Wir versuchen unser Glück (haben noch weitere Adressen bekommen). Im Fenster der Bar steht ein kleines Schild "se hospedaje" (man beherbergt). Man beherbergt wirklich. Der Wirt nickt auf meine Frage lebhaft mit dem Kopf und kassiert 30 €. Dann saust er um den Tresen und führt uns nach gegenüber um die Ecke (Rúa Venezuela), wo er seine Wohnungen in einem mehrstöckigen Gebäude hat. O je, er fummelt mit den Schlüsseln: Wo ich doch sowieso schon immer damit Probleme habe. Es gibt 3 Schlüssel: Haustür, Etagentür und Wohnungstür. Das kennen wir von Doña Josefina. In seiner Etage sind mehrere Zimmer. Man kann gemeinsam eine Küche benutzen und - einen Kühlschrank! Wir haben ein großes Zimmer mit viel Platz, dazu einen großen Vorraum mit Schrank und ein tadelloses Badezimmer. Das Haus ist alt, daher die großzügigen Zimmer, in denen sich die spärlichen Möbel fast verlieren. Es hätten noch mehrere Leute auf dem Fußboden oder auf Feldbetten Platz. Bilder sind nicht an den Wänden, aber überall Haken. Da hängen die Pilger ihre Wäscheleinen auf, machen wir später auch. Wir beschauen unser Reich und sind äußerst zufrieden. Diese Unterkunft ist sehr empfehlenswert! (Wir bleiben die einzigen Gäste.)
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Wir haben noch den halben Tag zur Verfügung, können die Stadt besichtigen und uns erholen. Machen wir auch alles. Insbesondere: Abpassen des Priesters in der Santiagokirche, wo gerade eine Messe in kleinem Kreis zu Ende geht. In der Sakristei bekommen wir einen sehr schönen Stempel. |
Besonders beeindruckt mich in der San-Francisco-Kirche der Sarkophag von Andrade dem Guten, von einem Bären und einem Wildschwein getragen. Das Wildschwein stammt natürlich aus dem Familienwappen, eines ziert auch das Kirchendach. Zu seinen Füßen - wie bei allen Rittergräbern - ein Hund, als Sinnbild der Treue. Hier ist es nicht nur einer, sondern gleich mehrere, von denen die zwei vorderen einen kleineren Hund schützend in den Vorderpfoten bergen. Dieser Andrade war eben nicht nur treu, sondern auch "gut". |
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Taxis als ständige Versuchung9h00. Als wir auf eine Kreuzung zulaufen, fährt dort ein Taxi vorbei. Der Fahrer sieht uns, bremst, setzt zurück und biegt auf unseren Weg ein. Will der was von uns? Er hält und gibt uns seine Visitenkarte. Wenn wir nicht mehr könnten (ja, Junge, da kannst du lange warten!), sollten wir ihn jederzeit anrufen. (Auf die Idee, dass wir gar kein Telefon mithaben, kommt er gar nicht.) In der Folge sehen wir noch viele Kilometer lang überall die Reklameschilder von mindestens zwei Taxiunternehmen an Muschensteinen, Masten, Bäumen. Muss ja ein blühendes Geschäft sein, anscheinend geben viele Pilger auf dieser Etappe auf. Wir jedenfalls noch nicht, obwohl Hedwig bald wieder ihre Blase am rechten Fuß spürte. |
An einem Stopp-Schild erreicht man zum ersten Mal die AC-0105 (laut Wikiloc, warum nicht AC-105?), die von Nord nach Süd östlich parallel der Autobahn AP-9 verläuft. Um diese wird sich der Pilgerweg heute lange herumschlängeln. Erst in Höhe von As Travesas, dem höchsten Punkt, wo sich mehrere Landstraßen kreuzen, biegt der Pilgerweg nach Westen ab (und die AC-0105 gleichzeitig nach Osten).
Links ein Stückchen auf der AC-0105 weiter, aber schon vor dem Wald geht es rechts ab, man muss ja schlängeln. Nun geht es im Prinzip immer geradeaus, bis man das Sportgelände von Limiñón erreicht, und eine erste von zahlreichen Informationstafeln über den Camino Inglés. Der Pilgerweg holt dann nach rechts zu einem großen Linksbogen aus. Man läuft in das Tal eines kleinen Flüsschens runter. Bald stößt man wieder auf die AC-0105, die von links kommt und folgt ihr nach rechts über die Flussbrücke.
Der Pilgerweg schlägt nun einen komischen Haken: rechts - links - rechts und auf der AC-0106 in Richtung AC-0105, bevor diese wieder erreicht wird aber nach rechts, bei ein paar Neubauten abbiegend, Richtung "Cesuras" in den Wald hoch. Hier sahen wir ein kleines Schild "Bar" mit Pfeil nach links. Hinter dem Wald Rechts-Links-Schlenker und durch Bebauung. Linksbogen. Links halten und parallel zur AC-0105 bis zu einem Stopp-Schild. Rechts-Links-Schlenker (das heißt bei mir immer: kurz nach rechts und gleich wieder links abbiegen). Dann ein ganzes Stück durch Wald, bis es zu einem Sträßchen hinuntergeht. Auf diesem links zur AC-0105, auf dieser kurz nach rechts. Brücke und Ortsschild Presedo.
12km. 11h00. Fast Halbzeit. Es geht vor der nächsten Rechtskurve der AC-0105 wieder links in den Wald hoch, oben parallel zur Landstraße bis zu ein paar Bauernhäusern. Links steht ein Brunnen mit Wasserhahn. Dort machen wir etwa 20 Minuten Rast. Der Bauer schaut aus der Hintertür und ermuntert uns, sich beim Wasser zu bedienen. Wir lehnen zu seinem Erstaunen ab. Übrigens: hier wollten unsere Landsleute Unterkunft suchen, in dieser Streusiedlung! Die dichtere Bebauung ist aber unten an der Straße.
Auf den nächsten Kilometern bleibt man eine ganze Zeitlang links von der AC-0105. Ich glaube, es war auf diesem Stück, wo links ein Stall lag, in dessen Wand Löcher geschlagen waren. Aus diesen schauten die Köpfe mehrerer kleiner Hunde, die entsetzlich bellten und jaulten. Würde ich in so einer Lage auch machen. 11h56 erreichen wir die Kirche von Leiro mit einem komplett überdachten Rastplatz. Bei schlechtem Wetter Trumpf.
In der Folge passieren wir mehrere Muschelsteine mit Entfernungsangaben, wobei Bruma ja etwa bei Kilometer 40 liegen muss. 12h07 53,9 km, 12h36 52,3 km, 12h51 51,4 km. Auf diesem Abschnitt hinter der Kirche von Leiro muss man zunächst eine bewaldete Höhe überqueren, die man in einem sehr großen Rechts- und dann Linksbogen überwindet, bis man wieder auf ein Sträßchen trifft. An Häusern vorbei und dann nach einem Rechts-Links-Schlenker sehr lange schnurgeradeaus, bis an einigen Bauernhöfen mal wieder die AC-0105 von schräg rechts hinzukommt.
Die Piste geht rechts an einem murmelnden Bach (den Río Mero) entlang. Dann geht es hoch: Rechtsbogen, dann Linksbogen über die genannte Höhe. Da kommt man nochmal ins Pusten, aber bald sieht man von oben ins benachbarte Tal, und da fällt gleich ein Haus ins Auge, das muss die Bar Julia sein.
18 km. 13h06. Bar Julia erreicht. Sehr gut, wenn man mittags deutlich mehr als die Hälfte geschafft hat. In der kleinen Bar holen sich Einheimische Mittagessen ab. Was da ausgeteilt wird, bekommen wir nicht mit. Wir trinken nur was, haben noch genug Vorräte. Außerdem gibt es pinchos (Knabberzeug: Oliven, Erdnüsse, und dergl.) dazu, die essen wir natürlich. Auf einmal verdunkelt sich die Tür, und zwei baumlange Pilger treten ein. Zwei alte Männer, hager, braun gebrannt, sehnige Sportlergestalten. Junge, ein Schritt von denen, und da kann ich Natozwerg gleich zwei Mal die Hufe schwingen! Sie schauen uns prüfend an, sagen aber nichts. Trinken was (ich meine, niederländischen Akzent zu hören). Recht schnell sind sie wieder davon. Na, die lernen wir heute bestimmt in der Herberge kennen. |
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16h27. Gegenüber geht es weiter, lange durch Eukalyptuswald, einmal um einen Bauernhof herum. Über einen
Bachlauf per Quaderstein. Dann eine T-Kreuzung, wo zum ersten Mal die Auszeichnung fehlt. Ich tippe auf rechts,
und dann sehen wir auch einen blassen gelben Pfeil oben an einem Baum etwas weiter rechts.
16h53. Kilometerangabe 42,2 km. 16h59 der 2. Bach mit Quaderbrücke, und dem oft genannten Schild: "1 km bis zur Herberge". Nun, auch der letzte Kilometer will gelaufen sein. Den Bildern und Berichten über die Herberge Bruma glaubte ich immer zu entnehmen, dass sie einsam mitten im Wald liegt und ein selbstloser Herbergsvater dort ab und zu mit dem Auto vorbeischaut. Das ist alles ganz anders. (Ich wundere mich immer, warum Berichte oft so missverständlich sind.) Die Herberge ist zwar teils von Bäumen umgeben, liegt aber am Ende des Straßendorfes Bruma. Direkt daneben ist ein Kinderspielplatz. Und die Herbergseltern wohnen nur ein paar Häuser weiter und können so genau verfolgen, ob und wann Pilger kommen. |
17h15 treffen wir an der Herberge ein. Der einzelne Spanier und die Herbergsmutter sehen uns als erste. Wir sind nicht die frischesten, aber auch nicht fertig. Dann wuselt der Herbergsvater heran. Er überschüttet uns mit hilfreichen Hinweisen, spricht mal wieder viel zu schnell, wenn auch verständlicher als die sonstige Bevölkerung. 5 € und Bezüge für Kopfkissen und Matratze, so ist es jetzt anscheinend überall in Galicien. Es gibt Stempel in die Ausweise, und zwar einen mit dem heutigen und einen mit dem morgigen Datum. Im Hof stoßen wir auf die zwei hochgewachsenen Pilger. Der eine, mit weißem Bart wie ich, hebt den Daumen und beglückwünscht uns. Es stellt sich heraus: Sie haben uns in der Bar Julia nicht ansprechen mögen, um uns nicht zu verlegenen Erklärungen zu nötigen, weil sie fest davon ausgingen, dass wir beiden Alten doch sicher nur auf ein bestelltes Taxi warteten. Jetzt entschuldigen sie sich. Einer ist Belgier, einer Niederländer. Natürlich Veteranen des Camino wie wir. |
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Der Herbergsvater sammelt Bestellungen fürs Abendessen, das per Auto von Mesón do Vento um 19h30 herangekarrt werden soll. 9 € + 3 € für den Transport. Ein bisschen happig. Wir haben sowieso noch alles, fast alles. Mein entzückter Blick fällt auf einen Getränkeautomaten, in dem es auch 1/3 l Estrella Galicia für 1 € gibt. Berichtigung: Wir haben alles. Die zwei Badezimmer sind nach galicischer Art (siehe meinen Mecker oben). Aber: Die Herbergseltern verteilen die Pilger zum einzelnen ungestörten Duschen und schieben Wache vor der Tür. Das ist wirklich sehr nett und wiegt die baulichen Nachteile auf. (Damit's schneller geht, sage ich dem Herbergsvater, dass lang Verheiratete wie Hedwig und ich doch sicher auch zusammen ...? - Klar, sagt er ganz verlegen :-) Die Herberge hat 14 Betten unten und 8 oben, dazu einige Reservematratzen. Einen großen Aufenthaltsraum mit Küche (leider nur 1 kleiner Topf). Ansonsten alles vorbildlich, auch der Einsatz der Herbergseltern. |
Es kommen noch folgende Pilger: Kurz nach uns die Familie. Muttern schmeißt sich auf ein Bett und ist mit der Welt fertig, trägt eine Kniebandage. Ob wir etwa auch den ganzen Weg von Betanzos ...? - Ja, sicher. - Das hatten auch sie uns nicht zugetraut. Die beiden Riesen waren von Miño gekommen. Später noch Spanier, Vater und Sohn. Dann noch später ein junger Spanier Carlos mit einem jungen deutschen Paar. Sie sind von La Coruña aus gekommen und heute Morgen in O Burgo gestartet. Leider kann ich ihnen nichts Verwertbares über die Route entlocken. Sie haben "irgendwo" in einer "ziemlich schwierig zu findenden" Pension (Name nicht notiert) übernachtet; mein Dokumentiererherz schlägt erzürnt. - Wir haben alle viel Platz. Fast jeder kann seine Sachen auf das obere Bett legen. Und Haken gibt's an der Wand auch noch. Insgesamt sind wir 13 Pilger bei 22 Betten.
Hedwig und ich müssen die Füße verpflastern. Auch ich habe mir heute eine kleine Blase unter dem Ballen zugezogen. Aufstechen, ausdrücken und Elastoplast drauf. Damit hatte ich die anderen Tage keine Probleme mehr. Bei Hedwig sah's schlimmer aus: Mehrere Zehen blutig. Sie wurden einzeln verpflastert. Ach ja, zwei Zehen von mir, darunter der "Problemzeh", der jedes Jahr erst eine Blase, dann eine dicke Hornhaut vorn produziert, wurden auch mit Heftpflaster umwickelt. Aber das zählt ja gar nicht.
Die Nacht war ruhig. Nur lästig, dass die Außentür klemmte und deshab nur mit Lärm geöffnet werden konnte, wenn einer nachts zum Klo ging, und das waren etliche.
Fazit der Etappe: Absolut machbar, wenn man sich psychisch drauf einstellt (und das Wetter einigermaßen mitspielt). Herberge und Herbergseltern verdienen höchstes Lob.
Nachdem wir Bruma erreicht hatten, wollten wir den anderen Zweig des Camino Inglés, nämlich den ab La Coruña laufen und dokumentieren. Ich plante außerdem, bei der Rückkehr nicht erneut in die Herberge von Bruma zu gehen (evtl. wurde das ja gar nicht erlaubt), sondern eine neuere Unterkunft in Mesón do Vento zu testen. In der Herberge von Bruma hingen Busfahrpläne von und nach Santiago aus. Wir wollten den Bus um 9h50 nach La Coruña nehmen, und dementsprechend legte ich den Zeitplan fest.
Lange schlafen ging sowieso nicht, da alles schon ab 5h30 rumrumorte. Einige wollten ja direkt bis Santiago. Gegen 6h00 rollte ich auch aus den Federn. Die Waschräume waren schon frei. Dann gemütlich frühstücken. Wir waren schon fast die Letzten. 7h33 rückten wir ab.
Wikiloc ergab: Läuft man an der o.g. 2. Verzweigung links, dann kommt man kurz darauf auf das Sträßchen, das von Mesón do Vento nach Seixo führt. Von rechts kommen morgens die Pilger, die in der Stadt übernachtet haben und in Seixo wieder auf den Pilgerweg stoßen. Ebenso kann man, von Bruma kommend, nach rechts in die Stadt gehen. Man kommt dann hinter dem Hostal Mesó Novo raus, das ich für Übernachtungen empfehle.
So hatten wir schon alle Informationen, die ich wollte, und damit stand es uns frei, auf dem Rückweg in der Herberge oder hier zu übernachten. 40 € sind ja doch nicht wenig. Gegen 8h42 verlassen wir das Hostal und schlendern zur Haltestelle, da braust der Bus schon an uns vorüber. Gut 5 Minuten zu früh! Ich hatte mich nicht an die Regel in Spanien erinnert, dass ein Bus auch bis zu 10 Minuten früher kommen kann (hatten wir schon selbst erlebt) und keineswegs an der nächsten Haltestelle wartet, bis er wieder im Zeitplan ist. Das dämpfte die Freude über den frühen Erfolg an diesem Tag etwas. Also hingen wir 1 Stunde rum, und der nächste Bus kam natürlich nicht ebenfalls früher, sondern mit Verspätung. Was soll's? 2,60 € bis La Coruña.
Lage der Bar Los Potes und der zugehörigen UnterkunftAm Ende der Avenida La Marina ließen wir uns durch ein Stadttor links auf den großen Platz María Pita ablenken. Das war falsch. Es ging einfach schnurgeradeaus (also das Tor links liegen lassen) eine schmale Straße hoch, die Rúa Santiago. Vor einem sieht man schon die Santiagokirche. Vor dieser, am Ende der Straße, liegt rechts die Bar Los Potes. Dort gab es den Schlüssel zu einer Wohnung in der Straße Zapatería 15. Man geht dazu einfach links an der Kirche vorbei geradeaus, zwischen Parkanlagen durch (Telefonzelle!), dann durch eine Straße weiter geradeaus bis zu einer T-Kreuzung. Die Querstraße ist schon die Zapatería. Ein paar Schritte nach links, dann liegt die Nummer 15 rechts. |
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Wir bekamen ein großes, gut ausgestattetes Zimmer mit ebenso großzügigem Bad nebenan. (Die Zwischentür zum Bad konnte auch abgeschlossen werden. Dann konnten die Wirtsleute mehrere Zimmer auf dem Flur mit gemeinsamem Bad vermieten, denn vom Bad aus ging eine weitere Tür auf den Flur.) 40 &€o; waren für die Lage und Ausstattung nicht zu viel. Wir waren wieder sehr zufrieden. Die Adresse habe ich ursprünglich von Pilgerfreund R.W. bekommen, der vor etlichen Jahren (wohl 2001) hier übernachtet hat. Die Bar Los Potes hatten wir auch schon 2003 besucht und den Wirt von R.W. gegrüßt. (Siehe meinen Bericht von 2003)
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Das Glück blieb uns treu. Wir schlendern gegen 13h00 die Zapatería hoch und halten Ausschau nach
einem Mittagessen. Rechts ein italienisches Restaurant und dahinter: Ich sehe in einen vollen Barraum mit
Tischen, an denen Straßenarbeiter und Einheimische mit vollen Backen kauen. Ich winke Hedwig, nichts wie
hinein. Wo Einheimische sind, gibt es gutes und günstiges Essen. Es war wirklich ein Glücksgriff,
das reinste "Manolo von La Coruña", von der Qualität sogar noch besser
Wir platzten einfach rein und setzten uns an einen Tisch, der gerade frei geworden war. Das war unhöflich,
die Bedienung wedelte uns wieder hoch und deckte erst. Man sollte an der Tür stehen bleiben und warten,
bis man einen Platz zugewiesen bekommt. Oder an der Theke, nachdem man der Bedienung gesagt hat, dass man essen
möchte. Sie halten sich streng an die Reihenfolge. Meistens gibt es eine ziemlich lange Warteschlange.
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Am selben Tag besuchten wir noch den Stadtstrand und sahen uns überhaupt noch einiges an. Wie in Ferrol, aber hier noch mit größerem Kontrast, verläuft in La Coruña parallel zur Haupteinkaufsstraße San Andrés eine weitere, wo links und rechts nur Ruinen liegen. In einer so reichen Großstadt nicht zu fassen! Für das Wohlbefinden der Bürger wird viel getan. Es gibt eine ganze Reihe großzügiger Grünanlagen, mehrere saubere und bewachte Strände, kostenlose Sportanlagen, usw. So hält man die Einwohner bei Laune. |
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Ich erspare dem Leser nun unsere Odyssee durch das öffentliche Gesundheitssystem in Spanien und erinnere nur an dementsprechende Erfahrungen 2003 in Villalba. Wenn man privat versichert ist und sowieso bar zahlt, sollte man gleich zu einer Arztpraxis gehen, nicht in ein Gesundheitszentrum. Dass Pilger kostenlos behandelt werden, hat sich keineswegs überall herumgesprochen, in La Coruña jedenfalls nicht. Ergebnis: über 75 € gezahlt, ein verbundener Fuß und Verdacht auf Sehnenscheidenentzündung ausgeschlossen. Immerhin! Hedwig hatte wohl im Schongang immer die Zehen nach oben gezogen, und das macht eben kein Fuß lange mit, ohne richtig weh zu tun. Vor Freude zum Mittagessen nochmal zum Momos. 5 riesige Gambas als 1. Gang, Dorada (Fisch) als 2., sowas habe ich noch nicht erlebt.
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Dann nahmen wir uns vor, das zu tun, wofür wir bisher keine Zeit gehabt hatten: Die ganze Meeresküste im Norden zu erkunden, besonders das Gebiet um den Leuchtturm, von dem man aus eine fantastische Sicht bis zu der Halbinsel von Ferrol hat. Sicher sind wir an dem Tag noch an die 7 km am Meeresstrand entlanggelaufen. Eigentlich war der Tag doch noch gelungen. |
Mein englisches Manuskript beklagt, dass es die ersten 14 km nahezu keine Wegezeichen gibt. Dafür fand ich zu spät eine einleuchtende Erklärung. In der Stadt hatten wir jedenfalls frische und deutliche gelbe Pfeile gesehen, z.B. am Busbahnhof. Ansonsten hatte ich als wichtigste Information: Nach 8 km geht der Pilgerweg am Bahnhof von O Burgo vorbei. Auch die Pilgergruppe, die wir in Bruma getroffen hatten, waren ja von O Burgo gekommen. Darauf beruhte mein Plan, den Pilgerweg wenigstens ab da zu erkunden.
5h30 raus, kein Problem. Leider musste ich bis zur Abfahrt des Zuges alles zeitlich großzügig
planen. Man hätte sicher auch einen Stadtbus benutzen können. 7h00 Morgengebet an der
Santiagokirche, dann den Schlüssel in der Bar abgeliefert. Erste 2,5 km des Tages bis zum Bahnhof,
der ziemlich versteckt liegt (durch eine Schnellstraße vom Busbahnhof getrennt). Fahrkarten am
Schalter. Danach sehe ich, dass ich sie auch problemlos am Automaten bekommen hätte. 1,65 €.
Im Bahnhof Sicherheitskontrollen. Uns Pilgern gönnt keiner einen zweiten Blick. Abfahrt 8h35 am Gleis 1 (nicht 8h27, wie in meinem veralteten Fahrplan). Bummelzug mit nur 2 Waggons. Der Schaffner begrüßt jeden persönlich und merkt sich, wer wo aussteigen will. |
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Der Zug fährt langsam durch Vororte, hält nicht an der Universität, wie in meinem nicht aktuellen Fahrplan angegeben. 8h47 Ankunft in O Burgo-Santiago. Der Schaffner überzeugt sich, dass wir aussteigen. Der Bahnhof ist voll Wandschmierereien und auch sonst abstoßend dreckig.
Vom Bahnhof aus sieht man in Richtung der Gleise weit vorn die Santiago-Kirche von O Burgo (die auch über die Hauptstraße AC-211 erreicht werden kann). Der englische Führer beschreibt den Weg rechts die Gleise entlang, sich immer links haltend, bis man die Gleise nach links überqueren kann. Sofort dahinter rechts, auf die Kirche zu. (Die Gleise biegen nach Süden ab.) Die Kirche hat geschmiedete Tore in Form von Muscheln und war ausnahmsweise mal geöffnet. Man überquert die AC-211 und läuft nach links, an ihr entlang zum Fluss und zu einer sehr alten Brücke hinunter. Hier steht ein Muschelstein mit der Entfernung 64,3 km. (Bis Bruma muss man bis auf 40 km herunter, die 24 km ab O Burgo scheinen also zu stimmen.) Außerdem gibt es eine Skulptur (Kalebasse mit Pilgerstab) und eine Informationstafel mit der Streckenführung. Die hilft einem wie gewöhnlich überhaupt nicht. Man sieht nur, dass der Weg offenbar nicht durch Cambre geht, und deshalb war ich sehr erstaunt, als wir später doch durch Cambre kamen.
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9h18. An diesem Muschelstein fallen wir einem "hilfreichen Spanier" in die Hände. Er schwallt uns zu, dass wir doch nicht über die Brücke laufen sollten, das sei ganz übel. Ich verstehe, dass er abrät, Landstraße zu laufen. Dahinten, er wedelt unbestimmt nach rechts, sei es doch viel besser. "Lieber Mann," sage ich ihm, "ich laufe hier nach meiner Wegebeschreibung. Es mag ja sein, dass sie einen schöneren Weg kennen, aber was nützt mir das? Ich darf doch den Pilgerweg nicht verlieren." Er regt sich immer mehr auf, bis ich mich nochmal entschuldige, und dann nehmen wir die Beine auf den Nacken, bevor er uns am Kragen in die (seines Erachtens nach) richtige Richtung schleift. Weder Hedwig noch mir ist aufgefallen, dass die längs an unserem Weg stehende Muschel nach rechts weist, nicht über die Brücke, sondern genau in die Gegenrichtung, die wir gerade von der Kirche gekommen sind, die AC-211 zurück. Vielleicht wollte uns Sankt Jakob aber auch nur gütigerweise durch den "Helfer" ablenken, denn die neue Pilgerwegführung (laut dem Informationsblatt, das ich jetzt verstanden habe) ist derart kompliziert, dass wir sie ohne dauernde Wegezeichen ohnehin nicht gefunden hätten. Letzten Endes war mein Argument: "Ich folge meinem Material" (hier dem englischen Manuskript) doch zeitsparender, und länger war diese alte Pilgerstrecke auch nicht (nur mehr Landstraße). |
12 km. 10h33. Die Kirche ist geöffnet. Kleine Trinkpause im Schatten. Die Sonne brennt schon wieder. Von der Kirche aus links auf eine Ausfallstraße, die bald rechts abdreht und sich dann steil nach unten bis zu einem Eisenbahnübergang und einer Flussbrücke dahinter senkt. Schöne Gegend. Hinter dem Fluss natürlich steil hoch, immer geradeaus. Wir entdecken auf der rechten Straßenseite zwei große lila Schilder, die auf Sehenswürdigkeiten hinweisen: Eine Kirche und - den Camino Inglés! Die Schilder weisen nach rechts auf eine kleine Asphaltstraße. Doch zuvor wollen wir das Schicksal des Hostals Alba klären, das hier irgendwo sein muss. Endlich fragen wir in der Bar Pulpeira Nona nach. Ja, das Hostal liege noch ein Stückchen weiter, sei geschlossen.
Den offiziellen Pilgerweg wiedergefundenDer englische Führer schickt einen weiter die Straße hoch. Wir haben aber ja die Schilder gesehen und wollen ihnen folgen. (Beide Routen kommen ohnehin wieder zusammen.) Also von der Bar ein Stück zurück (ohne das Hostal Alba gesehen zu haben). Von der Straße ab, wie die Schilder zeigen. Kurz darauf eine Kreuzung. Halbrechts jenseits geht es weiter, steil hoch. Bis zu einem Pilgerkreuz. O Freude, Muschelstein und gelbe Pfeile.14 km. 11h50. Der von uns gelaufene Weg (nach dem englischen Manuskript) ist nicht der offizielle Pilgerweg, sagt an dieser Stelle auf einmal der Führer selbst, der den Weg über dieses Kreuz und die nachfolgende Kirche als Umweg erwähnt. |
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Es gibt eine wohl sehr neue Pilgerwegroute ab der Brücke von O Burgo. Deshalb wies der Muschelstein stadteinwärts anstatt über die Brücke. Die Route ist auf dem genannten Informationsblatt skizziert, aber ohne lesbare Straßennamen, die gesondert in einer Liste aufgeführt werden, aber ohne Hinweise, ob es rechts oder links abgeht, usw.: völlig unbrauchbar. Ich habe nach Wikiloc die Straßen identifiziert und gebe unten eine Beschreibung der neuen Route, aber ohne Gewähr.
Dann ist da die alte Pilgerwegroute. Sie steht noch in Wikiloc eingezeichnet. Sie führt auch nicht über die Brücke, sondern am diesseitigen Ufer nach rechts entlang, merkwürdigerweise an der Stelle, wo die Autobahn ist, mit dieser über den Fluss und dann zur Landstraße AC-1706 nach Cambre wie gehabt.
Gibt es unter der Autobahn eine Fußgängerbrücke? Oder stimmt da was nicht? Ich kann mich dunkel erinnern, eine Holzbrücke gesehen zu haben. In jedem Fall könnte man genauso gut am jenseitigen Ufer rechts entlanglaufen. Beide Varianten führen wieder auf die AC-1706. Wenn der "hilfreiche Spanier" wegen der paar hundert Meter so einen Aufstand gemacht hat, ist das grotesk. Aber vielleicht meinte er ja die neue Route. Warum zeigte er dann nicht vielsagend auf den Muschelstein?
Die in dem englischen Manuskript beschriebene Route folgt auch schon vor der Brücke nicht dem offiziellen Pilgerweg. Der führt nämlich gar nicht am Bahnhof O Burgo-Santiago vorbei, sondern dahinter, am Ríaufer entlang. Erst an der Brücke stoßen beide Routen aufeinander. Kein Wunder, dass nur da ein Muschelstein steht und - wegen der neuen Route - auch weiterhin bis zum Pilgerkreuz gar nichts.
Allein die englische Beschreibung führt einen durch den Stadtteil Temple jenseits der Brücke. Ansonsten schickt sie einen schon richtig über Cambre. Lediglich vor und hinter der Flussbrücke von Cambre leistet sich der alte Pilgerweg wieder Schlenker, denen die englische Beschreibung nicht folgt. Vor allem macht der alte Pilgerweg hinter der Brücke von Cambre rechts ab einen großen Linksbogen in Richtung Xira. Dort stößt auch die neue Route von rechts dazu (sie ist immer westlich vom Fluss geblieben). Alte und neue Route laufen dann auf das Pilgerkreuz zu.
Vor O Burgo bleibt der Pilgerweg nach allem, was ich gesehen habe, immer dicht an der Küste, bis er in O Burgo auf die Brücke trifft. Von der Brücke aus geht es ca. 200 m auf der AC-214 zurück Richtung La Coruña. Über die Bahnbrücke und sofort scharf links in die Rúa de Colina, die parallel zu den Gleisen verläuft, dann aber nach rechts schwenkt und auf die Calle de Pablo Picasso stößt, die geradeaus weiterführt. T-Kreuzung mit der Avenida de Galicia, links ab auf dieser weiter.
Halbrechts auf die Calle de los Palamios. Rechtsbogen. Calle de Elado de la Iglesia Doldán. Linksbogen. T-Kreuzung mit der Rúa de San Xiao, rechts ab auf dieser weiter. Abzweigungen rechts (Calle de Bo Home) und links (Camiño da Igrexa) ignorieren, geradeaus in die Rúa da Choeira, die zur Rúa das Catas wird. Abzweigungen links (Rúa dos Pereiros, Rúa Alfons X) ignorieren, aber danach links in die Rúa do Arcebispo Xelmírez abbiegen.
Diese windet sich an einem Waldstück entlang und kommt dann in ein neues Industriegebiet, wo es schwierig wird. An einer T-Kreuzung nach rechts zu einem großen Kreisverkehr vor riesigen Hallen. Richtung geradeaus, nach links versetzt, aus dem Kreisverkehr in die Calle GA. Diese läuft vor den Gebäuden auf die N-550 zu, führt dann an ihr links entlang. An 2 Kreisverkehren geradeaus an der N-550 weiter. Dann vor einer großen Kreuzung spitzwinklig nach links in die Calle A, aber schon nach ca. 50 m wird die Straße nach rechts überquert, und es geht gegenüber auf einem Weg durch die Büsche weiter.
Hier ist man in Xira, wo auch eine mittelalterliche Brücke überquert werden soll, wie ich den allgemeinen Unterlagen entnommen habe. Wo diese liegt, habe ich nicht herausgefunden. 400 m weiter Kreuzung mit der AC-214. 300 m weiter geradeaus. Zwei Rechtsabzweigungen ignorieren. Direkt hinter einer dritten kommt von links die alte Pilgerroute dazu. Geradeaus/halbrechts. 100 m weiter kommt man am Pilgerkreuz raus. Der Weg, den Hedwig und ich gelaufen sind, kommt hier von links unten hoch.
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Ich fahre jetzt mit der Beschreibung unseres Weges ab dem Pilgerkreuz fort, nachdem alle Varianten bis dahin besprochen sind.
Von dem Pilgerkreuz aus geht es nach links. Etwas später kommt man zur Kirche Santiago de Sigrás, wo früher ein Pilgerhospital lag. Hier läuft ein einzelner spanischer Pilger herum, den wir eingeholt haben. Es stellt sich heraus: Er wohnt in La Coruña und läuft fast jede Woche "mal eben" nach Santiago, die 72 km in 2 Tagen mit Übernachtung in Bruma, wobei er sofort nach der Ankunft in Santiago wieder nach Hause fährt. Eine 2-Tage-Pilgertour also, aber das laufend. =:o Mit ihm laufen wir den ganzen Tag parallel, wobei wir uns wechselseitig überholen, je nachdem, wann wer Pause macht. So geht das ja beim Pilgern oft. Jedenfalls war er nicht schneller als wir und litt später ebenso wie wir unter der glühenden Sonne. Ich konnte mich recht gut mit ihm verständigen. |
Anceis mit Informationstafel.
12h59. 57,0 km. Achtung: Kurz darauf geht es bei einer T-Kreuzung links ab (steht im englischen Führer falsch).
An einer T-Kreuzung nicht dem Schild "Alta Mira" nach rechts folgen, sondern links gehen.
Dann ein Schild, das die Pilger auf dem Gebiet von Carral willkommen heißt.
Bald darauf eine Bäckerei (mitten im Grünen), in der
wir ein ordentliches Stück Empanada kaufen.
Ein schöner Platz für eine Mittagspause17 km. 13h27. Dahinter kommt in A Lameira gleich ein prima Rastplatz mit Schatten und Wasser, wo wir Mittagspause machen. Der Wasserhahn ist so blöd eingestellt, dass er gar nicht oder wie eine Feuerspritze funktioniert. Man wird klitschnass, ohne was auffangen zu können. Auch unser Pilgerkamerad, den wir hier eingeholt haben, "erfrischt sich". Auf der Übersichtskarte sehen wir erschreckt, dass wir heute noch nicht allzu weit gekommen sind (erst 11,5 km gelaufen, 15 km noch vor uns, der Rest war die Bahnfahrt). 13h54 weiter. |
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Hinter A Lameira kommt man nach Corpo Santo (ich habe kein Ortsschild gesehen), man läuft auf der AC-1708. Es folgte eine Kreuzung: der Pilgerweg geht links (AC-2103) nach Sergude (die AC-1708 geht geradeaus weiter und trifft etwas später auf die N-550); rechts ist eine Verbindung zur N-550, die etwa 500 m entfernt ist. Dort müssten auch Unterkünfte für diejenigen sein, die nicht gern in Pilgerherbergen übernachten.
19 km. Dorf Sergude. Wenigstens gibt es jetzt ein psychisches Teilziel nach dem anderen.
24 km. 16h41. 48,2 km bis Santiago. Unser Pilgerfreund liegt rechts in einer Bushaltestelle, winkt müde und schachmatt. Ich rufe, dass es links um die Ecke eine Bar gäbe. (Steht im englischen Manuskript) Glaubt er nicht. Ich schaue durch eine halb offene Haustür in einen dunklen Raum, in dem 3 Frauen verschiedenen Alters sitzen. Links steht ein Tresen. "Ist hier eine Bar?" - Die Frauen verneinen. Es war wohl mal eine. Aber die jüngste Frau bietet uns frisches Wasser aus dem Kran im Garten an. Hedwig und ich trinken ordentlich und füllen noch eine Flasche. (Wir hatten heute schon vorsorglich 1 Reserveflasche mitgenommen.) Wohl, gemerkt, ganz gegen meine Gewohnheiten habe ich hier nicht gekauftes Wasser getrunken. Man muss auch mal von seinen Prinzipien abweichen können. Und geschadet hat es mir gottlob nicht.
In einem weiten Linksbogen weniger steil hoch in Richtung Sendemast. Auf der Höhe bleibt er doch links liegen.
27km. 17h39. 45,5 km bis Santiago. Wir
kommen an der AC-542 in As Travesas heraus. Es geht gegenüber gleich wieder ins Grüne und dann
parallel zu der Straße einen Wiesenweg entlang, der bei Regen sehr schlammig sein könnte. Die Kräfte lassen
nach, sobald kein Wind mehr weht. 17h56. Unter den nächsten Bäumen, die den Weg beschatten, legen wir uns hin und machen
die Augen zu. Nur Minuten später scheucht uns der Pilgerfreund wieder auf.
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Zu meinem Schreck geht es die nicht weniger gefährliche neue Landstraße AC-223 weiter entlang, und
ausgerechnet jetzt kommt uns ein riesiger Jauchetrecker entgegen, dem wiederum einige spanische Kamikazefahrer im Nacken
sitzen. Um ein Haar hätten wir in den Graben springen müssen. Hedwig meutert jetzt, hält das Ganze für
einen Umweg. Sie hat auf der AC-542 geradeaus nicht allzu weit entfernt große Gebäude gesehen und das für
Mesón do Vento gehalten. Es ist aber nur eine Industriesiedlung 5 km vor den Toren. Ich laufe finster
blickend weiter.
18h42. Zum Glück kommt schon wenig weiter die Stelle, auf die ich gehofft habe: Der Pilgerweg von Ferrol kommt links an der "Kaaba" raus, rechts geht's ins Gebüsch weiter. Jetzt hat meine arme Seele Ruhe: Ich weiß jetzt, dass der Camino von La Coruña her tatsächlich über die Landstraße hinzukommt, nicht über die Piste, wie ich vermutet hatte. |
Es sind leider immer noch 3 km bis Bruma. Wir sind jetzt alle drei ganz schön müde. Nach einigen hundert Metern
macht der Weg eine auffällige Spitzkehre nach links. Von vorn kommt ein Grasweg hinzu. "Hier", erläutert der
Pilgerfreund lebhaft, "kam sonst der Weg von La Coruña dazu." Warum er jetzt gesperrt ist, weiß er nicht.
Den Rest des Weges stapfen wir verbissen weiter. An der erwähnten unsicheren T-Kreuzung baue ich rechts gegenüber
ein Steinmännchen. Unser Kamerad schaut interessiert zu. Das Schild "1 km" lässt auch diesmal wieder Erleichterung aufkommen.
19h30 sind wir an der Herberge, wesentlich erschöpfter als beim ersten Mal. 10 1/2 Stunden für 24 km (ab O Burgo). |
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Die Herberge ist diesmal mit 12 Leuten belegt: Außer uns sind noch da: Unser spanischer Begleiter von heute;
ein weiterer Einzelpilger, der nachher beim Verpflastern überall rohes, blutiges Fleisch an den Füßen hat;
ein jüngeres spanisches Paar, ein älteres (er liegt erschöpft im Bett) und 4 Polen (2 Männer, 2 Frauen).
Alle sind sehr nett und reden in mehreren Sprachen durcheinander. Ich erzähle auch was über Esperanto. Die Idee wird
gut aufgenommen, sowas bräuchte man jetzt. Hedwigs Verband hat natürlich nicht gehalten. Es muss wieder Elastoplast
her. Da sie tapfer aufgetreten ist, haben sich die Schmerzen im oberen Bereich gegeben. Dafür spürte sie
die Blase unterm Ballen und die gequetschten Bereiche vor den Zehen um so mehr. Aber sie hat durchgehalten.
Noch später kommt eine 5-köpfige Gruppe: Zwei korpulente junge Frauen, die eine in einer Art Uniform, ist wohl der Führer, 3 junge Burschen, alle mit Tagesrucksäcken. Holen sich die Stempel für die Credenciales, dann fährt ein Großraumauto vor, wohl das Begleitfahrzeug. Na ja. Ich vergesse immer, dass wir es 1998 genauso gemacht haben. Sonst keine weiteren Vorkommnisse. Mindestens 3 Leute schnarchen, niemand stört sich dran.
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Fazit der Etappe:
Es war richtig von uns, dass wir Hedwigs Fuß 5,5 km erspart hatten. Bei diesem extrem heißen
Wetter ist die Etappe schwer. Sonst durchaus zu bewältigen, also auch in einem einzigen Tag von La Coruña bis Bruma.
Von Bruma nach Ordes
Von Ordes nach Sigüeiro
Außerdem zeigt Wikiloc an, dass der Pilgerweg als Abstecher über Ordes führt. Das ist aber nicht so.
Man sieht Ordes zwar lange rechts von sich liegen, läuft aber 2-3 km an der Stadt vorbei, ohne den Abstecher
machen zu müssen.
Morgens standen wir mit den anderen auf. Kein Problem, einen freien Waschraum zu bekommen. Wer bis Santiago wollte, hielt sich nicht lange auf, sondern zog zügig los. Beim Frühstücken waren wir aber auch nicht ganz allein. 7h47 zogen wir los. Morgengebet an der Kapelle, die links am Ortsausgang liegt. Man läuft noch lange recht hoch, ohne großes Auf und Ab, eine kleine Asphaltstraße entlang, wobei die Ortschaften wie Perlen an einer Kette folgen. Nach den Bars lässt sich die Etappe gut einteilen.
9h30. 8 km. Buscás mit Bar Novo. Hier treffen wir auf mehrere der anderen Pilger. Gegenüber liegt ein ansprechend aussehendes Haus (Casa Rural) "Doña María", wo man übernachten kann. Die 5er-Gruppe von gestern Abend zieht vorbei. Neben der Bar links ist wieder einmal eine Übernachtungsstätte von Felipe II. Nach kurzer Pause weiter. An der Kirche rechts (mit Märtyrerstatue San Paio) überholen wir unseren Freund von gestern und ein spanisches Ehepaar. Der Mann lag gestern wie krank im Bett, läuft auch heute etwas mühsam, aber er läuft. Am Ortsausgang rechts eine weitere Bar (O Rúa). Ein Stück hinter Buscás kreuzt man die AC-524, die rechts nach Ordes führt. (Hier gibt Wikiloc den Abstecher an.) Der Pilgerweg geht aber jenseits der Straße weiter. |
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11h00. 13 km. Calle de Poulo. Links Bar O Cruceiro, unser schon vorher ausgegucktes psychisches Teilziel. Eigentlich für die Mittagspause, denn wir haben ja schon etwas mehr als die Hälfte weg. Wir finden es aber trotzdem zu früh und trinken nur gern eine kalte Cola. Beim Weiterziehen sehen wir eine Frau, die eine Art Ring auf dem Kopf trägt. Darauf balanciert sie eine große Plastikflasche mit Trinkwasser. Das habe ich in Spanien noch nie gesehen. |
12h40. Wir treffen an einem Bauernhof auf die 5er-Gruppe, die am Weg Mittag macht. Danach kommen wir an einer kleinen Landstraße heraus, wo links gegenüber ein schöner schattiger Platz mit Sitzmöglichkeiten ist (aber kein richtiger Rastplatz). Zeit und Entfernung (ca. 18 km) lassen die Mittagspause angeraten sein. Wir trinken und essen gemütlich. Nach kurzer Zeit zieht die 5er-Gruppe vorbei. Dann erneut Stimmen. Aus dem Weg gegenüber löst sich eine lange Reihe von Gestalten. Ich schätzte nachher, etwa 40 Personen, jugendliche Pfadfinder aus Mérida, mit Pfarrer und Begleitern. Sie rufen uns fröhlich zu. Einer der Begleiter fragt, wo wir herkommen, ist auch Deutscher, der bei dieser Pilgergruppe hilft. Er erzählte anderntags unterwegs, dass sie in Ordes übernachtet hatten und morgens den Pilgerweg nicht wiederfanden. Eine Frau schickte sie 3 km in die falsche Richtung. Eine andere Person hatte ihnen gerade weisgemacht, dass es noch 9 Kilometer bis Sigüeiro seien. Ich konnte ihn beruhigen, dass wir noch etwa 6 Kilometer vor uns hatten, allenfalls 7. Er gab die frohe Kunde gleich an die erleichterten Jugendlichen weiter. Sie übernachteten in Turnhallen. Diese Gruppe sollten wir noch bis Santiago immer wieder sehen. 13h25 weiter. |
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Der Weg änderte sich nun sehr. Nachdem man die Autobahn unterquert hatte, kam man in eintönigen Eukalpyptuswald, in dem es noch einmal nach rechts und dann mehrere Kilometer lang auf einer Sandpiste schnurgeradeaus ging. Die Sonne brannte unbarmherzig senkrecht von oben. Hedwig hatte wieder Probleme, musste viel trinken. Zum Glück hatten wir reichlich Wasser mitgenommen. Weit vor uns sah ich Pünktchen: die Pfadfinder. Gern hätte ich das Tempo angezogen, um sie einzuholen. Tatsächlich kamen wir an die letzten noch bis auf wenige hundert Meter heran, konnten noch verfolgen, wie ein Begleitfahrzeug auftauchte, auf das sich alles stürzte. Dort wurde wohl Wasser verteilt, wie sie uns später bestätigten. Aber dann zogen sie uns wieder davon. |
15h27. Stadtrand von Sigüeiro erreicht. In ein ödes Industrieviertel rein. Dann Rechtsknick, links Grünanlagen - und lautes aufmunterndes Geschrei: dort lagerten die Pfadfinder. Hinter einer Einmündung links ab über eine kleine Brücke zum Freibad, das man links umlief. Jetzt dichte Bebauung. Hinter dem Schwimmbad erneut Gejohle. Dort saßen 7-8 unserer Pilgergeschwister und winkten uns heran. Wir waren schweißbedeckt und sichtbar ausgelaugt, während sie schon einiges getrunken hatten, auch Bier. Der Einzelpilger mit den kaputten Füßen flitzte los und holte uns eine Riesenflasche eisgekühltes Wasser aus dem nahen Café. Es war mir direkt peinlich, weil ich weiterwollte. Hatte mal wieder nervösen Druck, eine Unterkunft zu finden. Alles radebrechte durcheinander. Die 4 Polen, die doch noch bis Santiago wollten, waren lustig und hatten es gar nicht eilig. Einer sagte langsam zu uns etwas auf Deutsch, die anderen hörten respektvoll zu, verstanden nichts. Sie erwähnten noch einmal positiv Esperanto, das man nun gut gebrauchen könne. Dumm, dass wir nicht blieben, weil ich nur an die Unterkunft dachte. Deshalb verabschiedeten wir uns, ich ziemlich verlegen. |
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Es ging die Straße weiter geradeaus, dann halblinks zu einem Platz mit Caminodenkmal. Am Ende des Platzes die linke Straße weiter hoch (Muscheln hoch an Häuserwänden). Dann links ab in die Rúa do Tambre. Hier hatte ich zu Hause im Netz zwei Hotels in einer Seitenstraße links gesehen. Oben erreichte man eine größere Straße. Rechts ab, an mehreren Bars vorbei. Menschen beim Essen, obwohl es kurz vor 16 Uhr ist. Am Ende erreicht man eine große Kreuzung. Die N-550 führt dort quer vorbei. Rechts an der Ecke liegt das Hostal Miras, Café, Bar und Restaurant, Tel. 981 694 508. |
Fazit der Etappe: Gut in "psychische Teilziele" aufteilbar. Nicht sehr anstrengend, kaum Auf und Ab. Aber auch keine besonderen Höhepunkte. Für den 2. Teil bei Hitze viel Wasser mitnehmen.
5 km. 10h18. Dann läuft man durch die Ortschaft Forte mit Kirche, Cruceiro, usw. zum Schluss nach rechts zur N-550, links an ihr vorbei und nach 300 m (erst die 2. Unterführung nehmen!) unter ihr her auf die andere Seite. Hier schaute ich mich nach dem Hostal San Vicente um, denn wir hatten gut 4 km hinter uns, aber nichts zu sehen. Eine Idee wäre ja, im Café zu fragen. Ich vermute, dass das Hostal auf der N-550 noch etwas zurück in Richtung Sigüeiro liegt. |
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10h22. Noch 11,2 km bis Santiago. Es kommen jetzt mehr Muschelsteine mit Entfernungsangaben.
Der Pilgerweg schlängelt nun einige Kilometer um die N-550 herum. Die Planer haben sich bemüht, dass man möglichst
wenig direkt an der N-550 herlaufen muss, denn der Randstreifen ist schmal, und die Lastwagen sind eine echte Gefährdung.
Es folgen zwei kurze Linksschwenks, wobei man jedes Mal wieder an der N-550 landet.
10h45. Nach dem zweiten Mal kann man einen Fußpfad hinter der Leitplanke bis zu einem Buswartehäuschen gehen. Dann wird's allerdings hinter der Leitplanke sehr schmal und abschüssig, so dass man doch besser auf der Straße, links von der Leitplanke bleibt. Zum Glück geht es bald endgültig rechts ab von der N-550. |
8 km. 11h10. Rechts liegt ein riesiger Schulkomplex. Es geht im Linksbogen steil hoch, unter der Eisenbahn her, weiter hoch, in erneutem Linksbogen, bis man die Höhe erreicht hat. Hier holten wir das spanische Paar ein, wo der Mann in Bruma so schlecht zurecht war.
An einem Bauernhof ging es unvermutet um diesen rechts herum. Hier kam die ursprüngliche Route von links, deshalb stand der Muschelstein ungünstig. Ich frage mich aber, warum die "Umleitung" nicht zum offiziellen Weg gemacht wird. Laut Wikiloc wäre man sonst nur mal wieder an der N-550 gelandet. Die neue Route ist viel schöner. Hinter dem Hof geht es durch Wald, am Ende mit scharfem Knick nach links, und schon hat einen die N-550 wieder.
13h28. Noch 2,8 km. Oben links und dann immer geradeaus ein winkliges Vorstadtsträßchen (Camiño dos Vilares) entlang. Hier überholten uns wieder die Pfadfinder. Urplötzlich sind schräg links die Türme der Kathedrale zu sehen. Kurz darauf in einem Linksbogen (mehrere Einmündungen) nach unten. Bei einer Verzweigung halbrechts halten und weiter nach unten in den Park gegenüber. Links liegt eine bemerkenswerte Mauer. Aber jetzt hatte uns die Unruhe kurz vor dem Ziel gepackt. Die Pfadfinder sangen schon Ankommenslieder.
13h50. Man läuft halbrechts diagonal durch den Park und kommt nach wenigen Minuten an der Praza da Paz raus, schon wohlbekanntes Terrain. Hier verloren wir die Gruppe aus den Augen, aber wir wollten ja ohnehin direkt zur Bar "La Campana" und liefen deshalb den uns bekannten Weg zum Busbahnhof rückwärts.
Wikiloc schickt einen unterhalb der hier beschriebenen Wegeführung durch den Busparkplatz an der Avenida de Xoán XXIII, aber ich finde diese Route nicht so günstig. Statt dessen gingen wir von der Praza da Paz eine Straße höher rechts in die Rúa da Pastoriza in Richtung Konvent der Hl. Klara. Erst jetzt, nach all den Jahren, fand ich hier die optimale Variante, den Busbahnhof anzusteuern, die ich ab da immer ging und gehen werde. Es ist kein großer Vorteil, aber man sieht, dass der Camino Inglés tatsächlich an der Bar "La Campana" vorbeiführt (nicht nach meiner Fantasie, sondern so habe ich es auch auf offiziellen Karten gesehen): Die Variante lautet, von der Rúa de Santa Clara hinter dem Zebrastreifen halbrechts in die Rúa dos Loureiros (ein Straßenschild kommt erst später) abzuzweigen. Die Stelle ist kaum zu übersehen, praktisch die erste, wo man auch scharf rechts abbiegen kann. Rechts liegt das Convento do Carme und links das Convento de Santa Clara. |
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Nun geht es etwas abwärts
immer geradeaus. Man erreicht an der nächsten Kreuzung schon die Altstadtgrenze, geht gegenüber in
die Rúa da Porta da Pena. Nur wenige Meter, dann liegt rechts, etwas abseits, der riesige Komplex
Igrexa de San Martiño Pinario. Man kann dann rechts gleich die Stufen hinunter in die Rúa
da Moeda Vella - und geradeaus ist schon die Seitenfront der Bar "La Campana". (Pilger gehen rechts an
ihr vorbei und erreichen so die Praza da Immaculada an der Kathedrale.)
14h15 lugen zwei tropfnasse Gestalten in weiten Regenumhängen bei Doña Josefina um die Ecke. Wir gehen dann aber, wie es sich gehört, erst zur Kathedrale und danken für die gelungene Pilgerfahrt. |
Vor uns auf dem Platz toben die Pfadfinder im Regen.
Der deutsche Helfer macht ein Bild von uns. Aus Spaß habe ich es
als Titelbild gewählt, weil es so schön irreführt: Dies war der einzige Regentag, und danach
folgte wieder der brüllheiße Sommer. Aber an so einem Ausnahmetag kann ich immer meinen alten
Witz bei den entsetzten Galiciern anbringen: "Das soll Galicien im Sommer sein? Das ist doch Deutschland
im November!" Und sie schwören Stein und Bein, dass es sonst nie so ist (und haben ja mehr oder minder
recht).
Da es ein Heiliges Jahr war, konnte man auch durch die Heilige Pforte gehen. Als die Warteschlange mal nicht so lang war, taten wir das auch. Es stellte sich heraus: Nur so konnte man in die Krypta und zur Apostelfigur. Der ganze Vorderteil der Kathedrale war ansonsten durch ein hohes Gitter abgetrennt und nicht vom Hauptschiff aus zugänglich. |
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Hier endet mein Bericht vom Camino Inglés. Wir nahmen dann bis zum Montag an dem 69. Spanischen Esperanto-Kongress teil, flogen aber erst am Mittwoch wieder nach Hause.
Letzte Änderungen: 02.03.2017